Celtic Guardians 3
Gunter Arentzen
Celtic Guardians Folge 3
Mörderische Aliens
Timetraveller-Spinn-off
Prolog
Rache
Frankfurt am Main, 22.03.2013
I
Die Nacht war hereingebrochen über der Metropole am Main. Teile von Mainhattan lagen in Dunkelheit; die Bewohner schliefen oder saßen vor dem TV-Gerät und schauten einen späten Film.
In anderen Stadtteilen wiederum pulsierte auch jetzt das Leben. Clubs und Diskotheken hatten bis in die frühen Morgenstunden geöffnet. Das Wochenende hatte begonnen, Alkohol und Drogen versüßten die Nacht, denn schlafen konnte man auch am Tag!
Dort, wo bis in das Morgengrauen hinein gefeiert wurde, zuckte buntes Neonlicht von grellleuchtender Reklame in die Nacht. Parkplätze waren beleuchtet, ebenso der Weg zur nächsten U- oder S-Bahn-Station.
Nur wenige Nebenstraßen weiter herrschte jedoch schummriges Zwielicht. Nicht jede Straßenlampe brannte die ganze Nacht, und auch die Häuser strahlten kaum Helligkeit ab.
Diese Dunkelheit machte sich eine einsame Gestalt zunutze, die auf dem Dach einer Garage kauerte und wartete; eine junge Frau, die an jenem Abend einen weiten Weg zurückgelegt hatte.
Dank ihrer Kleidung, dem Helm und den Handschuhen konnte ihr der kalte Nachtwind nichts anhaben.
Und auch die Dunkelheit störte sie nicht. Das Visier ihres Helms fungierte als Nachtsichtgerät, aber auch als Monitor für Daten, die von ganz verschiedenen Quellen stammten. Sensoren in ihrer Kleidung lieferten sie ebenso an wie das Smartphone in einer Gürteltasche oder eine winzige Drohne in Gestalt einer fetten, schwarzen Mücke.
Des Weiteren fungierten Helm und Headset als audiovisuelles Headset, mittels dem die junge Frau mit ihrer Zentrale in ständigem Kontakt stand. Eine virtuelle Sicht zeigte ihr die aktuelle Ortszeit, das Ziel der Mission sowie einen Countdown an, der die Sekunden bis zum Beginn des Einsatzes herab zählte.
Dein Auftrag, Jábeca:
Am 22.03.2013 um 01:25 wird Michaela Schneider nach einem Diskothekenbesuch von ihrem Ex-Freund sowie vier seiner Freunde in die Enge getrieben, missbraucht und mit 53 Messerstichen ermordet.
Verhindere dies!
Töte vier der fünf Täter, darunter den Hauptschuldigen. Lasse den fünften Täter verletzt zurück, erkläre dich ihm und dem Opfer und verlasse den Ort des Geschehens.
Klarer hätte der Auftrag für Janice Becker, Jaqueline Bergers Cousine, Archäologin und seit Weihnachten 2012 Mitglied der Celtic Guardians nicht sein können.
Obgleich sie vor dem Einsatz zwei Becher Energydrink zu sich genommen hatte. Am Morgen hatte sie noch an einer Ausgrabung in Schottland teilgenommen, war dann per Glider nach Adelaide gereist, um dort ihren Einsatz vorzubereiten, und hatte sich schließlich per Portal nach Frankfurt begeben, um ihre Eltern zu besuchen.
Ursprünglich hätte ein anderes Mitglied des Teams diesen Einsatz übernehmen sollen, doch Janice war nicht nur in dieser Stadt aufgewachsen, sondern sie kannte Michaela Schneider.
Darum trug sie auch eine Nano-Maske, die ihr Aussehen veränderte. So, wie es Jaqueline tat, denn die CG agierten im Verborgenen, losgelöst von Polizei oder Geheimdiensten – und notfalls auch gegen staatliche Interessen. Denn die Celtic Guardians dienten den Menschen, indem sie den Willen Morrigans erfüllten.
Und diese scherte sich einen Dreck um Politik …
Noch zwanzig Sekunden.
