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Die Macht der Drei – Teil 5

Die-Macht-der-Drei

Hinter dichten Bäumen verborgen, efeuumsponnen, stand in der Johnson Street zu Trenton das Häuschen, welches Mrs. Harte mit ihrer Tochter Jane bewohnte. Die Nähe der großen Staatswerke konnte man hier vollkommen vergessen. Die roten Backsteinhäuser der Straße lagen ausnahmslos in geräumigen Gärten. Die Straße selbst war reichlich zehn Minuten von den Werken mit ihrem geräuschvollen Verkehr entfernt. Sie lag auf der entgegengesetzten Seite des Ortes und mündete in einen schönen, von Nordwesten her direkt an das Städtchen stoßenden Laubwald.

Mrs. Harte war Witwe. Ihr Mann hatte den Tod als Ingenieur in den Staatswerken gefunden. Auf eine schlimme Weise. Ein Dampfrohr platzte und erfüllte seinen Arbeitsraum mit überhitzten Dämpfen. Frederic Harte war nach dem Unfall ruhig nach Hause gekommen und hatte seine Frau schonend auf seinen Tod vorbereitet. Sie glaubte, er spräche im Fieber. Erschrocken war sie auf ihn zugeeilt und hatte seine rechte Hand ergriffen. Hatte mit Entsetzen spüren müssen, wie das Fleisch der Finger sich von den Knochen löste, tot und weich, vom überhitzten Dampf gekocht, in ihren eigenen Händen verblieb.

»Es tut nicht mehr weh … Ich habe keine Schmerzen«, hatte Frederic Harte sie mit einem weitentrückten Lächeln getröstet, sich ruhig an seinen Schreibtisch gesetzt und seine letzten Verfügungen getroffen. Zwei Stunden später verlor er das Bewusstsein. Nach abermals einer Stunde war er tot.

»Totale Verbrennung der ganzen Oberhaut, Erstickung infolge fehlender Hautatmung«, sagte der Arzt der verzweifelten Frau.

Das furchtbare Ereignis hatte Mrs. Gladys Harte niedergeschmettert. Monate hindurch fürchtete man für ihren Verstand. Nur ganz allmählich erholte sie sich von diesem Schlag. Doch in demselben Maße, wie ihre geistigen Kräfte sich wieder hoben, nahmen die körperlichen ab. Jetzt war sie fast den ganzen Tag an den Rollstuhl gefesselt, in der Pflege ihrer einzigen Tochter Jane.

Der seltsame Unglücksfall hatte über die nähere Umgebung hinaus Aufsehen erregt. Wenige Tage danach war ein New Yorker Arzt Dr. Glossin nach Trenton gekommen. Aus wissenschaftlichem Interesse bat er um nähere Aufschlüsse über die letzten Stunden des Heimgegangenen. Mit großer Teilnahme bemühte er sich um die beiden von ihrem Schmerz ganz niedergeworfenen Frauen. Er machte Jane Harte ein hohes mehrjähriges Mietangebot auf das Laboratorium, das sich Frederic Harte in dem Haus eingerichtet hatte. Im Bewusstsein ihrer unsicheren pekuniären Lage hatte Jane ohne Bedenken zugesagt. Als die Mutter sich wieder erholt hatte, billigte sie das Abkommen mit dem Doktor gern, zumal dieser selten kam und sich nur immer für kurze Zeit in dem Laboratorium zu schaffen machte.

Es wurde anders, als Logg Sar in diesen kleinen Kreis trat. Nach dem, was der junge Mann vorbrachte, war er ein Verwandter der beiden Frauen. Aber der lebendige Verkehr der Gegenwart ließ alle alten Erinnerungen und verstaubten Beziehungen schnell in den Hintergrund treten. Mr. Logg Sar, oder wie er hier bald gerufen wurde, Silvester, wurde ein lieber Gast im Hause Harte. Nur Dr. Glossin schien darüber nicht erbaut zu sein. Wohl blieb er jederzeit höflich und gestattete Silvester bereitwillig, das Laboratorium zu benutzen. Aber die Gegenwart des Doktors allein wirkte störend und erkältend.

