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Das kurfürstliche Schloss in Wittlich

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Zweites Bändchen

Das kurfürstliche Schloss in Wittlich

Es ist Tatsache, dass auf dem »Schloßplatz« in Wittlich dereinst ein Schloss gestanden hat. Bereits im Jahre 1146 wird ein bischöfliches Schloss in Wittlich erwähnt. Im Jahre 1402 begann der Erzbischof Werner von Trier (1388 – 1418) anstelle des zerfallenen alten Schlosses ein neues zu bauen. Es wurde jedoch erst unter seinem Nachfolger Otto von Ziegenhain (1418 – 1430) vollendet und nach ihm Schloss Ottenstein genannt. Im Jahre 1424 wurde die Vollendung des Schlosses feierlich begangen. Aber schon nach neun Jahren wurde es infolge der Unruhen, die wegen der Wahl des Kölner Domdechanten Ulrich von Manderscheid1 zum Erzbischof von Trier entstanden waren, zum größten Teil zerstört, jedoch sofort wieder aufgebaut.

In dem Schloss zu Wittlich hielten sich die Erzbischöfe von Trier oft und gerne auf, was aus zahlreichen von hier datierten Verordnungen und anderen Urkunden hervorgeht. Im 16. Jahrhundert sollen auf dem Wittlicher Schloss nur fünf Urkunden weniger als in Trier ausgefertigt worden sein. Der Erzbischof Richard von Greiffenklau, der Bezwinger Sickingens, starb im Schloss zu Wittlich am 16. März 1531 im Alter von 64 Jahren. Seine Leiche wurde dann nach Trier gebracht und im linken Seitenschiff des Domes beigesetzt. Sein fünfter Nachfolger, Jakob von Eltz, wurde am 7. April 1567 von den Domherren in Wittlich gewählt. Später entstand zwischen ihm und der Stadt Trier ein langjähriger Streit, der sich darum drehte, ob Trier eine freie Reichsstadt oder dem Kurfürsten untertan sei. Er wurde 1580 zugunsten des Erzbischofs entschieden, und die Trierer schickten nun eine Abordnung an den Kurfürsten nach Wittlich, um ihn wegen ihrer Widerspenstigkeit um Verzeihung zu bitten. Mit einem glänzenden Gefolge zog er darauf von Wittlich nach Trier.

Im Jahre 1647 explodierte die beim kurfürstlichen Tiergarten stehende Pulvermühle. Dadurch wurde ein großer Brand verursacht, dem auch das Schloss zum Opfer fiel. Es wurde bald wieder aufgebaut, aber am 17. September 1689 durch die Franzosen samt der Stadt Wittlich durch Feuer zerstört. 73 Jahre lang lag es in Trümmern. Da ließ der Kurfürst Johann Philipp (1756 – 1768) das zerstörte Schloss vollständig niederreißen und an dessen Stelle ein neues aufführen. Er nannte es Philippsfreude. 1762 wurde der Grundstein dazu gelegt. Es war ein Prachtbau, der von einem großen Park umgeben und von einer hohen Mauer eingefasst war. Der Platz des Parkes heißt heute noch Tiergarten. Von der Umfassungsmauer sieht man noch Überreste im Distrikt Oling im Tal der Lieser.

Die Einweihung des neuen Schlosses wurde im August 1763 feierlich begangen. Sehr viel Volk war zu dieser Feier nach Wittlich gekommen, wobei sich jedermann an kostenlos verabreichtem Wein gütlich tun konnte.

Der Grundstein des Schlosses trug eine Kupferplatte, in die der Kurfürst die Worte hatte einschreiben lassen: »Johann Philipp, von Gottes Gnaden Erzbischof von Trier, hat dieses von den Kurfürsten Werner von Falkenstein und Otto von Ziegenhain erbaute und in Kriegszeiten zerstörte Schloss für sich und seine Nachfolger wieder aufrichten lassen. Möge es noch jahrhundertelang bestehen!« Dieser Wunsch ging aber nicht in Erfüllung.

Die Franzosen, in deren Gewalt Wittlich seit 1794 war, ließen 1804 das kurfürstliche Schloss mit Stallungen und Gärten (aber ohne den Tiergarten) für 1200 Taler versteigern. Der Ansteigerer ließ das Schloss, das durch die Raubheere der Französischen Republik sehr gelitten hatte, abbrechen. Aus dem Blei, womit die Dächer belegt waren, löste er 400 Taler. Von dem Schloss ist nichts mehr zu sehen. Ein Rest der dazu gehörigen Nebengebäude war das in Stallungen und Remisen umgewandelte Erdgeschoss des alten Amtsgerichtsgebäudes. Über seinen beiden Eingangstüren befand sich das in Stein gehauene und gut erhaltene kurfürstliche Wappen. Die auf der Umfassungsmauer des Kasinogebäudes an der Straße stehenden Steinfiguren (Janusköpfe, im Volksmund Siebenschläfer genannt) sind ebenfalls noch Überreste des kurfürstlichen Schlosses in Wittlich.

Show 1 footnote

  1. Er war nur von einem Teil des Domkapitels gewählt worden, während der andere sich für Jakob von Sierck entschied. Ulrich verzichtete 1436.