Janice, die sich in dieser Aufmachung für den Namen Jábeca entschieden hatte, machte sich bereit.
Sie stellte sicher, dass man sie von der Straße aus nicht sehen würde, schüttelte Arme und Beine aus und ging im Geiste noch einmal die erste Angriffssequenz durch.
Sechs, fünf, vier …
Schritte erklangen, und schon kurz darauf eilte eine junge Frau in die Gasse. Sie hielt einen Schlüsselbund in Händen, ihr Blick wirkte gehetzt und ihr Atem ging stoßweise. Trotz der Kälte hing ihr einst hübsch frisiertes Haar verschwitzt ins Gesicht.
Hinter ihr, mit wenigen Sekunden Abstand, folgten fünf junge Männer, dem Aussehen nach Südländer.
Janice, die sich auf ihren Einsatz vorbereitete, wusste, dass es sich bei ihnen um Türken handelte.
Die typische Frauenverachtung, wie man sie stets bei Menschen mit dieser Religion findet, dachte Janice verärgert.
Sie wartete, bis die Männer ihr Opfer, Michaela Schneider, eingeholt und zu Boden geworfen hatten. Janice wollte, dass die initiale Gewalt von den Angreifern ausging; nicht von ihr.
Die junge Frau stieß einen Schrei aus. Sie setzte zu einem zornigen Ruf an, schwieg aber entsetzt, als einer der Fünf ein Messer zog.
»Bülent – nein!«, brachte Michaela Schneider hervor. »Bitte …«
»Ich sagte dir, dass du mein Eigentum bist! Du wusstest, dass ich dich nicht gehen lasse. Du gehörst mir, auch wenn du eine scheiß-deutsche Schlampe bist!«
»Ich bin nicht ein Eigentum! Ich gehöre niemandem! Ich bin …«
»Du bist eine Frau! Du machst, was ich sage – sonst nichts! Hast du das nicht begriffen, Schlampe?«
Janice beschloss, dass der Worte genug gewechselt waren. Sie trat aus dem Schatten hervor. »Hey, Arschloch!«, rief sie dabei in ihrer Muttersprache.
Erschrocken fuhren die Männer herum und schauten sich um.
Schließlich entdeckten sie Janice auf dem Dach der Garage.
»Ich spinne wohl!«, rief einer von Bülents Begleitern. Er starrte Janice an, als habe er einen Geist gesehen.
Die Heroin wusste, dass sie einen gelungenen Auftritt brauchte, um ihnen allen den Schneid abzukaufen.
Sie richtete den Arm auf eine der wenigen brennenden Straßenlaternen. »Grip!«, wisperte sie dabei, gefolgt von einem »Pull!«
Da sie die Straßenlaterne nicht zu sich ziehen konnte, jagte sie durch die Luft, löste dann aber die Verbindung und landete knapp zwei Meter von den Männern entfernt. Um den Schwung auszugleichen, ging sie in die Hocke und fing sich zudem mit einer Hand ab.
»Shit!«, wisperte Bülent. »Ich … habe so etwas bei YouTube gesehen. Du bist …«
»Mein Name ist Jábeca; ich bin eine Heroin der Celtae und zudem eine Celtic Guardian. Ihr wolltet diese Frau nicht nur missbrauchen, sondern auch töten!«
»Sie ist mein …« Bülent kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Eine unwiderstehliche Kraft umfing ihn. Nicht nur, dass ihm die Luft geraubt wurde. Nein, er spürte auch, wie ihn eben jene Kraft hoch in die Luft schleuderte.
Gut drei, vier Meter jagte er in die Höhe. Dann, plötzlich, konnte er wieder atmen. Die seltsame Energie – es musste Magie sein, verdammt, denn was anderes hätte ihn derart packen können – war verschwunden.
Und damit begann der Sturz.
Es gelang ihm gerade noch, die Hände ein wenig vorzustrecken, dann schlug er auch schon hart auf.
Seine Freunde blickten entsetzt zu ihm, während Michaela Schneider aufsprang, ein lautes, fast schon irres Lachen ausstieß und Bülent die Spitze ihres Stiefels gegen den Kopf hämmerte.
