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Dämonische Reisen in alle Welt – Kapitel I, Teil 3

Johann Konrad Friederich
Dämonische Reisen in alle Welt
Nach einem französischen Manuskript bearbeitet, 1847.

Kapitel I, Teil 3

»Siehst du dort, sieben Sitze links von Thiers, das etwas pedantische Gesicht, das ist Cousin, der an der deutschen Philosophie, das heißt an der deutschen Narrheit, einen Narren gefressen hat und nun sein Vaterland mit deutschem Unsinn beglücken will.

Ihm gegenüber dort auf der linken Seite der galante gelbbetatzte fashionable Löwe, das ist Eugen Sue. Er spielt noch immer den Jüngling, obgleich schon in den Vierzigern, möchte sich gerne in den Stand der Ehe begeben. Die Wahl fällt ihm jedoch schwer, er fürchtet die … Unbeständigkeit und die leichtsinnige Koketterie der Französinnen und verlangt auch, trotz seiner sich in Gold verwandelnden Tinte, eine Aussteuer von wenigstens einer halben Million. Seine Pariser Geheimnisse, man mag auch dagegen sagen, was man will, haben doch die sozialen Gebrechen der französischen Gesellschaft und die Zweckwidrigkeit und Unzulänglichkeit der französischen Gesetze, eher gemacht zum Verbrechen anzureizen, als davon abzuhalten, aufgedeckt und in ein grelles Licht gesetzt, wenn diejenigen nur darauf achten wollten, denen es zukommt, sie zu verbessern und so gräulichen Übelständen abzuhelfen! Sein ewiger Jude trügt freilich das Gepräge eines bestellten, um Taglohn gefertigten Machwerks, und hat ein gar klägliches Ende genommen.

Dort rechts, der nahe an den Lampen sitzende, wohlgenährte Mann mit den etwas bäurischen unbeholfenen Manieren, mit dem ausdruckslosen Gesicht, ist Jules Janin, der Taglöhner des Journals des Debat, jenes ministeriellen Bordellhauses, dessen verschiedene Spalten die liebenswürdigen, aber nicht immer klugen und politischen Buhldirnen der jedes Mal am Ruder sitzenden Herren Minister sind. Er scheint längst sein bestes Pulver in den Feuilletons dieses ministeriellen Freudenhauses verschossen zu haben. Seine Kritiken sind ohne Lauge und ohne Salz, sie lassen so kalt wie der Applaus der bezahlten Claqueurs. Er hat aber ein reiches Mädchen geheiratet und pflegt jetzt behaglich seines etwas plumpen Leibes. Jüngst haben aber die dummen Deutschen, wie er sie zu nennen beliebt, dem großen und feinen Satiriker einen argen Streich gespielt und ihm eine lange Nase gedreht.

Von seinem Brotherrn, dem Eigentümer des Debat, Bertins, bei Gelegenheit der Feste in Bonn dahin abgesandt, um, ohne ein Wort deutsch zu verstehen – denn was hätte dies ein französischer Autor nötig – die Berichte für das ministerielle Journal über die dortigen Begebenheiten einzuschicken, erkundigte er sich bei Peter und Paul, was dieses und jenes alles zu sagen habe. Nun machte sich aber Paul den Spaß, den klugen Franzosen zum Besten zu haben, indem er ihm einen Bären über den anderen aufbürdete und ihm oft das Gegenteil von der Wahrheit verfranzösischte. Der gute Jules berichtete in der Einfalt seines Herzens alles so, wie ihm vorgesagt worden war, daher der Unsinn und die Absurditäten, die man zu jener Zeit in dem Feuilleton des Debat las.

Er hatte sogar Beethoven schon den Komponisten des Don Juan und der Zauberflöte genannt, was der besser unterrichtete Korrektor in der Korrektur noch glücklicherweise strich.

Der dort hinten in dem Winkel der düsteren Gitterloge sitzt und nur von Zeit zu Zeit den Kopf verstohlen und etwas schüchtern vorbeugt, ist der eben erst von einer Schamreise zurückgekehrte Victor Hugo.

