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Fort Aldamo – Band 6

Band-6-Die-Patrouille-der-VerzweifeltenBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 6
Die Patrouille der Verzweifelten

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 26.01.2016, Titelbild von Günter König

Kurzinhalt:
Die Sonne sank, und die Schatten des Todes senkten sich über die Wüste. Drei Männer in den verschwitzten und verschmutzten dunkelblauen Uniformen der US-Armee kauerten in einem engen Felsenloch, die Karabiner an den Schultern, umzingelt von einem gnadenlosen Feind.

Noch war von den Apachen nichts zu sehen, aber die drei Umzingelten wussten, dass die roten Teufel da waren. Sie lauerten überall zwischen den Felsen und ließen sich Zeit. Irgendwann würden sie plötzlich mit wildem Geheul angreifen. Die drei Männer aus Fort Aldamo hatten kaum noch Hoffnung.

Leseprobe:

Vor fünf Tagen hatten sie Fort Aldamo verlassen, jenes Fort, das der Strafkompanie der US-Kavallerie als Standort diente. Ein Sergeant, ein Corporal und vier Sträflinge. Nun waren sie noch zu dritt. Der Sergeant und zwei Sträflinge. Der Corporal, die zwei anderen Sträflinge und alle Pferde waren den Apachen in die Hände gefallen.

Sie befanden sich längst auf dem Rückmarsch. Fünfzig Meilen trennten die drei Soldaten noch von Fort Aldamo. Aber die Apachenhorde, die sie so gnadenlos verfolgte, kannte ihr Ziel. Und so war es für die Roten nicht schwierig, den drei Blaujacken immer wieder den Weg zu verlegen, auch wenn sie die Fährte verloren.

Das Kommando war ausgezogen, um eine Wasserstelle zu suchen, da der Wasserspiegel des Brunnens im Fort seit vier Wochen bedrohlich sank, ohne dass es dafür eine Erklärung gab.

Schon vor dem Bürgerkrieg war diese alte, von den Konquistadoren, den spanischen Eroberern, erbaute Festung ein Stützpunkt der US-Armee gewesen. Seit dieser Zeit gab es fast lückenlose Aufzeichnungen und Kriegstagebücher. Kleinigkeiten, ja Belanglosigkeiten waren darin vermerkt, doch von einem solchen Fall, dass es der Besatzung der Festung an Wasser mangelte, war in den alten Annalen nichts zu lesen.

Der Sergeant stemmte sich auf die Ellenbogen und hielt den Feldstecher an die Augen. Langsam spähte er in die Runde. Doch das Glas gab nichts mehr her. Es war bereits zu dunkel.

»Siehst du etwas«, fragte Fromberg und musterte den Sergeant von der Seite.

»Nein«, erwiderte der Sergeant. »Übrigens bin ich nicht dein Kumpel, Fromberg! Wenn wir auch die Apachen im Nacken haben, sind wir immer noch im Dienst.«

»Aye, Sergeant! Sie entschuldigen!«, murmelte Fromberg, der ein kleiner stiller Mann war. Fünf Jahre Strafkompanie hatte er abzureißen, weil er gestohlen hatte – die Löhnung seiner Kameraden. Ein Jahr hatte er bereits abgedient. In der Hölle von Fort Aldamo!

»Fromberg, du bist ein Clowns«, brummte Carland, der zweite Sträfling, der zu zehn Jahren Strafkompanie verurteilt worden war. Er hatte im Streit und im betrunkenen Zustand einen Corporal mit dem Bajonett niedergestochen.

Er lachte glucksend. »Weshalb entschuldigst du dich? Wenn ihm die Apachen den Blaurock mit den schönen und feinen Sergeantenwinkeln herunterreißen, ist er so ein nackter Affe wie du und ich.«

»Carland, halt die Klappe«, sagte der Sergeant ruhig. »Du weißt, wenn ich dich im Fort zur Meldung bringe, geht es dir dreckig. Also komm, bleib friedlich!«

»Du bringst niemand mehr zur Meldung!«, stieß Carland zischend hervor.