Janice ließ inzwischen das mit Energie verstärkte Schwert aufblitzen. »Einer wird leben! Die anderen werden noch heute in die Anderswelt eintreten! Wer möchte nicht sterben?«
Noch ehe einer von ihnen auch nur reagieren konnte, handelte die Heroin. Schneller als es die jungen Männer für möglich gehalten hätten, jagte sie ihnen entgegen. Das Schwert blitzte im fahlen Schein der Laterne auf, dann spritzte Blut und Schreie erfüllten die Nacht.
In weniger als dreißig Sekunden hatte Janice Gerechtigkeit gebracht. Eine Gerechtigkeit jenseits von Gerichten, Prozessen und Bewährungsstrafen.
Vier der fünf Männer waren tot, darunter auch Bülent.
Einzig ein junger Mann hatte überlebt; er lag auf dem Boden und krümmte sich, denn das Schwert hatte sowohl seine rechte Schulter als auch das rechte Knie zerstört.
Aber er lebte, und das war mehr, als man von seinen Kumpels sagen konnte.
Michaela Schneider stand zwischen den Toten und schaute sich ungläubig um. Dann blickte sie langsam zu Janice.
»Sie … hätten mich wirklich getötet?«
»Sie hätten dich getötet! Wir wissen es, denn wir kennen die Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit!«
»Und du bist …«
Janice zog den Helm ab. Ihre Nano-Sonde verlieh ihr ein völlig anderes Aussehen. Ihre Augen jedoch blieben hiervon unbeeindruckt und sie leuchteten in einem satten Gold.
Michaela Schneider berührte sanft Janice’ Wangen. Sie fühlte das, was sie für warme, weiche Haut hielt. »Du … bist echt, nicht wahr?«
»Ich bin so echt, wie es die Göttin ist, die heute Nacht ihre Gnade auf dich herniederscheinen lässt. Sie hat dein Leben gerettet, denn sie wacht nun über diese Welt. Bete zu ihr; danke ihr und berichte, was geschehen ist!«
Janice blickte zu dem Verletzten. »Und auch dein Leben hat sie geschont. Bete zu ihr, nicht zu Allah, und verkünde, was geschah!«
Sie wandte sich um – und sah einen jungen Mann, der nicht weit entfernt unter einer Laterne stand, in der ausgestreckten Hand das Smartphone.
Janice wusste, dass er dort stehen würde. Er war Bülent und seinen Freunden gefolgt, als diese Michaela folgten. Seine Aufnahmen von dem Angriff hatten zur Festnahme und Verurteilung der fünf Männer geführt; alle nach Jugendstrafrecht, keine Strafe länger als fünf Jahre!
»Hast du das alles aufgezeichnet, Frank?«, fragte sie kühl. Dabei ging sie auf den jungen Mann zu.
»Ich kenne ihn!«, rief Michaela. »Wir … hatten in der Diskothek Spaß! Tue ihm nichts!«
»Das hatte ich nicht vor!« Janice blickte in die Kamera. »Auch ich kenne ihn. Frank Rösner, 20 Jahre alt und Medizinstudent. Ihr beide hattet in der Toilette der Diskothek Sex; das war es, was Bülent aufregte, darum wollte er dich töten!«
»Woher …« Die Wangen der Frau färbten sich rot. »Du weißt …«
»Ich bin eine Heroin und erfülle den Willen der Göttin. Sie weiß es, also weiß ich es. Sagte ich nicht, dass wir Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit kennen!«
Sie blickte noch immer in die Kamera. »Ich weiß auch, dass Frank Rösner fürchtet, die hohen Mieten nicht zahlen zu können!«
»Uhm …«, sagte der junge Mann, ohne die Aufnahme zu stoppen. »Das trifft wohl auf jeden Studenten in Frankfurt zu.«
Aber nur wenige verkaufen das Video eines Mordes meistbietend, um die Kasse aufbessern zu können!
Frank Rösner hatte das Video am heimischen Mac geschnitten; die Tat selbst hatte er der Polizei überlassen, das gesamte Video jedoch, mitsamt den Beleidigungen und den Witzeleien am Ende hatte er für sehr viel Geld an den größten deutschen Verlag für Schmutz-Journalismus verkauft.
