Ausschreibung
Sternenlicht-Anthologie

Download-Tipp
Band 6

Heftroman der Woche

Archive
Folgt uns auch auf

Pamfilius Frohmund Eulenspiegel 14

Pamilius-Frohmut-Eulenspiegel-Band-2Des Erzkalfakters, Quadratschlankels und durchtriebenen Leutvexierers, Pamfilius Frohmut Eulenspiegel, des allbekannten, berüchtigten und weltverrufenen Till Eulenspiegel einzigen Sohnes pfiffigen Streiche, Ränke, Schwänke und lustige Possen als: Hendlschnipfer, Brotschwindler, Rahmkripfer, Fischdieb, Entenangler, Zigeuner-, Schneider- und Schusterlehrbua, Herzogslebensretter, Herold, Schatzgräber, magistratischer Bademeister, Hofnarr, Feldherr, frommer Pilger, glücklich dem Galgen entgangener Spieler usw.

Pamfili praktiziert

Schwere Kriegszeiten und wiederholter Hagelschlag samt Teuerung setzten meiner Mutter so hart zu, dass sie sich auf ihrem Gütl nicht mehr halten konnte, und es verkaufen musste, aber doch so viel dafür einnahm, dass sie, einen Büchsenschuss weit von unserem Dorf, welches Laubheim hieß, eine kleine, feste und noch wohl erhaltene Hütte mit einem Krautacker und einer Wiese kaufen konnte, die mit genauer Not so viel Futter für unsere kleine Kuh lieferte, wie sie brauchte. Bei dem Verkauf des Gütls waren auch meine zwei großen Geburtszeugen, der Ochs und die Kuh, fortgekommen, und da die Kuh bald darauf keine Milch mehr gab, musste sie dem Käufer ihr Fleisch geben. Mit dem Ochsen, den er an einen Metzger verkaufte, hatte dieser einen kurzen Prozess gemacht, und ihm ein eisernes Hirnbatzl versetzt, dass er – nämlich der Ochs, nicht der Metzger, – alle Viere von sich streckte und dadurch von allen ferneren ochsigen Anstrengungen befreit wurde.

Dass wir gar keine Hühner mehr hatten, war mir sehr unangenehm. Kaufen konnten wir keine, weil Die gute Mutter konnte sich dann immer nicht genug verwundern, dass es in den anderen Dörfern so gute und freigebige Bäuerinnen gebe, während jene in unserem Dorf Laubheim mit geringer Ausnahme so geizig seien.

Ich wusste gar wohl, dass die Bauernleute, Vater, Mutter, Söhne, Töchter, Knechte und Dirnen abwechselnd keine Mühe scheuten, ein abgängiges Stück Geflügel weit und breit aufzuspüren, und durfte mit Recht erwarten, dass die Streife auch unsere Hütte nicht übersehen werde, weil bei solchen Gelegenheiten der Verdacht immer zuerst auf die Armen fällt. Damit ich also vor einer Entdeckung sicher blieb, färbte ich meine Gefangenen, wozu ich schwarze, gelbe und rote Erden benutzte, von denen es in den benachbarten Wäldern ganze Gruben voll gab. Bei der Mutter aber gab ich vor, dass ich dies tue, weil weiße Hennen und Hühner leicht schmutzig werden, und auf dem Stadtmarkt nicht so beliebt seien wie die dunkelfarbenen.

Wirklich schlich fast alle Tage so ein spekulierender männlicher oder weiblicher Bauernvogel um unsere Hütte herum, sah aber nichts, weil ich die Gefärbten zur Sicherstellung gegen einen plötzlichen abwaschenden Regen fast immer im Hühnerstall verwahrte. Kamen sie notwendigerweise an schönen Tagen ins Freie, so erkannte sie kein Spion an ihrer veränderten Farbe. Ich trachtete aber immer, sie sobald wie möglich zum Verkauf in die Stadt zu bringen.

Meine Mutter wollte eines Tages von mir zu den freigebigen Bäuerinnen geführt werden, um ihnen persönlich zu danken, was ich ihr unter dem Vorwand missriet, dass sie mir verboten hätten, ihren Bauern etwas zu sagen, weil sie sonst von ihnen braun und blau geschlagen würden.

Auf diese Art war ich ein Färber auf eigene Faust geworden, ohne bei einem Meister eingeschrieben worden zu sein.