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Indianische Sagen von der Nordpazifischen Küste Amerikas Teil 2

Indianische-Sagen-von-der-Nord-Pazifischen-Kueste-AmerikasFranz Boas
Indianische Sagen von der Nordpazifischen Küste Amerikas
Sonderabdruck aus den Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. 1891 bis 1895
Berlin. Verlag von A. Asher & Co. 1895

I. Sagen der Shushwap. Gesammelt in Kamloops.

2. Coyote

1.

Einst schien die Sonne zu heiß und verbrannte die ganze Erde. Da beschlossen die Tiere, eine andere Sonne zu machen. Alle Vögel versuchten es, keiner aber ward gut befunden.

Endlich rief Coyote: »Lasst es mich jetzt versuchen!«

Er ging gen Sonnenaufgang und stieg den Himmel hinauf. Sein Schwanz war aber so lang, dass derselbe noch nicht ganz über dem Horizont erschienen war, als sein Körper schon hoch oben am Himmel stand. Als er hoch genug war, um die Erde übersehen zu können, fing er an zu schwätzen und erzählte alles, was er sah.

Da sagten die Tiere: »Nein, du bist zu gesprächig. Du darfst nicht die Sonne sein.«

Endlich ward der Tsqtskna’sp (ein Klettervogel mit roten Flügeln und Schwanz, roten Wangen) die Sonne.

2.

Vor langer Zeit war es sehr kalt auf Erden. Am oberen Teil des Flusses war ein großer Gletscher, von dem eisige Kälte ausging. Alle Tiere zogen aus, um den Mann, welcher die Kälte machte, umzubringen, aber alle erfroren. Endlich waren nur noch Coyote und sein Vetter, der Fuchs, übrig geblieben. Coyote wollte sich aufmachen, die Kälte umzubringen, aber der Fuchs warnte ihn davor. Er hüllte sich in warme Kleider und machte sich auf den Weg. Er kam bei allen erfrorenen Tieren vorbei. Je näher er dem Gletscher kam, um so kälter wurde es. Endlich sah er das Haus, aus dem die Kälte hervorkam, vor sich. Obwohl er sich noch fester in seine Decken hüllte, fror ihn sehr. Er hatte nun alle die erfrorenen Tiere hinter sich und gelangte endlich an das Haus. Er konnte kaum die Kälte ertragen, ging aber doch hinein. Da erfror er und fiel tot nieder. Vier Tage lang wartete Vetter Fuchs auf ihn. Da aber jener nicht zurückkam, dachte er, er sei erfroren. Er hüllte sich in warme Kleider und machte sich auf den Weg. Er kam bei all den erfrorenen Tieren vorüber, fand aber nicht seinen Vetter Coyote. Er lief weiter und bei jedem Schritt, den er machte, sprühte Feuer unter seinen Füßen hervor. An seiner Schwanzspitze hingen Dentalien und klapperten, wenn er sieh bewegte. Er näherte sich dem Haus und hörte drinnen jemand sprechen, konnte aber nichts sehen. Er ging ins Haus und trat einmal mit seinem Fuß auf. Feuer sprühte aus dem Boden und das Eis des Gletschers fing an zu schmelzen. Ein Strom Wasser lief herab und löschte das Feuer wieder aus. Da trat er nochmals auf. Wieder sprühte Feuer aus dem Boden und schmolz das Eis. Als er vier Mal aufgestampft hatte, war alles Eis geschmolzen und es wurde wieder warm.

Coyote wurde nun wieder lebendig, stand auf und sprach: »Ich habe lange geschlafen.«

»Ja«, versetzte der Fuchs, »du warst erfroren.« Der Fuchs nahm ihm unter seinen Arm und befahl ihm, ganz still zu liegen. Als nun das Feuer ausgebrannt und das Wasser abgelaufen war, gingen sie zurück und erweckten alle Menschen zu neuem Leben.

3.

Coyote blickte nun immer den Fuchs an, als wolle er etwas sagen. Dieser wusste ganz gut, was er wollte, sagte aber nichts.

Endlich sprach Coyote: »Vetter, bitte leihe mir deinen Schwanz.«

Der Fuchs erwiderte: »Nein das tue ich nicht, du möchtest dir ein Leides antun.«

Coyote aber versprach, gut Acht zu geben, und endlich gab der Fuchs ihm seinen Schwanz und nahm den des Coyoten. Er warnte ihn aber, sich ja nicht nach dem Schwanz umzusehen, solange er ihn trage.

