Die Todesfalle von Dornwood
Marc Freund
Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes in »Die neuen Fälle«
Fall 31
Die Todesfalle von Dornwood
Romantruhe Audio, Kerpen-Türnich 2017, 1 CD, ca. 77 Minuten, 8,95 Euro, ISBN: 9783864731419, Sprecher: Christian Rode, Peter Groeger, Lutz Harder, Vera Bunk, Eckart Dux, Uwe Jellinek, Hildegard Meier, Helmut Krauss, Alexis Krüger, Nicole Hannak, Gerald Paradies, Lothar Blumhagen
www.romantruhe.de
Die junge Nora Henderson ist außer sich vor Sorge: Ihr Bruder ist auf einer Reise verschollen und unauffindbar. Das letzte Lebenszeichen kam aus dem nordenglischen Dorf Dornwood, wo der Reisende einen Zwischenstopp eingelegt hatte. Sherlock Holmes und Dr. Watson nehmen sich des Falles an. Bereits bei der Anreise fällt ihnen der bärbeißige Kutscher Jennings auf, der etwas zu schnell die Frage verneint, ob er Miss Hendersons Bruder nicht schon einmal gesehen hätte. Der Mann bringt sie schließlich zum Gasthaus Hangman’s Inn, wo sie das Ehepaar Hoskin willkommen heißt. Noras Sorge wächst, als sie erfährt, dass ihr Bruder hier ebenfalls abgestiegen war, jedoch längst weitergezogen sei. Als Holmes und Watson die nähere Umgebung untersuchen, stoßen sie auf die abgelegene Privatklinik eines gewissen Dr. Wheldon, um dessen Ruf es nicht sonderlich gut bestellt ist. Zwar gilt er als genialer Chirurg, jedoch ist er bei seinen Experimenten zur Organtransplantation des Öfteren zu weit gegangen. Hat der Arzt etwas mit dem Verschwinden von Noras Bruder zu tun?
Das Buch und die Idee zu Die Todesfalle von Dornwood stammen erneut von Marc Freund. Er baut in dem Hörspiel leicht unheimliches Szenario auf, dessen Stimmung mit der Folge 28 Im Labyrinth des Wahnsinns – ebenfalls von Marc Freund – einiges gemeinsam hat, doch dazu später mehr. Wirkt der Beginn mit dem ersten Auftritt der unruhigen Nora Henderson noch etwas abrupt, fängt sich der Höreindruck in der ersten Hälfte schnell und die Geschichte bleibt durch einige Szenen- bzw. Ortswechsel und frische, neue Charaktere interessant. Spannend wird es dann, als die Detektive in die Privatklinik eindringen und sich nicht nur mit der biestigen Krankenschwester Emily Stack, sondern auch mit ihren Hunden auseinandersetzen müssen. Hier finden zudem die akustischen Spannungsspitzen ihren Höhepunkt. Auch sonst wird sorgfältig mit Hintergrundeffekten gearbeitet, von denen es dieses Mal etwas mehr zu hören gibt. Sehr schön!
Bei den Sprechern schmeichelt sich vor allem wieder einmal Eckart Gandalf Dux als Dr. Henderson ins Ohr, aber auch Helmut Krauss (deutsche Stimme von u. a. John Goodman und Samuel L. Jackson) in einer Nebenrolle als Mit-Hotelgast Barnabas Gladstone weiß zu gefallen. Weniger überzeugend sind Uwe Jellinek und Hildegard Meier in ihren Rollen als Gasthausbesitzer-Ehepaar. Sie spielen mit einem derart linkischen Unterton, dass man ihnen ihre Verschlagenheit ab dem ersten Satz anhört – unnötig plakativ. Das wäre dann aber doch eher der Regie anzulasten. Nicole Hannak als kühle Krankenschwester Emily Stack macht in ihrer Rolle alles richtig, unterstreicht aber durch ihr Coolnesstimbre noch einmal einen gewissen Trashfaktor, der vor allem das Finale dieses Falls durchzieht.
Und damit wären wir beim großen Schwachpunkt des Hörspiels – dem erneuten Mitmischen von Sherlock Holmes’ Erzfeind Farley Straker. Dessen Auftritt in diesem ansonsten recht runden Hörspiel wirkt so bemüht wie überflüssig. Seine Figur erfüllt für die Story, die Motivation des/der Täter/s und die Lösung des Falles keinerlei Zweck und tritt hier wohl nur auf den Plan, um sich in Erinnerung zu rufen. Während sein Auftreten in Folge 28 – und vor allem der späteren Folge 34 – recht wichtig ist, wirkt er hier komplett deplatziert. Überhaupt wird die Figur in den Hörspielen von Folge 28 bis aktuell 35 recht überstrapaziert und erfüllt die Funktion als Antagonist nur recht eingeschränkt.
Fazit:
Lässt man Strakers Auftritt einmal außen vor, gelingt Marc Freund mit Die Todesfalle von Dornwood ein durchaus gelungener Fall für Holmes und Watson, der wieder eine leichte Gruselnote besitzt und zum Ende hin sogar einen kleinen, aber angenehmen Trash-Horror-Touch bietet. Die Sprecheranweisungen sind nicht immer ganz glücklich gewählt, wenn auch die Auswahl an Stimmen erneut exquisit und die Produktion von den Effekten und der Atmosphäre her gelungen ist. Beim nächsten Mal aber bitte wieder ohne den unnötig platzierten Erzschurken …
(sv)