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Fort Aldamo – Band 54

Frank Callahan
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 54
Bis zur letzten Patrone

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 28.11.2017, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Finnewackers neues »Gipfelstürmer-Lied« hallt aus rauen Kehlen über die Wüstenlandschaft. Der Master Sergeant strahlt zufrieden. Doch als er und seine Männer auf die völlig erschöpften Soldaten aus Fort Lincoln treffen, verfinstert sich die Miene des alten Haudegens.

In ihren Armeeunterhosen sehen die Jungs wirklich nicht sehr militärisch aus. Ein gewisser El Rocco, Boss einer brutalen Horde von Bandoleros, hat ihnen Uniformen, Waffen und Pferde geraubt. Na, das lässt Finnewacker nicht durchgehen! Mit einem Trupp aus Fort Aldamo wagt er den Ritt nach Mexiko, um mit dem Dreckskerl abzurechnen. Er kann sich schon denken, was dieser El Rocco mit den Uniformen im Schilde führt. Dass aber noch viel mehr dahintersteckt, erkennt Finnewacker erst, als er sich in einer mörderischen Falle wiederfindet …

Leseprobe:

»Wo man singt, da lass dich ru­hig nieder. Bösen Menschen wird der Marsch geblasen! Kaporus?«

So tönte Master Sergeant Finnewa­cker mit seiner berüchtigten Stentor­stimme und wandte sich seinen sechs Kameraden zu, die in Doppelreihe hinter ihm hermarschierten.

»Stillgestanden – zum Geier!«

Die sechs Soldaten aus Fort Aldamo nahmen Haltung an und musterten den kommissarischen Commander und Spieß der Strafkompanie voller Misstrauen.

»Verdammt noch mal, ihr Trauer­klöße! Euer Eunuchengesang geht mir an die Nieren. Da spiele ich nicht län­ger mit. Fast glaube ich, dass ihr das Gipfel-Erstürmungskommando nicht ernst nehmt. Ihr macht schon schlapp, noch ehe wir den Berg erreicht haben, an dem wir unsere Kletterkünste aus­probieren wollen.«

Finnewacker wippte mit den Zehen­spitzen und sah die drei Sergeanten und die drei Corporale der Reihe nach an. Bis auf Fitzgerald senkten alle die Köpfe. Der kleine kraushaarige Ser­geant grinste nur unverschämt.

»Mensch, Finnewacker, übertreibst du nicht ein bisschen? Es ist schon schlimm genug, dass wir seit Stunden durch diese verdammte Wüste mar­schieren, nur weil du dir in den Kopf gesetzt hast, einen neuen Gipfel zu ›erstürmen‹. Die Hitze setzt uns mäch­tig zu. Und du hast nichts anderes im Kopf, als ein Lied nach dem anderen zu singen!«

»Halt die Klappe, Kleiner! Ohne Gesang macht das überhaupt keinen Spaß. Ihr wärt alle schon lange ein­gepennt. Ihr seid nur so geschlaucht, weil ihr gestern Abend zu viel Whisky geschluckt habt. Das ist schon alles.«

Der kleine Krauskopf senkte den Kopf. Ihm war klar, dass er gegen Finnewacker nicht ankam. Der Com­mander von Fort Aldamo war nun ein­mal ein großer Sangesbruder vor dem Herrn.

»Wir marschieren weiter, ihr Schluckspechte. Der Berg liegt dort drüben. In wenigen Minuten sind wir am Ziel. Und jetzt verrate ich euch auch die riesengroße Überraschung, die ich euch versprochen habe!«

Master Sergeant Finnewacker rich­tete sich kerzengerade auf. Er über­hörte großzügig, dass seine sechs Ka­meraden tief seufzten und ergeben auf die angekündigte »Überraschung« warteten.           »

»Zum Henker – ich gebe euch genau fünf Sekunden, um begeisterte Gesich­ter zu ziehen. Ihr wollt mir wohl meine gute Laune vermiesen, ihr Knickstie­fel!«

Finnewacker grinste lässig.

»Also weiter im Takt, Kameraden. Wie vor einigen Wochen versprochen, habe ich ein Gipfelstürmer-Lied ge­textet.«

»Ach du dickes Ei!«, seufzte Fitz­gerald. »Das hat uns gerade noch zu unserem Glück gefehlt.«

»Ein, ein – was …?«‚ ächzte Sergeant Wallowa.

»Ihr habt schon richtig gehört, ihr Hechte. Gipfelstürmer-Lied! Das sin­gen wir in Zukunft immer, wenn wir zum Gipfel-Erstürmungskommando losmarschieren. Ich singe euch jetzt die beiden ersten Strophen vor. Melo­die wie der Schornsteinfeger. Text von mir. Kapiert?«

»Aye, Master Sergeant«, erklang es dumpf von den sechs Chargierten.

Master Sergeant Finnewacker lä­chelte breit.

»Rührt euch, ihr Schattenboxer. Rückt eure Steilwandhüte zurecht und schwingt eure Gipfelkreuzpantoffeln, Jungs. Es geht los!«

Finnewacker holte tief Atem.

»Im Gleichschritt – marsch. Links, zwo, drei, vier, links, zwo, drei, vier! Nicht so lahmarschig!«

Und dann legte Master Sergeant Finnewacker los. Sein Gipfelstürmer-Lied hallte weit über die Wüste. Die letzten Klapperschlangen und Taran­teln ergriffen erschüttert die Flucht.

