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Das Geisterschiff und der Fliegende Holländer Teil 18

Das-Geisterschiff-und-der-fliegende-HollaenderDas Geisterschiff und der Fliegende Holländer
Lebendig im jüngsten Gericht oder Rache bis über das Grab hinaus
Eine höchst schaudervolle Geschichte höllischer Bosheit

Todesbotschaft

Inzwischen verlebte Amine, wie sie beim letzten Abschied von Philipp vorausgesagt hatte, viele Monate des Duldens und Harrens, fortwährend getröstet und beruhigt durch die frommen Worte des ehrwürdigen Paters Seysen, der sie immer mehr mit dem wahren Glauben vertraut machte. Die guten Wirkungen seiner Bemühungen wurden besonders sichtbar, als sie fühlte, dass sie sich auf Mutterglück freuen dürfe, und deshalb die heilige Pflicht zu erfüllen habe, mit Kraft und festem Willen in ihren schweren Prüfungen auszudauern, um dem Kind nicht zu schaden. Der ersehnte Augenblick erschien endlich, und sie genas eines schönen Knäbleins, welches der Trost und die Wonne ihres verwaisten Lebens wurde.

Seit Philipps Abreise waren beinahe 18 Monate verflossen, als einst an einem düsteren, nebeligen Abend im Spätherbst, Amine, die Wiege mit dem Kind neben sich, in dem geheimnisvollen Gemach saß, worin zwar alles freundlich umgestaltet, aber doch immer noch die furchtbare Erinnerung geblieben war, welche Amine bei Anfällen von Schwermut fast unwillkürlich mit einer Art übernatürlicher Gewalt dorthin zog. Sie las eben in der vor ihr aufgeschlagenen Bibel, der heiligen Quelle ihrer Tröstungen, als an die Tür mit dem Schall eines knöchernen Fingers geklopft wurde.

Der grauenvolle Steuermann Veiten, der einäugige Bote, stand vor ihr, der seine giftigen Worte wie Tropfen für Tropfen in das vor Angst schaudernde, unheilahnende Herz Aminens senkte, bis er ihr verkündete, dass Philipp auf dem Schiff Vrouw Katharina in der Tafel Bay dem Fliegenden Holländer begegnete, was sich bei jeder seiner Fahrten ereigne, das Schiff in Brand geraten und mit Mann und Maus untergegangen sei.

»Mich ausgenommen«, fügte er grinsend hinzu, »da rettende Wellen mich ans Ufer warfen.«

Neben der Wiege ihres Kindes stürzte Amine mit einem Jammerschrei ohnmächtig zu Boden, während das einäugige Scheusal nach einem höhnischen Triumphblick auf Mutter und Kind pfeifend das Haus verließ.