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Der Freibeuter – Erzählung

Der-Freibeuter-Zweiter-TeilDer Freibeuter
Zweiter Teil
Kapitel 14

Die beiden Kaperoffiziere speisten in der Kajüte allein und leerten auf das glückliche Gelingen ihres gewagten Unternehmens, von welchem sie sich so viel versprachen, ein paar Flaschen. Hernach, als der Dampf des Grogs aus den Gläsern vor ihnen stieg, nahm Kapitän Norcroß das Gespräch auf.

»Ihr wünscht zuerst einige nähere Nachrichten von dem tollkühnen Angriff des dänischen Vizeadmirals Tordenschild auf Göthaborg zu hören. Wahrlich, ich liebe diesen jungen Feuerkopf – er ist in unserem Alter – obgleich er unser Feind ist, und ich wünsche nichts sehnlicher, als mich einmal mit ihm messen zu können. Entweder ich bliebe tot auf der Stelle oder ich trüge über Tordenschild den Sieg davon, und König Karl erhöbe mich zum Schout-bij-Nacht oder Admiral. Dieses Verlangen führte mich ihm bei Göthaborg, oder vielmehr bei Elfsborg entgegen, ich glühte vor Begierde, ihm die Spitze zu bieten und sein Schiff in den Grund zu bohren. Ich, ich allein wollte den Ruhm des Sieges haben, ich geizte nach dem Tod oder der Ehre, Tordenschild bezwungen zu haben. Aber wen das Glück flieht, der strengt vergebens alle Kräfte an. Wäre nur die Glücksgöttin meinem Mut gerecht, der Name Norcroß sollte bald über dem Namen Tordenschild glänzen.

Durch die vielen und ansehnlichen Prisen, welche ich den schwedischen Häfen zugeführt hatte, war ich dem König, dem Grafen Mörner und dem Gouverneur Gadenhielm lieb geworden, und erfreute mich mancher Gnade. Außerdem standen mir in Stockholm alle Häuser offen, ich erhielt schmeichelhafte Einladungen, und der Gouverneur Gadenhielm bot mir sogar seine Schwester zur Ehe an, da er von meiner Verlobung mit dem Fräulein Broke nicht unterrichtet war. Mit meinem erhöhten Ansehen vermehrte sich auch die Anzahl meiner Feinde. Ein Fremdling, der beim Landesherrn in Gunst steht und von ihm befördert wird, muss allezeit erwarten, von denen heimlich beneidet und verfolgt zu werden, deren Ehrgeiz sich gekränkt und zurückgesetzt fühlt. Viele derselben hatten sich hinter des Königs Adjutanten, den Baron Feiff, gesteckt und diesen bestimmt, mir bei der Majestät zu schaden. Es war zu Anfang Mai, als ich, von einem einträglichen Streifzug auf der Nordsee zurückgekehrt, die Ehre hatte, in des Königs Kabinett geführt zu werden, damit ich ihn von meiner Reise und über den Wert meiner Prisen Bericht abstatten möchte. Der Adjutant, welcher sonst immer um des Königs Person ist, war eben nicht gegenwärtig. Da fragte mich der König: ›Was habt Ihr und Feiff miteinander?‹ Ich versetzte, dass ich noch niemals die Ehre gehabt habe, Se. Exzellenz den Herrn Baron Feiff zu sprechen, und dass ich meines Wissens nichts getan hätte, womit ich ihn hätte auf mich erzürnen können. Seine Majestät sagte hierauf: ›Er sagt, dass Ihr ein Seeräuber seid.‹ Mit tiefer Ehrerbietung entgegnete ich wiederum: Wenn ein von Ew. Majestät eigens auf eins von Höchstdero Schiffen bestellter Kaperkapitän, der sich in Ausübung seiner Dienstpflicht streng und aufs Gewissenhafteste an die Verhaltungsbefehle Ew. Majestät gehalten, und alle Schiffe, welche Ew. Majestät als feindliche erkennen und erklären, mit getrostem Mut auf offener See angegriffen und die, so er besiegt – und das waren die meisten – nach Recht und Gewissen in die Häfen Ew. Majestät abgeliefert und niemals etwas von der Beute für sich behalten hat, wenn ein solcher Mann ein Seeräuber heißt, so verdiene ich freilich diesen Namen, den mir der Herr Baron Feiff beizulegen beliebt hat.

