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Perry Rhodan Band 2892 – Der programmierte Planet

Michelle Stern
Perry Rhodan Band 2892
Der programmierte Planet

Weiter geht es mit den Ereignissen auf Gyan, dem Zentrum der Kohäsion. Die entführten Besatzungsmitglieder der RAS TSCHUBAI, unter ihnen Perry Rhodans Enkelin Farye Sepheroa, werden weiterhin von den Gyanli verwöhnt, indoktriniert und bei Missfallen gefoltert. Die junge Frau entwickelt in der Auseinandersetzung ihre Persönlichkeit. In der unübersichtlichen Situation tritt sie in die Fußstapfen ihres Großvaters, entwickelt Initiative und Führungsqualitäten und findet dabei sich selbst. Die temporeiche Befreiungsaktion ihres Großvaters, bei der auch seine Lebensgefährtin Sichu Dorksteiger, Mausbiber Gucky und der Kelosker Gholdorodyn dabei sind, gelingt.

Der Roman ist sprachlich dichter als sein Vorgänger, enthält weniger schöne Beschreibungen, dafür mehr pointierte Dialoge und zwischenmenschliche Begegnungen über die ganze Bandbreite von liebevoller Zuneigung, Sorge, Beäugen, Bespitzelung, Anfeindung bis zum Vernichtungswillen. Dabei benutzt Michelle Stern nicht die ganz nahe Perspektive, die ihr für meinen Geschmack immer ein bisschen zu emotional gerät, sondern bleibt ein Stück weit von den Figuren entfernt, bindet die sie umgebenden Räume ein. Der Leser kann beobachten und sich seinen eigenen Reim auf die Geschehnisse und Gespräche machen. Hierdurch ist der Roman angenehm und kurzweilig zu lesen, auch wenn viel Zufall und Überraschungstechnik im Spiel sind.

Der Titel wird allerdings noch nicht eingelöst. Nur ein paar seltsame Vorkommnisse wie der stets gleich fallende Würfel, die Schwerkraftanomalien und das eigentümliche Verhalten der Raumzeit beim Fliegen weisen auf die ungewöhnliche Natur des programmierten Planeten hin. So wie der Schauplatz eher zum Titelblatt der Vorromans passt, verweist der Titel des Romans auf seinen Nachfolger, in dem wir dann hoffentlich mehr erfahren.

Inhalt:

Um die anschaulichen Überschriften in der Binnenhandlung und dem Aufbau mit Erzählrahmen in Prolog und Epilog zu würdigen, kommt die Wiedergabe des Inhalts diesmal kapitelweise und sehr detailliert.

Der Prolog – die eigentliche Handlung umrahmen Prolog und Epilog aus der Sicht Gholdorodyns, der über die etwas 35.675.93 Besatzungsmitglieder der RAS TSCHUBAI und andere Ungenauigkeiten philosophiert. Für eine kleine, mathematisch minderbegabte Schar seiner »Spurdenker« schreibt er die Rubrik »Gholdy unterwegs« – eine Reminiszenz an die in 2889 erwähnten Guckykekse und so weiter. Minderbegabte Spurdenker … so was passiert, wenn ein Kelosker die siebendimensionale Mathematik nicht beherrscht. Die Gruppe verehrt ihn als den einzigen Kelosker, der träumt.

Gholdorondyn rekapituliert die Geschehnisse und nennt Rhodans Ziele: die Gefangenen zu befreien und die Gyanli gegen das Pavvat aufzubringen. Er und Sichu haben Spürdrohnen namens GH-SD-7 entwickelt, die im Katoraum einsatzfähig sind. Als Schlüssel für den Eintritt in diesen Raum unterhalb des Raum-Zeit-Gefüges sieht er das Berechnen von Katophoren.

