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Interessante Abenteuer unter den Indianern 02

Interessante-Abenteuer-unter-den-IndianernJohn Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Interessante Erzählung der Abenteuer des Captain Isaac Stewart, welcher wahrscheinlich die Goldminen Kaliforniens schon vor 1782 kannte

Diesen Bericht entnehmen wir einer Auswahl von Erzählungen von den durch die Indianer verübten Gewalttätigkeiten, wie sie im Jahre 1808 zu Carlisle vom Erzbischof Loudon veröffentlicht wurden. Eine Randbemerkung des Dr. Mease benachrichtigt uns, dass er aus South Carolina war. Zugleich bezieht sich der Doktor zum Beweis der Wahrheit seiner Bemerkung auf das Columbia Magazin, Band 1, Seite 320. Loudon gibt die Erzählung wieder, wie er sie im März 1782 aus Stewards eigenem Mund vernommen hatte. Es scheint uns ganz klar, dass Stewart die Minen von Sacramento und Gila, welche gegenwärtig die Aufmerksamkeit in so hohem Grad auf sich ziehen, wirklich besucht hat. Die Erzählung lautet wie folgt:

Vor etwa 18 Jahren wurde ich etwa 50 Meilen westlich von Fort Pitt von den Indianern gefangen genommen und mit vielen anderen Weißen, welche mit der schauderhaftesten Grausamkeit ums Leben gebracht wurden, nach Wabasch geführt. Mein guter Glücksstern wollte, dass ich die Sympathie der Rose – auch das gute Weib der Stadt genannt – erregte, denn sie gestattete, dass ich vom Flammentod gerettet wurde, indem sie ein Pferd als mein Lösegeld hergab.

Nachdem ich zwei Jahre als Sklave unter den Indianern geblieben war, besuchte ein Spanier, der von Mexiko aus auf eine Entdeckungsreise ausgesandt war, die Nation. Er stellte an die Häuptlinge das Gesuch, mich und einen anderen aus Wales gebürtigen Weißen, namens John Davay, der sich in der gleichen Lage wie ich befand, auszulösen. Sie willigten ein und wir reisten in Begleitung des Spaniers ab. Wir zogen westwärts und überquerten den Mississippi in der Nähe des Riviere Rouge oder Red River, auf welchem wir 700 Meilen weit reisten, bis wir zu einer Nation von Indianern kamen, welche von merkwürdig weißer und deren Haar, wenigstens in den meisten Fällen, von rötlicher Farbe war. Sie wohnten am Ufer eines kleinen Flusses, welcher sich in den Red River ergießt und Post River genannt wird. Am Morgen des Tages nach unserer Ankunft unter diesen Indianern benachrichtigte mich der Waliser, dass er entschlossen wäre, bei ihnen zu bleiben. Als Grund dieses Entschlusses gab er an, dass er ihre Sprache, die nur sehr wenig von dem Walisischen verschieden sei, verstünde. Meine Neugierde wurde natürlich durch diese Nachricht stark erregt und ich ging mit meinem Gefährten zu dem Häuptling der Ortschaft. Dieser benachrichtigte ihn (und zwar in einer Sprache, die ich nicht kannte und die auch gar keine Ähnlichkeit mit irgendeinem anderen indianischen Dialekt hatte, die ich jemals gehört), dass die Vorväter dieser Nation aus einem fremden Land gekommen seien. Sie seien an der Ostseite des Mississippi gelandet, in der Gegend, welche jetzt im Allgemeinen Westflorida genannt wird. Als aber die Spanier Besitz von Mexiko genommen hätten, seien sie nach ihrem jetzigen Aufenthaltsort entflohen. Als Beweis für die Wahrheit seiner Aussagen holte er einige Pergamentrollen hervor, welche sorgfältig in Otterfellen aufbewahrt waren und einige große, mit blauer Tinte geschriebene Charaktere enthielten. Diese Charaktere konnte ich nicht entziffern. Auch der Waliser, welcher keine Buchstaben kannte – selbst nicht die seiner eigenen Sprache – war nicht imstande, die Bedeutung der Schrift zu enthüllen. Sie sind ein kühnes, starkes, unerschrockenes Volk, sehr kriegerisch gesinnt, und die Frauen sind in Vergleich mit anderen Indianerinnen schön zu nennen.

Nachdem wir freundlich behandelt und ersucht waren, bei ihnen zu bleiben, nahmen wir, setzt nur zwei an der Zahl – der Spanier und ich – von dieser Nation Abschied und setzten unsere Reise an den Gewässern des Red River herauf fort, bis wir zu einer indianischen Nation, die Windots genannt, kamen, welche nie zuvor einen »weißen Mann« gesehen hatten und noch gänzlich unbekannt mit dem Gebrauch der Feuerwaffen waren. Unterwegs gelangten wir an einen ganz durchsichtigen Strom, welcher zu unserem größten Erstaunen in die Erde hinabstieg. Er war merkwürdig klar, und ganz in der Nähe fanden wir die Knochen von zwei Tieren von solcher Größe, dass ein ausgewachsener Mann unter den Rippen gehen konnte. Die Zähne der Tiere waren sehr schwer.

Die Nation der Indianer, welche niemals einen Weißen gesehen hatte, wohnte in der Nähe der Quelle des Red River, wo der Spanier zu seiner größten Freude Goldstaub in den Flüsschen und Bächen fand.

Als uns die Indianer benachrichtigten, dass weiter westlich eine Nation wohne, welche sehr reich wäre und ihre Pfeile mit goldenen Spitzen versehen hätte, so machten wir uns auf den Weg, in der Hoffnung, ihre Gegend zu erreichen. Wir reisten ungefähr 500 Meilen, bis wir zu einem Bergrücken kamen, welchen wir überstiegen und von welchem die Wasserströme gerade in westlicher Richtung herabflossen. Am Fuß des Gebirges gab der Spanier die größte Freude und Zufriedenheit kund, da er Gold in großem Überfluss gefunden hatte. Ich war nicht mit der Beschaffenheit des Erzes vertraut, sammelte aber das, was er Goldstaub nannte, vom Boden der kleinen, aus den Felsenhöhlen hervorströmenden Bäche zusammen und bemerkte, dass es eine gelbliche Farbe hatte und sehr schwer war. Der Spanier war jedoch mit seiner Entdeckung so zufrieden, dass er seinen Plan, weiterzureisen, aufgab, mit der festen Überzeugung, dass er ein Land voll von Gold gefunden hätte.

Auf unserem Rückweg schlug er eine andere Richtung ein. Als wir den Mississippi erreichten, gingen wir in einem Kanu bis an die Mündung des Missouri, wo wir eine spanische Nation fanden. Hier wurde ich von dem Spanier entlassen, ging ins Land der Chicksaw, von da zu den Cherokee und erreichte bald Ninety Six in South Carolina.