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Pamfilius Frohmund Eulenspiegel 12

Pamilius-Frohmut-Eulenspiegel-Band-2Des Erzkalfakters, Quadratschlankels und durchtriebenen Leutvexierers, Pamfilius Frohmut Eulenspiegel, des allbekannten, berüchtigten und weltverrufenen Till Eulenspiegel einzigen Sohnes pfiffigen Streiche, Ränke, Schwänke und lustige Possen als: Hendlschnipfer, Brotschwindler, Rahmkripfer, Fischdieb, Entenangler, Zigeuner-, Schneider- und Schusterlehrbua, Herzogslebensretter, Herold, Schatzgräber, magistratischer Bademeister, Hofnarr, Feldherr, frommer Pilger, glücklich dem Galgen entgangener Spieler usw.

Erinnerung an Till Eulenspiegel

Till Eulenspiegel, dieser weltbekannte Abenteurer aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wurde zu Kneitlingen, einem Wolfenbüttelschen Dorf unweit Schöppenstedt, geboren und starb gegen das Jahr 1350 in dem Städtchen Mölln, vier Meilen von Lübeck, wo sein Grabstein mit der Anspielung auf seinen Namen, einem Spiegel und einer Eule, steht. Sein Name ist zum Sprichwort geworden, alle mutwillig-lustigen Streiche und Narrheiten zu bezeichnen, die aus angeborenem Mutwillen zum eigenen Ergötzen, und wo möglich auch einen großen oder kleinen Profit zu machen, verübt werden. Alle seine bekannt gewordenen Streiche sind zuerst in plattdeutscher Sprache aufgezeichnet, dann in die hochdeutsche sowie in die lateinische, französische, englische, holländische und polnische Sprache übersetzt und seit jener Zeit in zahllosen Büchern verkauft worden.

Es wird nicht viele Leute geben, die nicht schon die lustigen Historien, das merkwürdige Leben, die Taten und Reisen des Erzschelms Till Eulenspiegel gelesen, aber nirgend etwas davon gehört oder gefunden haben, dass Till Eulenspiegel auch verheiratet gewesen sei. Er hatte wirklich eine Frau, die er jedoch auf seinen weiten Wanderzügen nicht als eine überflüssige Last mit sich schleppen wollte, um nicht in der Ausübung seiner lustigen Streiche gehindert zu sein. Solange sie im Besitz ihres von ihren Eltern ererbten kleinen Bauerngutes war, brauchte sie keinen Mangel zu leiden, und gewöhnte sich nach und nach daran, ohne ihren Eheherrn zu leben, der sich durch nichts auf der Welt von seiner Wanderlust abbringen ließ. Er besuchte aber seine Frau immer richtig, so oft er in die Gegend kam, fütterte sich 8 Tage lang heraus, und ging dann wieder in die weite Welt, aber niemals, ohne eine Hand voll Taler als Vorspann mitzunehmen.

Wer zur Zeit, da Till Eulenspiegel lebte, lesen und schreiben konnte, wurde schon für gelehrt  gehalten, und solche Gelehrte in verschiedenen Ländern schrieben alle lustigen Reden und Streiche fleißig auf, die dann nach Erfindung der Buchdruckerkunst auch richtig gedruckt wurden. Diese Zeit erlebte zwar der Sohn des Till Eulenspiegel nicht mehr, aber eine solche schriftliche Sammlung durfte er, als er 13 Jahre alt war, in seinen freien Stunden in dem Kloster Gottsgnad, das nur eine halbe Stunde von dem Gut seiner Mutter entfernt war, und worin er als Laufbursche und zu allerlei Aushilfsarbeiten im Klostergarten und in der Ökonomie verwendet wurde, abschreiben. Diese tollen Geschichten reizten ihn zur Nachahmung, und er beschloss, auf gleiche Weise sein Glück zu versuchen, sich aber dabei so pfiffig zu benehmen, dass er mehr Groschen, als sein Vater Schläge erhielt, bekommen sollte.

Als er mit der Abschrift fertig war, brachte er sie nach Hause und las diese Geschichten abends seiner Mutter vor, die nur bisweilen von einzelnen lustigen Streichen ihres sauberen Mannes und Landstreichers gehört hatte und sich nun oft tüchtig ärgerte, über manches und gar vieles, was sie da Neues erfuhr, und ihren Sohn Pamfili täglich dringend warnte, einen solchen Lebenslauf zu führen wie sein unverbesserlicher Vater.

Aber die guten mütterlichen Lehren fielen auf einen unfruchtbaren Boden und waren in den Wind gesprochen. Pamfili wartete mit Sehnsucht auf sein fünfzehntes Jahr, um dann auch in die weite Welt zu wandern, freilich in der guten Absicht, so viel zu erwerben, um seine gute Mutter unterstützen und in seinem Alter sorgenlos leben zu können. Er fasste den festen Vorsatz, alle seine Streiche selbst aufzuschreiben, was sein Vater nicht zu tun vermochte, da er nicht schreiben konnte.

Wie Pamfili Eulenspiegel dieser seiner Sammlung zuletzt sein Glück zu verdanken hatte, und wie sie auf eine gar seltsame Weise in die Hände des Verfassers dieses Büchleins gekommen ist, werden die lieben Leser später ausführlich erfahren. Es beginnt nun ein genauer Abdruck dieser Sammlung, worin Pamfili Eulenspiegel seine Abenteuer selbst erzählt.