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Fort Aldamo – Band 13

Band-13-Ein-Finnewacker-beugt-sich-nichtBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 13
Ein Finnewacker beugt sich nicht!

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 03.05.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Asesino, der Erzfeind unseres raubeinigen Master Sergeants, ist als Gefangener der Army auf dem Weg zum Galgen. Zumindest glaubt Finnewacker das. Doch dann trifft ihn die Nachricht wie ein Schlag in die Magengrube: Asesino wurde von seinen mexikanischen Banditen befreit!

Und nicht nur das! Der Bandit rückt erneut mit vierhundert Männern an, um Fort Aldamo als Festung für sich und seine Bande zu erobern. Er hat den teuflischen Plan gefasst, die Besatzung des Forts auszuhungern. Aber ein Finnewacker beugt sich nicht! Das weiß am besten Asesino. Und so hält er für den Master Sergeant eine tödliche Falle bereit …

Leseprobe:

Finnewackers große und wuchtige Gestalt füllte den Raum zwischen den Regalen der Kleiderkammer von Fort Aldamo fast aus. Leise, wie auf Kat­zenpfoten, war er hereingekommen, sodass ihn die fünf Männer, die da in Sergeant Larsens Bude saßen und zockten, erst bemerkten, als er schon vor ihnen stand.

Die alte Runde saß da beisammen! Sergeant Larsen, dem die Kleider­kammer unterstand, der Feldscher, der Küchenbulle Kleiber und die Corporals Feder und Salzer vom dritten Zug.

Sergeant Wallowa fehlte. Der hatte die Kurve gerade noch zum Stall hin gekriegt, als er den Master Sergeant so spornstreichs -zur Kleiderkammer gehen sah.

Die fünf hatten auf Wallowa ge­wartet und nur deshalb noch nicht zu spielen begonnen. Aber die Karten und eine Flasche Whisky befanden sich bereits auf dem Tisch.

Wie erstarrt saßen die Männer da. Kleiber war dann der Erste, der sich erhob. Dem Beispiel folgten auch die andern.

Master Sergeant Finnewacker stand in der üblichen Haltung da: die Hände auf dem Rücken verschränkt, die Brust gewölbt, dass ihm das große Notizbuch inchweit aus der Knopfleiste seines tadellos sitzenden Feldrockes ragte, die Beine gespreizt und das Kinn an­gezogen.

»Larsen, Menschenskind!«, brüllte er dann los, dass die Wände wackel­ten. »Eine Karte will ich nicht haben, sondern eine anständige Meldung!« Sergeant Larsen reckte sich, sah Fin­newacker in die Augen und packte den Stier bei den Hörnern. Wie er meinte, konnte ihm nur noch das aus der Pat­sche helfen.

»Master Sergeant, ich melde: Drei Sergeants und zwei Corporals auf der Kleiderkammer zum Glücksspiel versammelt!«, rasselte ei herunter und salutierte zackig.

Kleiber und dem Feldseher blieb die Luft weg. Feder grinste schwach. Salzer verzog nur das Gesicht.

Mit dieser hundertprozentig zu­treffenden Meldung hatte Larsen den Master Sergeant überrascht.

»Jetzt erwartest du wohl, dass ich Rühren und Weitermachen sage, was?«, knurrte Finnewacker drohend, zog die Uhr, warf einen Ruck aufs Zifferblatt und hielt den Männern die Uhr hin.

»Befehlsgemäß ist das Karten spie­len erst nach Dienstschluss erlaubt«, rasselte er und blickte dabei von einem zum anderen. »Wenn mich kein Pferd gebissen hat, sind es bis dahin noch vier Stunden. Oder irre ich mich da?«

Sein Blick fiel auf Feder.

»Nein, Master Sergeant, du irrst nicht!«, erwiderte er in strammer Haltung.

Finnewacker nickte, sah Larsen an und steckte die Uhr in die Tasche. »Du übergibst die Kleiderkammer heute Abend an Sergeant Gedder, über­nimmst den ersten Zug und gehst als ständiger Kommandoführer mit dem Festungserweiterungskommando raus. Bis auf Widerruf.«

Larsen schlug die Sporen anein­ander und bekam einen roten Kopf.

