Pamfilius Frohmund Eulenspiegel 22
Des Erzkalfakters, Quadratschlankels und durchtriebenen Leutvexierers, Pamfilius Frohmut Eulenspiegel, des allbekannten, berüchtigten und weltverrufenen Till Eulenspiegel einzigen Sohnes pfiffigen Streiche, Ränke, Schwänke und lustige Possen als: Hendlschnipfer, Brotschwindler, Rahmkripfer, Fischdieb, Entenangler, Zigeuner-, Schneider- und Schusterlehrbua, Herzogslebensretter, Herold, Schatzgräber, magistratischer Bademeister, Hofnarr, Feldherr, frommer Pilger, glücklich dem Galgen entgangener Spieler usw.
Pamfilius als herzoglicher Hofnarr
Die ganze Welt ist ein großes Narrenhaus. Es gibt also Narren genug, aber keiner hat ein besseres Leben als ein Hofnarr, wenn er nicht auf den Kopf gefallen ist. Oh, ein Hofnarr ist ein gutes Brot! Dies merkte ich bald. Ich bekam ein eigenes schönes Zimmer, und ein Lakai musste mich bedienen, erhielt ein glänzendes Narrenkleid mit einer Schellenkappe, durfte bei der herzoglichen Tafel an einem Extratischlein zur Linken des Herrn Herzogs speisen und wurde mit der nämlichen Kost traktiert, wie er sie genoss.
Allein diese ungewohnte Kost, von der ich für drei fraß, behagte mir anfangs nicht recht. Ich wurde halbkrank und musste mich zu Bett legen. Auf Befehl des Herzogs kam sogleich sein Leibarzt zu mir und verschrieb mir aus der Hofapotheke allerlei Säftlein, Tränklein, Latwergen und Purganzen, was ich alles zusammen ungebraucht in den Nachtstuhl schüttete.
Als der Leibarzt kam und den Nachtstuhl untersuchte, sagte er: »Ah! Meine Kur ist glücklich gelungen. Ihr dürfet froh sein, Pamfilius, dass diese sehr böse, stinkende und zähe Materie aus Eurem Leib herausgekommen ist.«
»Ja freilich«, erwiderte ich, »das hab ich wohl gewusst und deshalb diese abscheuliche Materie in den Leib gar nicht hineinkommen lassen.«
Der Leibarzt machte ein langes Gesicht und ging fort, ohne ein Wort zu sprechen, wurde aber vom Herzog tüchtig ausgelacht, dem ich diese g’spaßige Kur erzählte.
Durch den Kellermeister war der Wein sehr verschwefelt worden, und das Bier schmeckte nach den ausgepichten Fässern. Als mich nun eines Tages der Herzog an der Tafel fragte: »Nun, Pamfili, wie gefällt es dir an meinem Hofe?«
»Wie in der Hölle, gnädigster Herr!«
»Wieso? Warum?«
»Weil mir an Eurem Hof Schwefel und Pech in den Hals gegossen wird, geradeso wie in der Hölle.«
Nach meiner Erklärung, wie dies zu verstehen sei, entstand an der Tafel ein großes Gelächter.
»Wenn ich nur einen besseren Magen hätte!«, äußerte einst der Herzog.
»Da ist leicht zu helfen, gnädigster Herr«, sagte ich. »Lasst Euch von Eurem Leibarzt, der mich so schön kuriert hat, aus der Hofapotheke einen solchen Magen verschreiben, wie ihn einige Bürger in einer gewissen Stadt besitzen, die Haus und Hof liederlich vertan, versoffen und verfressen haben. Jeder von diesen Bürgern hat einen so guten, starken und gesunden Magen, dass er selbst steinerne Häuser verdauen kann.«
Ich könnte gute Einfälle von mir wohl nach Hunderten vorbringen, hätt’ ich nicht noch viel anderes zu erzählen, daher will ich nur noch ein weiteres interessantes Ereignis auftischen.