Interview mit Thomas und Stephan Orgel
Die größte Schlacht aller Zeiten
Ihr Hass aufeinander wurzelt tiefer als die Gebeine der Erde – schon seit Jahrtausenden sind Orks und Zwerge erbitterte Feinde. Nun prallen sie in einer gewaltigen Schlacht aufeinander, in der sich die Zukunft beider Völker entscheiden muss. Auf der einen Seite kämpft der Orkhauptmann Ragroth erbittert um Anerkennung, Beute und das nackte Überleben, während auf der anderen Seite der Zwergenkrieger Glond für einen Geheimauftrag eingeteilt wird, der ihn mitten in die Reihen der Feinde führt. Doch auf beide wartet eine finstere Überraschung, die das Schicksal von Orks und Zwergen für immer verändern wird.
Hinter dem Pseudonym T. S. Orgel stehen die beiden Brüder Thomas und Stephan Orgel. In einem anderen Leben sind sie als Grafikdesigner und Werbetexter beziehungsweise Verlagskaufmann beschäftigt, doch wenn beide zur Feder greifen, geht es in phantastische Welten. Nach einer Reihe von elektronischen Veröffentlichungen ist Orks vs. Zwerge nun ihr erster gemeinsamer Roman, welcher am 08. Oktober 2012 im Heyne Verlag erscheinen wird.
Geisterspiegel: In der jüngsten Vergangenheit sah man euch beide auf Cons und Buchmessen, wart oft vertieft in so manches Gespräch. Was ging dabei in euch vor, um nichts vom Projekt Orks vs. Zwerge preiszugeben?
Stephan: Es war natürlich seltsam, immer nur kryptische Anmerkungen machen zu dürfen: »Ja, da kommt in nächster Zeit etwas. Nein, wir dürfen nichts dazu sagen, außer dass es Fantasy ist. Ja, es ist ein echter Verlag. Nein, wir müssen nichts dafür bezahlen – wir bekommen sogar Geld.« Und so weiter. Dementsprechend ungeduldig haben wir dann auch auf das Erscheinen der Verlagsvorschau gewartet, mit der das Projekt endlich offiziell wurde.
Tom: Glücklicherweise gab es da noch ein Ausweichprojekt, an dem wir schon davor gearbeitet hatten und von dem schon einige wussten. Da es thematisch da gewisse Parallelen gab, war es recht einfach, im Zweifelsfall einfach davon zu erzählen. Davon abgesehen gibt es ja nun wirklich noch genug andere Themen, von Kurzgeschichten bis hin natürlich zum Dauerbrenner Steamtown.
Geisterspiegel: Die Orks von Stan Nicholls, Die Zwerge von Markus Heitz, Die Elfen von Bernhard Hennen sowie Die Trolle von Christoph Hardebusch sind unter den Fantasy-Freaks eine Klasse für sich. Nun offeriert ihr Orks vs. Zwerge. Wie hoch habt ihr euch die Messlatte bei der Umsetzung eures Projekts gelegt?
Stephan: Wir haben die Messlatte hoffentlich so hoch gelegt, dass wir sie gerade noch überspringen können.
Tom: Und hoffentlich hoch genug, um beim Niveaulimbo noch ordentlich Platz nach unten zu lassen.
Mal im Ernst: Der Anspruch war vor allem, einen Roman zu schreiben, den wir selbst gern lesen würden und für den wir uns auch noch in ein paar Jahren nicht schämen müssen. Über etwaige Vergleiche mit anderen Autoren haben wir uns nicht groß Gedanken gemacht.
Geisterspiegel: Wer von euch beiden übernahm den Part der Orks und wer den der Zwerge? Oder habt ihr munter darauf los geschrieben und zum Schluss kam eine Symbiose beider Scripts zustande?
Tom: Den Part der Zwerge hat tatsächlich Stephan übernommen, die Orks waren hauptsächlich meine Sache. Wobei es im Laufe der Geschichte auch notwendige Überschneidungen gab, Szenen, an denen beide ordentlich herumschrauben mussten. Die Planung haben wir allerdings von vornherein gemeinsam gemacht und uns (vor allem per Mail und Telefon) regelmäßig ausgetauscht und die jeweiligen Szenen immer wieder gegengelesen. Auf diese Weise wusste jeder, was der andere gerade schreibt – und da wir gewisse Fixpunkte vorher festgelegt haben, war gesichert, dass wir auch an den richtigen Stellen logisch zusammenfinden.
Und da das ja nicht das erste Projekt ist, das wir zusammen schreiben, sind wir ja schon ziemlich eingespielt, was diese Art zu schreiben angeht.
Geisterspiegel: Von heute auf morgen lässt sich ein solch großer Umfang des Manuskriptes nicht realisieren. Wie habt ihr das Schreiben in Einklang mit Beruf und Privatleben gebracht?