Es kam, wie es das Schicksal mit den beiden jungen Menschen vorhatte. Aus dem Bewusstsein der Verwandtschaft erwuchs eine leichte Zuneigung und aus dieser eine immer tiefer und inniger werdende Herzensgemeinschaft. Silvester Bursfeld hätte vollkommen glücklich sein können, wenn Dr. Glossin nicht gewesen wäre.           Nicht nur während seiner Anwesenheit, sondern auch noch an den nächsten Tagen war das Wesen Janes stets verändert. Sie zeigte dann eine so sonderbare Kälte und Zurückhaltung, dass Silvester oft an ihrer Liebe verzweifeln wollte. Erst nach Tagen stellte sich wieder das alte trauliche Benehmen ein, ohne dass ihr diese Veränderlichkeit selbst zum Bewusstsein zu kommen schien.

Ein Zufall brachte Silvester die Lösung des Rätsels. Eines Tages fand er Jane im Laboratorium schlafend auf einem Stuhl. Trotz aller seiner Bemühungen erwachte sie erst nach einer Viertelstunde und leugnete dann, geschlafen zu haben. Da war sich Silvester seiner Sache sicher. Zweifellos brauchte Dr. Glossin Jane zu irgendwelchen hypnotischen Experimenten. Missbrauchen nannte es Silvester. Er behielt seine Entdeckung für sich, nahm sich aber vor, den Doktor zur Rede zu stellen. Es kam anders. Wenige Tage danach war Silvester verschwunden, ohne vorher von einer Reise gesprochen, ohne Abschied genommen zu haben.

Es war die vierte Nachmittagstunde des 16. Juni. Vor der Tür im Schatten des alten Nussbaumes saß Mrs. Harte in ihrem Lehnstuhl, neben ihr in einem Korbsessel zurückgelehnt Jane. Das Köpfchen mit dem gleichmäßigen Profil in das Kissen gelehnt, auf welches das lichtblonde Haar reich und schwer niederfiel. Die Sonnenstrahlen drangen durch das Gezweig des alten Baumes und malten auf Haar und Wangen wechselnde Reflexe. Ein reizvolles Bild. Aber alles an dieser Erscheinung war wie hingehaucht. Man konnte vor solcher Zartheit erschrecken, die bei Menschen wie bei Blumen nur den vergänglichsten Blüten eigen ist.

Jane Harte beschäftigte sich mit einer Stickerei. Ihre schlanken Finger setzten geschickt Stich neben Stich und formten in schwerer Seide das Muster einer roten Rose. Aber ihre Gedanken waren nicht bei dieser Arbeit. Ihre Miene verriet, dass eine Sorge, ein Kummer sie drückte. Die Schatten unter den Augen sprachen von durchwachten Nächten, die Blässe ihrer Wangen steigerte noch das Ätherische ihrer ganzen Erscheinung. Mit einem Seufzer ließ sie die Arbeit sinken.

»Heute ist eine Woche vergangen, seit Silvester zum letzten Mal bei uns war.«

»Du machst dir vielleicht unnötige Sorge, mein Kind. Ich denke, er hat eine plötzliche Reise unternehmen müssen … vergaß es in der Eile, uns zu benachrichtigen.«

»Vergessen?«

Ein bitterer Zug zuckte um Janes Mund.

»Jane, was hast du?«

»Lass, Mutter! Ich weiß, dass man in den Werken ebenfalls keine Erklärung für sein plötzliches Verschwinden hat. Man glaubt dort … und ich fürchte es … eine innere Stimme gibt mir die Gewissheit, dass er das Opfer eines Unglücksfalles oder vielleicht … eines Verbrechens geworden ist.«

Sie barg ihr Gesicht in die Hände und versuchte vergeblich, die fließenden Tränen zurückzuhalten.

»Unmöglich, Kind. Der harmlose, freundliche Mensch. Wer sollte ihm übelgesinnt sein? Außer uns verkehrte er mit niemand im Ort. Wie wäre es, wenn wir Dr. Glossin um Rat fragten. Er hat doch für diesen Nachmittag sein Kommen in Aussicht gestellt. Vielleicht kann er uns helfen.«

Jane ließ die Hände sinken.

