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Schwäbische Sagen 17

Schwäbische-Sagen

Das Weltschjägerle

Eine mündliche Überlieferung aus Neubulach. Vgl. Deutsche Sagen der Brüder Grimm, Band I, S. 397: Der ewige Jäger und der Graf von Württemberg. Nach einem Meistergesang aus dem 15. Jahrh. von Michael Beheim.

In der Umgegend von Neubulach heißt der wilde oder ewige Jäger gewöhnlich das Welschjägerle (Weltsjäger), weil er in der ganzen Welt herumjagen muss. Derselbe bat nämlich Gott, dass er ihn doch nicht absterben und selig werden, sondern ewig jagen lassen möge, und dieser Wunsch ist ihm gewährt worden. Er kommt in der ganzen Welt umher und zeigt sich besonders im Nagoldtal. Er reitet einen großen Schimmel. Aber dieser so wie der Reiter selbst haben keinen Kopf. Er ruft beständig »Hoho!« Dabei bellen mehrere Hunde und es ist ein wilder Lärm wie bei einer wirklichen Jagd. Wenn man ihn so im Spätherbst jagen hört, so soll das ein gutes Jahr bedeuten.

Andere sagen, dieser Mann habe immer am Sonntag gejagt und müsse deshalb herumgeistern.


Der ewige Jäger

1.
Eine mündliche Überlieferung aus Neuenbürg und Wildbad

Im Buhwald bei Neuenbürg ist der ewige Jäger oftmals gesehen und gehört worden, gewöhnlich zu Fuß mit einem Hammer, der an einem ledernen Riemen hing. Mehrere Hunde liefen voraus und »bollen«, zuweilen auch nur einer, den er an einem langen Riemen führte. Er jagt auch wohl auf einem weißen Schimmel dahin und macht großen Lärm und ist kopflos. Er jagt vom Buhwald bis Herrenalb und lässt sich namentlich in dem wilden »Gaistal« hören. Ferner jagt er im Enztal auf dem Berg Heiminhart, auf dem Eiberg (Eiachberg) zwischen Wildbad und Dobel, wo er die Menschen irreführt. Er hat hier ebenfalls einen Hammer und klopft damit im Wald, bald hier bald dort. Dann ist er auch als »Schimmelreiter« hier gesehen worden, indem er seinen eignen Kopf unterm Arm trug. Man sagt, er habe einst im frechen Übermut in die Sonne geschossen und müsse deshalb umgehen.

2.
Eine mündliche Überlieferung aus Herrenalb

Bei Herrenalb heißt der ewige Jäger gewöhnlich »Reck«, was der Name eines Jägers gewesen sein soll, der auf dem Dobel wohnte und viele Wilderer erschoss, namentlich einmal an einem Sonntag ihrer fünf. Dafür fiel er selbst wieder durch den Schuss eines Wilderers, und nun geht er um in den Bergen bei Herrenalb, klopft mit einem Hammer, reitet auf einem Hirsch und mehrere bellende Hunde begleiten ihn. »Hu dock dock dock! Hu dock dock dock!« Auch zu Pferde auf einem Schimmel hat man ihn reiten sehen, indem er seinen eigenen Kopf unter dem Arm trug.

3.
Eine mündliche Überlieferung aus Freudenstadt und Loßburg

In der Umgegend von Freudenstadt erzählt man, der ewige Jäger habe in der Weihnacht oder Karfreitagsnacht gegen die Sonne (!) geschossen, worauf Blut herabgeflossen sei. Dieses Blut habe er in einem Tuch aufgefangen und Bleikugeln damit benetzt, und mit solchen Kugeln habe er alles treffen können, was er nur habe erreichen wollen. Seien die Kugeln verschossen gewesen, so habe er einen frischen Schuss gegen die Sonne getan. Dafür muss er nun jagen und zieht mit Hundegebell und Jagdgetöse in der ganzen Welt umher.

