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Felsenherz der Trapper – Teil 7.5

Felsenherz-der-Trapper-Band-7Felsenherz der Trapper
Selbsterlebtes aus den Indianergebieten erzählt von Kapitän William Käbler
Erstveröffentlichung im Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1922
Band 7
Die Mumie Matazumas
Fünftes Kapitel
Ein Verräter

Dunkle Nacht breitete sich über dem Talkessel aus.

Irgendwo in der Ferne grollte ein Gewitter. Ein sehr bald zum Sturm anwachsender Wind durchheulte die romantische Bergwildnis der Jicarilla-Höhen. Wolkenfetzen flogen über den Himmel hin, wurden dichten und länger, wurden bald zu einer schwarzen Decke, die das Sternenlicht völlig absperrte.

Dann begann es zu regnen. Der Comanchenhäuptling schlug Blubb und Crax vor, unter einer überhängenden Stelle der Talwand in der Nähe des Tunnels die Nacht zuzubringen. Man schaffte die Decken, Brennholz und Crax’ Satteltaschen dorthin. In diesen Satteltaschen befand sich auch ein kleiner Kessel, Tee und Kaffee.

Der Schwarze Panther löste dann Felsenherz als Wächter am Tunnel ab, hüllte sich in seine Decke und setzte sich auf einen Stein dicht an das mit gurgelnden Wassermassen ausgefüllte Loch.

Felsenherz schritt zum Lagerplatz hinüber, der kaum zwanzig Meter entfernt war. Das Feuer brannte schon. Crax hatte aus Steinen eine Art Herd errichtet und den Kessel hinaufgesetzt.

Der junge Trapper aß und unterhielt sich mit dem Gelehrten und dem kleinen John. Blubb war jetzt scheinbar ganz verständig geworden.

»Um Mitternacht löse ich den Häuptling ab«, erklärte Blubb dann. »Ihr braucht keine Sorge zu haben, Master Felsenherz, dass ich etwa einschlafen könnte. Fragt nur Crax. Wir haben uns während des Rittes quer durch Nordmexiko stets beim Wachen abgewechselt.«

»Stimmt!«, bestätigte der Kleine mit einem Kopfnicken. »Und Master Blubb hat sogar einmal vier elende Yuma-Indianer verscheucht, die unsere Pferde stehlen wollten.«

Felsenherz spürte jetzt nach diesem anstrengenden Tag die Müdigkeit in allen Knochen. Er gab Blubb und Crax genaue Verhaltungsmaßregeln für den Fall, dass die Apachen den Block sprengen und das Wasser im Tunnel sinken sollte. Crax wollte Blubb um drei Uhr morgens ablösen.

Die drei tranken Tee. Felsenherz brachte dem Comanchen ebenfalls einem Blechbecher und besprach noch einiges mit ihm. Dann hüllten die drei sich in ihre Decken und streckten sich zum Schlafen aus.

Es regnete ununterbrochen weiter. Still wie eine Statue saß der Häuptling vor dem Tunnel. Der Flackerschein des Feuers warf hin und wieder zuckende Lichtstreifen bis dorthin und zeigte dann dem aufgestützt daliegenden Blubb die regungslose Gestalt des Wächters.

Blubb konnte nicht einschlafen. Ehrgeizige Wünsche hielten ihn wach. Wenn es ihm gelang, die Mumie Matazumas nach England zu bringen, waren ihm neue Ehrungen gewiss. Vielleicht wurde er gar Lord! Und der Ehrgeiz umnebelte sein Hirn immer mehr. Er grübelte und grübelte, wie er es anstellen konnte, die Mumie zu rauben. Dass Felsenherz und der Comanche sie ihm nicht freiwillig überlassen würden, davon war er jetzt überzeugt. Und Gewalt anwenden? Er allein gegen drei? Denn Crax, dieser Abtrünnige, hatte ja allen Respekt vor ihm verloren und sich ganz auf die Seite der beiden Freunde geschlagen.

Gewalt … Ja, nur mit Gewalt war hier etwas auszurichten …!