»Merke dir diese Zahlen: Neun, Sechzehn, Dreißig, Siebenunddreißig, Einundvierzig, Neunundvierzig! Zusatzzahl lautet Zehn, Superzahl Zwei!«
Sie nickte dem jungen Mann zu, dann ging sie davon – und verschwand Sekunden später. So, als habe sie sich in Luft aufgelöst. Das Portal, das sie betrat, war nur für sie sichtbar gewesen, denn es hatte sich in ihrer Sicht deutlich abgezeichnet. Ohne Datenbrille aber, und dafür hatte Roger gesorgt, als sie die CG planten, war das Portal unsichtbar.
II
»Hattest du einen schönen Abend?«, fragte Carola Becker, von den meisten Freunden und Familienmitgliedern kurz Caro genannt. Sie betrat die Küche des schmucken Einfamilienhauses etwas außerhalb von Frankfurt, trat an den Kühlschrank und holte eine Packung Milch hervor. Anschließend schenkte sie ihrer Tochter einen nachdenklichen Blick.
»Er war okay. Es machte Spaß, alte Freunde zu treffen! Seit ich in Schottland lebe, habe ich den Kontakt zu vielen nahezu ganz verloren.«
»Der Preis, wenn man von heute auf morgen auszieht!« Caro Becker bemühte sich, den Zorn aus ihrer Stimme zu verbannen. Sie konnte Janice nicht einmal zürnen für das, was sie getan hatte.
Nein, Schuld an dem ganzen Mist war jemand anderes.
Lady Jaqueline Berger … Ich kotz gleich!
Caro Becker, die sehr viel jüngere Schwester von Jaquelines Vater, verachtete ihre Nichte aus tiefster Seele. Jaqueline war nichts anderes als eine Diebin, eine Hure und eine Mörderin.
Sie war reich geworden, indem sie andere bestahl. Und sie machte nicht einmal einen Hehl daraus! Mehr noch – sie brüstete sich in Familienkreisen mit dem Einbruch in das Ägyptische Museum. Das sei vor ihr lange Zeit niemandem gelungen und auch nach ihr nicht, hi, hi, hi.
Was in aller Welt war lustig daran, in ein Museum einzubrechen?
Und nun war diese Frau, diese Verbrecherin, eine geachtete Countess und Duchess. Sie, Jaqueline, aus einfachen Verhältnissen, war wie von Zauberhand eine britische Adlige.
Warum in aller Welt?
Wieso sie und nicht ihr Vater? Hätte nicht er der Adlige sein müssen? Oder ihre Mutter – je nachdem, von welcher Seite der Adel stammte?
Wie kam es, dass man Jaqueline diesen Titel gegeben hatte?
Es kam, weil es jemand so gewollt hatte, und nicht, weil es dem Gesetz entsprach. Zu dieser lapidaren Feststellung war Caro Becker gekommen, als sie den Fall recherchierte. Denn tatsächlich war eine Generation übersprungen worden.
Doch während eines Anrufs in London hatte man ihr eines klargemacht – jeder im gesamten Königreich ist dankbar, dass Jaqueline Berger diese Titel trägt, denn sie trägt sie mit einer neuen Würde und einem Verantwortungsbewusstsein, dass es so noch nicht oft gegeben hat; wenn überhaupt. Seit sie nach Kenny zog, flossen mehr als sieben Millionen Pfund in Infrastruktur-Programme; sie allein ließ das Krankenhaus und ein Kinderheim renovieren, sorgte für die Aufstockung von Personal und steht jedem hilfreich zur Seite, der darum bittet.
Im Rahmen eines Programms namens Giving something Back hatte sie zudem jeden Einwohner ihrer Region ein Weihnachtsgeschenk zukommen lassen; eine Tüte mit einem kleinen Präsent, Süßwaren und Früchten sowie einem Scheck über 25 Pfund. Von ihr engagierte Weihnachtsmänner und Elfen hatten die Geschenke verteilt.
