Oneiros – Tödlicher Fluch
In Paris verunglückt ein Passagierflugzeug, in dem alle Insassen schon vor der Katastrophe tot waren.
In Marrakesch kommt es zu einem plötzlichen Massensterben und in Spanien sterben auf einen Schlag 80.000 Menschen.
Während all dieser Katastrophen machen sich zwei Männer auf die Suche nach der Ursache, doch diese Suche wird beeinträchtigt von einer Wissenschaftlerin, die ganz eigene Ziele verfolgt und dabei sprichwörtlich über Leichen geht … Aber auch diverse Geheimdienste haben ihre Finger im Spiel und am Ende müssen sich alle der Frage stellen, ob man mit dem Tod verhandeln kann …
Markus Heitz hatte es angekündigt, nun liegt seine neue, allen Vampiren und Werwölfen ferne Idee in Form von »Oneiros« zum Lesen vor. Und ich wünschte, er wäre den Blutsaugern treu geblieben …
Aber der Reihe nach. Die Idee sprach mich an, denn Neues ist zuerst einmal immer gut. Der Anfang des Romans war spannend und auch ein wenig morbide. Da hält der Roman, was er verspricht. Gerade die Details im Bestattungsinstitut übten doch eine gewisse Faszination aus, da ich darüber kaum Vorkenntnisse besitze. Dann betritt ein junger Mann aus der Gothic-Szene das Geschehen und wird dem Leser recht intensiv vorgestellt (im Gegensatz zu manch anderer Person des Geschehens), auf dessen weiteren Werdegang ich nach 624 Seiten immer noch warte. Diente Jaroslaf wirklich nur dazu, darauf hinzuweisen, dass es in Leipzig eine ausgeprägte Gothic-Szene gibt? Oder hab ich am Ende was überlesen, als die Handlung irgendwann begann, sich im Kreis zu drehen?
Dieser Kreis begann mit dem Bestattungsinstitut, zog sich über Todesschläfer und Todseher bis hin zum Gevatter selbst, aber er schloss sich nicht wirklich, denn am Ende überlässt es Markus Heitz dann jedem Leser selbst, wie es weitergeht.
Als Basis für die Beantwortung der Frage, ob man mit dem Tod verhandeln oder ihn gar überlisten kann, dienen Märchen und Legenden. Dem gegenüber stellt der Autor auch den Versuch einer medizinisch-wissenschaftlichen Variante, aber dieses Thema habe ich in dem Buch »Amputiert« von Gord Rollo schon besser und glaubwürdiger gelesen. Fakt bleibt bei der Gegenüberstellung, dass der Mensch beide Male an seine Grenzen stößt.
Vampire und Werwölfe nehme ich in einem solchen Roman als gegeben hin, mit den Todesschläfern tat ich mich schwer, weil es im Grunde einfach Menschen wie du und ich sind. Denn ihre »Gabe« bzw. ihr »Fluch« tritt ja nur dann in Erscheinung, wenn sie völlig inaktiv sind, also wenn sie schlafen. Damit konnte ich mich persönlich nicht recht anfreunden, da fehlte mir dann doch die Vorstellungskraft von einem personifizierten Tod, der außer in gewissen Märchen und als Fantasyfigur in diesem hier beschriebenen Zusammenhang einfach nicht greifbar für mich wurde.
Im Gegensatz zu dem überaus gelungenen Cover und den bemerkenswerten Zitaten zu Beginn eines jeden Kapitels steht in dem Roman erstmals bei einem Buch von Markus Heitz ein gewöhnungsbedürftiges Lektorat. Der Stil entspricht nicht dem Anspruch, den ich an den Autor unterdessen habe. Teilweise driften die Dialoge in recht primitive Umgangssprache ab, was ich von Markus Heitz nicht gewohnt bin. Er bedient sich normalerweise einer sehr anspruchsvollen Sprache, die meiner Meinung nach dazu geführt hat, dass er sich aus der Masse anderer Autoren so hervorheben konnte. »Oneiros« ist im Gegensatz dazu vom Stil her sehr trivial.
Trotz aller Kritikpunkte ist dem Autor aber dennoch eine spannende Handlung gelungen. Insbesondere die Figur Bent Arctander ließ mich Seite für Seite weiterlesen, um ihn herum ist die Geschichte aufgebaut, obwohl er lange im Verborgenen bleibt. Und das ist für mich Grund genug, dieses Buch trotz aller von mir aufgeführten »Mängel«, weiterzuempfehlen!
Copyright © 2012 by Anke Brandt