In Loßburg dagegen sagt man, der ewige Jäger habe einst ein schönes Stück Wild verfolgt und nicht erreichen können. Da habe er geschworen: »Haben müsse er es, und wenn er ewig danach jagen sollte.« Er jagt nun auch noch immer danach und wird es wohl nie einholen.

4.
Eine mündliche Überlieferung aus Rötenberg

In Rötenberg und sonst, auch im badischen Schwarzwald, glaubt man, dass der »ewige Jäger« dieselbe Person sei wie der »ewige Jude«, und gebraucht beide Bezeichnungen als gleichbedeutend. In einem Wald bei Bretten spukt der ewige Jude. Von diesem ewigen Juden sagt man sonst noch, dass er stets einen Groschen in der Tasche habe und der gehe ihm nie aus, wie oft er ihn auch ausgebe.

5.

In Pfalzgrafenweiler hat man ehedem viel vom ewigen Jäger gesprochen. Man hörte ihn namentlich beständig seine Hunde locken: »Hu dock dock dock! Hu dock dock dock!« Auch zu Pferde auf einem Schimmel hat man ihn reiten sehen, indem er seinen eigenen Kopf unter dem Arm trug.


Der Riesenjäger

In dem alten Bergschloss Konzenberg bei Wurmlingen (im Oberamt Tuttlingen) haust der »Riesenjäger«, der jagt besonders während der Adventsnächte in den Wäldern umher. Jede Nacht läuft er dann, als Jäger gekleidet, um den Wall des Schlosses und tut um zwölf und um zwei Uhr einen Schuss. Wenn aber jemand hingeht und den Urheber des Lärms sehen will, findet er niemand dort.


Jäger Ruprecht

Bei Sigmaringen ist ein Wald , der von seinem früheren Besitzer, einem Jäger namens Ruprecht, ebenfalls Ruprecht heißt. In diesem Wald geht der Jäger Ruprecht um, führt die Leute irr und wirft sie nicht selten zu Boden.


Der Jäger Hans
Eine mündliche Überlieferung aus Kolbingen

Auf dem Heuberg bei Kolbingen reitet der Jäger Hans auf einem weißen Schimmel, trägt seinen eignen Kopf unter dem Arm und führt die Menschen auf Abwege. Indes hört man jetzt nicht viel mehr vom Jäger Hans.


Der Buchjäger
Mündliche Überlieferungen aus Dornhan
1.

Nahe bei Dornhan, noch vor dem Spaltberg, liegt der Buchwald, darin der »Buchjäger« haust. Der ist schon oftmals den Leuten begegnet und hat sie gefragt: »Habt ihr meine beiden geschlappten (schlappohrigen) Hunde mit den gestutzten Ohren nicht gesehen?« Und dann lockt er die Hunde: »Hu deck deck deck!«, macht ein wildes Getöse und jagt weiter.

2.

Einst hörte eine Frau aus Dornhan den Buchjäger auf einer Wiese jagen, wo der Schinder gewöhnlich die alten Pferde absticht. Er lockte seine fünf Hunde, indem er beständig rief: »Hu deck deck deck! Hu deck!« Ähnlich wie die Jäger, wenn sie ein Stück Wild angeschossen haben und die Hunde nicht da sind. Dann rufen sie: »Hu da da da! Hu da!«

Als die Frau nun diesen Jagdruf vernahm, rief sie dem Buchjäger aus dem Fenster zu: »He, Buchjäger, werft mir auch ein Stück Wildbret her!« Sie hatte die letzten Worte noch nicht ausgesprochen, so kam auch schon ein ganzer Pferdeschinken durchs Fenster geflogen Seitdem hat die Frau den Buchjäger nicht wieder um Wildbret angesprochen.

Man sagt, dieser Jäger habe an keinen Gott geglaubt und sonntags während der Kirche sich immer mit der Jagd belustigt. Dafür müsse er nun ewig jagen. Früher hörte man ihn besonders um Weihnachten, wie er die ganze Nacht hindurch seine Hunde lockte.