»Dr. Glossin?«

Ein Zucken ging über ihre Züge. Ihre Augen öffneten sich weit, und ein Beben lief durch den schlanken Körper.

»Dr. Glossin … Ja … Er!«

Beinahe überlaut kam es von ihren Lippen. Grübelnd ruhten ihre Blicke auf dem dichten Blättergewirr über ihr. Die Gedanken jagten sich hinter ihrer Stirn. Sie versucht, einen ganz momentan und instinktartig aufgetauchten Verdacht zu ergründen … Vergeblich. Sie fand keinen Zusammenhang. Der gespannte Ausdruck ihrer Züge wich dem einer Enttäuschung. Was war das, was da einen Augenblick ganz klar vor ihrer Seele stand und sich dann wieder verwirrte und verdunkelte, sodass alle Zusammenhänge verlorengingen?

Das Einschnappen der Gartentür klang dazwischen und ließ sie auffahren.

»Ah, Dr. Glossin!«

Schreck und Erwartung kämpften in ihren Mienen.

»Sie riefen mich, meine liebe Miss Jane. Da bin ich. Womit kann ich Ihnen helfen?«

»Sie kommen zur rechten Zeit, Herr Doktor«, wandte sich Mrs. Harte an den Besucher. »Seit einer Woche ist Mr. Logg Sar verschwunden. Wir stehen vor einem Rätsel. Helfen Sie uns, es zu lösen.«

Janes Blick hing unverwandt an dem Gesicht des Doktors. Ihre Augen blickten so fragend und angstvoll, als würde von dieser Stelle aus über ihr eigenes Leben entschieden.

»Ja, helfen Sie uns, Herr Doktor«, schloss sie sich der Bitte der Mutter an.

Es war klar, dass die beiden Frauen noch keine Ahnung von der Affäre in Sing-Sing hatten, und Dr. Glossin handelte danach.

»Oh, Mr. Logg Sar ist verschwunden? Da wäre es doch wohl das Einfachste, wenn man sich an die Polizei wendete. Freilich müsste man glaubhaft machen, dass der begründete Verdacht eines Verbrechens vorliegt, denn sonst … man reist viel in den Staaten, und eine achttägige Abwesenheit eines jungen unabhängigen Mannes wäre noch kein Grund, den polizeilichen Apparat in Bewegung setzen.«

Dr. Glossin hatte seine Züge in der Gewalt. Jane, die ihn gespannt beobachtete, merkte keine Veränderung an ihnen, während er ruhig fortfuhr: »Ich will mich selbst mit der Polizei in Verbindung setzen, aber … aber vielleicht hat Mr. Logg Sar triftige Gründe …«

»Herr Doktor! Was soll das heißen?«

Jane rief es mit fliegender Haft. Sie schaute den Besucher mit großen, klaren Augen an. Doch nur auf Sekunden. Vor dem magnetischen Fluidum, welches aus den funkelnden Augen des Doktors auf sie überströmte, senkten sich ihre Augenlider schwer und furchtsam.

»Ich bin nur gekommen, um eine Kleinigkeit, die ich bei meinem letzten Hiersein vergaß, aus dem Laboratorium zu holen. Ich muss gleich wieder abreisen.«

Im Umdrehen suchte er nochmals den Blick Janes zu fassen, den diese beharrlich zu Boden gerichtet hielt. Einen Augenblick nur dauerte der stumme Kampf. Dann schaute das Mädchen besiegt zu dem Mann empor. Ihre Blicke versenkten sich ineinander.

»Eine kleine halbe Stunde, dann ist mein Geschäft erledigt.«

Der Doktor schritt dem Hauseingang zu.

»Bring mich ins Haus, liebe Jane. Die Sonne ist hinter dem Dach verschwunden. Mir wird kühl.«

Während Jane die herabgesunkene Decke um sie schlug, strich ihr die Mutter liebkosend über das bleiche Gesicht.

»Mein Liebling, es wird noch alles gut werden.«

»Möchtest du recht haben, liebe Mutter.«

Ruhig, fast eintönig sprach Jane die Worte. Im Haus bettete sie die Kranke auf einen Diwan und wandte sich zum Flur. Leise schloss sie die Tür und stand wie mit sich selbst kämpfend einen Augenblick still. Dann schritt sie dem Laboratorium zu.

