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Fritz Wildaus Abenteuer zu Wasser und zu Lande 19

Friedrich Gerstäcker
Fritz Wildaus Abenteuer zu Wasser und zu Lande
Kapitel 19

Was die Leute auf der Prahu mit den Geretteten machten
Die Piratenschiffe des ostindischen Archipels

Was diese übrigens von ihrer neuen Schiffskameradschaft zu hoffen hatten, sollte ihnen bald klar werden. Halb verhungert und verdurstet, wie sie waren, gab man ihnen natürlich erst Reis zu essen und einen Schluck frisches Wasser. Das rasche Manövrieren der Prahu ließ keinem der Fremden Zeit, sich um ihre Gäste zu bekümmern. Kaum aber befand sich die Prahu wieder außer dem Bereich des Landes, dass sie ihrem Kurs anlegen konnte, als die Gefangenen, denn als solche hatten sie sich gar bald zu betrachten, einzeln gebunden und in den unteren Raum oder vielmehr in das Zwischendeck gebracht wurden, wo man sie zwischen den Ruderbänken der Art verteilte, dass nur höchstens zwei sich leise miteinander unterhalten konnten. Im Anfang gab man ihnen auch Wachen. Diese schienen es aber nicht besonders genau zu nehmen, denn an Flucht von hier als auch an Widerstand, unbewaffnet gegen eine zehnmal stärkere, gut bewaffnete Mannschaft, war natürlich nicht zu denken. Man hätte sie eben so gut können frei herumgehen lassen.

Das Einzige, was sie dort unten beobachten konnten, war die Richtung, die das Fahrzeug hielt, und zwar nach Norden an der Küste hinauf. Aber wohin man sie führte, blieb ihnen Stoff genug, um sich den Kopf zu zerbrechen und bange Sorge zu machen, denn die Bewohner der Küste von Sumatra standen in bösem, ja vielleicht schlimmerem Ruf, als sie eigentlich verdienten. Tji-kandi, der dicht neben Fritz lag, meinte leise, er hoffe doch wenigstens, dass man sie als Sklaven verkaufen werde, da sie unmöglich denselben Wert im Metzgergewicht haben könnten.

Nördlich aushaltend mussten sie den eigentlichen Ort ihrer Bestimmung, die Insel Bangka, passieren. Sie liefen sogar durch die Bangkastraße, ziemlich sicher, in diesem Monsun keinem gegen den Wind aufkreuzenden Kriegsschiff zu begegnen. Die Gefangenen bekamen aber nichts von dem Land, unter dem sie dicht hinliefen, zu sehen, und die Piraten hielten sich auch den Tag über dicht unter der Sumatraküste, passierten Palembang in der Nacht und hatten am nächsten Morgen wieder freie offene See.

Vergebens verlangte Fritz mit dem Führer des Schiffes zu sprechen, dem er vielleicht durch Drohungen zu imponieren hoffte. Der Dehak, denn die Prahu gehörte nach Borneo und war nur eben auf einem Kreuzzug begriffen, um später mit dem Nordwest-Monsun beutebeladen zu den heimischen Küsten zurückzukehren, wollte sich auf nichts einlassen. Fünf Tage lang bekamen sie niemand weiter als die dort stationierte Mannschaft, die aber kein Wort mit ihnen wechselte, und die wenigen Malaien zu sehen, die beordert waren, ihnen ihre Nahrungsmittel zu bringen.

Am fünften Tag hörten sie, wie vom Bord ihres eigenen Fahrzeuges irgendein anderes angerufen wurde, und bald darauf legte ein Kanu am Schiff an. Nach einer Stunde etwa stiegen mehrere der Dehaks zu ihnen herunter. Sie wurden nun, zum ersten Mal, seit dem man sie damals gebunden hatte, wieder zusammen gelassen und an Deck geführt. Fritz überzählte sie und es fehlten von der Mannschaft nur zwei, der Kapitän und einer der Malaien.

