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Die Macht der Drei – Teil 38

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»… Oder sie sind unsichtbar durch unsere Reihen gegangen.« Dr. Glossin hatte die Möglichkeit gegenüber dem Präsident-Diktator ausgesprochen und hatte damit gesagt, wie es geschehen war.

Als Oberst Trotter als Erster über den Gartenzaun von Linnais sprang, stand Erik Truwor in Begleitung seiner beiden Freunde unmittelbar neben ihm. Die hypnotische Kraft Atmas blendete den Obersten und schlug seine Leute mit Blindheit.

»Es ist gut, wenn wir einige Zeit für tot gelten.« Erik Truwor hatte damit den Plan für die nächsten Wochen und Monate gegeben. Atma und Silvester übernahmen die Ausführung. Atma verwirrte die Sinne der Gegner. Silvester trug den kleinen Strahler und brachte die Schusswaffen, mit denen die Fenster des Truworhauses gespickt waren, zum Feuern.

Während die Engländer das Haus belagerten, gingen die drei zur Odinshöhle. Dort ließen sie sich nieder. Auf der Tafel des Fernsehers war das Haus von jeder Seite und in allen Details sichtbar. Silvester Bursfeld ließ den Strahler arbeiten. Er unterhielt das Gewehrfeuer, solange noch eine Patrone vorhanden war. Dann kam das Ende.

Erik Truwor hatte sich entschlossen, sein Vaterhaus zu opfern. Als die Tür unter den Axthieben der Stürmenden einbrach, gab er selbst aus dem großen Strahler die volle Konzentration in das Brennstofflager des Hauses. Zehnmillionen Kilowatt in zehntausend Kilogramm Benzol. Das Truworhaus wurde in einer Sekunde zum feuerspeienden Berg.

Erik Truwor verfolgte das Schauspiel auf der Mattscheibe des Fernsehers. Sein Gesicht blieb unbeweglich, wie aus Stein gemeißelt.

Als die Mauern zusammenstürzten, wandte er den Blick von der Platte ab.

»Sie wähnen uns dort begraben. Ihr Glaube gibt uns die Ruhe für die letzten Vorbereitungen.«

Der Rapid Flyer stand in der Höhle. Als Dr. Glossin mit dem Obersten sprach, als Oberst Trotter seine Brandwunden im Tornea kühlte, trug R.F.c.1 die Freunde nordwärts davon. Langsam, in niedrigem Flug. Vorsichtig die Deckung der Berge und Föhren nehmend. Ungesehen und ungehört.

Erst als sie in sicherer Weite waren, stieg der Flieger zu größeren Höhen empor und nahm reinen Nordkurs. Über offener See und schweres Packeis. Über Länder und über weite Eisflächen.

Nach dreistündiger Fahrt senkte sich das Schiff. Stieß durch Nebel und Wolken und ruhte auf der Eisfläche, die wie eine ungeheure massive Kuppe den nördlichen Pol unserer Erde umgibt.

Sie landeten inmitten der endlosen Eiswüste und fanden dennoch ein wohnliches Heim. Silvester sah es mit Staunen.

Erik Truwor hatte den halben Monat, den Silvester nach seiner Vermählung abwesend war, nicht ungenutzt gelassen.

Er hatte sich hier ein Schloss geschaffen. Einen Eispalast im wahren Sinne des Wortes. Aus der flachen verschneiten Eiswüste erhob sich blaugrünlich schimmernd ein Eisberg hundert Meter empor. Ein massiver Eisblock, bis Erik Truwor kam und den Strahler spielen ließ. Da fraß die entfesselte Energie das Eis mit gieriger Zunge. Gänge bildeten sich. Säle und Kammern entstanden, während das Schmelzwasser in Strömen ins Freie lief.

Dann waren die Tage gekommen, an denen der alte Schäfer Idegran auf der Torneaheide der Wodanshöhle in immer weiterem Bogen aus dem Wege ging. Es fauchte in der Höhle. Es schwirrte in den Lüften. Erik Truwor hielt seinen Umzug wie der wilde Jäger. Vollgepackt mit Lebensmitteln und Brennstoffen, mit Apparaten und Werkzeugen fuhr der Rapid Flyer zwischen dem Eisschloss am Pol und dem Haus am Tornea hin und her. Es war nur noch eine leere Schale, die Oberst Trotter mit seinen Leuten belagerte.

Silvester sah das neue Heim zum ersten Mal. Sie traten in das Innere des Berges, und eine wohlige Wärme umfing sie. Ein kleiner Strahler machte gerade so viel Energie frei, dass die Luft in den Räumen gut erwärmt war, aber das Eis der Wände noch nicht schmolz.

Erik Truwor ließ sich im großen Wohngemach auf einen Sessel nieder.

»Hier bin ich, hier bleibe ich! Hier findet uns niemand. Die Schiffe, die über den Pol gehen, fliegen hoch. Auch aus nächster Nähe würden sie nur den Eisberg sehen.«

Atma lag bewegungslos auf einem Diwan. Er ruhte, meditierte, wie er es stets tat, wenn seine Kraft, seine telepathische Willensmacht nicht verlangt wurden. Silvester brauchte viele Stunden, um durch alle Räume zu schreiten. Er sah das Laboratorium und die neuen großen Strahler. Er versenkte sich in die Verbesserungen, die Erik Truwor während seiner Abwesenheit angebracht hatte, und dann sah er die Teile der Telefonanlage. Sie waren noch nicht zusammengebaut.