Dr. Glossin kam ihr entgegen und führte sie zu einem bequemen Stuhl. Der suggestive Befehl war auf die Minute genau ausgeführt. Noch einmal versuchte sie es, sich zu erheben, aber es gelang ihr nicht. Eine unüberwindliche Kraft fesselte sie an ihren Sitz. Ihr Mund öffnete sich, als wolle sie rufen. Dr. Glossin streckte die Hände über Janes Haupt aus, und kein Ton kam von ihren Lippen. Ohne Kraft und Willen ließ sie ihren Kopf auf die Rückenlehne sinken. Sie war in jenem rätselhaften Zustand, in dem das körperliche Auge geschlossen ist, während die Seele Dinge wahrnimmt, die räumlich oder zeitlich in weiter Ferne liegen.

Dr. Glossin zog seine Hand zurück und fragte: »Wo hat Logg Sar die Aufzeichnungen über seine Erfindung gelassen?«

Die Züge Janes strafften sich. Sie schien etwas zu suchen und schwer oder unvollkommen zu finden. Ihre Lippen öffneten sich und formten Worte einer fremden Sprache. »Om mani padme hum.«

Eintönig wiederholte sie die vier Worte.

Dr. Glossin hörte sie und verstand den Sinn nicht. Mit größter Konzentration stellte er die Frage noch einmal, gab er Befehl, das Versteck der Aufzeichnungen zu nennen. Die Antwort bestand immer wieder in diesen vier Worten, die ganz mechanisch, fast maschinenmäßig wiederholt wurden, wie wenn etwa ein Phonograph den gleichen Text ein dutzendmal herunterspielt.

Der Doktor ließ die Frage fallen und stellte eine andere. »Wo ist Logg Sar jetzt? Können Sie ihn sehen? Können Sie hören, was er spricht?«

Abgebrochen und stoßweise kamen die Worte über Janes Lippen: »Ich sehe … Wolken … ein Schiff … ein Flugschiff … Logg Sar! Er trägt ein dunkles Kleid. Zwei Männer sind bei ihm … Das Schiff landet … Viel Heidekraut. Die Männer verlassen das Schiff … Das Schiff verschwindet. Logg Sar geht über die Heide … Es wird neblig. Ich sehe nichts mehr.«

Atemlos hatte Dr. Glossin Wort für Wort aufgefangen.

»In welchem Land sind sie? Wo liegt das Land?«

»Ein Land im Norden … dunkle Tannen und Heidekraut … ein Haus an einem Fluss. Die Nebel steigen … Ich sehe nichts mehr …«

Dr. Glossin zwang sich zur Ruhe. Er wusste aus früheren Erfahrungen, dass es vergeblich war, weiterzufragen, wenn das Bild sich verschleierte. So setzte er die Nachforschung in anderer Richtung fort. Viel Hoffnung auf einen Erfolg hatte er nicht. Wenn die Vision schon bei Vorgängen abbrach, die, wenn auch weit entfernt in der Gegenwart stattfanden, war wenig Aussicht, zeitlich zurückliegende Dinge zu erblicken. Aber er beschloss, den Versuch zu machen.

»Gehen Sie in Logg Sars Wohnung!«

»Ich gehe … die Johnson Street, die Washington Street … ich bin in dem Haus … ich trete in das Zimmer …«

»Blicken Sie sich genau um! Sind alle Gegenstände vorhanden? Oder fehlt etwas? Wurde in der letzten Zeit etwas aus dem Zimmer genommen? Blicken Sie rückwärts.«

Jane hob die Hände, als ob sie sich in einem dunklen Raum vorwärts tastete.

»Ich sehe … Logg Sar ist fortgegangen. Eine Person kommt. Ich erkenne sie. Es ist Dr. Glossin. Er sucht und findet nichts … Er geht wieder fort. Zwei andere Männer kommen. Der eine … ein Riese, blond, mit blauen Augen. Der andere dunkel. Ein Neger? … Nein, ein dunkler Mann. Sie suchen. Sie nehmen … Om mani padme hum … Om mani padme hum.«

Der Doktor ballte erregt die Hände.