Stephan: Wenn wir gemeinsam schreiben, haben wir den gewaltigen Vorteil, jeder sozusagen nur einen halben Roman schreiben zu müssen. Und wenn einer von uns mal nicht weiter weiß oder keine Zeit hat, kann der andere für ihn einspringen. Das alles spart zwar schon mal eine Menge Zeit, trotzdem ist es nicht immer einfach. Mein Geheimrezept sind lange Mittagspausen und der Verzicht auf Computerspiele.
Tom: Jup. Die Computerspiele sind inzwischen komplett auf der Strecke geblieben. Und in der eigentlichen Schreibphase habe zumindest ich mir dann auch einen Lesestopp auferlegt. Ansonsten schreibe ich zum Glück sehr gut nachts, wenn mich wenig ablenkt. Solange etwa 2 Stunden am Tag dabei herauskommen, funktioniert das.
Geisterspiegel: Eingebunden in der Verlagsgruppe Random House Bertelsmann ist der Heyne Verlag unter anderem bekannt für bezaubernde, epische, heroische, romantische, düstere und humorige Fantasy-Veröffentlichungen. Wo ist euer Erstlingswerk zu Hause?
Stephan: Ich habe eben mal auf der Verlags-Website nachgeschaut: Offiziell sind wir unter ‘Heroische Fantasy‘ geführt und damit kann ich wunderbar leben. Daneben ist die Geschichte aber durchaus auch episch, düster und humorig. Nur die Romantik gerät aufgrund der besonderen Thematik zwangsläufig etwas ins Hintertreffen.
Tom: ‚Bezaubernd’ ist jetzt auch kein Wort, das ich unbedingt auf diesen Roman anwenden müsste.
Geisterspiegel: In der Vorschau des Verlages für den Herbst 2012 ist zu lesen: »… Die Top-Autoren der Fantasy sind bei Heyne versammelt! Fünf fantastische Highlights, an denen kein Tolkien-Fan vorbeikommt! …«Warum zählt ihr bereits heute zum Beispiel neben A. R. R. R. Roberts, Bernhard Hennen, Stan Nicholls, Christoph Hardebusch zu den Top-Autoren? Was zeichnet euren Erstling gegenüber anderen Fantasy-Neuerscheinungen aus? Welchen Stellenwert nimmt er für euch ein und liegt aus eurer Sicht das Besondere des Romans?
Tom: Uff. Schwere Frage. Noch gehören wir nicht zu den Top-Autoren. Aber »Die Top-Autoren der Fantasy und dazu die zwei Typen, die noch keiner kennt« wäre vermutlich deutlich weniger griffig gewesen. So haben wir jetzt eben die Chance, zu zeigen, dass wir es könnten: Dazu gehören.
Was unseren Orks vs. Zwerge auszeichnet? Die Perspektive zum Beispiel. Die Tatsache, dass wir die Geschichte aus Sicht beider Seiten erzählen, ohne »Gut« und »Böse« festzulegen. Wir verzichten auf tumbe Orkmonster genauso wie auf stereotype Zwerge. Zumindest fast.
Der Stellenwert – naja … er ist eben unser Erstling. Das ist natürlich eine ganze Nummer größer als die bislang veröffentlichten Kurzgeschichten. Zugegeben, nicht der erste Roman, den wir zusammen schreiben, aber der erste, der veröffentlicht wird. Er baut natürlich zum Teil auf den Sachen auf, die wir davor geschrieben haben. Aber egal was noch kommt: Der erste so richtig offizielle Roman wird wohl immer ein Fixpunkt bleiben.
Stephan: Auf jeden Fall. Der Erstling ist noch Anlass, extra in den Buchladen zu gehen, um sich stolz vor dem Fantasy-Regal fotografieren zu lassen (in E-Book-Zeiten wird das wohl irgendwann nicht mehr so spektakulär sein, vermute ich).
Geisterspiegel: Was wird es von euch nach Orks vs. Zwerge geben?
Stephan: Ganz sicher mindestens einen weiteren Roman, an dem wir bereits kräftig schreiben. Der wird zwar weitestgehend ohne Orks oder Zwerge auskommen müssen, aber wenn unser Erstling den Lesern gefällt, bin ich der Letzte, der sich gegen eine weitere Geschichte mit diesen zwei Rassen wehrt. Ideen und Charaktere haben wir mehr als genug dafür.
Tom: Ich wehre mich da sicher auch nicht, aber das kommt wohl wirklich darauf an, ob die Leser mehr von den beiden (und uns beiden) hören wollen. Warten wir’s ab. Auf jeden Fall geht es ‚grim & gritty’ weiter, wo wir gerade so schön drin sind. Wir bleiben vorerst der Fantasy treu, soviel können wir schon mal verraten.
Das Interview führte Wolfgang Brandt per E-Mail.
Quelle: Heyne Verlag
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