Der Sergeant, der ein großer und schlanker Mann von dreißig Jahren war, drehte sich nach ihm um.

Carland zeigte zu den Felsen hinüber. »Da drüben sitzen sie, und morgen früh werden sie uns zum Frühstück fressen«, sagte er grollend. »Wo willst du dann die Meldung anbringen? In der Hölle, was?«

»Die Apachen haben uns noch nicht, und die kriegen uns auch nicht!«, sagte der Sergeant.

»Und was ist mit dem Corporal und den anderen beiden?«, knurrte Carland gereizt. Die haben die roten Hunde wohl auch nicht gekriegt, was? Oder kannst du mir erklären, wo die sonst geblieben sind, he?«

»Infanterist Carland, wenn du mich noch einmal in dem Ton anquatschst, trete ich dir in den Hintern, und eine Meldung setzt es obendrein. Eine schriftliche! Und darin werde ich Finnewacker zwanzig Tage Festungserweiterungskommando vorschlagen, damit du klarsiehst. Zwanzig Tage!«

»Halte doch die Schnauze, Carland!«, sagte Fromberg. »Wenn der Sergeant zwanzig Tage empfiehlt, brummt dir Finnewacker glatt zwei Monate Festungserweiterungskommando auf. Und ich will wegen dir nicht mit angeschwärzt werden.«

»Ruhe jetzt, verdammt«, raunte der Sergeant mit Schärfe in der Stimme. »Niemand schwärzt hier wen an, Fromberg. Ich verlange Disziplin, nichts weiter. Ihr wollt am Leben bleiben, und ich will das auch. Also kümmern wir uns gefälligst nur noch darum.«

»Wir verrecken so und so!«, stieß Carland hervor. Der große und bullig wirkende Mann war außer sich. »Entweder schnappen uns die Apachen, oder wir werden mit den anderen im Fort krepieren, weil der Brunnen kein Wasser mehr hergibt.«

»Der Brunnen wird nie versiegen«, meinte der Sergeant. »Wir werden ihn einfach tiefer graben. Ich wette, die sind schon dabei.«

»In dieser verdammten Wüste gibt es nirgendwo mehr Wasser!«, ereiferte sich Carland. Er geriet in Wut. »Auch unter dem Fort nicht mehr. Wenn wir dort ankommen, sind die vielleicht schon alle hin.«

»Carland, halt jetzt die Klappe!«, zischte der Sergeant verärgert. »Ich jage dich sonst zu den Roten hinüber, denn Formberg und ich wollen hier herauskommen!«

»Mich willst du zu den Roten jagen?«, heulte Carland förmlich auf. »Die wollen doch etwas von dir. Mir tun die nichts. Die wollen sich an dieser verdammten Armee reiben, die du vertrittst, aber nicht an mir. Ich brauche nur diese verdammte Blaujacke auszuziehen, und schon lassen die mich abhauen. Die haben uns nur angegriffen und verfolgen uns, weil wir diese verdammte Montur tragen, die sie so hassen. Keinem anderen tun die Roten etwas zuleide.«

Er warf das Gewehr weg, richtete sich auf die Knie, schnallte die Koppel ab, zog den Feldhut und schleuderte ihn zur Seite. Dann zog er die Feldbluse aus.

»Infanterist Carland!«, knurrte der Sergeant.

»Was hast du vor?«, fragte Fromberg entsetzt. »Du bist ja verrückt! Wenn du abhaust, sind wir nur noch zwei!«

Carland bekam die Ärmel nicht schnell genug herunter. Beide Arme hatte er hinten, als der Sergeant mit dem Karabiner zuschlug. Carland sah den Hieb kommen und duckte sich auch. Aber das reichte nicht. Bewusstlos kippte er nach vorn. Das Gesicht im Sand und auf den Knien, verharrte er eine Weile, dann fiel er langsam auf die Seite und rührte sich nicht mehr.

Fromberg sah den Sergeant erschrocken an, der sich den Felsen wieder zuwandte und den Karabiner auf die Deckung legte. Fromberg schluckte laut und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber kein Wort heraus.

»Mach’s Maul zu, Fromberg!«, sagte der Sergeant.