Auch für das Wachpersonal war das Festungserweiterungskommando kein Honigschlecken. Das hieß, schutzlos einen ganzen Tag der Sonne preis­gegeben zu sein. Aus diesem Grunde wurden Kommandoführer und Wa­chen täglich gewechselt.

»Die Corporals Feder und Salzer sind dir als ständige Posten zugeteilt. Ebenfalls bis auf Widerruf.«

Auch Feder und Salzer rissen die Absätze aneinander und reckten sich dazu.

Finnewacker fixierte den Küchen­bullen. »Sektionskontrolle! Sofort!« Er sah den Feldscher an. »Zu dir komme ich in zehn Minuten!«

Sergeant Kleiber und der Feldscher nahmen ebenfalls Haltung an.

Finnewacker trat zur Seite. »Und raus jetzt!«, bellte er.

Wie Rekruten flitzten die Männer zur Tür.

Finnewacker wandte sich Larsen zu. »Du hast mich enttäuscht, Larsen. Du bist hier Sträfling gewesen, und ich habe dir wegen hervorragender soldatischer Haltung die Reststrafe erlassen und dir deinen alten Rang wiedergegeben. Seitdem ist von dir nichts mehr gekommen. Gar nichts mehr. Und jetzt auch noch das!«

»Ich werde um Versetzung bitten, Master Sergeant!«

Finnewacker starrte ihn an. »Das wäre ja noch schöner! Jetzt bist du deinen Druckposten los, da willst du weg. Das Gesuch kommt nicht weiter als bis zu meinem Papierkorb. Darauf kannst du Gift nehmen. Du gehst mit dem Festungserweiterungskommando raus, bis du schwarz wirst. Und wehe, der Laden läuft dort nicht! Ein Don­nerwetter kriegst du an den Hals. Das schwöre ich dir!«

Er grüßte und schritt schnell zur Tür.

»Achtung!«, brüllte Kleiber, als Fin­newacker den Küchenblock betrat.

Er hatte ständig ein Kommando von sechs Sträflingen zu seiner Ver­fügung. Die hielten ihm die Bude auf Hochglanz und den Laden in Schwung. Sodass seine ganze Arbeit nur darin bestand, das Essen abzuschmecken und die Verpflegungsausgabe zu über­wachen, damit ihm die sechs Sträflinge nicht zu viel davon verschoben.

Die sechs Männer standen vor dem Brunnen, der sich auf der rechten Seite im Küchenhaus befand, in Linie an­getreten.

Kleiber baute sich vor Finnewacker auf. »Ein Sergeant und sechs Infante­risten beim Küchendienst!«

Alle Männer der Strafkompanie waren Infanteristen, obwohl sie der US Kavallerie angehörten. Mit der Kommandierung zu dieser Strafein­heit wurden sie degradiert und zur Infanterie versetzt. Wie lange sie in Fort Aldamo dienen mussten, hing von der Schwere ihres Vergehens und von der Stimmung des Militärrichters ab, der sie dazu verurteilen musste.

»Sechs Mann!«, sagte Finnewacker. »Und draußen beim Festungserweiterungskommando fehlen uns die Leute.« Er zeigte auf die letzten drei. »Raus!«

Die Männer machten kehrt und rannten zur Tür.

»Drei Mann, Kleiber!«, schnarrte Finnewacker. »Und wehe, der Laden läuft mir nicht!«

Kleiber stand stramm und bekam einen roten Kopf. Doch ehe er pro­testieren konnte, ging Finnewacker hinaus.

Er stapfte quer über den Hof der alten spanischen Festung, um dem Feldscher auf die Bude zu rücken. Aber da trat der Wachhabende mit einer jungen Mexikanerin aus dem Schatten des Torhauses.

Finnewacker blieb stehen und er­starrte. Die Mexikanerin war Almela. Asesino hatte sie ihm geschenkt, als er dessen Lager in Mexiko besuchte. Als Kind war sie von den Bandoleros geraubt und verschleppt worden. Für Finnewacker hatte sofort festgestan­den, dass er sie zu ihren Angehörigen würde bringen lassen.

