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Der bayerische Hiesel – Teil 33

Der-bayerische-HieselFriedrich Wilhelm Bruckbräu
Der bayerische Hiesel
Wildschützen- und Räuberhauptmann, landesverrufener Erzbösewicht

Zweiter Besuch in Buchloe

Die Bande jubelte laut, als ihr tapferer Hauptmann das Abenteuer der vorigen Nacht erzählte, und der Bub wurde von Umarmungen seiner Kameraden fast erdrückt.

Ein Straßenarbeiter, der eben aus Buchloe kam, und nun brotlos die Gegend durchstrich, um bei einem Bauern Arbeit zu finden, erzählte, dass der Gerichtsdiener und ein Sergeant von Buchloe im Posthaus daselbst geprahlt hätten, wenn sich Hiesel erfrechen sollte, noch einmal dahin zu kommen, so würden sie ihm zuvor Arme und Beine abschlagen und dann halbtot als Galgenfutter nach Dillingen abliefern. Mehr bedurfte es nicht, um Hiesels Rache zu reizen. Er wählte sogleich die zehn Verwegensten aus seiner Bande und zog nach Buchloe, wo er spät abends gegen 8 Uhr ankam und im Posthaus mit Ungestüm Essen und Trinken verlangte, was Küche und Keller vermögen. An einem Seitentisch saß ein eben angekommener Fremder, ein Hofrat aus München, was Hiesel jedoch glücklicherweise für jenen nicht wusste, sonst hätte er sich wahrscheinlich wegen der dreivierteljährigen Zuchthausstrafe gerächt.

Als nun die Kellnerin den Fremden pünktlich bediente, den Hiesel aber und dessen Gefährten warten ließ, fühlten sich diese beleidigt und schimpften das Mädchen.

Der Fremde wagte es, sich desselben anzunehmen, erfuhr aber die nämliche Begegnung und wurde mit Kolbenstößen gezwungen, den Tisch und das Gastzimmer zu verlassen. Der Poststallmeister kannte den Hiesel und schwieg.

Dieser trank ein Glas nach dem anderen in einem Zug aus. Das Bier stieg ihm in den Kopf, und er versuchte alles Mögliche, Händel zu bekommen.

Den Stutzen im Arm stand er vor der Tür des Posthauses und schrie: »Wo sind denn jetzt die prahlerischen Lumpenhunde, der Gerichtsdiener und der Sergeant, die dem bayerischen Hiesel Arme und Beine entzweischlagen wollen? Da bin ich!«

Die Soldaten hörten alles, aber sie wagten nichts gegen ihn zu unternehmen. Die Wildschützen aßen und tranken. Hierauf zog Hiesel mit ihnen unter den schrecklichsten Drohungen vor das Amtshaus, forderte unter den schmählichsten Schimpfworten die vor demselben stehende Wache zum Kampf heraus. Als kein Feind sich ihm entgegenstellte, feuerte er mit höhnendem Übermut fünf Gewehre gegen das Amtshaus ab, dass die Kugeln durch die Tür und Fenster schlugen. Dann zog er, mit der Drohung, das ganze Nest anzuzünden, Schritt für Schritt aus dem Markt ab.