Aber es war nicht etwa der totale Durchfall seiner Burggrafen, der ihn zu der verschämten Reise antrieb, sondern das galante Abenteuer mit einer Malerfrau, bei dem er so einfältig war, sich von dem Ehemann und hochlöblicher Polizei en flagrant délitt erwischen zu lassen, bewogen ihn, den Reisestab in die Hand zu nehmen, nachdem er den Skandal soviel wie möglich mit dem in Frankreich mehr als irgendwo alles bezwingenden Metalls getuscht hatte, und so vermied, dass der neugebackene Pair auch sogleich von seinen Herren Kollegen gerichtet wurde, während der armen Sünderin doch drei Monate lang vergönnt wurde, in der Einsamkeit ihres Kerkers über ihr galantes Abenteuer nachzudenken. Unterdessen sind die Salons des Herrn Victor Hugo, in denen eine liebenswürdige Gattin, eine nicht minder einnehmende Tochter und andere Frauen auf das Unterhaltendste die Honneurs machten, gänzlich verödet. Die noch über den herben Verlust einer westlichen Tochter und Schwester trauernden Damen beweinen nun auch den des moralischen Rufes ihres Gatten und Vaters, der die Rolle Tartuffes trefflich zu spielen wusste.

Dort in der Mitte dieser kolossale Krauskopf mit dem Mulattengesicht, das ist der berühmte Eigentümer der Romanfabrik Alexander Dumas und Comp., und die neben ihm sitzende Dame mit dem prächtigen Blumenstrauß à 20 Franken ist eine Deutsche, seine erste Favoritin, die ihm den Inhalt mancher in Deutschland längst vergessenen Scharteke mitteilt, um so seiner Imagination Stoff und Ideen zu einem modernen französischen Roman mehr zu liefern.

Seine legitime Frau, ehemalige Schauspielerin und Maitresse, die holde Ida, hat er nach Florenz expediert, als er von da zurück nach Paris kam, und zahlt ihr dort eine ansehnliche Pension, um sie am Zurückkommen zu hindern. Sein ältester Sohn ist sein Associé in der Fabrik, in welcher bei der Fertigung der Fabrikate ungefähr folgende Prozedur angewandt wird: Sobald der Chef des Hauses in alten Bibliotheken oder Büchern einen sich zur Kompilation oder zum Roman ihm geeignet scheinenden Stoff aufgefunden zu haben glaubt, teilt er denselben in Kapitel ein, deren Inhalt er notiert, und lässt sodann diejenigen seiner Fabrikarbeiter vor sich kommen, die er am geeignetsten zur Bearbeitung des einen oder andern Kapitels hält, und teilt jedem derselben mündlich mit, etwa so wie ein Kaufmann seinen korrespondierenden Kommis, was sie ungefähr niederschreiben sollen. Ist dies geschehen, so wird ihm die Arbeit zur Durchsicht vorgelegt und er streicht oder ändert, was ihm daran missfällt, setzt auch wohl hier und da noch etwas hinzu und schickt dann das so verbesserte Manuskript in die Druckerei eines Journals. Dies ist das Geheimnis der ungeheuren Fruchtbarkeit dieses Autors, über deren Möglichkeit sich schon mancher den Kopf zerbrach.

Trotz der Einträglichkeit dieses Handwerks ist Alexander Dumas aber doch in ewigen Geldverlegenheiten, wie die meisten dieser Herren. Als ihn neulich sein großer Hund so in den rechten Arm biss, dass er längere Zeit denselben nicht rühren und folglich auch nicht schreiben konnte, fürchteten seine vielen Gläubiger, dass er toll werden möchte, und waren nahe daran es selbst zu werden, aus Furcht, ihren Debitoren zu verlieren. Obwohl seine florentinischen Händel einen guten Stoff zu einem neuen Roman seiner Art geben würden, so scheint er bisher doch keine Lust zu haben, sie dazu zu benutzen.

Ein paar Schritte von ihm sitzt Balzac. Der gute Mann hat sich längst ausgeschrieben, auch er ist gewaltig mit seinen Finanzen brouilliert, und das Wechselfieber treibt ihn häufig an, sich dem Genuss des Landlebens hinzugeben. Er gibt dem König Ludwig Philipp und dem belgischen Nachdruck die Schuld, dass sich seine Kasse nicht mehr füllen will, indem er behauptet, Ersterer hätte schon längst dem Letzteren ein Ende machen können, wenn er gewollt hätte, aber er sei ein Feind der französischen Literatur und ihrer Autoren.

Wohin nicht Missmut und Selbstüberschätzung verirren können. Balzac leidet besonders an dem letzteren Übel und ist ein eitler, aufgeblasener Tor, der sich einbildet, jedes von ihm geschriebene Wort sei ein Monument für die Nachwelt.