Coyote versprach es. Als er den Schwanz bekommen hatte, lief er damit umher und freute sich sehr an dem Gerassel der Dentalien. Endlich konnte er aber doch der Versuchung nicht widerstehen und sah den Schwanz an, um zu sehen, ob er ihn gut kleide. Er fand, dass er sehr hübsch aussah und freute sich sehr. Als er aber nun weiterlief, fühlte er, dass er plötzlich sehr schwach wurde und sah nun, dass seine Eingeweide ihm zum After hinaus hingen. Da rief er seinen Vetter.

Als dieser sah, was geschehen war, sprach er: »Aha! Du hast deinen Schwanz angesehen!« Er legte die Eingeweide in Coyotes Bauch zurück und nahm ihm den Schwanz wieder fort.

4.

Coyote war sehr arm. Einst besuchte er seinen Vetter Fuchs, der einen schönen, mit Adlerfedern besetzten Mantel hatte. Diesen wünschte Coyote zu haben. Der Fuchs wusste sogleich, was Coyote wollte, stellte sich aber, als merke er nichts.

Coyote sprach: »Ich sehnte mich nach dir, Vetter! Deshalb komme ich, dich zu besuchen.«

Der Fuchs antwortete nicht.

Viermal wiederholte Coyote seinen Spruch, erhielt aber keine Antwort. Fuchs kümmerte sich gar nicht um ihn. Da ward Coyote böse und beschloss, Fuchs einen Streich zu spielen. Fuchs war aufgestanden und fortgegangen. Da rannte Coyote ihm nach, riss ihm seinen Mantel ab und hing ihn sich selbst um. Fuchs kümmerte sich gar nicht darum, sondern ging ruhig seines Weges.

Coyote sah sich an und dachte: »Jetzt bin ich hübsch.« Er ging nach Hause zurück, zuerst langsam. Dann fing er an zu traben. Als er lief, erhob sich ein Wind, der wurde um so stärker, je schneller er lief. Die Federn seines Mantels stoben umher, und der Wind blies ihn endlich gerade in die Höhe. Als er wieder herunterfiel, kam der Fuchs gelaufen und nahm ihm seinen Mantel wieder ab.

Coyote war halb tot.

Der Fuchs sprach: »Da siehst du, wie es dir ergeht. Immer versuchst du mir Streiche zu spielen und weißt doch, dass du mir nichts anhaben kannst.«

5.

Der Büffel hatte zwei Frauen. Er war so alt, dass seine Hörner fast ganz abgenutzt waren. Einst stahlen die Wölfe seine Frauen. Er wollte sie verfolgen, wusste aber nicht, wohin sie gegangen waren. Da traf ihn Coyote und verspottete ihn ob seines Unfalls. Darüber ward der Büffel böse und rannte auf den Coyote los, um ihn aufzuspießen. Dieser entfloh und der Büffel verfolgte ihn.

Als nun der Coyote müde wurde, lief er in ein Loch, verrichtete seine Notdurft und sprach zu seinen Exkrementen: »Werdet ein Baum.«

Es geschah also und er kletterte hinauf.

Als der Büffel ihn nun oben im Baum sitzen sah, stieß er gegen den Baum, bis er umfiel. Unterdessen hatte Coyote sich ausgeruht und lief weiter. Als er wieder müde wurde, machte er einen zweiten Baum und rettete sich darauf. Vier Mal entkam er auf solche Weise. Als der vierte Baum umfiel, sprach er zum Büffel: »Nun ist es genug, Freund! Ich will dir helfen, dass du deine Frauen wiederbekommst. Ich will dich schön und jung machen.«

Der Büffel war es zufrieden. Da nahm der Coyote eines seiner Hörner und zog es aus. Als es schön und lang war, zog er das andere auch lang. So bekam der Büffel wieder schöne, scharfe Hörner. Dann machte Coyote das Haar auf seinem Kopf schön. Er zog an seinen Beinen und an seinem Schwanz und der Büffel sah nun wieder aus wie ein schöner junger Büffel.

