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Das Harzmärchenbuch von August Ey Teil 40

Sagen und Märchen aus dem Oberharz
Gesammelt und herausgegeben von August Ey im Jahre 1862

Die Springblume

Eine Frau in Wildemann ging herauf nach Zellerfeld, und wollte für ihr krankes Kind Medizin holen. Ganz heiß kam sie den Berg herauf an die Bettelmannswiese, die zwischen Wildemann und dem Jochner Gaipel liegt, ehe man zu der Ernst-August-Höhe kommt. Auf der Wiese standen viele schöne Blumen, eine aber war sehr groß und sehr schön. Weil sie nicht weit vom Weg stand, wollte die Frau sie pflücken. Als sie aber hinkam und zugriff, sprang die Blume von dem Fleck weg, wohl zwanzig Schritte weit. Dahin ging die Frau auch, aber die Blume sprang wieder weg und das geschah dreimal. Da dachte die Frau: Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Du sollst dich nach Zellerfeld machen.

Und sie ging fort. Als sie wieder zurückkam, stand die Blume wieder am Weg. Jetzt, dachte die Frau, sollst du nochmals versuchen, die Blume zu pflücken. Und siehe da, nun sprang sie nicht weg. Die Frau nahm die Blume mit nach Wildemann. Als sie an die ersten Häuser kam, stand da eine alte Frau, die hat viel verstanden und sprach: »Frau Base, diese Blume hilft Ihrem Kind vom Tode. Lasst die Medizin weg und kocht ihm eine Tasse Tee davon, dann wird Euer Kind gesund.«

Das tat die Frau und ihr Kind wurde gesund. Von der Blume war nichts wieder zu sehen gewesen. Viele Leute haben sie auf der Wiese gesucht, aber nie wieder gefunden.