Dann … ein Gedanke … ein ganzer Plan! … So musste es glücken! … Gewiss … Der Plan war vielleicht vom Standpunkt Felsenherz’ und des Schwarzen Panthers aus verwerflich, hinterlistig …! Doch … was machte dies, wo es sich um ein wissenschaftliches Objekt von so enormem Wert handelte!

Thomas Blubb starrte in das Feuer, überlegte, verbesserte diesen Plan, lächelte triumphierend.

Felsenherz war für Sekunden aufgewacht, sah, dass Blubb, den Kopf in den rechten Arm gestützt, dalag, sah dieses Lächeln. Aber er war zu müde, schlief wieder ein.

Blubb erhob sich, nahm seinem Karabiner und ging leise, die Wolldecke umgehängt, auf den Häuptling zu.

»Der Schwarze Panther mag mir seinen Platz überlassen«, sagte er. »Ich kann doch nicht schlafen. Ich bin gar nicht müde. Die beiden Becher Tee haben mich munter gemacht, und der Häuptling wird die Ruhe mit seiner Beinwunde nötiger haben.«

Chokariga stand auf. »Das Bleichgesicht halte die Augen gut offen!«, meinte er. »Sobald der Tunnel leerer wird, wecke es uns sofort!«

»Weiß Bescheid«, brummte Blubb.

Dann saß er und verfolgte die schäumenden Wasser, die sich eilig in den Kanal hineindrängten.

Eine halbe Stunde verging. Blubb wandte sich um. Das Feuer brannte nur noch schwach. Er schritt hinüber und warf ein paar Äste hinein, beobachtete die drei Schläfer.

Felsenherz erwachte abermals. Er hatte als Trapper einen sehr leisen Schlaf. Das stärkere Knistern des Feuers hatte ihn für einen Moment aufgeweckt. Er öffnete die Augen nur halb. Und wieder sah er ein triumphierendes Lächeln über Blubbs Gesicht huschen. Wieder schlief er ein.

Blubb kehrte zu dem Stein zurück. Nach einer Weile holte er ein paar lange Äste, klemmte sie an dem Stein fest und hing seine Wolldecke darüber, dass es aussah, als säße er noch hier.

Er schlich nun tief gebückt dem Teich und der Schleuse zu, drückte die Balken der Schleusentür herab, bis nur noch etwa die halbe Menge Wasser Durchlass fand.

Kriechend näherte er sich darauf dem Tunnel, der bereits passierbar war. Er watete hindurch, kletterte an dem Steinblock hoch. Oben war gerade so viel freier Raum, dass ein Mensch sich durchzwängen konnte. Blubb schaute angestrengt in das Nebental hinein. Der Regen hatte etwas nachgelassen.

Er erkannte drei Apachen, die rechts neben dem Kanalloch, die Büchse im Arm, wie Bildsäulen dastanden.

Er rief sie leise an.

Drei Flintenläufe fuhren hoch.

»Ich komme als Freund zu den Apachen!«, rief Blubb lauter. »Ich kann ihnen den Weg in den Talkessel öffnen! Holt euren Häuptling!«

Einer der Apachen eilte davon. Nach fünf Minuten kehrte er mit dem Großen Bären zurück.

Der riesige Rote argwöhnte Verrat und blieb zehn Schritte von dem Block entfernt stehen.

»Der Häuptling der Apachen hat hier einen Engländer vor sich«, begann Blubb. »Wenn er mir verspricht, das Leben der drei anderen dort im Talkessel zu schonen und mir zu helfen, die Mumie und den Sarg nach El Paso zu schaffen, lasse ich ihn und seine Krieger heimlich hier ein und werde ihm in El Paso hundert Büchsen, viel Pulver mit Blei schenken. Ich bin ein Gelehrter, und ich will nur die Mumie für mich haben. Die drei schlafen jetzt. Ich habe die Wache. Ihr dürft mir vertrauen.«

Der Große Bär schwieg eine Weile. Blubb konnte das heimtückische Grinsen nicht bemerken, das nun das Gesicht des Apachen verzerrte. Dann erklärte der Häuptling: »Ich verspreche, was das Bleichgesicht wünscht. Die Mumie ist sein.«

Blubb kannte die Apachen nicht. Er war nicht nur ein Greenhorn, sondern auch ein nur allzu vertrauensseliger Mensch.