Meine Rede schien dem König gefallen zu haben, denn er sagte mit heiterem Gesicht aufs Gnädigste: ›Tut, was Eure Pflicht ist! Wir wollen nichts glauben von allem, was zu Eurer Verkleinerung geredet wird. Nehmt eine günstige Stunde wahr, Euch recht vorteilhaft auszuzeichnen. Ihr habt die Mittel dazu, und Ihr sollt sehen, dass Ihr an mir einen gnädigen König habt, der das Verdienst würdig zu belohnen weiß.‹

Diese Worte aus dem Mund eines solchen Helden mussten mich natürlich auf das Lebhafteste anfeuern und mich nichts sehnlicher als die günstige Stunde wünschen lassen, von welcher der König geredet hatte. Die Anklage beim König gegen mich beruhte auf nichts weiter, weil ich einige Schiffe genommen hatte, die so gut im holländischen Einlauf waren, indem man behauptete, ich sei zu weit gegangen und habe des Königs Befehle übertreten oder nach Willkür gedeutet. Allein noch im vorigen Jahr, bevor der Baron Görz nach Holland ging, begegnete ich ihm einmal auf dem Ritterholm. Um ihn waren viele der vornehmsten Hofherren, und ich ging mit anderen Seeoffizieren. Als er mich zu Gesicht bekam, hatte er die Gnade, stehen zu bleiben und mich nach meinen Angelegenheiten zu befragen. Bei dieser Gelegenheit nahm ich mir die Freiheit, ihn zu bitten, ob es mir nicht erlaubt wäre, an die südliche Seite der Doggerbank zu gehen. Der Freiherr antwortete mir laut, sodass es alle hören konnten. ›Sie können gehen, wohin Sie wollen, Kapitän, und handeln, wie es Ihnen gut dünkt. Niemand ist Willens, Ihnen Rechenschaft über Ihr Tun und Lassen abzufordern, denn Se. Majestät sind mit allem, was Sie noch unternommen haben, vollkommen zufrieden.‹

Diese Worte haben mir viele Feinde gemacht und man hat es mir sehr zur Last gelegt, dass ich nach ihnen gehandelt habe.

Dies nur beiläufig, um Euch alles zu erklären, mein werter Freund und Kamerad. Die ersehnte Stunde sollte bald kommen. Leider stand mir in ihr das Glück nicht bei und sauste vorüber, ohne mir die gehofften Früchte zu hinterlassen. Elf Tage nach dieser meiner Unterredung mit des Königs Majestät fand Tordenschilds unerwarteter Überfall statt. Ich war zwei Tage vorher von Stockholm angelangt und hatte meine Fregatte bestiegen, die in der Nacht des 11. Mai bei dem alten Werf, beim Elfsborger Kastell vor Anker lag. Wir hatten zwar erfahren, dass mehrere Schiffe nach Fladstrand, uns gegenüber in Jütland, gebracht worden seien. Da man aber den Zweck derselben nicht ahnte, so bekümmerten sich die Schweden nicht darum. Inzwischen wurde vom Gouverneur Godenhielm doch die Vorsicht gebraucht, den Göthaborger Hafen des Nachts mit einem Querbaum zu verschließen. Der Admiral Strömstierna lag unweit von mir mit der schwedischen Flottille, über die er das Kommando hatte, bei dem neuen Werf. Gegen ein Uhr in der Nacht wurden wir durch Allarmschüsse vom Neuelfsborger Kastell aufgeschreckt. Wir sahen die dänische Flottille, die aus zwei Kriegsschiffen, zwei Geschützbramen, elf Galeeren und vierzehn bewaffneten Schaluppen bestand, in einiger Entfernung schwimmen. Zur selbigen Zeit wurde es von Elfsborg am Ufer kund, dass der Feind im Anzug sei. Jetzt hörte man weithin bis nach Göthaborg hinüber schleunige Warnschüsse. So eilig wie möglich ließ ich ein Boot aussetzen und ruderte hinüber zum Admiral, um mir Verhaltungsbefehle auszubitten. Er riet mir, mich dem Feind geradezu entgegen zu werfen. Dies war mir aus der Seele gesprochen. Ich flog zurück auf mein Schiff. Aber denkt Euch meinen Schrecke ! Die meisten meiner Leute sind ans Land gestiegen. Unser Gad hilf- und trostlos, schickt sich eben an, mein edles Schiff zwischen dem alten Werf und Helsingland in den Grund zu senken, damit es den Dänen nicht in die Hände fallen soll. Ich hätte den Mann, der es doch gut meinte, in der ersten Wut fast ermordet.

