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Die Schattenbucht

Eric Berg
Die Schattenbucht

Kriminalroman, Limes Verlag, München, Februar 2016, Paperback, 416 Seiten, 14,99 Euro, ISBN: 9783809026426, auch als E-Book erhältlich

Marlene Adamski springt vom Balkon ihres Hauses und spricht danach zunächst kein Wort. Ihre Psychotherapeutin Ina Bartholdy entlockt ihr während der Therapie zwar einige Dinge, doch jedes Mal, wenn Ina glaubt, einen Schritt weiter zu kommen, verschließt Marlene sich und beendet das Gespräch. Auch Marlenes Mann Gerd ist an keinen Gesprächen mit Ina interessiert und versucht, den Umgang zwischen den beiden Frauen sogar zu unterbinden.

Daniel Trebuth hingegen plagen ganz andere Sorgen. Seit seine Frau verschwunden ist und er seine beiden Kinder allein erziehen muss, häufen sich seine Schulden. Sein Sohn Christopher, der ebenfalls Patient von Ina ist, hält ihn für einen Loser und freundet sich ausgerechnet mit Inas Tochter an. Für Ina wird die Lage immer verzwickter, denn sie kommt nach und nach Geschehnissen auf die Spur, die sich in ihren Augen irgendwie nicht zu einem Ganzen zusammenfügen lassen …

In seinem dritten Kriminalroman entführt Eric Berg seine Leser wieder an die Ostsee, diesmal auf den Darß. Die Handlung spielt in kleinen Ortschaften, wo jeder jeden kennt, wo Verbrechen normalerweise kaum vorkommen. Doch wenn es um Geld geht, dann ist man auch in den schönsten Urlaubsgebieten nicht sicher.

Die Charaktere des Romans erscheinen allesamt ausgereift und glaubwürdig, was sich auch auf die Handlung überträgt, denn wie schon erwähnt, bei Geld hört die Freundschaft auf. Und wem nicht geholfen wird, der muss sich eben selber helfen. Ina wird mit Machenschaften konfrontiert, die in ihren Augen und den des Lesers zunächst völlig überzogen erscheinen, doch aufgrund der darin verwickelten Personen eben doch durchaus nachvollziehbar sind. Sehr gelungen fand ich dies in Bezug auf den Ehemann von Marlene Adamski, dem es letztlich gar nicht so sehr um das Geld geht, sondern um seine Ehre, um die Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren ist, und seine wahren Charakterzüge offenbart.

Die Handlung selbst wird, wie erwartet, in zwei Zeitebenen erzählt und die Kapitel selbst enden fast alle mit einem Cliffhanger, der stets zum Weiterlesen animiert. Eine Handlungsebene erzählt das Verbrechen selbst und vor allem auch, wie es dazu kommen konnte, die andere widmet sich der Psychologin Ina und der Zeit nach Marlenes Selbstmordversuch. Durch die Zeitangaben zu Beginn eines jeden Kapitels bleibt man als Leser immer im Geschehen und Ina einen kleinen Schritt voraus, was aber keinen Einfluss auf die Spannung hat, die zwar eher hintergründig aufgebaut wird, aber dennoch immer präsent ist und zum Weiterlesen anregt. Am Ende des Buches bleibt ein kleiner bitterer Beigeschmack, denn ein wirkliches Happy End kann es nach dieser Geschichte, die das Leben geschrieben zu haben schien, nicht geben.

Fazit:
Ich habe den dritten Roman von Eric Berg mit Spannung und Vorfreude erwartet und wurde nicht enttäuscht. Eine spannende Handlung in einer idyllisch beschriebenen Kulisse und starke Charaktere machen Die Schattenbucht zu einem Lesevergnügen, welches leider wieder viel zu schnell zu Ende war.

(ab)