Slatermans Westernkurier 11/2016
Auf ein Wort, Stranger, wenn wir uns heute wieder den Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents zuwenden. Nicht den Sioux, Apachen oder Comanchen, oder den Cheyenne, Kiowa, Irokesen oder den Navajo. Über sie wurde schon alles gesagt oder geschrieben.
Wir wenden uns den unbekannten Stämmen zu, jenen, die zu klein oder zu schwach waren, um den weißen Eindringlingen Widerstand zu leisten – Stämme wie die Shasta, Wichita und Yuma, deren Namen inzwischen in Vergessenheit geraten sind.
Einer dieser Stämme waren die Caddo.
Der Name kommt von kadohadach, was so viel bedeutet wie die wahren Häuptlinge.
Die Caddo waren einst ein wichtiger Stamm in den Prärien von Texas, genauer gesagt zwischen Red River und Arkansas. Die Grabhügel, die man im Entwässerungssystem des Arkansas entdeckt hat, werden ihnen zugeschrieben.
Der erste Weiße, der mit ihnen in Kontakt kam, war der spanische Abenteurer und Entdecker Hernando de Soto anno 1541.
Das Land, das sie bewohnten, nannte man Taches, und wurde von den ersten spanischen Siedlern in ein Wort umgewandelt, das heute noch jeder kennt.
Texas!
Rene Robert Cavelier La Salle, de Sotos französisches Pedant, besuchte sie 1686, als die Caddo bereits zum wichtigsten Eckpfeiler im Verbund der in diesem Gebiet ansässigen Stämme herangewachsen waren.
Zu diesem Zeitpunkt waren sie kurz vor dem Höhepunkt ihrer Macht.
Ende des 18. Jahrhunderts führten die Caddo Krieg gegen die Choctaw, die sich unter dem Druck der Weißen immer weiter nach Westen und damit in ihr Stammesgebiet zurückzogen- Anfang des 19. Jahrhunderts hießen die Eindringlinge in ihr Land Osage.
Danach begann ihr Weg in die Bedeutungslosigkeit.
1835 mussten auch sie dem Druck der Weißen weichen.
Sie verkauften ihr Land an die US-Regierung.
Der Kaufpreis von 40. 000 Dollar war bis 1840 in Pferden, Handelsgütern und Geldraten zu begleichen. Danach zogen die Caddo zum Washita River nach Oklahoma und zum Brazos River in Texas. Am 15. Mai 1846 unterzeichneten sie mit den Anadarko zusammen den Vertrag von Council Springs. Damit unterstellten sie sich bedingungslos dem Schutz der US-Regierung und gaben dadurch ihre Souveränität als eigenständiger Stamm sowohl den Großteil ihrer Kultur und Geschichte auf.
Die Caddo verpflichteten sich zukünftig Frieden mit Washington zu halten, bauten Häuser aus Holz, versuchten sich in der Landwirtschaft und dienten in der US-Armee als Scouts im Kampf gegen die Comanchen.
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Aber der Vertrag war das Papier nicht wert, auf dem er niedergeschrieben war.
Zum Dank für ihre Versuche, friedliebende Indianer zu sein und sich dem Leben der Weißen anzupassen, wurden sie von ihrem Land vertrieben und mit Gewalt nach Norden in die Gebiete der Choctaw, ihrer ehemaligen Feinde umgesiedelt. Die Übersiedlung der insgesamt 1400 Stammesmitglieder und der zweiwöchige Marsch in der Augusthitze waren hart. Nicht wenige von ihnen bezahlten dies mit ihrem Leben.
Gemeinsam mit anderen in Oklahoma lebenden Indianerstämmen suchten sie nach einem Ausweg aus der Misere. So kam es, dass ihr Häuptling Quinahiwi am 12. August 1861 einen Vertrag mit der Südstaatenkonföderation unterzeichnete und die Caddo auf Seiten des Südens im Bürgerkrieg mitkämpften. Ihr Kampfeswille war legendär, den es ging um das Überleben als Stamm und um ihre Eigenständigkeit. Eines der Caddo-Bataillone gehörte zu den letzten Truppenteilen, die im Juli 1865 im Kampf gegen die Union die Waffen streckten.
Da sie aber auf Seiten der Besiegten standen, wurden sie 1867 erneut umgesiedelt und in eine Reservation im Washita-Gebiet gesteckt.
1897 gab es noch 497 Mitglieder des einstmals so stolzen und kriegerischen Stammes.
Enoch Hoag ging als letzter Häuptling in die Geschichte der Caddo ein. Danach versank der Stamm wie so viele vor und auch nach ihm in der Bedeutungslosigkeit.
1897 zählte das Volk der Caddo nur noch 497 Seelen. Es dauerte bis in die späten achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, bis sich der Stamm wieder einigermaßen erholt hatte. 1985 waren es bei der Indianerzählung 1200 Menschen, 2011 lebten bereits wieder über 3000 von ihnen im Westen von Oklahoma.
Inzwischen versuchen die Caddo, ihre Kultur und ihre Traditionen aufleben zu lassen und auch ihre Sprache zu erhalten.
Der Stamm organisiert jährlich ein Sommer-Kultur-Camp für Kinder.
In diesem Sinne, bis zum nächsten Mal, wenn es im Westernkurier wieder heißt;
Auf ein Wort, Stranger
Euer Slaterman
Quellenhinweis:
- Artikel Caddo Mounds Historic Site. Handbook of Texas
- Joachim Hack: Das große Buch der Indianer. Edition Lempertz. Bonn. 2014