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Das Imperium der Ameisen

H. G. Wells
Das Imperium der Ameisen
Originaltitel: The Empire of the Ants

Mystery-Thriller, Hörspiel, Folgenreich (Universal Music), Berlin, November 2017, Audio-CD, 56 Minuten, 7,49 Euro, Buch, Schnitt und Regie: Oliver Döring, Sprecher: Julien Haggége, Carlos Lobo, Douglas Welbat, Oliver Stritzel, Boris Tessmann, Daniel Montoya und Joachim Kerzel

Herbert George Wells wird als Autor hauptsächlich mit Der Krieg der Welten und Die Zeitmaschine in Verbindung gebracht. Dass H. G. Wells in Deutschland vor allem für seine Science-Fiction-Bücher bekannt ist, vernachlässigt, dass er auch zahlreiche realistische Romane verfasste.

Da die Rechte an seinen Werken inzwischen frei geworden sind, steigt die Zahl der Veröffentlichung und auch in Deutschland unbekannte Werke erhalten nun ihre Chance. Dies gilt für die am 24.11. erschienene Erzählung Empire of the Ants das hier den deutschen Titel Das Imperium der Ameisen trägt.

Beginnen wir doch einfach mal mit einem Zitat aus dem Buch:

»Seit die Menschen damit begonnen haben, den Regenwald aus reiner Gier Stück für Stück zu vernichten, glauben viele hier, dass sich die Natur eines Tages rächen wird. Dass der Regenwald ein Wesen erschaffen wird, das die Menschen für ihren Frevel bestrafen wird.«

Gerilleau (Zitat aus der 1905 veröffentlichten Kurzgeschichte Das Imperium Der Ameisen)

Christiane Henkel schrieb fast hundert Jahre später (18.11.2004) einen Artikel für Die Zeit Online unter dem Titel Schätze aus dem Urwald. Darin greift sie die Gier der Pharmakonzerne nach den Schätzen des Urwaldes auf. Auch Sandra Henke nimmt sich dieses Themas bei National Geographic im Heft 11 von 2012 an. Die Pharmakonzerne gehen inzwischen sogar soweit, dass sie Pflanzen und Pflanzenteile aus dem Urwald patentieren lassen wollen.

In dieser Erzählung The Empire of the Ants, speziell in diesem Hörspiel, geht es jedoch noch nicht um Rechtesicherung, sondern um das Auffinden besonderer Tiere; im Speziellen um eine neue Ameisenrasse.

Lukas Holroyd, seines Zeichens Biologe, fliegt im Auftrag seiner Firma nach Südamerika. Hier fand man eine neue Ameisenrasse, die ein besonders gefährliches Gift in ihren Drüsen herstellt. Herr Holroyd ist nicht gerade begeistert. Als Großstädter ist ihm der Urwald, fernab jeglicher Zivilisation, eher fremd und abschreckend. Für einen kleinen Karrierekick nimmt er es jedoch auf sich, die schwüle Hitze eines undurchdringlichen Urwaldes zu ertragen; ebenso eine unbekannte Fauna und Flora, die immer noch mit neuen Überraschungen aufwartet.

Der mächtige Amazonasregenwald erstreckt sich über große Teile Südamerikas und ist eine Gegend, die sehr schwer zu erreichen ist. So besitzt seine Firma eine kleine Station in Loreto, aber es meldet sich keiner mehr. Der Kontakt zu den Menschen vor Ort ist abgebrochen. So ist Holroyd ziemlich auf sich selbst gestellt, als er mit Kapitän Gerilleau und dessen Kanonenboot zur Forschungsstation mitten im Urwald aufbricht. Nicht lange, und sie machen Bekanntschaft mit den Ameisen.

Wer den Text liest, wird sicherlich an Filme wie Formicula erinnert, nur dass hier als Biotop die Wüste herhält, oder an Bert I. Gordons 1977 gedrehten Film Im Bann der Riesenameisen. Basierend auf der Kurzgeschichte von H.G. Wells präsentiert Oliver Döring mit diesem Öko-Mystery-Thriller ein spannendes und Furcht erregendes Hörspiel. Er zeigt damit aber auch, dass H. G. Wells visionäres Werk bis heute aktuell geblieben, ja möglicherweise sogar aktueller als damals ist.

Das Imperium Der Ameisen stellt hohe Ansprüche an seine Sprecher. Dabei versammelte er sehr bekannte Stimmen für diesen Öko-Thriller, der zu Wells Zeiten nicht so genannt werden konnte. Heute ist das Hörspiel beklemmend, weil die Idee immer noch funktioniert. Es könnte ja sein, dass … Gut, wir fliegen zum Mond, kennen sogar seine Rückseite, aber große Teile der Urwälder und vor allem die Tiefsee sind noch unerforscht. Die Entdeckermentalität aus der Zeit von Wells, als Afrika und andere Kontinente erforscht und erobert wurden, kommt nicht ganz zum Tragen. Aber der ökologische Aspekt, die Vernichtung der Wälder durch den Menschen, und Mutter Natur, die sich langsam wehrt, kommen gut zur Geltung. Wer sich für die Erzählung etwas mehr interessiert, der folge dem Hinweis auf
Gruselkabinett136: Das Königreich der Ameisen, welches am 27. April 2018 bei Titania Medien erscheinen wird.

(es)