Randgeschehen (1. Kapitel) – Am 27. September 1522 NGZ trifft die RAS TSCHUBAI ein. Perry, Sichu und Gucky betrachten das Trallyomsystem, Semitronik ANANSI informiert über Flug- und Funkaktivitäten. Sie verstecken das Schiff im 13 Lichtjahre entfernten Red Dot-System. Sichu und Perry besprechen den Plan, mit Gholdorodyn und der LAURIN Epsilon das System zu erkunden.

Dann brechen sie auf. Gholdorodyns Kran kommt mit und auch Pey Ceyan und Attilar Leccore sind an Bord. Rhodan beobachtet, »wie die RAS TSCHUBAI in der Sonne verschwand. Es sah aus, als würden die Protuberanzen des roten Zwergs die winzige, feenblaue Kugel samt der Ringwülste verschlingen«. Später betrachtet er fasziniert einen Gasriesen mit einander überkreuzenden Ringen und viele Naturphänomene mehr.

Schnell steht fest, dass man auf sie wartet: Der Funkverkehr ist viel zu laut. Gholdorodyn interessiert sich aber nur für die mindestens 1708 Schwarzen Löcher des Systems. Gucky espert erfolglos – wieder strengt es ihn enorm an – und Sichu findet das Gitterschiff: Sie haben Faryes Spur!

Vorstoß (2. Kapitel) – Zum Schutz vor Bespitzelung führt Farye ein Ritual ein. Die Galaktiker tun so, als stünden sie rituell um Wasser, hier schwarze Springbrunnen, um ungestört reden zu können. Erneut macht sie misstrauisch, dass zu viele Besatzungsmitglieder selig lächeln. Alles an diesem Ort ist so gleichgeschaltet und schön und weiß, dass Farye ein Jahr lang schwarz tragen will, wenn sie je wieder fortkommt.

Später taucht sie, um Verstecke zu suchen. Was sie findet, ist ein schockblaues Rohr, das unerträgliche Kälte ausstrahlt. Shaker warnt sie per Leine und Tanya Luoto benutzt die Positronik in ihren künstlichen Fingergliedern, um getarnte Roboter zu entlarven. Trotzdem wartet nicht Shaker auf die Auftauchende, sondern Thamogand: »Er saß kerzengrade, Arme und Drifthäute angelegt. Die Farblagen auf dem Hinterkopf glänzten in verschiedenen Rottönen«. Er fragt nach dem angeblichen Ritual und macht sich über sie lustig.

Währenddessen liest Gucky an Bord der LAURIN die Gedanken der Eonatores, Gedanken von Innenatmern, Außenatmern und ihrer Nährflüssigkeit. Dem Neuronium kann er allerdings nicht beikommen. Dann sieht er Faryes Gesicht und springt – geistig. Das Neuronium hilft, weil es sich auch für Farye interessiert, doch rein aus Versehen. Gleich darauf informiert es Thamogand, um vor Gucky zu warnen und Schutz für Farye zu erbitten. Der Gyanli foltert gerade Rogelio Ma, um herauszufinden, ob er oder die anderen zu einer Antenne gehören.

Höhenflug (3. Kapitel) – In einer wunderschönen Vision goldener Perlen versetzt der Kran unsere Freunde. Als erstes Anzeichen, dass mit der Welt etwas nicht stimmt, wackelt der Fiktivtransmitter. Er wird durch raumzeitliche Verwirbelungen beschädigt, sodass Gholdorodyn gleich mit ihm zurück muss. Man schickt die GH-SD-7 los: Die Drohnen sollen Profile und DNS der Entführten ausfindig machen. Sie können ein Gerät injizieren, das einen quasi telepathischen Kontakt ermöglicht. Sie entdecken den Spiegelmond und fliegen durch die Nacht des Planeten.

Auf einer Inselkette entdecken sie Raumer und landen. Gucky espert einen Wach-Operator und die Gefangenen im künstlichen Tiefschlaf. Er teleportiert Rhodan hin. Der Vorgang fühlt sich sonderbar an. Sie erkennen zwei Bewusstlose: Certic Janes und Rogelio Ma. Als Janes wachgeschüttelt wird, schreit er, dass sie fliehen müssen. Doch es ist zu spät, Gucky wird bleiern müde. Janes springt nach vorn und die Halle explodiert.

