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Schwäbische Sagen 35

Schwäbische-Sagen

Siebentes Kapitel
Himmel und Gestirne

Sagen vom Regenbogen

1.
Eine mündliche Überlieferung aus Unterkochen, Bühlertann

Wenn über einem Regenbogen noch ein zweiter erscheint, so sagt man »der Teufel möchte den Regenbogen nachmachen, bringt ihn aber nicht zustande.«

2.
Eine mündliche Überlieferung aus Derendingen

Ein Regenbogen stellt sich immer mit beiden Endpunkten, welche die Erde berühren, über zwei Gewässer und schöpft daraus mit zwei großen, goldenen Schüsseln. Deshalb hält der Regen noch drei Tage lang an, wenn ein Regenbogen am Himmel erscheint, indem das geschöpfte Wasser wieder herabfallen muss. Wer zu rechter Zeit an eine solche Stelle kommt, wo der Regenbogen trinkt, kann ihm die goldene Schüssel, in welcher alle Regenbogenfarben zu sehen sind, abnehmen. Ist aber niemand da, so nimmt er selbst sie alle beide wieder mit in die Höhe. Andere sagen, der Regenbogen lasse jedes Mal eine Schüssel fallen, wie dies im Marktgässle zu Reutlingen einmal geschehen ist. Die Schüssel zersprang zwar in mehrere Stücke, der Finder aber bekam noch hundert Gulden dafür.

In der Umgegend von Tübingen sieht man zuweilen die Leute nach dem Ende des Regenbogens, das ihnen am nächsten ist und das über dem Neckar oder über der Steinlach zu stehen scheint, eiligst hinlaufen, um eine goldene Schüssel in Empfang zu nehmen.

3.
Eine mündliche Überlieferung aus Betzingen, Mössingen und sonst sehr allgemein

Die kleinen Goldmünzen, welche die Gestalt eines Schüsseleins haben und oft mit einem Stern oder Kreuz versehen sind, findet man nicht selten auf dem Feld. Dieselben hat der Regenbogen fallen lassen, daher sie »Regenbogenschüssele« genannt werden. Man sagt, an der Stelle, wo der Regenbogen sich auf die Erde stütze, und zwar an dem Ende, das am längsten stehen bleibe, lasse er jedes Mal eine solche goldene Schüssel zurück, weshalb die Landleute nach einem Regenbogen sich gern danach umsehen. Wer aber ein Regenbogenschüssele findet, darf es nicht verkaufen, sondern muss es wie ein bleibendes Familienstück sich vererben lassen. Es bringt Glück ins Haus.

Ein Schäfer aus Undingen auf der Alb hat einmal eins gefunden, und seitdem ist ihm kein Schaf mehr krank geworden.

4.
Mündliche Überlieferungen

Der Regenbogen trinkt Wasser mit zwei goldenen Schüsseln, andere sagen mit einer, in der Sonne, Mond und Sterne abgebildet sind. Zuweilen lässt er eine solche Schüssel auf die Erde fallen. In Heubach hat mal jemand eine gefunden und für schweres Geld verkauft. Zur Strafe dafür ist er stumm geworden.

Auch sonst kennt man überall in Schwaben das »Regenbogenschüssele«.

Im Remstal sagt man, die Sonne lasse nach jedem Regenbogen ein solches Goldschüsselein fallen. Wer es finde, der bleibe sein Leben lang vor jedem Unglück bewahrt.

5.
Eine mündliche Überlieferung aus Lustnau

Als die Römer im Schwabenland waren, haben sie von den Schüsselein, die sie dem Regenbogen abgenommen hatten, Goldmünzen geprägt. Daher sagt man noch, wenn ein Regenbogen am Himmel steht: »Wir wollen das Schüsselein holen und wollen Römergeld machen!«

6.
Eine mündliche Überlieferung aus Bretten

In Bretten, Lahr und sonst im badischen Schwarzwald sagt man: Der Regenbogen schöpfe mit einem goldenen Becher sich Wasser und lasse den Becher dann fallen.

7.
Eine mündliche Überlieferung aus Graubünden

Wenn man einen Schuh in den Regenbogen wirft, so kommt er mit Gold gefüllt wieder zurück.