Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Desierto – Tödliche Hetzjagd

desierto-toedliche-hetzjagdDesierto – Tödliche Hetzjagd
Originaltitel: Desierto
Esperanto Kino, Itaca Films, CG Cinéma, 2015

Ascot Elite Entertainment Group / Ascot Elite Home Entertainment, Zürich, 21. Oktober 2016, 1 Blu-Ray-Disc im Amaray-Case, Thriller, EAN: 7613059806214, ca. 94 Minuten, gesehen 10/2016 für 8,99 Euro, FSK: 18, Regie: Jonás Cuarón, Drehbuch: Jonás Cuarón, Mateo Garcia, Darsteller: Gael García Bernal, Diego Catano, Jeffrey Dean Morgan, David Lorenzo, Oscar Flores, Alondra Hidalgo, Musik: Woodkid
www.ascot-elite.de

Ein Lastwagen voller illegaler mexikanischer Emigranten bleibt mit einem Motorschaden mitten in der Einöde liegen, sodass die Passagiere während der herrschenden Rekordhitze den Weg durch den Wüstenstreifen zwischen Mexiko und den USA, den sogenannten Badlands, zu Fuß weiter gehen müssen; ein Weg, der zwei Tage dauern soll. Zur gleichen Zeit ist der Gringo Sam mit seinem Hund in diesem Gebiet auf Kaninchenjagd. Er sieht die Gruppe und beginnt aus der Ferne auf die schon halb erschöpften Einwanderer zu schießen. Nur einer versprengten Gruppe gelingt die Flucht vom Ort des Massakers, doch der Todesschütze hängt sich an ihre Fersen.

Das Subgenre der Menschenjagd-Filme ist schon überraschend alt und kam nie ganz aus der Mode. Früher prominenter Vertreter ist Graf Zaroff – Genie des Bösen aka The most Dangerous Game von 1932, wo ein Adliger zur Kurzweil Jagd auf wehrlose Schiffbrüchige macht. In den 1970ern gab es Strafpark und Open Season, vor einigen Jahren King of the Hill und fast noch aktuell The Reach, demnächst erscheint Carnage Park. Wenn man die Definition etwas weiter auslegt, wird es schier unübersichtlich. In Running Man, Das Millionenspiel, Predator, Das zehnte Opfer und dutzenden weiteren Filmen werden Menschen aus ihnen bekannten oder unbekannten Gründen gejagt. Letztere beschwören, wie Desierto auch, eine Atmosphäre der Hilflosigkeit, da es gar keinen »vernünftigen« Grund gibt, warum sich die Opfer plötzlich im Visier eines Amokschützen befinden. Der von Jeffrey Dean Morgan (Supernatural, Watchmen) gespielte Gringo Sam scheint seinen Gefühlen tödlichen Ausdruck zu verleihen, weil ihm die Rekordhitze zu Kopf gestiegen ist und er sein verhasstes Amerika nicht von noch verhassteren illegalen Mexikanern überrannt sehen will.

Die Gruppe wird in einer schmerzhaften Szene ziemlich schnell ausgedünnt, sodass mit Moises (Gael García Bernal, Mozart in the Jungle, im Gespräch als neuer Zorro) und Adela (Alondra Hidalgo) bald nur noch zwei Überlebende bleiben, denen immerhin eine Nacht zum Ausruhen bleibt, bevor die Jagd weitergeht. Da allerdings die Figurenzeichnung sehr überschaubar ausfällt, hält sich auch die Verbundenheit des Zuschauers mit den Protagonisten in Grenzen, was zu Lasten der angestrebten Spannungskurve geht. Erst die Aussicht, dass die Gehetzten ihrem bewaffneten Verfolger doch etwas entgegensetzen können, bringt wieder den nötigen Zug ins Geschehen, kommt aber insgesamt zu spät. Auch die beiden Kontrahenten Jeffrey Dean Morgan und Gael García Bernal agieren mehr souverän als preisverdächtig.

Das Desierto-Plakat wirbt groß mit einer Gravity-Connection, was im Klartext heißt, dass Gravity-Regisseur Alfonso Cuarón (Harry Potter und der Gefangene von Askaban, Birdman) den Film seines Sohnes Jonas Cuaron produziert hat. Ein gutes Auge hat Junior offenbar geerbt. Die Bilder von Desierto sind gemacht für die große Leinwand und sie entfalten mit dem reduzierten Score von Woodkid eine beeindruckende Atmosphäre. Die Story ist dagegen so dünn wie ein Butterbrotpapier; es fehlen einfach ein, zwei gewitzte Ideen, die den Film über den Genrestandard hinausheben könnten.

Fazit:
Menschenjagd-Thriller mit simpler Charakterzeichnung vor der beeindruckenden Kulisse des mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiets. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

(eh)