Da sprach der Büffel zum Coyote: »Nun will ich dich schön machen!« Er zog seine Schnauze lang und seither hat der Coyote eine lange Schnauze und kleine, schmale Augen. Und er zog seine Beine und seinen Schwanz lang. Dann sprach er: »Ich bin fertig, mein Genosse. Nun lass uns zum Wasser gehen und sehen, wie wir ausschauen.«

Als Büffel sich sah, war er sehr froh, Coyote aber mochte seine lange Nase gar nicht leiden.

Der Büffel sprach nun: »Lass uns meine Frauen suchen. Wenn du weißt, wo sie sind, sollst du eine haben.«

Coyote sprach: »Siehst du das Tal? Dort wohnen vier Wölfe. Die haben sie geraubt. Es ist sehr schwer, sie wiederzubekommen, aber lass mich nur machen. Folge mir!«

Sie gingen das Tal hinauf. Bald sahen sie die beiden Frauen Wurzeln graben. Da machte Coyote einen dichten Nebel, sodass niemand sie sehen konnte. Sie gingen auf die Frauen zu.

Als sie bei ihnen waren, sprach der Büffel zu ihnen: »Ich kam euch zu holen.«

Sie nahmen die Frauen mit. Sie kletterten einen der Berge hinauf, die das Tal begrenzten, und der Nebel folgte ihnen. Als sie oben ankamen, verschwand der Nebel. Die Wölfe vermissten bald die Frauen und folgten der Spur. Bald kamen sie den Flüchtigen näher und sahen nun den Büffel, Coyote und die Frauen. Sie holten sie ein und griffen den Büffel an. Da warf dieser sie in die Luft und schlitzte ihren Bauch auf, sodass die Eingeweide herauskamen.

Der Coyote sprang vor Freude darüber hin und her. Sie gingen weiter. Bald sprach der Büffel: »Mein Gefährte, hier wollen wir uns trennen! Ich versprach dir eine meiner Frauen. Nimm diese, sie ist die Beste.« Er fuhr fort: »Ich will dich lehren, wie du sie behandeln musst. Wenn du hungrig bist, kannst du sie töten, ein Stück Fleisch abschneiden und es rösten. Aber wenn du sie getötet hast, musst du dich auf sie setzen, ein Feuer neben dir machen und das Fleisch kochen. Du darfst nicht aufstehen, bis du fertig gegessen hast. Dann wird sie zugleich mit dir wieder aufstehen.«

Coyote befolgte anfänglich die Anweisung des Büffels. Eines Tages, nachdem er seine Frau getötet hatte, und sein Feuer nur klein brannte, dachte er aber: »Weshalb sollte ich nicht etwas Holz holen?« Er stand auf und ging fort. Als er zurückkam, erblickte er eine alte Frau, die das Fleisch bis auf die Knochen aufgegessen hatte und nun als Fuchs von dannen lief. Da dachte er: »Ist schon meine Frau fort, so habe ich doch wenigstens ihre Knochen.« Er sammelte sie und trug sie fort. Als er hungrig wurde, machte er sich ein Feuer und fing an, die Knochen mit Steinen zu zerschlagen und das Mark zu essen. Während er noch so beschäftigt war, kam eine alte Frau des Weges und sprach: »Solche Arbeit ziemt sich nicht für einen großen Häuptling, wie du bist, lass mich es tun.«

Coyote sagte: »Das ist wahr!« Und gab ihr Knochen und Steine. Er legte sich ans Feuer. Als er sich umwandte, hatte die Alte fast alles Mark in ihren Korb geworfen.

Coyote dachte, sie wird mir sagen, wenn sie fertig ist, und drehte sich wieder zum Feuer. Da er aber längere Zeit gar nichts hörte, wandte er sich wieder um und sah die Alte fortlaufen und dabei fressen. Er rannte hinter ihr her. Als er sie aber einholte, schlug sie ihn auf die Brust, so dass er hinfiel. Er stand wieder auf und dachte: »Das ist schlimm. Nun will ich wenigstens meine Knochen kochen und das Fett heraus sieden.«

Er nahm die Knochen, zerklopfte sie und wollte sie ins Wasser werfen, um sie zu kochen.

Da kam wieder der Fuchs in Gestalt einer alten Frau einher und sprach: »Solche Arbeit ziemt sich nicht für einen großen Häuptling, wie du bist, lass mich es tun.«

Coyote sagte: »Das ist wahr!« Und ließ sie kochen, während er sich ans Feuer setzte und darauf wartete, dass sie ihn rufen sollte. Als er sich aber umdrehte, sah er wieder einen Fuchs fortlaufen und dabei das Fett trinken. Er verfolgte ihn. Der Fuchs aber schlug ihn auf die Brust, sodass er niederfiel. Da wurde Coyote betrübt und ging von dannen. Die Frau aber stand nun wieder auf und ging zu dem Büffel zurück.

