Fort Aldamo – Band 8
Bill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 8
Der Rächer von Fort Aldamo
Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 23.02.2016, Titelbild von Günter König
Kurzinhalt:
»Ich werde zurückkehren, um den Höllenhund Finnewacker und sein verfluchtes Fort zu vernichten!«, hatte Larry Day geschworen. Als Einziger der ausgebrochenen Sträflinge hatte er sich der Hetzjagd des eisenharten Master Sergeant Finnewacker entziehen können. Niemand hatte mehr an ihn gedacht.
Aber plötzlich stand er mitten unter ihnen – voller kaltem Hass und tödlicher Entschlossenheit: Larry Day, der Rächer von Fort Aldamo! Er hatte Finnewacker vor der gähnenden Mündung seines Colts, und seine Kumpane waren bereit, mit einer Wagenladung Dynamit das Fort in die Luft zu sprengen. Die Tage von Fort Aldamo schienen gezählt …
Leseprobe:
Stille herrschte plötzlich in der kleinen Bodega. Alle starrten auf den Gringo, der allein am Schanktisch stand, den drei Pistoleros zugewandt, die ihn eiskalt fixierten.
»Geh oder zieh!«, wiederholte der eine von ihnen. Es handelte sich um einen aalglatten Burschen von fünfundzwanzig Jahren, der in ganz Nordmexiko als Killer gefürchtet und verschrien war.
Die Mexikaner an den Tischen grinsten. Der Fremde aus dem Norden war ein großer hagerer Mann von vierzig Jahren. Er war blass und schmal im Gesicht, als wäre er lange krank gewesen. Seine Kleidung war abgewetzt. Tadellos gepflegt wirkte nur der Colt. Doch das übersahen die Leute, vor allem übersahen es die Pistoleros.
»Ich möchte weder das eine noch das andere«, sagte er in fast akzentfreiem Spanisch. »Und Sie, Caballeros, sollten einen friedfertigen Mann in Ruhe sein Glas Wein trinken lassen …«
»Trink dein Glas Wein in Ruhe, friedfertiger Mann!«, versetzte der Pistolero knirschend. »Aber gefälligst dort, wo du hergekommen bist. Nicht hier in Mexiko!«
»Er hat schon bezahlt, also lass ihn austrinken, Abanoso!«, sagte der Bodegero, der sich ans Ende des Tresens verdrückt hatte, um aus der Schusslinie zu sein.
Der Pistolero streifte den Wirt mit einem zurechtweisenden Blick. »Halte du dich raus, Kesselflicker!«, sagte er scharf.
Der Bodegero senkte sofort den Blick. Abanoso und seine Amigos waren schließlich gefürchtet. Da hatte er schon viel zu viel gesagt.
Abanoso schaute dem Fremden wieder ins Gesicht. »Ich sage es nicht noch einmal!«
Die Spannung wuchs. Gringos, Männer aus dem Norden, Americanos waren in Mexiko zu allen Zeiten geachtet oder gefürchtet, niemals beliebt. Doch das traf nur auf diejenigen zu, die Geld besaßen, die mit ihren Dollars um sich warfen. Die Herumtreiber und Hungerleider von ihnen aber wurden verachtet. Sie ernteten den ganzen Hass, der von ihren bessergestellten Landsleuten geschürt worden war.
Und dieser Mann am Schanktisch wirkte wie ein Herumtreiber und Hungerleider, was er freilich gar nicht war. Das sah nur so aus.
Er hielt den Blick des Pistoleros stand, drehte sich aber plötzlich um und griff mit der Linken nach dem Weinglas. Das hätte die Pistoleros eigentlich warnen sollen. Schließlich waren sie vom Fach. Doch genau das übersahen sie in ihrer Überheblichkeit. Alle drei.
Unter dem Tisch hielten sie die Revolver in den Fäusten. Abanoso hob die Waffe und zielte. Dass er dem Gringo nur das Weinglas aus der Hand hatte schießen wollen, konnte er niemanden mehr erzählen.
Sein Schuss krachte! Aber auch am Schanktisch blitzte und dröhnte es, sodass beide Schüsse wie einer klangen.
Wie vom Teufel getrieben, war der Gringo herumgeflirrt, das Weinglas in der linken Hand, in der rechten Faust den Revolver. Und nur er traf.
Das Geschoss drang Abanoso in die Stirn, sodass er mit dem Stuhl zurückkippte und zu Boden polterte. Sein schwerer Revolver flog in hohem Bogen durch die Luft, schlidderte über den blank gescheuerten Fußboden und blieb vor der Tür liegen.
Abanosos Amigos zogen es vor, die Revolver in den Holstern verschwinden zu lassen. Vorsichtig legten sie die Hände flach auf die Tischplatte. Die Vorstellung des Fremden hatte ihnen genügt. Dumpf ahnten sie, dass er nicht der amerikanische Streuner war, für den sie ihn gehalten hatten.
Der Gringo sah von einem zum andern. »Nun sage ich euch etwas! Nehmt ihn und tragt ihn raus! Ich trinke meinen Wein nicht in der Gesellschaft mit Leichen.«
Abanosos Amigos zögerten, ruckten dann aber gleichzeitig von den Stühlen, traten zu Abanoso, hoben ihn auf und trugen ihn aus der Bodega.
In der Bodega grinste nun niemand mehr. Alle starrten auf den Fremden. Und als er den Revolver holsterte und sich dem Schanktisch wider zuwandte, nutzten fast ein Dutzend Männer die Chance, den Raum zu verlassen.
Der Bodegero trat langsam hinter den Tresen, griff nach einem Tuch und putzte vor dem Gringo die Platte sauber.