Außer mir ruderte ich mit Joel ans Land und trieb meine nichtswürdigen Burschen zusammen. Der Junge lief wie ein Schäferhund umher, um die verlaufenen Schafe aufzutreiben. Der Tag war unterdessen angebrochen , und ich konnte Tordenschilds ganze Macht vom Ufer aus erkennen. Meine Jungen standen und gafften. In dem trübseligen Geschäft begriffen, sie zusammenzuscharen, begegnete ich dem Prinzen von Hessen-Kassel und dem Feldmarschall Mörner. Der Prinz fragte mich, ob ich nicht an der Schlacht Anteil nehmen und mich des Ruhms erfreuen wollte, wider die frechen Feinde des Vaterlandes zu fechten. Ich versicherte, dass dies mein glühendster Wunsch sei, berichtete aber auch zugleich das Unglück, welches mir mit meinen nachlässigen Leuten widerfahren sei.

Als ich mit meinem zusammengetriebenen Volk auf der Fregatte anlangte, hatte sich zu meinem unaussprechlichen Missvergnügen der Wind geändert, und war mir so sehr entgegen, dass ich unmöglich dem Feind nachkommen konnte. Was half aller Mut, was die ungeheuerste Anstrengung? Wir konnten nicht gegen die Riesenmacht des Elements kämpfen. Über mein ungünstiges Geschick in Verzweiflung warf ich mich mit den Tapfersten meiner Leute in meine Schaluppe und ruderte auf die dänische Flottille zu, am neuen Werf vorüber. Unweit desselben stieß ich auf eine feindliche Galeere von Christianssand, Louise genannt. Wir enterten rasch, und ich befahl meinen Leuten, mir mit bewaffneter Hand zu folgen. Mit bloßem Degen schwang ich mich in die Galeere, meine Burschen mir nach, aber in demselben Augenblicke warf sich die Mannschaft auf der anderen Seite in die Schaluppe, einige Verwundete ausgenommen. Meine Sorge ging nun auf diese. Mein gehoffter Ruhm beschränke sich darauf, dass ich eine Galeere erobert hatte. Doch hatte ich die Freude, dass nach einigen Stunden der Prinz von Hessen-Kassel, der Feldmarschall Mörner und der Admiral Strömstierna an Bord dieser Galeere kamen. Unterdessen hatte die Hauptschlacht, an der ich keinen Teil hatte nehmen können, für die Schweden eine günstige Wendung genommen. Der Vizeadmiral Wilster, welcher erst den Dänen gedient, vor zwei Jahren aber zu den Schweden übergegangen war, lag im Göthaborger Hafen. Er schickte bei Annäherung des Feindes zu dem in der Nähe liegenden Prinzen von Hessen-Kassel und dem Feldmarschall Mörner, und diese besetzten sofort mit zwei Regimentern beide Ufer der Göthaelf. Das war früh um zehn Uhr. Dennoch wagte sich Tordenschild nachmittags mit seinen Schiffen zwischen die Batterien und unter das Geschütz der Festung Elfsborg, welche – wie Ihr wisst – mitten im Hafen liegt, gegen den Göthaborger Hafen, welcher aber mit einem Querbalken verschlossen war. Das hatte er nicht erwartet. Sobald er angekommen war, ließ er Stadt und Flotte heftig beschießen, aber das schwedische Geschütz aus drei Schanzen, von den Schiffen und aus den Festungen Elfsborg und Güldenborg, auf ihn abgefeuert, trieb ihn nach einem fünfstündigen Gefecht zurück. Er hatte eins unserer Kriegsschiffe und die Göthaborger Seilerwerkstätten eingeäschert. Er selbst hatte viele Leute eingebüßt, und außer der Galeere, die ich genommen, noch eine andere. Hernach kreuzte er vor dem Göthaborger und Marstrander Hafen, wurde durch vier Schiffe des Admirals Bing verstärkt, und brachte bald zwölf schwedische Handelsschiffe auf, die freilich für Schweden ein großer Verlust waren. Darauf griff er am 19. Juli die Stadt Strömstad an, in welche König Karl durch eine kleine Flotte Lebensmittel zu seinem norwegischen Zug zusammenbringen ließ. Obgleich unser König vorsichtig gewesen war und einen solchen Angriff erwartet hatte, so brach Tordenschild doch mit solchem Ungestüm herein, dass er zwei unserer Batterien eroberte und vernagelte, und die Stadt mit seinem Geschütz beschädigte. Aber als er landen wollte, brach der Generalmajor Gierta hinter einem Felsen hervor und gab Feuer auf die Schiffe.