Vor drei Tagen hatte sie mit dem Verpflegungstransport, der wegen der Bandoleros von einer ganzen Schwa­dron eskortiert wurde, das Fort ver­lassen.

Finnewacker wusste, wie sehr ihn das Mädchen liebte und vergötterte. Trotzdem packte ihn die Wut. Was sollte er im Fort einer Strafkompanie mit einer Frau! Als einziger Mann unter mehr als hundert Männern einen solchen Vorzug genießen! Undenkbar war das. So sehr der Gedanke auch reizte.

Schnell ging er hin. »Almela, wie konntest du den Soldaten weglaufen!«, rief er wütend. »Sie wollten dich nach Hause bringen.«

Ausdruckslos war der Blick der schönen Mexikanerin.

»Sie ist nicht weggelaufen«, sagte der Wachhabende. »Die Bandoleros haben den Transport überfallen und Asesino befreit.«

Finnewacker erstarrte.

Asesino wieder frei, der gefürchtete Bandolero-Jefe, der sich in den Kopf gesetzt hatte, dieses Fort zu erobern, um es als Schlupfwinkel zu benutzen!

Seine Bandoleros hatten schon den vorhergehenden Verpflegungstrans­port überfallen und zwei Offiziere und fünfzehn Männer gefangen genom­men.1 Und Asesino hatte Finnewacker wissen lassen, dass er die Männer alle töten würde, wenn er nicht allein zu ihm nach Mexiko kam und ihn in sei­nem Lager besuchte.

Finnewacker war allein losgeritten. Im Lager der Bandoleros hatte er Ase­sino überwältigt, die Männer befreit und war mit ihnen und mit Asesino als seinem Gefangenen nach Fort Aldamo zurückgekehrt. Ein zweiter Transport war inzwischen eingetroffen, gedeckt von einer ganzen Schwadron.

Finnewacker hatte Asesino oben auf dem Turm aufhängen wollen. Doch Major Duma hatte darauf bestanden, dass Asesino in Camp Lowell der Pro­zess gemacht würde.

Nun hatten die Bandoleros Major Dumas Kommando überfallen und den Bandolero-Jefe befreit.

Er lächelte plötzlich, weil er sich das nicht recht vorstellen konnte.

»Almela, du belügst mich doch nicht?«

Sie schüttelte heftig den Kopf.

»Zweihundert Banditen sollen den Transport überfallen haben«, sagte der Wachhabende, und Almela nickte zu seinen Worten.

Zweihundert Bandoleros! Das war keine unglaubliche Zahl. Asesino hatte ja Fort Aldamo mit vierhundert Män­nern schon zu erstürmen versucht.2 Bis ins Fort waren die Hurensöhne gekommen, wenn auch mit einer List.

»Viele Soldaten sind tot«, sagte Al­mela ernst.

Sergeant Fitzgerald, Finnewackers Stellvertreter, kam aus der Komman­dantur.

»Almela, du bist zurückgekommen?«, rief er und griente sauer. Er sah schon die Probleme.

»Die Bandoleros haben den Trans­port überfallen und Asesino befreit«, sagte Finnewacker.

Der kleine kraushaarige Mann blieb stehen und sah erschrocken von einem zum anderen. »Das ist doch nicht mög­lich. Und wo?«

Die Männer sahen die Mexikanerin gespannt an.

»Ich bin zwei Nächte unterwegs ge­wesen.«

Finnewacker holte tief Luft. »Ver­dammt, ich habe so etwas geahnt. An einen Überfallhabe ich nicht geglaubt, eher daran, dass Asesino entwischen würde.«

»Das wird für uns Folgen haben!«, meinte Fitzgerald.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 13. Bastei Verlag. Köln. 03.05.2016

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  1. siehe Fort Aldamo 12 »Jetzt jagen wir Asesino«
  2. siehe Fort Aldamo 05 »Aldamo – Fort der Verdammten«