Die geheime Sammlung
Elizabeth ist 15 Jahre alt – und wenn sie es sich aussuchen dürfte, hätte sie gerne ein anderes Leben: Ihres ist nicht nur langweilig, sondern auch ein bisschen einsam, da sie in ihrer Schule noch keine Freunde gefunden hat. Doch dann ändert sich alles. Elizabeth bekommt einen Aushilfsjob im kuriosen New Yorker Repositorium der verleihbaren Schätze, in dem man Kunst und Krempel, Wertvolles und Verrücktes ausleihen kann. Hier lernt Elizabeth Gleichaltrige kennen, die sie verstehen. Hier verliebt sie sich zum ersten Mal. Und hier wartet ein ganz besonderes Abenteuer auf sie: Im Keller gibt es eine geheime Sammlung magischer Schätze – darunter die Siebenmeilenstiefel, gleich zwei Tischleindeckdich und der übellaunige Spiegel von Schneewittchens Stiefmutter. Sie beweisen, dass die Märchen der Gebrüder Grimm alles andere sind als erfundene Geschichten. Doch nun hat jemand begonnen, ihren Zauber zu stehlen, und nur Elizabeth und ihre Freunde können dies noch aufhalten …
Die fünfzehnjährige Elizabeth Rew schreibt in den Weihnachtsferien ein Referat über die Brüder Grimm, das ihrem Lehrer Mr Mauskopf sehr gefällt.
Da das Geld in Elizabeths Familie knapp ist, vermittelt Mr Mauskopf ihr danach einen Nachmittagsjob im New Yorker Repositorium der Verleihbaren Schätze (die älteste Bestell-Bibliothek, auch das Archiv genannt). Dort soll sie sich bei Dr. Lee Rust melden und trifft direkt am ersten Tag auf Marc Merritt, den coolsten und besten Stürmer des Basketball-Teams ihrer Schule, der auch im Archiv arbeitet. Fast alle Mädchen stehen auf ihn. Auch Elizabeth, die sich aber keine Chancen einräumt.
Sie wird als Bibliothekspagin eingestellt und erfährt, dass es sich nicht um eine Buch-Bibliothek handelt, sondern um eine mit allen möglichen Sammlungen, wie z. B. Musikinstrumente, Sportausrüstungen, besondere Küchengeräte … und hört das erste Mal auch von dem Grimm-Sammelsurium.
Elizabeth hat ein ambivalentes Verhältnis zu ihrer Stiefmutter Cathy und ihren Stiefschwestern Hannah und Veronica Vane. Auch weil sie, seitdem ihre Mutter gestorben ist und sich die neue Familie gegründet hat, die Nähe zu ihrem Vater vermisst, der sehr von ihrer Stiefmutter vereinnahmt wird.
Auch in der Schule fühlt sich Elizabeth einsam, sie hat keine Freunde und ist somit auf sich gestellt. Ihr Leben wird von Stund an interessanter und phantastischer als sie im Repositorium anfängt, dort im Archiv 2 – das Kleidung und Textilien berühmter Persönlichkeiten aufbewahrt. Sie arbeitet dort mit dem jugendlichen Aaron Rosendorn, der ihr nicht sonderlich sympathisch ist, zusammen.
All das Neue und Magische innerhalb des Archivs nimmt sie schnell gefangen. Anjali Rao, ein hübsches Mädchen, das ebenfalls als Pagin arbeitet, und auf das Aaron offensichtlich ein Auge geworfen hat, erzählt Elizabeth, dass Mona Chen, eine ehemalige Pagin, plötzlich verschwunden sei und von einem Gerücht über ein mysteriöses fliegendes Geschöpf (wie ein riesiger Vogel), das angeblich Gegenstände aus dem Archiv stiehlt.
Von Dr. Rust erfährt sie mehr über das Grimm-Sammelsurium: Die Gebrüder Grimm sammelten nicht nur Geschichten, sondern auch eine beachtliche Anzahl von Objekten, die in ihren gesammelten Kinder- und Hausmärchen erwähnt wurden, und einige, die mit Tausendundeiner Nacht in Verbindung stehen.
Durch die Arbeit im Archiv verändert sich Elizabeths Leben immer mehr, und sie sieht alle möglichen Dinge/Gegenstände bewusster, mit anderen Augen. Dann darf sie sogar im Hauptuntersuchungsraum (HU) mit wunderschönen Tiffanyfenstern arbeiten.
Marc und Anjali (sind ein Paar) erzählen ihr von weiteren Sondersammlungen, die alle faszinierend klingen – z. B. der Lovecraft-Fundus, vor dem Marc sie jedoch warnt.
Dann gelangt Elizabeth in das Grimm-Sammelsurium– wird eingeschlossen und entdeckt einige magische Gegenstände, wie den Zauberspiegel von Schneewittchen, bis Marc sie aus ihrer misslichen Situation befreit.
Nach einem Test, erhält sie wenig später offiziell den Schlüssel zum Grimm-Sammelsurium, und somit auch mehr Verantwortung – und nun taucht sie in eine wahrlich märchenhafte Welt mit Siebenmeilenstiefeln, Tischleindeckdich, Fliegenden Sandalen, Fliegendem Teppich und allem was Märchen zu bieten haben, ein.
Doch je mehr sie sich in diese Welt verstrickt, desto mehr Fragen gibt es zu klären: Was hat es mit der entlassenen Pagin Zandra auf sich? Was mit den Diebstählen im Archiv? Mit den gegen wertlose Duplikate ausgetauschte magische Gegenstände? Was mit der verschwundenen Pagin Mona? Und mit dem ominösen großen Vogel? Aber auch die stetigen Hinweise auf die Arkan?
Elizabeth lernt nicht nur die Leute im Archiv kennen, sondern auch Anjalis Schwester Jaya. Und von Kapitel zu Kapitel geht es rasanter zu: Aaron hält Marc für den Dieb der magischen Gegenstände und kann ihn auch sonst nicht leiden, weil er wegen Anjali eifersüchtig auf ihn ist. Als diese dann verschwindet, stellt sich schnell eine weitere Frage: Wer steckt hinter dem mysteriösen Wallace Stone, der auch mit der verschwundenen Pagin Mona in Kontakt gestanden haben soll? Ist Marc wirklich ein Nachfahre bedeutender Männer und Frauen der Arkan aus Afrika?
Doch die wichtigste Frage ist: Können die Freunde Anjali wiederfinden?
Die Sache wird immer dramatischer, als auch Dr. Rust verschwindet …
Die Autorin erzählt eine märchenhafte Geschichte um ein Mädchen, dessen reale Welt nach dem Tod ihrer Mutter und der Neuvermählung ihres Vaters nicht sehr farbenfroh ist und dem nicht mehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, seit ihre Stiefmutter und Stiefschwestern aufgetaucht sind. Insoweit ähneln die Ansätze dem Märchen Aschenputtel– aber nur die Ansätze, denn Elizabeth ist tougher und moderner und weiß ihren Weg zu gehen. Und auch die jugendliche Liebe kommt in diesem Band natürlich nicht zu kurz, denn nicht nur Marc übt Wirkung auf Elizabeth aus …
Die Aufmachung des Bandes ist wie bereits von PAN gewohnt ohne jeglichen Fehl und Tadel. Somit stellt Die geheime Sammlung summa summarum ein empfehlenswertes Jugendbuch dar.
Fazit:
Ein schönes – und etwas anderes phantastisches Jugendbuch.
Copyright © 2011 by Alisha Bionda