Tordenschild wurde selbst von zwei Kugeln getroffen und zwei seiner Galeeren fast von Volk entblößt. Er musste sich zum Rückzug bequemen. Da er aber die Galeeren durchaus nicht im Stich lassen wollte, so wandte er sich in der augenscheinlichsten Gefahr, wahrhaft tollkühn, noch einmal gegen das Ufer. Die Rettung der Galeeren gelang wirklich einem Seekadett und einem Bootsmann, namens Elias Wulf, den Meister Reetz gut kennt. Diese ruderten durch die schwedischen Kugeln unbeschädigt durch, banden die Galeeren an Riemen und zogen sie nach. Dieser Wulf legte eine Probe von Mut ab, wie man ihn nur wenig findet. Er hatte gemerkt, dass sich seine Leute vor den schwedischen Flintenkugeln fürchteten, er zog sich also nackt aus und stellte sich auf das oberste Verdeck vorn an. Nun stieß er die abscheulichsten Scheltworte gegen die Schweden aus und höhnte sie so mit beschimpfenden Gebärden, dass sie im höchsten Zorn ihre Gewehre alle auf ihn richteten. Die Ruderer wurden dadurch verschont und trieben ihr Schiff mit Windeseile der Galeere zu. Aber eben diese Hast rettete dem tollkühnen Bootsmann das Leben, keine einzige Kugel traf ihn, und es hieß allgemein, er habe mit dem Teufel einen Bund gemacht. Die Schweden hatten viele Leute verloren. Am 13. August versuchte Tordenschild seinen Zweck durch Bomben, die er in die Stadt warf, zu erreichen. Auch dieser Plan misslang. Die Schweden waren auf ihrer Hut. Sobald aber wir, mein Freund, unseren Plan ausgeführt haben werden, ist Schweden für immer all dieser Plackereien überhoben, und der tapfere Tordenschild wird am Ingrimm, uns nicht mehr tücken zu können, umkommen.«

»Wir werden viele tausend Menschen glücklich machen«, versetzte Flaxmann. »Kinder und Kindeskinder werden uns dafür segnen. Doch seht, der Abend naht. Erzählt mir nun auch von Eurer Reise nach Frankreich und zum Baron Görz und sagt, was Euch so lange aufgehalten hat. Unterdessen wird die Nacht herankommen, die uns trennt.«

»Es sei!«, entgegnete der Kapitän. »Ich hatte vier Schiffe und gedachte mich zum Vorteil unseres Königs wacker zu regen. Drum belud ich einige dieser Schiffe mit Eisen und ging mit meinem Graf Mörner nach Amsterdam. Hier machte ich guten Handel und segelte von da nach Frankreich, um den Baron aufzusuchen. Unterwegs brachte ich ein paar Schiffe auf, die ich nach Schweden schickte. Darunter war auch ein französisches. Überhaupt waren von schwedischen Kapern Zeit her mehrere französische Schiffe aufgebracht worden. Der Kapitän Wernar in Dünkirchen wirkte daher einen Befehl vom Hof in Paris aus, dass ich im Hafen Mardique, in welchen ich eingelaufen war, angehalten wurde. Ich übergab dem Kapitänlieutenant Gad das Kommando und reiste unverzüglich nach Paris. Allein zu meiner Bestürzung fand ich den Baron nicht mehr. Er war abgereist. Nun zog ich einen Wechsel von vierzigtausend Gulden auf einen Wechsler in Amsterdam, um dem Baron nur schnell nachreisen und dann meine Schiffe auslösen zu können, aber besagter Kapitän Wernar hatte mir auch den Kredit abgeschnitten, und ich hatte weder Schiffe noch Geld. Nun reiste ich mit dem Wenigen, was mir übrig geblieben war, zu unserer Königin Maria nach St. Germain, und sie war der einzige Mensch, der sich meiner verdrießlichen Sache annahm.