Formberg schloss den Mund.

»Danke!«, sagte der Sergeant trocken.

»Sie haben ihn erschlagen!«, keuchte Fromberg.

»Quatsch! Er kommt schon wieder zu sich.« Der Sergeant drehte den Kopf und sah ihn an. »Oder willst du auf sein Gewehr verzichten? Wenn wir es schaffen, dann nur zu dritt.« Formberg legte sich auf die Deckung und nahm den Karabiner in die Fäuste, warf noch einen Blick auf Garland und schaute wieder nach vorn. Wild zuckte er zurück. Die Apachen griffen an! Zu Fuß! Geduckt kamen sie aus den Felsen gehuscht und rannten in Deckung. Große Steine und Quader bedeckten das Terrain.

»Achtung!«, raunte der Sergeant. »Karabiner durchladen und entsichern.

Wir lassen sie rankommen, Formberg.« Es handelte sich um ein Dutzend Krieger, die nur mit Pfeil und Bogen bewaffnet waren, was sich nur im offenen Kampf als Nachteil herausstellte, dann, wenn sie von vorn kamen. Doch meist kamen sie von hinten oder von allen Seiten, und das auch noch lautlos, sodass sie erst wahrgenommen wurden, wenn ein Soldat getroffen zu Boden sank. Auf diese Weise war es ihnen gelungen, das kleine Kommando um die Hälfte zu dezimieren.

Auch dieses Mal kamen sie nicht nur von vorn. Von vorn zeigten sie sich bloß. Der Sergeant nahm die Angreifer in ihrem Rücken erst wahr, als ihm ein Pfeil in den Feldhut zackte und ihm die Kopfbedeckung ins Gesicht ruckte. »Fromberg, Achtung!«, rief er. »Jetzt schießen, los!«

Er warf sich herum und schoss nach hinten. Ihre Karabiner krachten dröhnend.

Von vorn und hinten stürmten die Gestalten aus der Dämmerung auf sie zu. Wie viele waren es eigentlich? Der Sergeant vermochte das nicht festzustellen. Er schoss wie rasend, schob einen neuen Patronenrahmen in die Kammer und feuerte weiter. Was hinter ihm geschah, musste er Fromberg überlassen.

Er traf fast mit jedem Schuss. Links und rechts von ihm zackten die Pfeile in den karstigen Wüstenboden. Die Tomahawks schwingend, um ihm damit den Schädel zu spalten, kamen zwei Krieger auf ihn zugestürmt, die er zuvor gar nicht gesehen hatte. Plötzlich waren sie da! Er ließ den Karabiner fallen, zückte den schweren Dienstrevolver und feuerte. Die Waffe blitzte und krachte. Nur einer kam dazu, seine Kriegsaxt nach ihm zu schleudern, aber da steckte ihm schon eine Kugel in der Brust. Der Sergeant duckte sich. Die Axt wischte ihm den Feldhut vom Kopf.

Danach sah er kein Ziel mehr, ließ sich auf die Knie fallen und wirbelte herum. Die Apachen zogen sich in die Felsen zurück. Fromberg lud den Karabiner nach und verharrte.

Keinen Steinwurf weit vor ihm lagen vier Gestalten am Boden.

»Gut gemacht, Fromberg«, sagte der Sergeant. »Damit haben wir uns eine Fahrkarte geschossen, aber eine nach Hause!«

»Fort Aldamo ist nicht mein Zuhause, Sergeant!«, erwiderte Fromberg. »Aber der Weg dorthin führt über Fort Aldamo«, erwiderte der Sergeant. Die Dämmerung war fortgeschritten. Es wurde dunkel.

Der Sergeant setzte den Feldhut auf und lud dann den Karabiner.

»Weck mal Garland!«, sagte er. »Vielleicht kriegst du ihn wach. Auf diesem Friedhof mochte ich nicht bleiben.«

»Aye, Sergeant!«, raunte Fromberg und legte den Karabiner aus den Händen. Scheu sah er sich um. Rings um ihre Stellung lagen tote Krieger.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 6. Bastei Verlag. Köln. 26.01.2016