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Emelie Schepp – Nebelkind

Nebelkind von Emelie ScheppEmelie Schepp
Nebelkind

Thriller, Taschenbuch, Blanvalet, München, August 2015, 448 Seiten, 9,99 Euro, ISBN: 9783734100697, Übersetzung aus dem Schwedischen von Annika Krummacher, auch als E-Book erhältlich

Jana Berzelius ist unnahbar, wird von Albträumen geplagt und arbeitet als Staatsanwältin.

Warum sie am Nacken eingeritzt den Namen einer Todesgottheit trägt, weiß sie nicht.

Als ein Mann erschossen wird und alle Hinweise darauf deuten, dass die Tat von einem Kind begangen wurde, welches kurz darauf ebenfalls ermordet aufgefunden wird, beginnt Jana auf eigene Faust zu ermitteln. Sie spürt und entdeckt, dass ihre Albträume etwas mit dem Fall zu tun haben. Denn auch der Junge trägt im Nacken einen Namen …

Die Handlung dieses Roman ist brutal, grausam und traurig. Die Umsetzung leider ebenso. Obwohl die Autorin es versteht, Spannung zu erzeugen, scheitert sie an den Charakteren. Eine ehemalige Kindersoldatin, eine klauende Polizistin und zwei Ermittler, die nicht wissen, ob sie nun ein Paar sind oder nicht, wirken in dem überschaubaren Personenkreis, der an der Handlung beteiligt ist, völlig überzogen, zumal die anderen Personen erst gar nicht richtig charakterisiert werden. Hier hat Emelie Schepp meines Erachtens eine Menge Potenzial verschenkt und von einem Thriller, der vom Ansatz her richtig gut hätte werden können, bleibt eine Story, die mich als Leser sehr unbefriedigt zurückgelassen hat. Zu viele Fragen bleiben offen, plötzlich ist das Buch zu Ende. Zwischendrin blitzen allerdings immer mal wieder spannende Momente auf, der Hintergrund von Janas Schicksal lässt sicher keinen Leser unberührt: Illegale Einwanderer, die voll Hoffnung in einen Container steigen und am Ende erwartet sie alle nur der Tod. Lediglich die Kinder werden zu Soldaten ausgebildet oder besser gesagt geformt. Aber auch hier kommt es wiederum zu einer Auslese, wobei am Ende nur die Besten überleben. Und dann das erste Opfer: Hans Juhlen, der im Amt für Migration einen wichtigen Posten innehatte.

Damit bewegt sich die Autorin ansatzweise thematisch verdammt nahe an der Realität, was wiederum aber auch einen schalen Geschmack hinterlässt, wenn man sich vorstellt, wie viele Menschen während ihrer Flucht sterben, ohne ermordet zu werden.

Fazit:
Nebelkind enthält viele gute Ansätze, wenig überraschende Wendungen, weil der Leser den Ermittlern immer einen Schritt voraus ist, unausgegorene Charaktere und lässt viele Fragen offen. Daher halte ich es immer noch für ein Phänomen, dass ich das Buch in Rekordzeit gelesen habe und doch auch weiterempfehlen würde. Vielleicht, weil es nicht perfekt ist oder weil die Charaktere so unsympathisch wirken … Dieses Buch hat eine ähnliche Wirkung hinterlassen wie damals der Antiheld Artemis Fowl.

(ab)