Der bayerische Hiesel – Teil 29
Friedrich Wilhelm Bruckbräu
Der bayerische Hiesel
Wildschützen- und Räuberhauptmann, landesverrufener Erzbösewicht
Der Besuch
Die Bedeckung des Wagens, auf welchem Afra transportiert wurde, mochte wohl schneller in Buchloe, von wo sie ausgegangen, angekommen sein, als dies mit dem Wagen geschehen wäre. Denn Hiesel hatte noch kaum eine halbe Stunde Weges zurückgelegt, als ihm schon ein vertrauter Leinweber von Buchloe entgegen kam, mit der Meldung, dass ein Streifkommando von der Zuchthauswache gegen ihn im Anzug sei.
Indem sich Hiesel wunderte, dass sein treuer Gefährte, der ihn noch vor jeder Streife gewarnt hatte, der Trüffelhund, diesmal ausblieb, erblickte er ihn plötzlich mitten im Stück Leinwand, welches der Weber unter dem linken Arm trug. Sein Kopf, nicht viel größer als das Fäustchen eines Kindes, lächelte dem Hiesel mit selbstgefällig-spaßhafter Miene zu.
Hiesel sah die Soldaten schon von Weitem heranrücken und durfte sich auf einen kräftigen Widerstand gefasst machen, weil sie die Scharte ihrer feigen Kameraden auswetzen mussten.
Es stand ihm frei, rechts oder links einen ehrenvollen Rückzug anzutreten, das Gewehr im Arm. Die Soldaten hätten es gewiss nicht gewagt, ihn zu verfolgen oder anzugreifen. Dies gab aber weder sein Ehrgefühl, noch sein Mut, noch sein Soldatenhass zu. Vorsätzlich zog er mit seinen Kameraden gegen sie und trieb sie in die Mitte von Buchloe zurück, unaufhörlich unter sie feuernd. Sein Übermut ging so weit, dass er selbst zu beiden Seiten in die nächstgelegenen Häuser schoss. Bei diesem Kampf, den er mit der größten Verwegenheit führte, indem er stets an der Spitze der seinen sich den feindlichen Kugeln aussetzte, verwundete er zwei Gemeine, namens Hollenz und Dormayr todesgefährlich.
Mit lauter Stimme fluchend, dass die Bewohner in ihren Häusern zitterten, verließ er den Ort und drohte, wenn er wiederkäme, ein blutiges Denkzeichen seiner gereizten Rache zu hinterlassen.