An diesem Wahn leiden jedoch die meisten der Herren, die ich dir gezeigt habe. Alle denken noch die spätesten Enkel, gleich einem Homer, Thukydides, Cicero, Dante, Ariost, Shakespeare, Racine et cetera durch ihre Werke in Staunen und Bewunderung zu setzen. Die armen Narren, sie ahnen nicht, dass noch ehe ein Vierteljahrhundert vergeht, all ihre Werke vergessen und ungelesen mit Staub bedeckt im Winkel der Bodenkammern modern oder von den Krämern zur Umwickelung der Waren aller Art benutzt werben.

O vanitas vanitatum!

Übrigens macht der arme Balzac Glück bei etwas bejahrten Damen, die sich seines Ungeschicks annehmen, ihn nach Kräften zu trösten suchen und in seiner ländlichen Einsamkeit unterhalten.

Der dort im Baignoir sitzende Herr ist Madame Düdevant, George Sand genannt , diese Er – Sie hat …

Doch der Vorhang rauscht in die Höhe, und ich bin begierig, mein alter ego agieren zu sehen«, unterbrach sich Asmodi selbst, Michel sehr zur Unzeit, der gerne noch mehr Notizen über die anwesenden Tagesnotabilitäten gehabt hätte.

Die Ballszene war bereits vorüber und Kleophas in dem Laboratorium des Chemikers angekommen, wo er die Flasche zerschlug, aus welcher das andere Ich des wirklichen Asmodi entstieg, das aber der es darstellende Künstler so linkisch und tölpisch und so wenig zur Zufriedenheit des Veritablen repräsentiere, dass dieser ausrief: »Pfui Teufel, mich so zu verhunzen!«

Da nach wenigen Szenen des Balletts, in dem auch nicht ein Funken von Le Sages Geist aufzufinden war, auch Stürmer sich zu langweilen anfing , so machte er seinem Begleiter den Vorschlag, das Theater zu verlassen. Dieser willigte um so lieber ein, als er eingestand, er habe sich selbst in seinem engen Gefängnis in keiner so peinlichen Lage befunden.

In den Vorhallen des Hauses stießen sie gerade auf den Direktor der Oper, Herrn Leo Pilsen, der eine stolze Dame am Arm und zum Wagen führte.

»Dies ist auch ein Fabrikat des Herrn Thiers«, sagte Asmodi, auf Pillot deutend, »der aus einem mittelmäßigen Schreibergehilfen einen jämmerlichen Theaterdirektor schuf, der nun unter dem furchtbaren Pantoffel der an seinem Arm hängenden Dame stehend, mit deren wirksamer Hilfe die große Oper zugrunde dirigiert und bereits so heruntergebracht hat, dass in der Regel die Künstler vor den leeren Bänken spielen, singen und tanzen, und die vom Staat bezahlten ungeheuren Subventionsgelder auf das Unverantwortlichste verschleudert und vergeudet werden.

Wohin nun?«, fragte jetzt der Hinkende.

»Lass uns in einem nahen Kaffeehaus einige Erfrischungen einnehmen.«

»Dann müssen wir in den Divan, der ist ganz in der Nähe.«

In die Kaffeezimmer daselbst eingetreten, ließen sich unsere dämonischen Reisenden an einem in einer Ecke stehenden Tischchen nieder. Der Teufel verlangte flammenden Punsch und Michel eine Flasche Bier, und jeder ließ sich eine Zigarre à 15 Sous geben.

Kaum hatten sie sich niedergesetzt, als sie am anderen Ende des Saales ein ziemlich lebhaftes Gespräch hörten, das von ungefähr einem Dutzend Gästen in deutscher Zunge geführt wurde. Michel spitzte die Ohren.

Asmodi flüsterte ihm auf gut spanisch zu, seine Landsmannschaft nicht zu früh zu verraten, wenn er sich ergötzen wolle.

»Das hätten die Deutschen nimmermehr zugeben dürfen, dass sie Paris so befestigt haben«, ließ sich seine Stimme in schwäbischer Mundart vernehmen.

»Den Rhein hätte man befestigen müssen«, sagte ein Badenser.

»Ach was«, fiel der Unternehmer einer Wiener Bäckerei in Paris ein, »Paris muss halt fest sein, und wann sie’s belagern, dann liefre ich’s Brot.«

»Und sie kriegen ihn doch noch, den Rhein, wenn sie da drüben nit klüger werden, und sich um en alten Rock disputieren, zehnerlei Religionen und zehnerlei Zollvereine und weiß Gott, was alles haben wollen.«

»Das werden sie wohl bleiben lassen, solange unsere Fahnen am deutschen Strom wehen«, meinte ein Altpreuße.