Selbst wenn ihre Eltern den Titel hätten erben müssen, so ist es doch gut, dass man dies übersah. Zumal Jaquelines Eltern häufig in Schottland gesichtet wurden und das Ihre dazu beitrugen, dass es Jaquelines Adoptivtochter an nichts mangelte.
Genau das war das Problem, vor dem Caro stand.
Ihrer Nichte war es gelungen, sich ein blütenweißes Hemd überzustreifen. Sie war so sauber, geschätzt und geachtet, dass nichts diesem falschen Lack einen Kratzer verpassen konnte.
Ob Königshaus, Politik oder der Mann auf der Straße – sie alle lagen ihr zu Füßen. Hätte man dort die Queen gewählt, Jaqueline wäre eine heiße Kandidatin gewesen.
Wie also konnte Caro ihrer Tochter zürnen, von alledem eine Scheibe abhaben zu wollen? Wie konnte sie Janice verübeln, dass sie sich von diesem sorgenfreien Leben, dem Überfluss, dem riesigen Haus, dem köstlichen Essen, den Pferden, dem Park, den Autos sowie der Zuneigung hatte umgarnen lassen?
Nein, Janice würde nicht von alledem ablassen, und das verstand Caro inzwischen. Daher war es besser, Friede zu halten.
»Hast du von dieser merkwürdigen Sache gehört, die sich gestern Nacht zutrug?«, fragte Caro, nachdem sie sich einen Kaffee aufgebrüht und Milch hineingegeben hatte.
»Was meinst du?«, tat Janice unschuldig.
»Ein paar Männer wollten eine Frau vergewaltigen. Eine Heroin schritt ein, tötete vier der Männer und schützte so die Frau. Es ist in den Nachrichten, vor allem aber bei Facebook und YouTube!«
»Wirklich?«, tat Janice erstaunt. »Die Celtic Guardians sind auch in Deutschland aktiv? Ich schaue es mir mal an!«
»Ich habe nachgeforscht«, sagte Caro leise. »Diese Celtic Guardians kommen wohl aus Großbritannien. In England und Schottland traten sie häufiger in Erscheinung. Einmal retteten sie ein Kind aus der Gondel des Riesenrads, ehe diese abstürzte. Dann verhinderten sie einen Flugzeugabsturz!« Sie legte eine kurze Pause ein. »Du … weißt nicht zufällig etwas darüber?«
»Nur das, was alle wissen!« Janice zögerte. »Warum fragst du?«
»Weil ihr … euch ebenfalls Celtae nennt, Jaqueline und du. Ich habe es auf euren Seiten gesehen. Und so …«
Janice musterte ihre Mutter. Sie sah deren Unsicherheit, aber darunter auch einen Verdacht, der sich zunehmend zu erhärten schien. »Du willst wissen, ob ich gestern Abend in der Rüstung der CG diese Frau gerettet habe!«
Caro nickte. »Ich habe heute mit deiner Freundin Lisa gechattet. Sie sagte, dass ihr euch erst heute treffen wollt. Ebenso Daniela; auch sie weiß nur, dass du heute Zeit hast!«
Janice wusste nicht, wie ihre Mutter zu ultimativer Gerechtigkeit stand. Daher wusste sie nun auch nicht, was sie erwidern sollte.
»Du warst es, nicht wahr? Auch wenn du anders ausgesehen hast, habe ich dich auf dem Video erkannt. Ich bin deine Mutter, mich kannst du nicht hinters Licht führen!«
Sie beugte sich vor. »Wie hast du das mit den Augen gemacht? Kontaktlinsen?«
Janice erwiderte den forschenden Blick – und ließ zu, dass ihre Natur die Oberhand gewann.