Traurig stiegen die armen Burschen an Deck, denn nicht mit Unrecht fürchteten sie, dass jetzt eine entscheidende Wendung ihres Schicksals vielleicht noch Schlimmeres für sie brächte, als die alleinige Gefangenschaft, in der sie doch noch immer die Hoffnung behielten, von irgendeinem europäischen Schiff gefunden und erlöst zu werden. Hier aber erst einmal an der Küste und von ihrem jetzigen Herrn vielleicht ins Innere geschleppt, wo hatten sie die Aussicht da wieder entfliehen, wieder in die Heimat zurückkehren zu können? Wenn man sie nicht außerdem wirklich dazu bestimmt hatte, irgendeinem heidnischen entsetzlichen Götzen als wohltuender Opferqualm in die Nase zu steigen, oder noch schlimmer, von ihren Herren nach ihrem Tod noch kritisiert zu werden, ob sie zähes oder mürbes Fleisch gehabt hätten.

Alle diese Gedanken aber, so interessant sie natürlich auch für die handelnden Personen dieses kleinen Dramas selber sein mussten, schwanden, wenigstens bei Fritz, in demselben Augenblick, als er das Deck betrat und sich fast dicht unter der palmbedeckten, vollbewaldeten herrlichen Küste der riesigen und so wunderschönen Insel Sumatra sah.

Die Prahu lag vor Anker. Kaum fünfhundert Schritte von ihnen entfernt stieg hoch und gewaltig ein steiler mächtiger Berghang empor, dessen weit aufdachende Halden in fast nebelgrauer Ferne zu einem hohen, wild zerrissenen öden Krater ausliefen, aus dessen gähnendem Schlund deutlich der aufsteigende dunkle Qualm am hellen Himmel zu erkennen war.

Aber galt auch sein erster Blick der wirklich großartigen Szenerie, die ihn umgab, so musste seine Aufmerksamkeit doch wohl bald der See und dem regen Leben, das darauf herrschte, zugewandt werden, denn um sie her wogte und schwamm es von unzähligen kleinen und größeren Prahus und Kanus. Leichte Segelboote glitten dazwischen hin und her, Fruchtboote kamen vom Ufer herüber, schwer beladen, die Fahrzeuge wahrscheinlich wieder zu längerer Reise auszurüsten. Weit am Horizont draußen, so weit sein Blick reichte, sah Fritz einzelne kleine Schiffe, wie es schien als Wachen stationiert, falls sich ein fremdes Segel nähern oder der dunkle Rauch eines fernen Dampfers, ihres grimmigen Feindes, am Horizont sichtbar werden sollte.

Es ließ sich gar nicht verkennen, dass sie hier inmitten einer jener zahlreichen Seeräuberflotten ankerten, die bis auf den heutigen Tag und trotz allen dort kreuzenden und stationierten Kriegsschiffen und Dampfern, die inselreichen Wasser des Archipels durchziehen und die Küsten mit ihren wilden, raublustigen Horden brandschanzen und plündern. Eine Masse von Häuptlingen von den verschiedenen Küsten, die kein eigenes Land hatten, selbst arabische Oberhäupter mit den schon überdies den Krieg auf alle Inseln tragenden Malaien, bildeten sich zu kleinen Flotten, denen die Tausende und Abertausende versteckten Buchten und Straßen des Archipels Schutz gewährten, sobald sie dessen bedurften und von wo sie wieder mit frisch gesammelten Kräften und neuer Beutelust auszogen, sobald irgendeine ihnen drohende Gefahr vorüber oder der ihnen günstige Monsun eingetreten war.

Die Seeräuber hielten ihr Leben und Treiben nicht für unehrenhaft. Den alten Seekönigen gleich durchkreuzten einzelne große Piratenfürsten das Meer, nahmen Tribut, wo er gutwillig gegeben wurde, verwüsteten mit Feuer und Schwert, was sich ihnen widersetzte, und fegten die See von allen friedlichen Fahrzeugen, die sie in ihren Bereich bringen konnten. Blutiger aber als irgendein Raubzug auf festem Land forderten von jeher und fordern selbst jetzt noch diese Raubschiffe weit mehr Menschenleben. Zu leicht ist ihnen auf dem Wasser die Gelegenheit geboten, ihre Opfer nicht allein für den Augenblick unschädlich zu machen, sondern sich selbst auch für spätere Zeiten lästige Gegenzeugen zu ersparen. Ein Wurf in die Tiefe scheint ihnen leichter Mord. Das Meer verwischt in demselben Augenblick die Spuren, wo der Mörder auf dem Land in dem vergossenen Blut, dem verscharrten Leichnam stets einen Ankläger gegen sich erstehen sehen kann, und des Piraten Prahu schießt mit geschwellten Segeln leicht über die Stelle hin, die Zeuge seines Frevels war und seine Opfer verschlang.