Sichu und Pey-Ceyan erschrecken, als sie die Explosion sehen, messen feindliche Einheiten an. Sie sind in eine Falle getappt, beraten und verstecken sich. Dann ziehen sie die SERUNS aus, vernetzten sie mit den GH-SD-7 und lassen sich gefangen nehmen, um etwas zu erfahren.

Der Gyanli, der aussteigt, ist Kontakt-Operator Bendronard. Sichu liefert ihm ein Wortduell, woraufhin er sich persönlich um sie kümmern will.

Innenräume (4. Kapitel) – Gucky hat sich und Perry durch seine zweite, von einem anderen Mutanten übernommene Art der Versetzung, der Schmerzensteleportation, aus der explodierenden Halle gerettet. Den langen Weg durch die graue Halbwelt durchlebt er in allen Einzelheiten.

Als sie herauskommen, sind für Rhodan, der die ganze Zeit bewusstlos war, nur die üblichen zwei Minuten und neun Sekunden vergangen. Gemeinsam überlegen sie, wer lebt und was sie tun können, um Farye und Co zu retten. Auch deren Gruppe macht sehr aktiv weiter. Thamogand zeigt ihnen eine Aufnahme von Perry, Pey-Ceyan und Attilar Leccore. Farye liefert sich eine Diskussion mit dem Gyanli. Schließlich lenkt er ein, spreizt er die Finger, sodass die Schwimmhäute dazwischen sich spannen. Sie bittet darum, am Ritual des Kohäsionsbechers teilnehmen zu können.

Sichu wacht aus der Betäubung auf, sie trägt zu weite Kleidung und alles ist Weiß. Pey-Ceyan, Leccore und Rogelio Ma liegen auch da. Ma eröffnet, dass er und Janes den Gyanli beim Verstecken der Bomben zuschauen mussten, deshalb konnte Janes sich opfern. Sie trösten einander, dann betritt Bendronard den Raum. Er nimmt sie mit und beginnt ein Verhör. Sichu ist zäh.

Außenweltler (5. Kapitel) – Farye und Shaker sitzen nahe einer Lagune. Farye malt Buchstaben auf seinen Handrücken, denn Tanya hat auch im Tonspiel einen Schirmgenerator angemessen. Sie sprechen über ernsthafte Befreiungspläne, leckere Gucky-Kekse und kuscheln ein wenig. Gerade als er sie küsst, hört sie ein Schmatzen in ihrem Nacken und schreckt hoch. Der verunsicherte Mann rennt bereitwillig los, ihr das erbetene Wasser zu bringen, während sie schon mit der GH-SD-7 spricht und den telepatischen Kontakt ausprobiert. Gholdorodyn ist in der Leitung.

Perry erfährt von Gucky die Bezeichnung der Sonden. Sichu Gholdorodyns Benennung sei verboten: Sie sollten »Sichus Kuss« heißen. Gucky verliert schon wieder seine Paragaben.

Bendronard foltert weiter, Sichu benutzt ihre Disziplin. Erneut liefern sie sich ein pointiertes Gespräch. Er macht ihr Vorwürfe und verspricht Haft bis ans Ende ihrer Tage. Dann gibt es wieder einen Schmerzinduktor. In diesem Moment kommt die Sonde. Sie misst alles, informiert Sichu und ihr SERUN kommt, sie zu retten.

Die Sonde 76 mit ihrer Telepathievorrichtung findet Farye. Perry und Gucky holen sie. Auch die anderen werden befreit.