6.

Coyote kam einst zu einem Haus, in dem wohnten die »Foolhen« und ihre Kinder, das »Woodpartridge«, das Präriehuhn und das Rebhuhn. Die Mutter war gerade ausgegangen, als er ankam. Er fragte die Kinder: »Habt ihr etwas zu essen?«

Sie antworteten: »Nein, wir haben nichts.«

»Wo ist denn eure Mutter?«

»Sie ist im Wald und sucht Beeren.«

»Und Ihr habt wirklich nichts zu essen?«

»Nein, wir haben nichts.«

»Ich habe mich in den Fuß geschnitten. Könnt ihr mir nicht etwas Harz gehen, damit ich die Wunde damit verschmiere?«

Die Kinder gaben es ihm. Da nahm er es, verklebte ihre Augen und verließ sie. Da verliefen die armen Kinder sich im Wald. Als ihre Mutter nach Hause kam, fand sie sie im Wald umherlaufen und brachte sie nach Hause zurück. Sie erzählten ihr dann, dass Coyote sie so zum Besten gehabt habe. Die Alte und die Kinder folgten seiner Spur und fanden, dass er einem Pfad nachging, der an einem steilen Abhang entlang führte. Die Mutter hieß zuerst das Rebhuhn sich im Gras verbergen, ein wenig weiter versteckte sie das Präriehuhn, noch weiter das »Woodpartridge«, und endlich verbarg sie sich selbst im Gras. Sie hatte ihren Kindern gesagt, was sie tun sollten. Es dauerte nicht lange, da kam Coyote des Weges und sofort flog das Rebhuhn dicht vor ihm auf. Er erschrak so, dass er fast die Klippe hinabgestürzt wäre. Ebenso taten die anderen. Als das »Woodpartridge« aufflog, hielt er sich nur mit Mühe auf den Füßen. Als er weiterging, sprach er: »Fast wäre ich aber gefallen.«

Da flog die Alte auf, und er stürzte in den Abgrund. Die Hühner glaubten, er sei tot. Sie flogen hinunter und erstaunten sehr, als sie ihn noch am Leben fanden.

Die Alte fragte: »Was tust du hier?«

»O«, antwortete er, »jemand hat mich erschreckt, und da bin ich die Klippe heruntergefallen.«

Die Alte sprach: »Ich habe es getan, weil du meinen Kindern die Augen verklebt hast. Nun siehe, wie du hier fortkommst. Wir werden dir nicht helfen.« Damit flogen sie von dannen.

Als sie fort waren, stand Coyote wieder auf und lief fort.

7.

Er sagte: »Ich muss etwas Spaß haben. Ich will mit meinen Augen spielen.« Damit riss er sich die Augen aus. Er warf sie dann in die Höhe und fing sie wieder. Einmal warf er sie sehr hoch. Da fing die Dohle seine Augen und flog damit fort. Da stand er nun ohne Augen und wusste nicht, was er tun sollte. Er fühlte umher und fand einen Hagebuttenstrauch. Da pflückte er einige Hagebutten und setzte sie sich als Augen ein. Er konnte nun wieder sehen und wanderte fürbass. Bald kam er an ein Loch, aus dem Rauch aufstieg. Eine alte Frau saß dort und fragte ihn, woher er komme. Er antwortete, er reise ohne bestimmten Zweck umher, und fragte, ob sie allein dort wohne.

»Nein«, antwortete sie, »ich habe vier Töchter, aber sie sind hingegangen, die Spiele anzusehen.«

»Was für Spiele?«, fragte der Coyote.

»O, viele Leute tanzen dort«, sprach sie, indem sie nach der betreffenden Stelle wies.