»Om mani padme hum? … Schon wieder die sonderbaren Worte. Was bedeuten sie? Geben sie den Schlüssel? Wie finde ich die Lösung? … Verdammt, dass die Zeit so knapp ist! In drei Stunden muss der Diktator seinen Bericht haben.«

»Om mani padme hum«, kam es automatisch von Janes Lippen.

»Was nehmen die zwei? Strengen Sie sich an! Versuchen Sie, deutlich zu sehen. Was nehmen die beiden Männer?«

»Papierstreifen … ich sehe eine kleine Handmühle … das Bild wird trübe. Die Nebel steigen.«

»Eine Mühle?«

Dr. Glossin zerbrach sich den Kopf. Eine Mühle?Was konnte Logg Sar für eine Mühle haben? Bei der Durchsuchung seines Zimmers hatte Dr. Glossin allerlei asiatische Erzeugnisse gesehen … vielleicht eine buddhistische Gebetmühle? Gab etwa der rätselhafte Spruch die Lösung in diese Richtung?

Dr. Glossin wusste, dass er es heute nicht mehr erfahren würde. Er legte die Hand aufs Neue auf Janes Stirn. Im Augenblick vollzog sich eine Veränderung in ihrem Aussehen. Ihre Züge entspannten sich, und wie eine tief Schlafende saß sie in dem Stuhl. Der Arzt ließ sie zehn Minuten in dieser wohltätigen Ruhe. Dann strich er ihr wieder über die Augen und das Haar. Ein Strom mächtigen Willenfluidums drang durch die Nerven seiner Finger. Jane schlug die Augen auf und schien es für die selbstverständlichste Sache von der Welt zu halten, dass sie hier im Laboratorium saß.

»Ich bitte Sie, Miss Jane, lassen Sie alles machen, was sie für notwendig halten, und legen Sie mir die Rechnungen bei meinem nächsten Besuch vor. Ich möchte, dass das Laboratorium in gutem Zustand gehalten wird.«

»Jawohl, Herr Doktor. Es soll alles nach Ihren Wünschen besorgt werden.«

Jede Erinnerung an den vorangegangenen Zustand des Hellsehens war bei Jane geschwunden. So befahl es die retroaktive Suggestion, die Dr. Glossin ihr bei der letzten Berührung erteilt hatte. Sie verließ das Laboratorium mit dem Bewusstsein, eine einfache geschäftliche Unterredung mit dem Doktor geführt zu haben. Aber auch jede Sorge um Logg Sar, ja jede Erinnerung an ihn war wie weggewischt. Sie stand für den kommenden Tag unter dem suggestiven Befehl Glossins, war in jenem Zustand, der Silvester früher sooft zur Verzweiflung gebracht hatte. Der Doktor war sicher, dass sie vor dem Ablauf der nächsten vierundzwanzig Stunden kein Interesse mehr an dem Schicksal des Verschwundenen nehmen würde. Obwohl sie ihn liebte, wie es Glossin mit Furcht und Eifersucht beobachtet hatte, obwohl sie sich als Silvesters Verlobte betrachtete, wovon Dr. Glossin noch nichts wusste.

Der Arzt blieb allein zurück.

»Drei Männer sind es. Ein dunkler dabei … das stimmt mit unseren Beobachtungen … Drei Personen sollen den Kraftwagen in Sing-Sing bestiegen haben … Sie sind im Luftschiff entflohen. Es ist kein Zweifel, dass es R.F.c.1 war … Die anderen waren in seiner Wohnung und haben die Aufzeichnungen geholt und mitgenommen. Hier bricht die Spur ab. Ich werde sie an einem anderen Ende wieder aufnehmen … Telenergetische Konzentration … Gerhard Bursfeld kannte das Geheimnis. Sein Sohn hat es wiedergefunden. Vererbung … Zufall … Schicksal? Wer weiß?«

Dr. Glossin erhob sich mit einem Ruck vom Schemel.

»Wir müssen klar sehen, bevor Cyrus Stonard den Schlag wagt. Es wäre unmöglich, wenn die Gegner das Geheimnis besitzen.«

 

***