Mittelpunkt (6. Kapitel) – Farye und Shaker stehen wieder am Tonspiel. Sie haben Angst und bemerken, dass viele beeinflusst sind. Erneut geht es um den Würfel, der immer die gleichen Zahlenfolge liefert, und darum, ob Perry weiß, dass mit dem Planeten etwas nicht stimmt. Währenddessen treffen Perry und Gucky auf Leccores Gruppe. Sichu trifft ein und alle ruhen sich aus.

Währenddessen geht Farye mit den Gyanli auf Ausflug. Sie kann nur hoffen, dass die Beeinflussten sie nicht verraten. Thamodand ist überrascht, als Farye ihm Besserungswünsche an die angeblich Kranken aufträgt. Dank der Telepathievorrichtung können sie und Perry sich absprechen. Der Gyanli beobachtet sie kalt, während sie durch die schöne Stadt schlendern.

Tatsächlich dürfen sie am Ritual des Kohäsionsbechers teilnehmen. Dabei ist ihr Tod schon so gut wie sicher. Derweil sind Perry, Leccore und Gucky bei einem Bootsverleih, Gucky ist als Gyanlikind getarnt, Leccore in eine Gyanli verwandelt. Der Bootsverleiher steht auf sie und erzählt viel von Gyanli-Gefühlen. Kosename »Drifthäutchen« – süß! Er warnt vor der Benutzung der Boote, weil die Sicherheitskräfte dran waren.

Mittlerweile geht Faryes Plan auf und die TASSMUR geht hoch. Es gibt einen Nahkampf. Sie fliehen, doch es gibt einen Sprengmechanismus. Den kann nur Gucky entschärfen.

Tiefengang (7. Kapitel) – Gucky wiederum fühlt sich, so ohne Paragaben, wie vom Schwarzen Sternensturm zerrissen. Er versucht, die TASSMUR unter Kontrolle zu bekommen. Dann liest er Faryes Gedanken. Sie und Shaker erleben dramatische Minuten. Nach dem Absturz läuft alles voll Wasser und sie müssen raus, inklusive Verletzte. Gucky hilft. Während Thamogand sich in einer kritischen Situation wiederfindet, von Bewusstlosen umgeben. Aber er kann sich retten. Farye und Shaker entkommen auf eine einsame Insel, wo sie Rhodan und die anderen treffen. Wieder eine eindrucksvolle Schilderung der Schmerzensteleportation.

Bald ist Sichu wieder in der Lage, sich mit der Trypatechnologie der Schwarzen Löcher zu beschäftigen. Und erneut finden sie ein Aggregat von Maschinen und Hunderten zusammenwirkender Geräte, manche »wuchtig wie Taue, andere filigran, wie ineinanderverflochtene Halsketten«. Wieder stellt sich die Frage, was lebt, ob es lebt.

Thamogand und Bendronard treffen sich in der Klinik und hassen terranische Weibchen.

Rückzug (8. Kapitel) – Farye, die Pilotin, zeigt ihr Können, indem sie – nicht Perry Rhodan! – das Fluchtfahrzeug steuert. Zum Navigieren braucht sie all ihre Fähigkeiten. Dabei öffnen sich die bisher nur schattenhaft sichtbaren Schläfenaugen der Vortex-Pilotin, die sie von Mutter und Großmutter geerbt hat. Während Faryes Flug offenbaren sich immer seltsamere Verhaltensweisen der Raumzeit, die zum Titelthema hinführen – der Planet ist nicht echt, er ist programmiert. Der Flug ist schwierig, das Begleitraumschiff geht verloren. An Bord der RAS TSCHUBAI wartet der Kelosker mit Kaffee und sie diskutieren die künstliche Natur des Systems.

Im Epilog »Gholdo unterwegs« rekapituliert Gholdorodyn das Geschehene und die gewonnenen Erkenntnisse über KR-Protomaterie, die höhere Technik mit psitauber Masse wechselwirken lässt. Er fragt sich: »Wieso schafft man etwas Künstliches, das wie etwas Echtes wirkt?« und »Was ist mit dem ursprünglichen Trallyomsystem passiert?«

(at)