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Interessante Abenteuer unter den Indianern 09

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Merkwürdige Hinrichtung wegen Mord

Diejenige Art von Mut, die den Mann befähigt, seinem Feind auf dem Schlachtfeld entgegenzutreten, hat der Weiße mit dem Indianer gemein. Aber die Äußerung unerschütterlicher Todesverachtung, das Resultat der Erziehung von frühester Jugend an, welches ihn befähigt, Schmerzen und Qualen selbst im Todeskampf zu verlachen, ist dem Indianer eigentümlich, während sie dem verzärtelten Weißen fremd ist. Die Behauptung, dass die Furcht vor dem Tod angeboren sei und dass sich dieselbe durch die Erziehung nicht ausrotten lasse, ist töricht. Unter vielen volkreichen Stämmen der amerikanischen Indianer wird es durchaus für entehrend gehalten, die geringste Todesfurcht zu zeigen. Die folgenden Anekdoten liefern Beispiele davon.

Es ist zu bedauern, dass die bewundernswerte Furchtlosigkeit des ungebildeten Indianers keiner besseren Sache gewidmet war. Solch ein Charakter, wäre er der Sache der Humanität, Wissenschaft oder der Religion gewidmet gewesen, würde den Ruhm eines Howard, Herschel oder Luther erlangt haben.

Im März 1823 erstach ein Choctaw, namens Sibley, einen anderen Indianer in der Trunkenheit. Ein Bruder des Ermordeten kam zu Sibley und benachrichtigte ihn, dass er gekommen sei, als Sühnopfer für das Leben seines Verwandten das seine zu nehmen. Solche eine Botschaft würde in eines weißen Mannes Haus sehr große Aufregung bewirkt haben. Sibley gab bereitwillig zu dieser gerechten Entscheidung seine Zustimmung und verlangte bloß, dass die Hinrichtung bis zum folgenden Morgen verschoben würde. Dieses vernünftige Verlangen wurde sogleich zugestanden und der Rächer zog sich zurück, Sibley frei von jedem Zwang lassend. Bei solch einem Aufschub würde der erste Impuls eines Weißen gewesen sein, in die Wälder zu fliehen. Aber nicht so der Indianer. Er schlief die Nacht wie gewöhnlich und ging den folgenden Morgen mit einer Partie, unter welcher seines Opfers Bruder war, ein Grab zu graben. Er half an dieser Arbeit mit vollkommener Gemütsruhe. Als sie beendigt war, bemerkte er den Beistehern, er halte das Loch groß genug für zwei Körper. Sein Wunsch, dort begraben zu sein, wurde zugestanden. Sibley setzte sich auf das Grab, streckte seine Arme aus und gab das Signal zu feuern. Er empfing die Kugel mitten durch das Herz und fiel auf den Körper seines Opfers.

Das folgende Beispiel ist in jeder Hinsicht ähnlich. Im Herbste 1830 wurde die Stadt Alexandria in Louisiana von verschiedenen wilden Stämmen besucht. Einer von denselben wurde im Rausch zufällig getötet, worauf sich der Mörder selbst den Verwandten des Ermordeten überlieferte. Er ging nach diesem durch die Straßen und sprach ruhig über seine bevorstehende Hinrichtung. Eine Anzahl Bürger verbanden sich und erhoben eine beträchtliche Summe Geldes, um seine Begnadigung zu erkaufen. Aber es wurde verworfen, indem der überlebende Bruder erklärte, dass kein Geld seine Loskaufung bewirken könne. Der Verbrecher zeigte keine Lust zur Flucht, obgleich die Gelegenheit günstig dazu war. Da kein Gewehr vorhanden, und er sich dem Verzug mit der Drohung widersetzte, den Platz augenblicklich zu verlassen, wenn er nicht sogleich bestraft würde, so schlug ihn der Bruder mit einer Axt nieder und spaltete seinen Schädel mit teuflischer Freude, über das Vollbringen der Tat frohlockend.