»Dann werde ich herauskommen«, sagte er jetzt. »Der Häuptling wird mich in sein Zelt führen.«

»Das Bleichgesicht mag herabklettern«, meinte der Große Bär kurz.

Blubb stieg über den glitschigen Block und ging auf den Häuptling zu.

Der Große Bär hatte den drei Wachen einen Wink gegeben.

Plötzlich fühlte Blubb eine Lassoschlinge über seinen Kopf gleiten, wurde zu Boden gerissen, wurde gefesselt und halb erstickt weggeschleppt.

Das Lager der Apachen befand sich weiter vorn im Tal. Das ganze Lager war lebendig geworden. Feuer flackerten hoch. Die Krieger stürmten den Tunnel.

Der Große Bär hatte einen Späher in den Kanal geschickt. Sehr bald war der Apache zurück und meldete, dass der Comanche und die beiden Bleichgesichter fest schliefen.

Der Apachenhäuptling drang mit fünf Kriegern als Erster in den Kanal ein. Weitere dreißig sollten ihm folgen und vorläufig in dem Tunnel versteckt bleiben.

Felsenherz erwachte. Ein Aststück hatte in der Glut des Feuers besonders laut geknackt. Er hob den Kopf. Seinem scharfen Ohr entging es nicht, dass das Gurgeln und Rauschen des Flüsschens fast völlig verstummt war.

Seine Augen bohrten sich in die Finsternis ein. Dort saß Blubb … und dort … ja … dort huschte gerade eine flinke, dunkle Gestalt in den nur halb gefüllten Kanal hinein.

Felsenherz war mit einem Satz auf den Beinen, weckte den Comanchen und Crax, eilte auf Blubb zu.

Es war nicht Blubb. Es war nur eine Wolldecke, die man über ein paar Äste gelegt hatte. Felsenherz schritt in den Tunnel hinab. Das Wasser reichte ihm kaum bis an die Hüften. Nun hatte er den Steinblock vor sich.

Die Beine des Apachenspähers verschwanden soeben oben aus der freigebliebenen Öffnung. Felsenherz wurde mit einem Schlag die ungeheure Schurkerei und Dummheit Blubbs klar. Nur Blubb konnte die Schleuse geschlossen haben! Und er hatte es fraglos der Mumie wegen getan.

Der junge Trapper eilte zurück, nachdem er einen einzigen Blick über den Stein hinweg ins Freie geworfen hatte.

»Sie kommen!«, rief er dem Comanchen und Crax zu. »Legt unter Eure Decken Steine, damit man Schläfer darunter vermuten kann! Löscht das Feuer halb aus! Und lasst dann einige Apachen durch den Tunnel ein. Der Große Bär wird sicher als Erster eindringen. Wir müssen ihn fangen! Der Schwarze Panther ahme den Ruf der Nachteule nach. Dann öffne ich die Schleuse!«

Er rannte weiter dem Teich zu. Gleich darauf lagen Crax und der Comanche in einem nahen Gestrüpp.

Sechs Apachen erschienen, stiegen lautlos aus dem Wasser und krochen jenseits in ein Gebüsch.

Eine Eule schrie.

Der Große Bär horchte auf. Der Eulenruf machte ihn argwöhnisch. Eine Eule sollte so tief da drüben im Gestrüpp sitzen?

Bevor er noch zu einem Entschluss kam, stürzte schon ein drei Meter hoher Wasserwall das leere Flussbett hinab. Brausend verschwand die Woge in dem Tunnel.

Ein wahnwitziges Angstgebrüll drang noch aus dem Kanal hervor. Dann hatten die Wassermassen ihn gefüllt, drückten die Leiber der Todgeweihten gegen den Block. Nur vier Apachen konnten sich noch ins Freie zwängen.

Der Große Bär war mit langen Sätzen dem Felsloch zugesprungen, hinter ihm seine fünf Krieger. Sie stutzten. Der Ausgang war verschlossen!

