Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Interessante Abenteuer unter den Indianern 08

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Flucht der Frau Davis aus den Händen der Indianer

Die folgende Anekdote beweist, dass die Indianer bisweilen einen Unterschied zugunsten des schönen Geschlechtes machen, wenn sie Weiße gefangen nehmen. Im Jahre 1761 wurden Herr Davis und dessen Frau in der James-River Niederlassung von einer Partie Indianer zu Gefangenen gemacht. Der Erstere wurde getötet, Frau Davis aber durch Wälder zu den Chillicothe-Dörfern nördlich vom Ohio geführt, wo sie gezwungen war, unter deren Frauen zu leben, bemalt und bekleidet wie diese selbst. Statt sich einem nutzlosen Kummer hinzugeben, wurde sie dem Stamm dadurch nützlich, dass sie die Krankenpflege übernahm und bald den Ruf einer Schwarzkünstlerin erlangte. Ihre Person wurde als heilig betrachtet und empfing von den Indianern jede Ehrenbezeugung, die man unter ihnen den vom Großen Geist Bevorzugten zu erzeigen pflegt.

In gleicher Zeit ging sie mit Fluchtgedanken um. Nachdem sie den Argwohn der Indianer gänzlich beseitigte, entschloss sie sich zu einem Versuch. Sie war gewöhnt, in den Wäldern Kräuter und Wurzeln zu suchen. So ging sie im Jahr 1763 augenscheinlich zu diesem Zweck aus. Da sie aber bis nachts nicht zurückkehrte, verfolgte man sie sogleich. Um keine Spuren ihres Pfades zu hinterlassen, ging sie dreimal über den Scioto, wurde aber beim letzten Versuch entdeckt und man schoss nach ihr. Der Schuss ging fehl. Aber in der Eile der Flucht verwundete sie sich am Fuß durch einen scharfen Stein und musste in einen hohlen Sycamore-Stamm kriechen. Hier war sie gezwungen, in marternder Ungewissheit zu liegen, während ihre wütenden Verfolger sie in jeder Richtung suchten und bald bis zum Stamm, bald über denselben schritten. Nahe an demselben schlugen sie ihr Nachtlager auf und sie konnte hören, wie dieselben ein Feuer machten und das Abendessen bereiteten. Den nächsten Morgen setzten sie die Verfolgung fort. Sie kroch aus ihrem Schlupfwinkel hervor und ging in einer anderen Richtung vorwärts, so gut es ihre Lähmung erlaubte. Nachdem sie drei Tage in der Nachbarschaft verweilt hatte, ging sie wieder weiter, erreichte den Ohio, überquerte ihn auf Treibholz und erreichte die Wälder, die bis Virginia reichen. Sie musste nachts reisen und sich von Wurzeln, wilden Früchten und Flussschaltieren ernähren. Nach einer Reise von 300 Meilen durch Wälder, über Flüsse und Berge wurde sie so erschöpft, dass sie sich zum Sterben niederlegte. Dieses war nahe an der Green Brier-Niederlassung. Sie wurde von einigen Bewohnern entdeckt und in das Dorf gebracht, wo sie sich bald wieder erholte.