Seine Gedanken flogen zu Jane. Sie würde diesen Nachmittag vergeblich auf seinen Anruf warten. Er würde ihr Bild sehen. Der Fernseher gestattete es zu jeder Zeit. Doch er würde nicht mit ihr sprechen können. Sie würde warten … würde in Sorge sein. Um so mehr, wenn … wenn irgendwoher die Nachricht von Linnais, vom Untergang des Hauses zu ihr käme.

Er erschrak bei dem Gedanken und trat an den großen Strahler. Er richtete ihn und schaltete die Energie ein. Das Bild erschien auf der Scheibe. Ein Flusslauf, Industriewerke, Häuser. Jetzt die charakteristische Gestalt des Rattinger Tors von Düsseldorf. Nun die Straße, das Termölensche Haus …

Er verzehnfachte die Vergrößerung und regulierte mit den Mikrometerschrauben.

Die Küche … Frau Luise Termölen … die gute Stube … dort Jane. Ihr gegenüber eine andere Gestalt.

Silvester Bursfeld brachte die Vergrößerung noch einmal auf das Zehnfache. Jetzt standen die Figuren fast in Lebensgröße vor ihm. Jane blass, erschreckt, dem Umsinken nahe. Ihr gegenüber Dr. Glossin.

Silvester ließ das Bild stehen und lief in das Gemach, in welchem Atma lag.

Der Inder kam und sah das Bild. Eine Veränderung war eingetreten. Jane lag regungslos am Boden. Ein Zeitungsblatt neben ihr. Dr. Glossin bemühte sich um die Hingesunkene, richtete sie auf, sprach auf sie ein.

Soma Atma stand in kataleptischer Starre. Seine Pupillen verengten sich bis zum Verschwinden. Seine Seele verließ den Körper und ging auf die Wanderung.

Das Bild auf der Mattscheibe veränderte sich. Silvester sah, wie das Blut in die Wangen seiner Frau zurückkehrte. Sie erhob sich. Aufrecht stand sie da, lächelte spöttisch und deutete mit einer verächtlichen Handbewegung auf das Zeitungsblatt. Dann verließ Dr. Glossin mit allen Zeichen der Enttäuschung und des Missmutes den Raum.

Es dauerte lange, bis der Inder sich aus dem Krampf löste. Dann sprach er, ruhig und leidenschaftslos wie immer: »Deine Frau weiß, dass du lebst.«

Er kehrte in seinen Raum zurück und versank wieder in das stille Vorsichhinstarren, Ruhen und Sinnen, in dem er Tage und Wochen verbringen konnte.

Die Arbeit rief. Erik Truwor hatte Verbesserungen vorgeschlagen, die sich auf eine noch genauere Einstellung bezogen. Silvester Bursfeld hatte von seiner Hochzeitsreise eine ganz neue Idee mitgebracht. Eine Zielvorrichtung, die es gestatten musste, mit dem Strahler auch gegen bewegte Ziele zu operieren, während er volle Energie im Raum auslöste.

Das hielt Silvester jetzt für das Wichtigste, und Erik Truwor stimmte ihm bei. Mit den vorhandenen Einrichtungen ließ sich die Energiemenge wohl haarscharf auf jeden Punkt der Erdoberfläche einstellen. Aber es war noch nicht möglich, die Einstellung mit voller Sicherheit bewegten Zielen folgen zu lassen, während die Energie wirkte. Erik Truwor verlangte, dass man mit dem großen Strahler auch schnellfliegende Ziele fassen könne, während er auf irgendeinem Punkt der Erde zehn Millionen Kilowatt brodeln ließ.

Eine Änderung der Schaltung war dazu notwendig. Der Energiestrom, der vom Ziel reflektiert wurde und das Bild auf der Mattscheibe erzeugte, musste von der Hauptenergie abgezweigt werden. Widerstände waren einzubauen, die diesen Nebenstrom automatisch so schwach hielten, dass er das Bild nicht sprengte, die Mattscheibe nicht fraß. Es bedurfte mancher Tage, um die neuen Ideen praktisch auszuführen.

Erik Truwor war die treibende Kraft. Er stand vor dem Amboss, das Antlitz von der Glut des Feuers gerötet, und schmiedete die für den Neubau nötigen Stücke. Die Funken umsprühten ihn, während er den Hammer schwang und das glühende Eisen formte. Als Schlosser, Dreher und Mechaniker in einer Person arbeitete Silvester. Er feilte, schnitt und schliff und hörte dabei die Worte Erik Truwors.

Wie ein Prophet sprach Erik Truwor von der Zukunft, die er nach seinem Willen formen wollte.

»Von Mitternacht kommt die Macht.« Öfter als einmal fiel das Wort von seinen Lippen, während er einem Schmiedestück mit wuchtigen Hieben die letzte Form gab. Machtgefühl klang aus den Schlägen, mit denen er den Hammer auf den Amboss schmetterte, dass es weithin durch die Eishallen dröhnte.

Silvester hörte nur mit halbem Ohr hin. Er war unruhig bei der Arbeit, und seine Gedanken weilten in weiter Ferne. Wohl hatten ihn die Worte Atmas vorübergehend beruhigt. Doch zufrieden würde er erst sein, wenn Ätherschwingungen und Elektronenbewegungen Janes Bild wieder bis an den Pol führten und seine Stimme über Spitzbergen und Skandinavien bis in das stille Gemach nach Düsseldorf brächten. Er lechzte danach, seine junge Frau zu sehen, mit ihr zu sprechen, und arbeitete hastig und freudlos an dem Neubau, zu dessen schneller Ausführung Erik Truwor ihn zwang. Die Ruhestunden während der langen hellen Polnacht benutzte er, um auf dem Gipfel des Berges die Antennen für die drahtlose Station zu ziehen.