Die Piraten von Mindanao, einer der Philippinen, sind die berüchtigtsten, ihre Schiffe an jeder Küste fast gekannt und gefürchtet und ihre Taten bilden selbst jetzt noch den Stoff unzähliger Balladen und Gesänge über den ganzen Archipel. Ihre Fahrzeuge waren auch keineswegs nur dazu gebaut, indische Prahus zu belästigen und mit kleinen Fischerbooten Krieg zu führen, nein selbst europäischen Kauffahrern wurden sie gefährlich, überfielen, was ihnen in den Weg kam und sich nicht gar als ein Kriegsschiff auswies – ja haben sogar, selbst in neuerer Zeit, einmal ein amerikanisches Kriegsschiff angegriffen und ihm so zugesetzt, dass der Kapitän der Masse auf ihn eindringender Prahus kaum noch erwehren konnte und froh war, endlich mit günstiger Brise einer so heißen Stelle entgehen zu können.

Die großen wirklichen Kriegsprahus sind sehr scharf vorn sowohl wie hinten gebaut und breit auf dem Wasser liegend, aber von einer Länge, selbst bis zu neunzig Fuß, die das Fahrzeug dann doch schmal erscheinen lässt. In diesen Prahus haben sie sogar doppelte Reihen Ruderbänke mit bis zu hundert Sklaven, die aber nur im äußersten Notfall selber am Kampf teilnehmen. Für das Entern der Schiffe führen diese Boote besondere Krieger, aus ihren tapfersten Stämmen gewählt, dreißig, vierzig, ja bis sechzig und achtzig Mann.

Viele der Prahus oder Prauen, wie sie meist ausgesprochen werden, tragen aber auch ein förmliches Bollwerk auf dem, in diesem Fall vollkommen ausgebauten Brigg, das eine gewöhnliche nicht zu schwere Kanonenkugel gar nicht zu durchdringen vermag. Andere haben diesem Schutz eine eigene aber so zweckmäßige Form gegeben, dass die Kugeln nie voll dagegen schlagen können, sondern jedes Mal seitwärts abspringen müssen. Das aber nützt der Prahu nur natürlich so lange, bis sie auf das feindliche Fahrzeug scharf anrudert oder segelt. Gegen die Seiten hin, wo besonders die langen Riemen freien Spielraum haben müssen, war es nicht möglich, das Fahrzeug kugelfest zu machen.

Außer einigen festliegenden Geschützstücken von vier bis sechs und sogar zwanzig Pfündern, von denen das letztere schwere Geschützstück jedoch meist vorn im Bug liegt und eine schmale Schießluke durch das Bollwerk hat, ist ihre Hauptangriffswaffe die Drehbasse, von denen sie größtenteils mehrere führen und die sie vortrefflich zu gebrauchen wissen. Diese Stücke sind gewöhnlich aus Messing und manche ausgezeichnet gearbeitet, viele aber auch mit den Gusszeichen europäischer Fabriken versehen, denn diese Fahrzeuge plündern schon seit Jahrhunderten die Schiffe aller seefahrenden Nationen und haben sich wohl aus jedem Land Tribut verschafft.

Die wirklichen Kriegs-Prauen haben dabei gar keinen festen Mast, sondern nur eine Art von leicht aufzurichtendes und wieder niederzulassendes Gestell aus Bambus, an dem ein riesiges ganz über Bord hinausstehendes Segel gehisst werden kann, was mit günstigem Wind das Fahrzeug in gewaltiger Schnelle vorwärtstreibt. Ihre Bug und Heckbalken sind dabei meist mit flatternden kleineren Fahnen oder wehenden Streifen gebleichter Blätter der Palmetten-Palme geziert und bieten, mit den darauf gescharten schwer bewaffneten Kriegern, ein wildromantisches Bild.