Der Trapper war schon heran, kniete neben einem Gebüsch und rief drohend: »Werft die Waffen weg! Bleibt stehen! Felsenherz’ und des Schwarzen Panthers Kugeln verfehlen nie ihr Ziel!«

Der Große Bär fuhr herum, riss die Büchse hoch.

Die Kugel des Trappers schlug ihm die Waffe aus der Hand.

Auch der Comanche und Crax feuerten.

Die fünf Apachen versuchten über das Flüsschen in die Büsche zu entwischen. Nur einem gelang es. Die anderen blieben mit Beinschüssen liegen.

Inzwischen hatte der Große Bär sich mit geschwungenem Tomahawk auf Felsenherz gestürzt. Der riesige Apache glaubte, dass er hier in eine schlau gestellte Falle geraten sei. Seine Wut, seine Mordgier machten ihn unvorsichtig. Er kannte die Stärke und Gewandtheit seines Gegners, hatte dessen Eisenfaust schon einmal zu kosten bekommen.

Das Gewölk am Himmel hatte sich gelichtet. Gerade als der herkulische Rote den jungen Trapper mit einem wahren Tigersatz ansprang, trat der Mond hervor.

Der kleine Crax sah, wie der Apache die Streitaxt herumwirbelte, wie Felsenherz scheinbar vor Schreck gelähmt aufrecht dastand.

Crax schrie auf: »Schwarzer Panther, dort …!«

Der Comanche fiel ihm leise ins Wort: »Der Große Bär ist wie ein Knabe, der einen Wolf mit einem Stecken erschlagen möchte!«

Felsenherz hatte urplötzlich seinerseits einen Satz nach vorn getan.

Der herabsausende rechte Arm des Apachen traf nur mit dem Ellbogengelenk seine Schulter. Gleichzeitig mit diesem waghalsigen Angriff, bei dem es auf den Bruchteil einer Sekunde ankam, hatte er mit der geballten rechten Hand dicht am Körper einen blitzschnellen Hieb nach aufwärts geführt.

»Da … er liegt!«, brüllte der kleine Crax. »Wahrhaftig … er liegt!«Felsenherz hatte dem durch den Kinnhieb nach hinten Taumelnden ebenso blitzartig noch einen Stoß gegen die Herzgrube versetzt, und der Apache war wie ein Klotz umgesunken.

Der Schwarze Panther rief dem jungen Trapper zu: »Mein Bruder mag sich verbergen. Einer der Apachen ist in die Büsche entkommen!«

In demselben Moment flammte auch schon von links her ein Feuerstrahl auf. Die Kugel riss Felsenherz ein paar Haare von der Schläfe weg.

Der Schütze war dort unter den Bäumen nicht zu sehen. Wenigstens konnte der kleine Crax auch nicht eine Spur von einer menschlichen Gestalt unterscheiden. Und doch hatte der Schwarze Panther seinen Tomahawk wie auf gut Glück in die Finsternis hineingeschleudert.

Man hörte einen dumpfen Krach, einen leisen Schrei, einen schweren Fall.

Der Mond hatte sich immer mehr entschleiert. Der Comanche sagte zu dem Kleinen, indem er in die Dunkelheit hineinzeigte: »Das Bleichgesicht mag den Apachen holen. Der Schwarze Panther wird den Großen Bären fesseln.«

Felsenherz war inzwischen schon über das Flüsschen hinweg auf die vier Verwundeten zugeschritten. Er war auch jetzt vorsichtig. Drei der Roten saßen aufrecht da. Er konnte genau erkennen, dass sie jede seiner Bewegungen verfolgten. Hinter einem Tannenstumpf blieb er stehen.

»Werft eure Waffen beiseite!«, befahl er kurz. »Ihr sollt geschont werden. Ihr wisst, dass ich nie unnötig Blut vergieße und nie mit zwei Zungen rede. Wagt nur einer von euch noch Widerstand, wird euch jedoch mein Tomahawk treffen!«

Die drei, die aufrecht saßen, gehorchten. Der Vierte lag den Büschen am nächsten und rührte sich nicht. Felsenherz kam dies verdächtig vor. Crax und der Comanche hatten ja nur auf die Beine der Fliehenden gezielt, wie man dies noch vor dem Eindringen der Apachen vereinbart gehabt hatte.

