Das Eberhardsfässchen
Vom frischen Quell
Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Zweites Bändchen
Das Eberhardsfässchen
Als der fromme Eberhard seine zweite Kapelle aufführte, wurde er von allen Seiten tatkräftig unterstützt. Zahlreiche Arbeiter stellten sich in den Dienst der guten Sache und halfen dem Bruder, ohne irgendein Entgelt zu fordern. Um sich den treuen und billigen Gehilfen dankbar zu erzeigen, hatte Eberhard ein Fässchen Wein von der Mosel besorgt und erquickte sie in den heißen Sommertagen mit dem kühlenden Trank. Das Fässchen ging bald zur Neige. Wohl hatte er ein neues bestellt, aber es war noch nicht eingetroffen. Die Arbeiter, die bereits an den Wein gewöhnt waren und unter der Hitze viel zu leiden hatten, wurden unzufrieden und wollten fortgehen. Zu seiner Verlegenheit wandte sich Eberhard vertrauensvoll an die Muttergottes und flehte: »Liebe Muttergottes! Ich habe das meine getan, die Reihe ist jetzt an dir. Hilf mir und meinen Arbeitern in dieser Not.«
Sein Vertrauen wurde nicht zuschanden. Als er wieder zu dem vorher leeren Fässchen kam, fand er es bis obenhin mit Wein gefüllt. Eine große Rührung und Verwunderung ergriff die Arbeiter und alle, die von dem Vorfall hörten. Noch heute wünscht man sich in dortiger Gegend bei Hitze und Durst ein Eberhardsfässchen.