Doch wir dürfen unsere Leidensgefährten nicht zu lang aus den Augen lassen. Diese sahen, wie nicht weit von ihnen entfernt eine andere, jedoch kleinere Prahu als die ihre gerade auf sie zuhielt und die Männer darauf an Bord zu kommen beabsichtigten. Zeichen wurden dabei zwischen den verschiedenen Mannschaften gewechselt. Die Malaien von Mindanao unterhielten sich sehr lebhaft miteinander und wie es auch schien über ihre Gefangenen. Aber die Sprache war diesen fremd, sie konnten kein Wort davon verstehen. Nachdem sie eine Weile aufmerksam, wenn auch vergebens, den fremden Lauten gelauscht, sanken sie getäuscht und missmutig in ihre alte Stellung zurück.

Nicht allen von ihnen war der Mindanao-Dialekt fremd – Xuning hatte, wie sich bald erwies, mehr davon verstanden, als einer ihrer jetzigen Herren ahnen mochte. Sich leise und wie zufällig in Fritz Wildaus Nähe dringend, flüsterte er diesem zu, dass man sie auf die eben ankommende Prahu schaffen, eine Strecke an der Küste hinauf zu einer Ansiedlung der Sumatra-Eingeborenen führen und dort wahrscheinlich verkaufen wolle.

Widerstand war hier jedoch ganz unmöglich. Man hatte sich allerdings nicht einmal die Mühe genommen, sie wieder zu binden, aber von einer wahren Vielzahl feindlicher Prahus umgeben, was hätten sie da gegen die Übermacht unternehmen wollen? Es blieb ihnen nichts übrig, als sich zu fügen und vielleicht einen günstigen Augenblick, der sich doch möglicherweise zeigen konnte, zu erfassen. Hatte man dann wirklich Böses mit ihnen im Sinn, so war sowohl Fritz als auch der Chinese fest entschlossen, sich nicht gutwillig zur Schlachtbank führen zu lassen.

Die kleinere Prahu kam jetzt tatsächlich längsseits. Taue wurden ausgeworfen, sie mit Bug- und Heckteil fest zu legen. Ein Tauschhandel ging, wie es schien, vor sich, den Wert der Gefangenen gegen eine Anzahl anderer Gegenstände, bei denen selbst Goldstaub vorkam, abzuwägen. Endlich war man einig geworden, nur über den Chinesen hatte man sich noch nicht verständigen können. Die Piraten forderten mehr, als die Sumatraleute geben wollten, denn ein Küstenfahrzeug schien diese Prahu zu sein und es wurde jetzt eine Art scherzhaften Handels über den armen Teufel getrieben, wobei der eine Häuptling mehrmals dessen Zopf in die Hand nahm, auf die Länge desselben aufmerksam machte und seine Leute jedes Mal in ein schallendes Gelächter ausbrachen. Xuning warf scheue Blicke dabei umher und es gefiel ihm gar nicht, dass ihn der eine Sumatra-Eingeborene an der Schulter fasste und seine Rippen und Arme befühlte. Xuning war ein fetter Bursche und er sowie Tji-kandi schienen die besten Preise gebracht zu haben. Endlich wurde man auch über ihn einig. Die Schiffbrüchigen mussten in die andere Prahu hinübersteigen und alle durften frei herumgehen, den Chinesen und Tji-kandi ausgenommen, die man in einen kleinen Verschlag steckte. Xuning seufzte nicht ganz ohne Grund seinem Leidensgefährten ins Ohr, er habe sehr starken Verdacht, dass man sie nur so absonderlich behandle, um sie noch etwas mehr zu mästen und später bei irgendeiner feierlichen Gelegenheit als außergewöhnlichen Staatsbraten zu verwenden. Tji-kandi stand der Angstschweiß auf der Stirn und er bat Allah inbrünstig diese festliche Gelegenheit nur noch wenigstens vier Wochen aufzuschieben, wo er dann jedenfalls vor Angst und Sorge so mager geworden sein würde, dass er weder gebraten noch gesotten werden könne.