»Was ist mit dem Krieger dort?«, fragte Felsenherz die anderen.

Einer der Apachen erwiderte: »Der berühmte Jäger kennt ihn. Es ist Tuma Lapi, die Singende Schwalbe, die Tochter des Großen Bären, der Felsenherz schon einmal auf dem Rio Pecos das Leben schenkte. Die Kugel hat eine große Blutung hervorgerufen. Tuma Lapi ist bewusstlos.«

Felsenherz sprang schnell zu, kniete neben der jungen Indianerin nieder und untersuchte die Wunde. Die Kugel hatte die linke Wade durchschlagen. Er stellte rasch einen Verband her und trug die Singende Schwalbe zum Blockhaus.

Inzwischen nahmen der Comanche und Crax sich der drei anderen Verwundeten an. Der fünfte Apache war tot. Des Schwarzen Panthers Streitaxt hatte ihn mitten vor die Stirn getroffen. Als Crax die Leiche aus dem Baumschatten mit leisem Grauen herausgeschleppt und den noch im Kopf steckenden Tomahawk bemerkt hatte, war ihm bei dem furchtbaren Anblick ganz schwach geworden. Er wollte sich jedoch vor dem Schwarzen Panther keine Blöße gehen und überwand mit aller Energie diese Regung von Entsetzen.

Als er nun dem einen der Apachen um das zerschossene Knie einen nassen Streifen einer Wolldecke wickelte, sagte er nur: »Der Schwarze Panther muss die Augen einer Katze haben! Wie brachte er es nun fertig, dort im Dunklen den Kopf zu treffen?«

»Der kleine Jäger mag sich merken, dass die Augen eines Menschen, der erregt ist, in der Finsternis glühen wie die eines Raubtieres«, erwiderte der Häuptling kurz. »Ein Späher, der nachts ein Lager beschleicht und die Augen nicht schließt, wird sich selbst leicht verraten.«

Auch die drei Verwundeten und der Große Bär wurden nun zu der Blockhütte geschafft, wo man sie zur Vorsicht draußen neben der Tür an Pflöcke festband, die Felsenherz zu diesem Zweck in die Erde rammte.

Bald loderte hier ein Feuer auf, und der kleine Crax musste den Wächter spielen.

Felsenherz nahm einen harzigen, dicken Tannenast mit in die Hütte, klemmte ihn hier fest und beugte sich über das Lager der jungen Indianerin.

Tuma Lapi war wieder bei Besinnung. Felsenherz richtete sie etwas auf, gab ihr kalten Tee zu trinken und sagte dabei freundlich: »Das Schicksal führt mich mit der Singenden Schwalbe immer wieder zusammen. Es tut mir leid, dass Tuma Lapi verwundet worden ist.«

Die dunklen Augen der Indianerin, die einen zierlich gearbeiteten hirschledernen Jagdanzug anhatte, ruhten lange auf Felsenherz’ offenem, männlichem Gesicht.

Dann entgegnete sie: »Tuma Lapi begleitete ihren Vater nur deshalb in dieses Tal, um zu verhindern, dass der berühmte Jäger sofort getötet würde. Die Singende Schwalbe hasst Felsenherz nicht, wenn er auch ihren einzigen Bruder erschossen hat. Es geschah im ehrlichen Kampf. Tuma Lapi wird Felsenherz nie vergessen.«

Der blonde Trapper erkannte nun endlich, was in der Seele der hübschen Apachin vorging. Sie liebte ihn! Ihre Blicke verrieten es ihm ganz deutlich.

»Tuma Lapi ist mir lieb wie eine Schwester!«, erklärte er nun und reichte ihr abermals den Becher. »Aber der Hass ihres Vaters wird nie aufhören. Der Große Bär wird mein Todfeind bleiben.«

»Er ist ein Apache!«, sagte Tuma Lapi in einem Ton, der etwa ausdrücken sollte, dass sie diesen Hass durchaus begreife.

Dann kam der Comanche mit einer Handvoll zerstampfter Wundkräuter und verband die Wunde der Indianerin aufs Neue.