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Das Harzmärchenbuch von August Ey Teil 38

Sagen und Märchen aus dem Oberharz
Gesammelt und herausgegeben von August Ey im Jahre 1862

Der Stieglitz

Ein armer Bergmann verdiente sich mit Vogelfangen manchen Groschen. Sein kleiner Gottfried, ein Junge von elf Jahren, fand auch viel Gefallen daran und machte sich oft mit dem Stellbusch allein fort und fing auch öfters was. Einmal aber, da er schon den ganzen Morgen vergeblich aufgestellt hatte, kam ein Stieglitz und setzte sich ganz gemütlich auf die Leimrute und ließ sich fangen. Er zuckte noch nicht einmal, als der Knabe hinkam und ihn abnahm. Darauf ging der Junge nach Hause, steckte den Vogel in ein Häuschen und hing dieses an die Wand. Mohn und Wasser natürlich tat er erst hinein. Am anderen Morgen, als der Knabe allen Vögeln Futter gab und zu dem Stieglitz kam, lag auf dem Boden des Vogelbauers ein goldenes Ei, so groß wie ein gewöhnliches Stieglitzei. Er nahm es heraus und zeigte es am Abend dem Vater. Da war denn große Freude. Den Abend ging noch der Bergmann mit dem Ei, das pures Gold gewesen war, zum Goldschmied und bekam eine Menge Geld dafür. So ging es einen Tag und alle Tage, ein Vierteljahr lang. Danach fing der Stieglitz zu reden an und sagte: »Ich habe euch ein Vierteljahr lang Eier gelegt, dadurch seid ihr reich geworden. Jetzt muss ich aber wieder fort. Nun lasst mich wieder hinaus und stellt keine Vögel wieder, sonst verschwindet euer Reichtum wie der Tag. Sie ließen ihn hinaus, husch war er fort. Die Familie blieb aber reich, weil sie nicht weiter Vögel gestellt hatte.