Zu ihrem Erstaunen sahen sie übrigens, dass die Prahu keineswegs in der Nähe der Flotte an der Küste anlegen wollte, sie ging wieder in See, um von dem Süd-Ost nicht behindert zu werden, und schien einen Nordkurs beibehalten zu wollen, als gegen Abend ein Segel, das jedenfalls einem europäischen Schiff angehören musste, windwärts zu sichtbar wurde. Dem mochte aber die Prahu nicht in das Fahrwasser laufen, denn vor dem Wind fiel sie augenblicklich ab und ging der Küste wieder zu, bis das Segel, das seinen Kurs, wahrscheinlich gegen Singapur, beibehielt, nach wenigen Stunden schon wieder am Horizont verschwunden war.

So kam der Abend heran und Fritz hatte sich indessen, soviel das irgendwie ging, mit den Verhältnissen der Prahu, der Stärke der Mannschaft vertraut gemacht. Es waren schlanke und kräftige Burschen, diese Söhne des heißen Sumatra, und gut bewaffnet, jeder mit seinem Kris oder Dolch an der Seite, selbst bei den friedlichsten Beschäftigungen des Tages. Der Hauptwaffenvorrat lag in der Kajüte. Sehr zustatten kam ihm eine Aufforderung des Kapitäns, dort hinabzukommen und ihm Rede und Antwort zu stehen, von woher sie gekommen, wohin sie bestimmt gewesen und was es für eine Bewandtnis mit dem Schiffbruch gehabt hatte, von dem ihm der Mindanaoer erzählte. Fritz sprach aber selber noch zu wenig malaiisch, ihm das alles zu seiner Zufriedenheit auseinanderzusetzen und wurde bald darauf wieder mit barschen Worten an Deck geschickt, während Tji-kandi seine Stelle einnehmen und beinah anderthalb Stunden dort erzählen musste.

Als Tji-kandi wieder an Deck und in seinen Verschlag gebracht war, suchte sich Fritz in seine Nähe zu stehlen, um seine Ansichten über ihre mögliche Befreiung zu hören. Der Malaie war aber viel zu vorsichtig, um sich der Gefahr einer Entdeckung leichtsinnig auszusetzen und flüsterte nur Fritz schnell und versteckt zu, ihm, wenn es irgend anginge, ein Messer zu verschaffen, dass er sich bis zum Abend aus seinem Bambusverschlag herausarbeiten könne und bis dahin die Malaien zu einem Handstreich bereitzuhalten.

Es war ein schwieriger Auftrag. Alle Waffen, selbst die kleinsten Messer, hatte man ihnen abgenommen. Wurde er dabei ertappt, so konnte möglicherweise ihr ganzer Plan durch die größere Wachsamkeit der Feinde vereitelt werden. Außerdem brachte sie schon vielleicht der nächste Morgen wieder in den Bereich einer größeren Flotte, wo dann jeder Versuch, ihre Freiheit wieder zu erlangen, Wahnsinn gewesen wäre.

Glücklicherweise hielt sich die Brise frisch und man zwang sie nicht zum Rudern. Das kleine Fahrzeug glitt rasch und leicht über die nur leise bewegte wogende See. Die Gefangenen blieben, außer eben den beiden, Xuning und Tji-kandi, ziemlich sich selber überlassen. So gelang es dem jungen Burschen denn auch endlich, dem Koch glücklich ein Messer aus seiner Kombüse zu entführen und dem Eingesperrten zuzustecken. Einer der Malaien, denen er gesagt hatte, was er beabsichtigte, tanzte indessen dicht vor der Kajüte einen ihrer japanischen Nationaltänze, die Aufmerksamkeit der mäßigen Seeleute auf sich zu lenken.

Der einbrechende Abend versammelte die ganze Mannschaft an Deck des kleinen Fahrzeugs, während zwischen Tji-kandi und einem der anderen Gefangenen ein Schlachtplan entworfen wurde, der ihnen an diesem Abend entweder Freiheit oder den Tod bringen sollte. Die Furcht, welche die Malaien überhaupt vor dem Gefressen werden und den vorhergehenden Präliminarien des Bratens oder Röstens hatten, diente nicht wenig dazu, ihren sonst gerade nicht übermäßigen Mut zu einem Kampf der Verzweiflung aufzustacheln.