»Warum tanzen sie denn?«

»Sie spielen um Coyotes Augen. Die Dohle hat sie gestohlen.«

»Das möchte ich sehen«, versetzte Coyote, »zeige mir doch den Weg.«

Die Alte erfüllte seine Bitte, und er ging zu dem Platz, wo alle Tänzer versammelt waren. Die Leute saßen alle im Kreis umher. Nachdem einer mit den Augen getanzt hatte, gab er sie seinem Nachbar, der dann einen Tanz begann. Coyote setzte sich an die Tür und wartete, bis an ihn die Reihe kam. Dann sang er zu seinem Tanz: »Wie hübsch die Augen sind. Früher habe ich nie dergleichen gesehen.«

Vier Mal tanzten sie herum. Als nun das vierte Mal an ihn die Reihe kam, nahm er die Augen und rannte zur Tür hinaus. Dann warf er sie in die Höhe und sie fielen von selbst in die Augenhöhlen zurück, wo sie sogleich festwuchsen. Die Tiere verfolgten ihn, konnten ihn aber nicht einholen. Als er in Sicherheit war, setzte er sich hin und lachte, weil er seine Augen wieder hatte.

Er sang: »Ich wusste, ich würde euch besiegen. Hier habe ich meine Augen wieder. Hier habe ich mein Eigentum wieder.«

8.

Coyote kam an ein Haus, in dem er sprechen hörte. Er ging hinein, sah aber niemand. Als er der Stimme nachging, fand er in einer Ecke des Hauses ein Haar, das sprach. Er nahm es und warf es auf den Boden. Dann hörte er wieder sprechen, sah aber niemand.

Er rief der Stimme zu: »Lass dich sehen und gib mir zu essen.«

Aber niemand ließ sich blicken. Als er der Stimme nachging, fand er einen Kamm an der Wand stecken, der sprach. Er nahm ihn und warf ihn zu Boden.

Endlich fand er vier mit Öl gefüllte Lachsfelle. Er sagte: »Euch suchte ich.« Nahm sie und trank sie aus. Dann ging er weiter den Fluss entlang. Nach kurzer Zeit wurde er durstig. Da ging er zum Fluss hinab, trank und ging wieder hinauf. Nach kurzer Zeit wurde er wieder durstig. Da dachte er: »Es ist zu umständlich, immer zum Fluss hinab zu gehen, ich will am Ufer entlanggehen, dann kann ich bequemer trinken.«

Nach einiger Zeit ward ihm aber auch dies zu umständlich. Er dachte: »Ich will lieber im Wasser gehen, dann brauche ich mich nur zu bücken.«

Er tat also, war aber noch immer durstig. Da ging er bis an die Brust ins Wasser. Nach kurzer Zeit war ihm auch das zu viel Mühe und er ging so tief in den Fluss, dass das Wasser ihm einfach in den Mund lief. Er trank so viel, dass er endlich platzte.

9.

Coyote hatte einen kleinen Kessel im Felsen gerade dort stehen, wo der Weg den South Thompson River hinauf führte. Einst kam jemand des Weges und warf ihm den Kessel ins Wasser. Derselbe kam aber von selbst wieder.

Dann stahlen ihn einige Leute. Er kam aber immer von selbst wieder zurück. Endlich aber trug jemand ihn fort und er kam nicht wieder.

10.

Einst kam die Eule den South Thompson River herab. Coyote hörte sie kommen und singen: »Hi, hi, ich bin es, der alle Menschen tötet und frisst.«

Coyote hielt an und sagte zu sich: »Der ist gefährlich. Er wird mich fressen. Ich will denselben Sang singen, wie er. Vielleicht fürchtet er sich dann.«

Als die beiden sich nun trafen, sprach Coyote: »Es scheint, du bist also gerade so stark wie ich. Ich fresse auch alle Menschen. Bleib ein wenig hier und lass uns etwas spielen. Wir wollen uns übergeben und sehen, was wir im Magen haben.«

Eule war es zufrieden und schlug vor, dass Coyote anfangen sollte. »Gut«, sagte er, »aber wir müssen die Augen schließen, bis wir fertig sind. Öffne deine Augen nicht, bis ich rufe.«

Eule schloss die Augen und nun übergab sich Coyote. Er hatte nichts als Gras im Magen. Dann übergab sich die Eule und spie lauter Menschenfleisch aus. Rasch tauschte Coyote das Erbrochene aus und rief nun.

Als die Eule es sah, rief sie: »Ich habe Gras gespien!« Sie fürchtete sich vor Coyote, vor dem das ausgespiene Menschenfleisch lag. Beide wurden in Felsen verwandelt, die noch heute zu sehen sind. Ihre Mäuler sind weit offen.