Plötzlich leuchteten ihre Augen in einem satten Gold, eine Aura von Macht umgab sie. Ihre Haut schien aus sich heraus in einem sanften Grün zu leuchten. »Ich bin eine Heroin der Celtae! Ich arbeite nicht mit Kontaktlinsen. Dies ist mein wahres Wesen!«
Ihre Mutter wich entsetzt zurück. »Du … das …«
»Du weißt, dass du es niemandem sagen kannst! Ich selbst werde es nicht bestätigen, niemand glaubt, dass ich eine Heroin bin!«
»Ja …« Caro fing sich wieder, denn Janice zügelte ihre Macht und wurde zu jener jungen Frau, die in Ruhe ihr Müsli aß. »Du hast gestern vier Menschen …«
»Diese Menschen hätten die arme Frau nicht nur missbraucht, sondern auch getötet. Anschließend wären sie mit ein paar Jahren Gefängnis, zwei von ihnen sogar mit Arbeitsstunden, davongekommen.«
»Also hast du beschlossen …«
»Nein, ich habe gar nichts beschlossen! Die Göttin, für die wir über Monate litten und kämpften, die nun über diese Welt wacht und ihre Gnade, aber auch ihren Zorn entsendet, fällte das Urteil. Ich als ihre Heroin habe es lediglich vollstreckt!« Janice lächelte. »Es ist das, was jede Religion glaubt. Leben und Sterben liegen in der Hand der Götter, sie strafen oder vergeben. Wir tun all das in Morrigans Namen – und ein wenig direkter, als es sich die Christen vorstellen.«
Damit war für sie das Thema beendet. »Ich treffe mich heute mit meinen Freundinnen. Morgen reise ich ab; Ostara ist nicht weit, und ich möchte noch etwas Zeit mit Alison verbringen.«
»Alison?«, fragte Caro. »Deine …«
»Meine … Freundin. Auch wenn wir uns selten sehen, spüre ich doch, dass ich sie liebe!«
Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass ich nicht gerade begeistert davon bin, dass du … mit Frauen …«
»Dass ich lesbisch bin!«, assistierte Janice grinsend.
»Genau! Ich finde es … unnatürlich!«
»Das war nicht immer so, oder?«, fragte Janice, die sich durchaus an das erinnerte, was ihr Jaqueline während ihres ersten, gemeinsamen Abenteuers sagte.
»Wie meinst du das?«, rief Caro schrill. »Ich habe nie … Also, das ist ja …«
»Jaqueline meinte, ich solle bei einer solchen Gelegenheit fragen, ob du mal wieder etwas von Erika Schmidt aus Andernach gehört hast!«
»Also so was!«, rief Caro Becker entsetzt. Ihr Gesicht lief rot an, ihre Hand zitterte. »Ich habe nie … Ich meine, ich … Ich wusste, dass es gegen … Das …«
»Wir wissen nun also, von welcher Seite die Veranlagung kommt. Und auch wenn sie bei dir nicht so stark war wie bei Jacky und mir, weißt du doch sehr gut, wie wir empfinden!«
»Ja …« Caro wandte sich um. »Das ist …« Sie blickte zu Janice. »Auch Jaqueline hatte eine Freundin in Andernach, ohne es jedoch zuzugeben. Sie verheimlichte lange, wie sie empfindet.«
»Es war eine andere Zeit. Bei dir noch schwerer als bei ihr. Und doch … Ruf diese Erika doch an. Vielleicht tut es dir gut und du bist nicht mehr so unglaublich steif, verkniffen und ablehnend, was Jacky anbelangt!«
»Ich lehne sie ab, weil sie eine Diebin …«
»Mutter!«, rief Janice kopfschüttelnd. »Das hat sie längst ausgeglichen! Nicht einmal jene, die sie bestahl, tragen es ihr nach. Sie hat sich mit allen versöhnt, ihnen zu großem Erfolg verholfen und ihre Schuld zigfach abgetragen! Sie hat dich nie bestohlen, also trage ihr nicht nach, was ihr andere nicht nachtragen!«
»Du hast sie schon immer gemocht. Ich hingegen sehe sie als Schandfleck an und verstehe nicht, warum mein Bruder … Egal. Ich muss heute in die Stadt; begleitest du mich? Wir könnten shoppen. Und da du nun unter die Großverdiener gegangen bist und unsere Küchenmaschine defekt ist …«
Janice lachte. »Ich kaufe dir eine neue. Und auch einen neuen Staubsauger, denn der alte saugt nicht einmal eine Fluse vom Steinboden!
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