»Geht weg, ihr seid’s mir auch die Rechten, ihr windigen Preußen, euch jagt die erste französische Luft weg, die übern Rhein weht.«

»Haltet’s Maul, ihr einfältigen Knödelfresser, ohne uns wäre heute noch ganz Deutschland französisch. Wir waren die wahren Befreier Deutschlands, ihr seid nur immer hinten drein gekommen, die Mahlzeit aufzufressen, die wir euch zubereitet haben. Ohne uns und unseren Blücher hätte nie ein deutscher Krieger die Ufer der Seine und Paris erblickt, und hätte man diesem gefolgt, so wären jetzt Lothringen und Elsass längst wieder deutsch, und vom Rhein gar keine Sprache mehr.«

»Schaut’s den windigen Preußen an, man kann vor dem Rauschbeutel gar nit zu Wort mehr komme. Und unser Erzherzog Karl? Hä?«, sagte der Bäcker.

»Allen Respekt«, erwiderte der Preuße, »aber den habt ihr, so oft er in der besten Arbeit war, jedes Mal so disgustiert, dass er einen Ekel am Kommando haben musste. Auch er konnte euren alten Schlendrian ›’s bleibt halt immer beim Alten‹ nicht wegschaffen. Freilich hatte er den Schneid unseres wackeren Blücher nicht, der mit seinem Vorwärts allen diplomatischen Plunder und alle ängstliche Kabinettspolitik und ihre Bedenklichkeiten über den Haufen warf, nach Paris drang, den Parisern Moses lernte und bei Waterloo, zwei Tage, nachdem er selbst eine Schlappe erlitten und unter dem Pferd gelegen hatte, wo die feindliche Reiterei über ihn wegsetzte, dem schon geschlagenen Wellington und seinen Engländern aus der Patsche half, und den kopf- und hutlos fliehenden Napoleon zum Teufel jagte. Seht, das war ein Held noch aus unseres einzigen Friedrichs Schule, ein anderer Kerl als Napoleon samt allen seinen Marschällen!«

»Oho, so arg ist’s nun eben auch nicht«, ließ sich jetzt ein Sachse vernehmen.

»Ja, so ist’s«, fiel diesem ein Kurhesse ins Wort, »Blücher war ein ganzer Kerl, und von all den napoleonischen Kriegshelden, die meistens Raubgesindel waren, reicht ihm samt ihrem Herrn noch keiner das Wasser, und ohne ihn und seine Preußen säßen wir heute noch am Dreck.«

»Dass die Hessen blind sind, ist eine alte Geschichte, so wie ein Blinder nicht klar sehen kann«, entgegnete ein Württemberger.

»Und dass die Schwaben vor vierzig Jahren nicht klug werden, und es niemals werden, wie sie erst kürzlich bei den Eisenbahndebatten in den Kammern bewiesen haben, ist eine ebenso alte Geschichte.«

Der Streit wurde immer heftiger geführt, und die Epitheten gegenseitig weniger gespart. Redensarten wie stupide Österreicher, windige Preußen, lahme Bayern, einfältige Schwaben, hochnäsige Sachsen, blinde Hessen fielen unaufhörlich, und schon sah Michel den Augenblick kommen, wo sich die Repräsentanten der verschiedenen deutschen Volksstämme in die Haare fallen würden.

Da riss ihn der Zorn hin, und er rief aufspringend unwillig auf gut deutsch aus: »Ach! Ihr seid immer noch das alte Pack, und das Schlimmste bei der Sache ist, dass ihr alle recht habt. Doch nun haltet die Mäuler, sonst werde ich sie euch zu stopfen wissen.«

»Was will der Naseweis, uns die Mäuler stopfen? Ei, den soll ja ein …«, brummte ein Bayer.

»Un i glab, der S … z hat uns gar noch an Sottisen gesagt, dass er uns alle recht gibt«, fiel der Brotlieferant in spe ein.

»Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen«, fiel ein Dritter ein.

Alle schickten sich an, über den armen Michel herzufallen und ihm recht handgreiflich zu beweisen, dass auch er recht gehabt hatte. Aber dieser warf seinem Begleiter einen bedeutungsvollen Blick zu, der nun seine Zigarre so gewaltig anblies, dass in einem Nu das ganze Gemach in eine undurchdringliche Rauchwolke gehüllt war, sodass keiner den andern mehr sah, sie alle untereinander wie benebelt umhertaumelten und mit den Köpfen wider einander rannten und anstießen.