»Sie sind mein Zeuge, dass ich mich nicht erschießen lassen konnte, sagte der Mann aus dem Norden.
»Si, Señor! Selbstverständlich. Aber das ist nicht nötig. Abanoso kannte hier doch jeder. Sie haben nichts zu befürchten. Polizei gibt es in unserem Dorf nicht.«
»Ich wollte es nur klargestellt haben. Kann ich bei Ihnen eine Kammer mieten?«
»Wollen Sie lange bleiben?«
»Ein paar Tage. Ich bin hier verabredet«, erwiderte der Fremde, nahm einen Nugget aus der Tasche und warf ihn auf die Platte. »Braten Sie mir eine Hammelkeule!«
Bodegero erstarrte, blickte auf das Goldstück und sah den so abgerissen wirkenden Mann wieder an.
»Genügt das nicht?«
»O doch!«, erwiderte der Bodegero erschrocken und steckte das Nugget schnell weg. »Mit wem sind Sie verabredet, Señor?«
Der Fremde lächelte. »Mit der Schwarzen Sieben.«
Der Bodegero bekam große Augen. »Was?!«
Er bekreuzigte sich.
»Die wollen zu mir, doch nicht zu Ihnen«, lächelte der Fremde.
Der Bodegero zeigte auf den Tisch, an dem die drei Pistoleros gesessen hatten. »Abanoso – das ist die Schwarze Sieben gewesen!«
Die Züge des kränklich wirkenden Fremden verhärteten sich.
»Hätten Sie doch nur ein Wort gesagt, Señor!«, jammerte der Wirt. Er schlug verzweifelt die Hände zusammen.
Der Fremde warf einen Blick auf den Tisch und zog die Mundwinkel herab. »Lassen Sie mal! Dann sind das nicht die richtigen Leute für mich gewesen.«
»Was haben Sie von diesen gewollt?«, stammelte der Wirt. »Ich meine, von der Schwarzen Sieben?«
»Etwas, was die nicht können, wie ich nun weiß. Vergessen Sie die Sache. Kümmern Sie sich um die Hammelkeule.« Er nahm das Glas, griff nach einem Weinkrug und setzte sich an einen freien Tisch. Er trank Wein, ohne sich um seine Umgebung zu kümmern oder auch nur das geringste Interesse für die Vorgänge in der Bodega zu zeigen. Er war mit sich und seinen Gedanken beschäftigt, und er wartete. Er wusste, was es bedeutete, wenn man in einem mexikanischen Dorf einen der bekanntesten Pistoleros erschoss und dem Bodegero ein Goldstück zeigte und der Bastard witterte, dass man noch mehr davon besaß.
Der Bodegero trug ihm die Hammelkeule auf, die er mit sichtlichem Behagen verspeiste. Danach trank er weiter Wein.
Doch kurz bevor der Bodegero den Laden schloss, traf sein Mann ein. Und er erkannte auf Anhieb, dass dies sein Mann auch war.
Der Perlenvorhang flog klirrend und prasselnd zur Seite, und ein großer Amerikaner, der wie ein spanischer Hidalgo gekleidet war, betrat den Raum, sah sich kurz um und kam breit lächelnd zu ihm an den Tisch.
»Hallo Landsmann!«, sagte er leutselig. Und das bedeutete schon eine ganze Menge, denn er war einer von den Amerikanern, die in Mexiko zu Reichtum und Wohlstand gelangt waren, und Larry Day sah nach dem Duell schließlich noch immer wie ein Hungerleider aus, krank, blässlich heruntergekommen.
Er stand auf. »Larry Day ist mein Name.«
Mit Grandezza reichte ihm der Hidalgo die Hand. »Spud Spencer! Ich hörte, dass ein Landsmann angekommen ist.«
»Setzen wir uns doch!«, sagte Larry Day. »Darf ich Sie zu einem Glas Wein einladen?«
»Nein!«, sagte der in Mexiko auf die Füße gefallene Mann. »Sie sind selbstverständlich mein Gast.«
Larry Day stimmte zu und lächelte still in sich hinein. Dieser Mann war reich, aber noch nicht reich genug. Aber das war ihm nur recht. Allein konnte er Fort Aldamo nicht schleifen.
Der Bodegero brachte Wein, und der war vom Besten. Er warf danach die letzten Gäste hinaus und verschloss die Tür. Die beiden Americanos ließ er sitzen. Er trug ihnen noch einen Krug zum Tisch und zog sich danach diskret zurück.
Larry Day sah sich nach ihm um, als er in der Küche verschwand. Man achtet Sie hier, Mr. Spencer.
Das ist nicht ganz richtig, erwiderte Spud Spencer grienend. Man nimmt sich vor mir in acht.
Das klang wie eine Drohung. Larry Day fasste es jedenfalls so auf und nahm sich vor, auf der Hut zu sein.
Er griff in die Tasche und legte ein Nugget auf den Tisch.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Spud Spencer sich bequemte und das Goldstück in die Hand nahm und es kritische betrachtete. »Flussgold ist das nicht.«
»Nein.«
»Schwierig zu bergen?«
Larry Day nickte.
»Wie viele Männer benötigen Sie?«, fragte Spud Spencer gelassen und legte das Nugget wieder auf den Tisch.
»Die Zahl der Leute ist belanglos«, erwiderte Larry Day. »Es müssen die richtigen Männer sein.«
»Die Schwarze Sieben und seine Amigos waren die richtigen Leute nicht?«
Larry Day schüttelte den Kopf.
Quelle:
- Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 8. Bastei Verlag. Köln. 23.02.2016