Interessante Abenteuer unter den Indianern 35
John Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas
Einbruch der Comanchen in Chihuahua
Es ist eine Gewohnheit unter den Indianern, ihre Gefangenen, seien es Männer oder Frauen, zu naturalisieren und zwar in einem größeren Maßstab, als wir gewöhnlich glauben, und vorzüglich zwingt man rücksichtslos die weiblichen Gefangenen, die Frau eines tapferen Kriegers zu werden. Die Gefühle einer tugendhaften Frau oder einer Mutter, welche diesem Gesetz unterworfen werden, kann man sich wohl vorstellen; jedoch wenn sie einmal dem Stamm so einverleibt ist, nimmt es uns kein Wunder, dass sie nicht Willens ist, in das zivilisierte Leben zurückzukehren.
Im Jahre 1805 wurde der Bericht eines solchen Beispiels von Dr. Sibley an das Kriegsdepartement eingesandt. Vor zwei Jahren machten die wilden Comanchen einen Einfall in das Gebiet von Chihuahua. Während alles in tiefen Schlaf versunken war, gelang es ihnen, in das Haus des Generalgouverneurs zu dringen und seine Tochter mit sich fortzuführen. Der unglückliche Vater erfuhr später, wohin sie entführt worden war und gab einem Händler, welcher die Comanchen-Nation besuchte, ein Lösegeld von 1000 Dollar mit, um sie loszukaufen. Die Häuptlinge waren augenblicklich dazu bereit, doch das unglückliche Mädchen weigerte es. Mit bitteren Tränen ließ sie ihrem Vater melden, dass ihr Gesicht tätowiert sei. Sie wäre die Frau eines Kriegers und dass sie die gefühllose Verspottung nicht ertragen könne, die sie, sobald diese Umstände bekannt sein würden, zu erwarten hätte. Zahlreiche ähnliche Beispiele findet man in den Erzählungen der Händler, Jäger und Abenteuer des Westens. Im Jahre 1832 fand ein Santa-Fe-Händler einen 12 Jahre alten Knaben unter einer Abteilung Comanchen. Er war ein Mexikaner, bei Parral gefangen genommen und vier Jahre lang ihr Gefangener gewesen. Er war munter und heiter und sprach seine Muttersprache noch ganz geläufig, zeigte jedoch keine Lust, zurückzukehren. Derselbe Händler fragte ein halbes Dutzend andere Gefangene und nur einer von ihnen sehnte sich in seine Heimat zurück.