Michel und der Hinkende lachten wohlgefällig, und Letzterer sagte: »Sieh hier das Bild deines Vaterlandes, in welchem Zustand es sich jetzt befindet, im Kleinen. Religiöse, politische, industrielle und philosophische Wirren haben deinen Landsleuten über dem Rhein ebenso wirbeln gemacht wie hier mein infernalischer Tabakdampf. Dabei siehst du, dass es nicht geraten ist, ihnen die Wahrheit zu sagen. Sie können sie nicht vertragen, werden gleich böse und wollen mit Fäusten dreinschlagen. Und das Schlimmste ist, man darf in Deutschland das Wort Esel oder Einfaltspinsel nicht aussprechen , ohne dass sogleich ein paar Hundert Individuen O-a schreien und sprechen. Damit bin ich gemeint. Darin sind doch die Franzosen zehnmal klüger, die nehmen auch die derbsten Wahrheiten lachend an, machen sich über ihre eigenen Gebrechen lustig, spötteln, witzeln darüber, karikieren sich selbst und gestehen ihre Fehler freiwillig mit einem que voulez vous? ein, ohne sich jedoch deshalb zu bessern.

Michel zuckte die Achseln, verließ mit dem Teufel den Divan und begab sich ins Hotel der Prinzen zur Ruhe, während sich Asmodi bis zum kommenden Morgen von ihm beurlaubte, versprechend, sich bei seinem Lever wieder einzufinden.

Den anderen Morgen, als Michel ziemlich spät erwachte und sich die Augen rieb, saß der kleine Dämon schon ganz behaglich in einem Armstuhl vor seinem Bett.

»Schon so früh«, gähnte Michel, »und was Neues?«

»Ich habe die erste Nacht wieder einmal recht vergnügt in meinem Element zugebracht.«

»In der Hölle?«

»Versteht sich.«

»Und wie nahm man dich auf?«

»Mit wahrhaft teuflischer Freude, es war ein großer, allgemeiner Jubel, und nächstens wird zu Ehren meiner Befreiung ein infernalisches großsatanisches Hoffest veranstaltet.«

»Dem möchte ich beiwohnen.«

»Ein diabolischer Wunsch. Je nun, wir wollen sehen. Aber was treiben wir heute?«

»Was meinst du? Mach mir Vorschläge!«

»Mein unmaßgeblicher Rat wäre, wir wohnten der Sitzung der Deputiertenkammer bei, die wird heute ziemlich unterhaltend werden.«

»Wieso?«

»Der Fliegen-Mirabeau Thiers will das Ministerium dafür verantwortlich machen, dass es den Abdelkader noch nicht erschießen ließ.«

»Aber die Nürnberger hängen ja keinen, bevor sie ihn haben.«

»Tut nichts, Thiers will es aber so haben.«

»Vergessen wir nicht, dass ich Rosa-Marias Eltern versprach, sie heute Nachmittag zu besuchen«, sagte Michel.

»Nun, das hat noch Zeit nach der Kammersitzung, die, ich verspreche es Dir, eine der interessantesten werden soll, die je stattgefunden hat.«

»Gut, aber wo werde ich die Mädchen hinbringen?«

»In ein Nonnenstift«, höhnte der Hinkende. »Allenfalls in die Abbaye aux bois oder in das Sacré coeur de Jesus

»Wird man sie da aufnehmen?«

»Warum nicht! Ein paar reiche Geschenke, und dann hört Madam Recamier noch immer gern , dass sie sehr schön – war, und macht mit dem frommen Chateaubriand, was sie will.«

»Gut. Lass uns das Frühstück nehmen und dann unser Tagwerk beginnen.«

Der Teufel bedankte sich und versicherte, dass er schon ein höllisches Frühstück, aus einem Stück der geräucherten Milz des in einem Höllenpfuhl schmachtenden Kardinal Mazarin bestehend, eingenommen habe.

»Wohl bekomm’s«, sagte Michel und ließ sich seine Schokolade und Beefsteaks trefflich schmecken.

Hierauf machten sich die beiden Kumpane auf den Weg, flankierten den Boulevard auf und ab, musterten die Spaziergänger in den Tuilerien und fanden sich zur rechten Zeit in der Deputiertenkammer ein, wo man ihnen, dank ihrer Einlasskarten, recht bequeme Plätze einräumte.