»Zu den Gipfeln empor, so steigen wir und jubeln erfreut im Chor: Hurra, hurra, hurra, die Gipfelstürmer aus Fort Aldamo sind da!«

Finnewacker strahlte. Er drehte den Kopf, sah aber nur grinsende und teil­weise entsetzte Gesichter.

Das juckte den wackeren Master Sergeant aber nicht die Bohne. Wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf ge­setzt hatte, ließ er sich nicht so schnell davon abbringen oder gar entmutigen.

»Jetzt kommt die zweite Katastro­phe«, scherzte Sergeant Fitzgerald.

Er sollte sich nicht täuschen.

»Hurtig wie die Gämsen, so klettern wir und sind nicht mehr zu bremsen. Hurra, hurra, hurra, die Gipfelstürmer aus Fort Aldamo sind da!«

Der alte Haudegen grinste vor sich hin. Das konnten seine Kameraden aber nicht sehen. Er rückte seinen Feldhut zurecht.

»Jetzt singen wir dieses flotte Lied­chen gemeinsam. Keine Müdigkeit vor­täuschen, ihr Eintänzer! Dass mir das aber auch klappt, sonst üben wir, bis euch das Wasser im … äh … irgendwo zu kochen beginnt!«

»Drei, vier!«

Master Sergeant Finnewacker legte erneut los. Zögernd stimmten seine Kameraden ein. Und schon kurze Zeit später erscholl rauer Gesang aus sieben Kehlen über die Wüste.

Einige Minuten darauf fanden sie eine tote Klapperschlange. Sergeant Fitzgerald behauptete noch lange, dass die Schlange vom Gesang der Soldaten in den Selbstmord getrieben worden wäre.

 

*

 

»Lied aus!«, schmetterte Finnewa­cker. »Nicht schlecht, Leute. Ganz zu­frieden bin ich nicht. Das kriegen wir aber schon noch hin.«

Die sechs Sergeanten und Corporale aus der alten, ehemals spanischen Fes­tung seufzten. Sie hatten sich wirklich die Seele aus dem Leib gesungen.

»Anhalten!«, tönte der Commander. »Zum Pinkeln nach rechts wegtreten. Anschließend Marschpause von zehn Minuten. Ausführung!«

Sergeant Fitzgerald trat zu seinem alten Freund und Kampfgefährten und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.

»Wie viele Strophen hast du denn auf Lager, mein Alter?«

Der alte Haudegen lächelte.

»Weiß ich noch nicht, Kleiner. Wird mir schon noch einiges einfallen. Könn­test ja auch mal deinen Grips anstren­gen, mein Guter. Vielleicht fallen dir auch ein paar Zeilen ein.«

»Ach du grüne Neune«, quetschte der kleine Krauskopf hervor. »Das ist doch nicht dein Ernst! Ich und dich­ten? Dabei kommt überhaupt nichts raus. Da balge ich mich lieber mit ein paar Apachen herum oder scheuche die Strafsoldaten durchs Gelände. Außer­dem bin ich …«

Fitzgerald schwieg plötzlich. Seine Augen wurden starr. Er blickte an­gestrengt an seinem Master Sergeant vorbei.

»Was ist los, Kleiner?«, brummelte Finnewacker. »Ist mir eine Klapper­schlange zu nahe gekommen, oder schleichen sich einige Wölfe an, die mich als Leckerbissen verspeisen wol­len?«

»Nichts von alldem«, murmelte der kraushaarige Sergeant. »Da hinten kommen Fremde angestiefelt. Zehn Jungs, wenn ich richtig gezählt habe.«

Master Sergeant Finnewacker drehte sich um. Auch seine übrigen Soldaten wurden auf die »Fußgänger« aufmerk­sam, die noch ungefähr eine halbe Meile entfernt waren. Bis dahin musste eine Sanddüne sie verdeckt haben.

»Gib mir mal meinen Feldstecher, alter Nasenbär. Vielleicht wollen die mitsingen.«

»Aye, Finnewacker!«

Sekunden später richtete der Com­mander von Fort Aldamo das Fern­glas auf die Männer, die jetzt winkten, nachdem sie die Blauröcke erkannt hatten.

»Mein lieber Schwan«, sagte Finne- wacker grinsend. »Die Knilche schei­nen aber mächtig unter die Räuber gefallen zu sein. Sie haben nur noch ihre Unterwäsche und Socken an. Und nach den langen roten Unterhosen zu urteilen, scheint es sich um ehrenwerte Soldaten unserer glorreichen Armee zu handeln.«

»Soll ich Alarmbereitschaft anord­nen?«, fragte Sergeant Wallowa eifrig.

»Na ja«, meinte Finnewacker. »Von mir aus. Ich glaube aber nicht, dass uns diese Unterhosenhengste gefährlich werden können. Wir marschieren ihnen auf jeden Fall mal entgegen. Haltet eure Karabiner schussbereit, obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass die Burschen sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen haben, nur um uns in eine Falle zu locken.«

Die sieben Blauröcke aus Fort Al­damo schwärmten in Schützenlinie aus und stiefelten auf die zehn Männer zu, die stehen geblieben waren. Sie alle machten einen sehr erschöpften Eindruck.

Einige ließen sich in den heißen Wüs­tensand fallen, als wären sie völlig am Ende ihrer Kräfte.

»Da bin ich aber mächtig gespannt, was uns die Jungs zu erzählen haben«, meinte Master Sergeant Finnewacker.

Quelle:

  • Frank Callahan: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 54. Bastei Verlag. Köln. 28.11.2017