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Zeno Diegelmann – Finsterhain

Zeno-Diegelmann-FinsterhainZeno Diegelmann – Finsterhain

Der Fuldaer Kommissar Klaus Seeberg ist völlig fertig, weil seine dreizehnjährige Tochter Laura von einem Serientäter im Rahmen seiner Morde an vier jungen Frauen umgebracht wurde. Damals konnte der Täter, ein Bulgare namens Petrov, dingfest gemacht werden und sitzt nun im Gefängnis in Schwalmstadt ein. Währenddessen kommt der Kommissar, der nach dem Tod des Mädchens außerdem von seiner Frau verlassen wurde, nicht mehr ohne schwere Medikamente aus, denn er hat zudem einen Stich in die Hüfte bekommen.

Nun aber, da der Bulgare im Sterben liegt, weil er Krebs im Endstadium hat, ruft er Klaus Seeberg telefonisch zu sich, um ihm etwas Wichtiges zu sagen. Seeberg überlegt lange, ob er Petrov in Schwalmstadt besuchen soll. Dieser hat ihm gesagt, er werde ihm mitteilen, wer seine Tochter getötet habe. Schließlich entscheidet sich der Kommissar, nach Schwalmstadt zu fahren, um den Serienmörder anzuhören, denn er hat nun einen leisen Zweifel daran, dass dieser auch seine Tochter getötet hat.

Petrov, der völlig am Ende zu sein scheint, erwartet Seeberg mit der Aussage, er habe nur die ersten drei Frauen umgebracht, nicht aber die Tochter des Kommissars. Seeberg zweifelt an der Wahrheit seiner Aussage, denn der Mörder hat damals alle vier Morde gestanden.

Da aber teilt ihm dieser mit, sein Anwalt habe ihm nach den Morden einen Deal angeboten, dass er, wenn er sich zu allen vier Morden bekenne, dafür sorgen werde, dass er schon nach zehn Jahren wegen guter Führung freikomme.

Seeberg wendet ein, er sei doch seines Wissens zu fünfzehn Jahren mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt worden, aber Petrov kann ihn berichtigen, da er tatsächlich nur zu zehn Jahren mit Aussicht auf vorzeitige Entlassung verurteilt wurde.

Aber da er nun todkrank ist und sicher im Gefängnis sterben wird, hat Petrov kein Interesse mehr an vorzeitiger Entlassung und will, dass Seeberg den unbekannten Mörder von Laura zur Strecke bringt, weil dieser sein Kunstwerk – so nennt er seine Morde an den drei jungen Frauen – durch seine Tat zerstört hat.

Der Kommissar ist aufgebracht, weil es sich bei den drei Morden eben nicht um ein Kunstwerk, sondern um kranken Wahnsinn handelt, und will Petrovs Zelle verlassen. Da aber ruft ihn der Mörder zurück und sagt, er solle seinen Anwalt namens Frank Vollmer in Fulda aufsuchen und ihn nach den Wunden der Opfer, den Messerschnitten fragen. Seeberg solle sich die Fotos zeigen lassen, dann werde er schon verstehen.

Der Polizist erinnert sich, dass Petrov seinen Opfern je eine Brustwarze abgeschnitten und diese als Trophäe für sich behalten hatte. Die Ermittler fanden diese Beweisstücke damals in mit Formaldehyd gefüllten Einweggläsern im Keller des Täters. Seeberg verlässt nun angewidert die Zelle des Mörders und hört gerade noch, wie dieser ihm etwas nachruft. Er solle unter Chilnov nachsehen, einer Stadt im Norden Bulgariens, im Jahre 1923.

Klaus Seeberg ist leichenblass und zittert am ganzen Körper. Das Gespräch mit dem Serientäter hat ihn sehr mitgenommen. Aber in seinem Kopf hämmern noch immer die Sätze Petrovs: Irgendwo da draußen rennt der wahre Mörder Ihrer Tochter herum, und vielleicht hat er sich schon das nächste Opfer ausgesucht

 

Der Autor beschreibt in seinem Buch sehr ausführlich die Psyche des angeschlagenen Kommissars Klaus Seeberg und auch die Seele des Mörders seiner Tochter. Dabei geizt er nicht mit Rückblenden auf frühere Ereignisse, um die Ursachen bestimmter seelischer Eigenschaften dieser Personen aufzuzeigen. Alles in allem erweckt Zeno Diegelmanns psychische Analyse den Eindruck, dass er sich sehr kompetent mit solchen Dingen beschäftigt und genau weiß, wovon er da erzählt.

Auch die übrigen Charaktere des Romans sind gut beschrieben, sodass das Buch insgesamt einen sehr glaubhaften Eindruck hinterlässt.

Insgesamt ist die Stimmung des Krimis sehr düster, wozu nicht nur die krankhaften psychischen Störungen mancher Akteure beitragen, sondern auch die Landschaft, in welcher sich die Geschichte zuträgt, denn die Rhön ist insgesamt sehr rau und unwirtlich und gar nicht lieblich, wie zum Beispiel die Toskana. Auch die Jahreszeit, in der das Ganze spielt, ist sehr dunkel.

Obwohl das Buch auf diese Weise einige Beklemmung auslöst, geht ihm natürlich nicht die Spannung ab, die der Erzähler gekonnt einzusetzen versteht und von Kapitel zu Kapitel steigert. Am Ende allerdings lässt er den Leser ein wenig hilflos zurück, da seine Lösung der Geschichte ein bisschen zu viel offen lässt. Hier hätte ich mir, und ich denke, ich bin damit nicht allein, ein wenig mehr Aufklärung über das Motiv des Täters gewünscht, obwohl der Autor natürlich zuvor sehr viel über dessen angeschlagene Psyche berichtet.

Fazit:
Zeno Diegelmann erzeugt über die Schilderung seelischer Abgründe und landschaftlicher sowie jahreszeitlicher Dunkelheit ein beklemmendes Szenario. Seine psychologische Ursachenforschung bei Täter und Kommissar wirkt dabei ausgesprochen kompetent. So gelingt dem Autor ein dichter, bis zum Ende spannender Kriminalroman, den ich trotz des etwas undeutlichen Endes dem Leser sehr empfehlen kann.

Zeno-DiegelmannDer Autor:

Zeno Diegelmann wurde im Dezember 1974 in Fulda geboren. Er studierte in Florida, USA Sprachen und nahm Schauspielunterricht. Anschließend arbeitete er als Redakteur. Er lebt in Frankfurt am Main und Fulda und schrieb das Libretto für das Musical Bonifatius. Als Tim Bolz veröffentlichte er die Comedyromane Weichei, Nasenduscher und Linksträger.

Finsterhain ist der zweite Krimi aus der Reihe mit dem Kommissar Klaus Seeberg.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG.
  • Foto des Autors. Aus dem Privatarchiv des Autors. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG.

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