Zwar wurde ich lange aufgehalten, aber es gelang ihr doch, mir endlich einen Befehl vom Herzogregenten auszuwirken, kraft dessen mir meine Schiffe ausgeliefert wurden.«

Der Lieutenant Flaxmann war bei Nennung der verwitweten und vertriebenen Königin von England von Rührung ergriffen worden. »Wie befindet sich unsere teure Königin?«, fragte er mit weicher Stimme.

»Sie ist alt und schwach und lebt ein frommes, gottseliges Leben. Ihr Hofstaat ist sehr klein, ihre Mittel sind kaum die einer adligen Stiftsdame.«

»Gott segne sie und erhalte sie noch lange!«, stammelte Flaxmann.

»Wer wollte nicht mit Euch wünschen, dass sie noch so lange lebte, bis ihr königlicher Sohn wieder in das Reich seiner Väter eingezogen und die, welche ihn geboren hat, wieder mit den Insignien und Würden einer Königin von England geschmückt ist.«

Flaxmann seufzte.

»Aber merkwürdig ist’s und bleibt’s doch«, fuhr Norcroß fort, »dass sich die alte Dame niemals um das Schicksal ihres Sohnes, des Prätendenten, bekümmert. Sie kommen nicht zueinander, sie fragt nicht nach seinen Hoffnungen und Plänen in Betreff Englands. Sie treibt nur immer Bußübungen und scheint vom Himmel Vergebung irgendeiner Schuld erflehen zu wollen.«

»Fahrt in der Erzählung Eurer Reise fort, Kamerad«, bat der Lieutenant mit bewegter Stimme.

Norcroß sah ihn verwundert an und sprach weiter: »Ich verkaufte eins meiner Schiffe und ging mit den beiden noch übrigen in See. Aber ein mir entgegenbrausender Sturm warf mich in denselben Hafen zurück. Und denkt Euch, ich wurde zum zweiten Mal angehalten. Nun hätte ich mich vielleicht durch Bitten und Streiten wieder losmachen können, allein es wäre viel Zeit unnütz verloren gegangen, und sie war mir lieber als alles, denn es drängte mich, mit dem Baron über unseren Plan zu verhandeln. Daher opferte ich das andere Pressschiff – und darauf war ja eigentlich der ganze Handel abgesehen – und lief mit dem Graf Mörner aus. Ich machte bald mehrere Prisen. Ohne Fährte langte ich in Loo an. Ich fand den Baron bis über die Ohren in diplomatischen Arbeiten, er war am Friedensvertrag mit Russland. Meine Sachen gingen, wie ich Euch schon gesagt habe, trefflich. Wir haben uns seiner ganzen Genehmigung und Unterstützung zu erfreuen. Auf dem Weg heimwärts habe ich wieder ansehnliche Prisen gemacht, sodass ich mein Schiff fast von geborenen Schweden habe entblößen müssen, weil ich jedes mit einem solchen dem König überschickt habe. Auch warf mich ein Sturm an den englischen Wall, sodass ich fast meinen lieben Graf Mörner und mein Leben selbst eingebüßt hätte. Doch entging ich dem Schicksal diesmal noch, wider mein eignes und meiner Leute Hoffen und Erwarten. Meine Reise hat unserem König wenigstens fünfzigtausend Taler eingebracht. Aber ich denke, der letzte Wurf derselben soll ihm alles einbringen, was er nur wünscht und begehrt!«

»Gott gebe, dass der Wurf gelinge!«, sagte Flaxmann, und das Schiff hielt inne, weil die Stunde der Trennung gekommen war.