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Slatermans Westernkurier 07/2017

Auf ein Wort, Stranger, Holster ist das Thema.

Holster, dieses kleine, banale, aus dem Englischen stammende Wort, das längst auch hierzulande in den Sprachgebrauch der Büchsenmacher, Waffenhändler und Sammler seinen Eingang gefunden hat, spiegelt nicht im Geringsten seine Bedeutung wider.

Holster ist nämlich mehr, als nur die Bezeichnung einer offenen, am Gürtel getragenen Revolvertasche, es ist eine Wissenschaft für sich.

In den frühen Jahren des Wilden Westens war bei den Cowboys zunächst das Taillenholster, englisch: Waist Holster, üblich, eine simple Armeerevolvertasche, der man die Verschlusslasche abgeschnitten hatte und sie am Hosengürtel befestigte.

Aus ihr schaute nur der Revolvergriff heraus, Abzug und Abzugsbügel blieben verdeckt.

Später, ab 1851 mit der Einführung der handlichen und funktionssicheren Navy-Colts, führte man die Hüftholster, englisch: Hip Holster, ein, bei denen die eigentliche Revolvertasche in zwei Schlaufen eines zurückgeklappten Lederschildes ruhte, durch den ein Hüftgürtel gezogen war.

Während des Bürgerkrieges, als Guerillabanden beider Parteien sich in Kansas, Arkansas und Missouri blutige Hinterhalt-Schlachten lieferten, bei denen es darauf ankam, den Revolver rasch zu ziehen, wurde das Holster so ausgeschnitten, dass Hahn und Abzug des Revolvers greifbar waren und noch während des Ziehens gespannt und sofort beim Anheben der Waffe geschossen werden konnte.

Dieses sogenannte Arkansasholster war die Geburtsstunde jener Art zu schießen, die man noch heute Quick Draw Shooting, also Schnappschussziehen, nennt.

Das Ganze hatte allerdings den Nachteil, das diese nicht speziell auf eine Waffe zugeschnittenen Holster mit der Zeit zu weit und faltig wurden.

Die Guerillas fertigten ihre Holster schließlich selber, indem sie dickes Rinderleder in Wasser tränkten, das danach schmiegsame und nasse Leder fest um die Waffe legten und alles Überflüssige wegschnitten. Alsdann befestigten sie die Ränder mit Nägeln auf einem Brett und ließen das Ganze in der Sonne trocknen.

Während dieser Prozedur zog sich das Leder fest um die Waffe und nahm deren genaue Form an. Nach dem Trocknen wurde das Holster so lange komplett in Öl getränkt, bis sich alle Poren damit vollgesogen hatten. Nun steckte die Waffe unverrückbar fest im Holster und war gleichzeitig blitzschnell zu ziehen.

Dieses Missouri Skin Tight Holster, kurz Missouri Skintite genannt, wurde nach dem Bürgerkrieg von professionellen Revolverhelden, Kopfgeldjägern und Kunstschützen zum sogenannten Outlaw oder Halfbreed Holster verbessert, indem man einfach den ganzen oberen Teil des Holsters bis etwa zur Mitte der Revolvertrommel abschnitt, wodurch die Waffe mitsamt Abzugsbügel, Stoßboden, Ladeklappe und Hahn völlig freilag.

 

***

 

1873, also nach der Einführung der Metallpatrone, erhielten diese Holstergürtel Patronenschlaufen und waren grundsätzlich auf bestimmte Waffentypen, zumeist den Colt Single Action, sprich den Peacemaker, zugearbeitet. Cowboys bevorzugten diese Quick Draw Holster mit einer ledernen Hahnhalteschlaufe, die während des Reitens die Waffe vor dem Herausfallen bewahrte.

Doppelholster oder sogenannte Buscaderoholster sind zwar in jedem Westernfilm zu sehen, kamen aber im wirklichen Wilden Westen nie in Mode.

Um 1880 ging man davon ab, Patronengürtel durch die Holsterschlaufen zu ziehen, und stellte stattdessen Gürtel her, die an einer Seite um etwa ein Drittel breiter waren und dort in dem überstehenden Lederstück in Höhe der unteren Gürtelkante einen umgesteppten Schlitz besaßen, durch den das Rückenschild des Holsters geschoben und durch ein breites Lederband gezogen wurde.

Dieses Lightning Holster gewährleistete, dass es beim schnellen Ziehen der Waffe nicht mehr mit einem Lederband am Oberschenkel befestigt werden musste, um ein Hochziehen zu verhindern. Bei dieser Art Holster ragte der Revolvergriff nach hinten heraus, deshalb wurden sie dem Sammelbegriff Straight Draw Holster zugeordnet. Beim Cavalry Draw Holster ragte der Revolvergriff nach vorne, die Waffe konnte nur mit der umgedrehten Hand, also Handrücken gegen Schenkel gezogen werden.

Beim Cross Draw war das Holster mit dem mit dem schräg nach vorne ragenden Revolvergriff hoch über dem der Schusshand gegenüberliegendem Oberschenkel angeschnallt, sodass man quer über den Körper hinwegziehen musste.

Dennoch waren gerade diese beiden Arten die schnellsten, eine Waffe zu ziehen.

Buckskin Frank Kesly, ein berühmter Revolvermann, fertigte sich ein Holster an, das nicht starr mit einer Schlaufe am Patronengurt befestigt war, sondern sich in Höhe der Trommel um eine Achse drehen ließ und einen offenen Boden besaß. Kesly brauchte nur den Revolvergriff nach hinten und herunterzudrücken und konnte schießen, ohne die Waffe gezogen zu haben. Diese Art nannte man das Turn Holster.

Wenn man seinen Revolver unter der Jacke verborgen tragen wollte, diese Praktik wurde meist von Spielern und Privatdetektiven angewandt, hatte man die Wahl zwischen verschiedenen Arten von Achsel- und Schulterhalftern.

Es gab Außengürtelholster, Innengürtelholster und Unterarmholster auch Wristband Spring Holster genannt.

Die meisten dieser Holster waren mit indianischen Perlenstickereien, Nieten oder Conchas verziert. Dann gab es noch da die Holster Vest, ein westenartig zusammengenähter Lederstreifen aus weichem Kalbsleder, der zwei schräg vor der Hüfte in Gürtelhöhe befestigte Revolverholster besaß, aus denen die Griffe zum sogenannten Cross Draw nach vorne ragten. Es wird behauptet, dass diese von dem Cowboy und Revolvermann John Wesley Hardin erfunden wurde, aber das ist nicht richtig. Solche Westen wurden bereits erstmalig 1868 von Rausschmeißern in den Saloons der Stadt Julesburg während des Baus der Union Pacific Eisenbahn getragen, zu diesem Zeitpunkt war der Texas-Desperado gerade einmal 15 Jahre alt.

Wenn man bedenkt, dass mit dieser Kolumne das Thema Holster nur oberflächlich gestreift wurde, ahnt man, wie komplex das Ganze eigentlich ist und das, obwohl es sich hierbei nur um einen alltäglichen Gebrauchsgegenstand aus der damaligen Zeit handelt.

In diesem Sinne bis zum nächsten Mal, wenn Slatermans Westernkurier wieder seine Pforten öffnet.

Quellenhinweise: