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Fort Aldamo – Band 1

Band-1-FinnewackerBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 1
Finnewacker
Captain Conchos bester Mann in neuer Mission
Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 17.11.2015, Titelbild von Günter König
Extras: Auflistung aller Fort-Aldamo-Romane in der Mitte des Heftes
Kurzinhalt:
Wie eine uneinnehmbare Festung liegt Fort Aldamo mitten in der Wüste. Es ist ein außergewöhnliches Fort – der Sitz einer Strafkompanie. Und innerhalb der trutzigen Mauern geht Sonderbares vor. Der Kommandeur schläft in den Tag hinein und interessiert sich mehr, für Whisky als für den Dienstplan, der ohnehin nicht vorhanden ist. Die Sträflinge sind es leid, Tag für Tag den blitzblanken gepflasterten Hof zu schrubben.. Sie planen den Aufstand, obwohl sie wissen, dass es kein Entkommen aus dieser Hölle gibt, denn in der Wüste lauern Bandoleros, Indianer und der Tod. Fort Aldamo ist wie ein Pulverfass, an dem die Lunte schwelt. Doch da kommt Master Sergeant Finnewacker …

Leseprobe:

Master Sergeant Finnewacker war ein großer massiger Mann in mittleren Jahren. Mit der Fahne in der Faust und der Kommandierung als Master Sergeant nach Fort Aldamo in der Ta­sche, fiel er seinem Braunen mürrisch in die Zügel.

»Itaker, du alte Plinse! Was sind denn das für Typen?«, rief er unge­halten und wies mit der Fahne auf das Dutzend Reiter, das wie aus der Wüste gewachsen auf einmal in den flirrenden Hitzeschleiern vor ihnen aufgetaucht war.

Rinaldo Ricco, unverkennbar italie­nischer Abstammung, Corporal in Fort Aldamo, in dem die Strafkompanie der US-Kavallerie stationiert war, hielt an seiner Seite und spähte angestrengt in die Ferne.

»Wo denn? Ich sehe niemanden.«

»Mensch, da vorn! Ich sehe die Kerle klar und deutlich. Sie reiten Galopp. Den Pferden fliegt der Sand bis über die Ohren. Bei dieser Hitze! Wenn die von Fort Aldamo sind, können die mich hier gleich kennenlernen. Ist das vielleicht das Empfangskomitee für mich?« Er musterte den schmächtigen Corporal mit schrägem Blick. »Brate mir einer einen Storch! Siehst du die Burschen immer noch nicht?«

»Nein! Scheint eine Luftspiegelung zu sein, die ich nur sehe, wenn ich genau an deiner Stelle bin.«

Finnewacker riss am Zügel und drückte mit dem linken Schenkel gegen das Pferd. Es ruckte zur Seite und Corporal Rinaldo Ricco, Angehöriger des Stammpersonals von Fort Aldamo, trieb das Pferd an Finnewackers Stelle.

Finnewacker blinzelte ungläubig. Plötzlich waren die Reiter weg. Er sah nur noch Wüste, Steine und den Him­mel dahinter.

»Jetzt sehe ich sie!«, sagte der Corpo­ral. »Die sind noch sehr weit weg. Viel­leicht zwanzig oder dreißig Meilen.«

»He?«

»Mexikaner sind das. Um die sollten wir lieber einen Bogen schlagen.«

»Was?«, fragte Finnewacker knurrig. »Ich habe im Krieg um tausend Yan­kees keinen Bogen gemacht. Da werde ich hier nicht wegen einer Handvoll Hühnerdiebe weichen. Auf die Fah­nenstange nehme ich die. Einen nach dem anderen.«

»Mit denen ist aber nicht zu spaßen!«

»Mit mir vielleicht?«, brummte Fin­newacker. »Mensch, Itaker! Du machst Witze!«

Er trieb das Pferd an. Der Corporal hielt sich an seiner Seite.

»Wir sollten uns nach einem Versteck umsehen, Finnewacker, und die Kerle vorbeireiten lassen.«

»Nun mach mal halblang!«, erwi­derte der massige Master Sergeant. »Du hast mir einen Spazierritt versprochen. Aber seit wir Gila Bend verlassen ha­ben, ist es schon zweimal um unser Leben gegangen. Jetzt schon wieder?«

»Es sind Bandoleros, die eigentlich nur selten über die Grenze kommen. Ändern wir lieber die Richtung.«

»Itaker, wir haben es eilig. Wir sind im Dienst. Ich werde den Hosenschei­ßern mal zeigen, was für eine Kanaille ich im Dienst bin.«

Er forcierte das Tempo. Der Corporal hielt mit.

»Diese Mexikaner schneiden dir allein wegen deiner Stiefel den Hals durch.«

»Wegen meiner Stiefel? Das kann ich schon verstehen.« Er blickte links und rechts an sich hinab. »Diese schönen, blank gewienerten Dinger! Aber die werden mir nicht den Hals durchschneiden. Auch nicht wegen meiner Stiefel. Die werden das al­lenfalls versuchen. Kapierst du den Unterschied? Meine piekfeinen Treter können die sich jetzt schon aus dem Kopf schlagen.«

»Lass uns lieber in Deckung gehen.«

Der Master Sergeant musterte den schmächtigen Corporal verächtlich. »Wohl immer nur Pizza und Makkaroni gefuttert, was?«

Der Corporal lächelte schüchtern. »Aber mit Tomaten!«

Finnewacker verzog das massige Gesicht. »Tomatensoße und Mehl­pampe! Itaker, du hättest öfter mal in ein Steak beißen sollen. Dann wärst du nicht so eine halbe Portion geblieben, Mann.«

»Warte mal auf die Kost in Aldamo!«
Finnewacker lachte. »Komm mir doch nicht damit! Ich habe mein ganzes
bisheriges Leben in der Armee verbracht. Vom Krieg mal abgesehen, ist die Furage immer anständig gewesen. Jedenfalls dort, wo ich etwas zu sagen hatte. Harter Dienst, anständige Ver­pflegung. Sonst läuft bei mir nichts. Und in Fort Aldamo werde ich aller­hand zu sagen haben.«

»Jetzt sind sie weg.«

»Was?«

»Die Bandoleros! Die Reiter!«

Finnewacker griente. »Na also, Ita­ker! Und du wolltest schon die Mücke machen, Mann!«

»Sie sind aus der Luftspiegelung raus«, sagte der schmächtige Corporal. »Nun werden wir sie bald leibhaftig zu sehen bekommen.«

»Na hoffentlich! Aber dann waren die eben nicht zwanzig bis dreißig Mei­len weg.«

»Das kann man nie genau sagen. Ich habe hier schon Dinge gesehen, die haben sich zweihundert Meilen weit entfernt abgespielt, wie ich später erfahren habe.«

»Gibt es da keine Faustregel für die Schätzung? Ich meine, eine mili­tärische. Da muss doch irgendwo in den Dienstvorschriften etwas darüber stehen«

»Nicht, dass ich wüsste!«

»Darum werden wir uns in Fort Al­damo mal kümmern. Erinnere mich ge­legentlich daran, dass wir eine Stunde einschieben: Entfernung schätzen unter klimatisch besonders bedingten Um­ständen oder so ähnlich«, brummte Finnewacker und blickte dabei aus schmalen Augenschlitzen angestrengt nach vorn.

Plötzlich waren die Reiter wieder zu sehen. Und das war nun keine Fata Morgana mehr. Die Kerle ritten noch immer Galopp und schlugen für Fin­newackers Geschmack als altgedienter Kavallerist viel zu brutal auf die Tiere ein. Allein diese Tatsache versetzte ihn schon in Zorn.

»Da sind sie!«, stieß der Corporal erschrocken hervor, zog die Zügel an und musterte Finnewackers Gesicht.

Die Entfernung zu den Reitern be­trug nun keine Viertelmeile mehr, das war klar und deutlich zu erkennen.

»Mensch, wollen wir nicht …?« Dem Corporal verschlug es die Sprache, denn Finnewackers Züge verrieten, dass er von harter Spannung, aber auch freudiger Erregung beherrscht wurde.

»Na, den Karabiner kannst du ja schon mal in die Hand nehmen, Ita­ker!«, brummte Finnewacker, ohne die Reiter aus den Augen zu lassen.

Der Corporal griff rasch nach dem Karabiner.

»Ich entscheide mich noch, ob ich den Karabiner oder meinen Dienstrevolver nehme«, sagte Finnewacker.

Die Reiter fielen den Pferden in die Zügel und ließen sie im Schritt ge­hen. Kleine Pferdchen waren das, die von den Kerlen erbarmungslos gehetzt worden waren. Die Flanken der Tiere waren dunkel vom Schweiß, und große Schaumflocken bedeckten deren Brust und die Beine der Reiter. Die Pferde schnaubten erschöpft.

Es handelte sich tatsächlich um Me­xikaner. Eine übel aussehende Bande war das, der man schon ansehen konnte, dass man von ihr nichts Gutes zu er­warten hatte. Sie wirkten schmutzig und trugen zerlumpte Kleidung.

Aber bewaffnet waren sie erstklas­sig. Jeder trug ein Gewehr in der Hand, hatte einen Colt im Gürtel stecken und eine Machete an der Seite hängen:

Finnewacker und Rinaldo Ricco zü­gelten die Pferde.

Auch die Mexikaner hielten die Tiere an, und alle lachten dabei freundlich.

»Hallo, Muchachos! Ihr euch ver­ritten, was? In Wüste kein Wasser, nixe!«, sagte einer in einem furcht­baren, aber immerhin verständlichen Kauderwelsch-Englisch. »Du mir geben Stiefel und ich dich geben Wasser. Du sonst Weg nicht finden. Geben Stiefel, du Wasser. Du geben nixe Stiefel, dort hinten tot.«

Mit einer Handbewegung wies er nach Süden in die Wüste, ohne den Blick von Finnewacker zu wenden. Alle lachten belustigt und freundlich.

Finnewacker zog die Nase hoch.

»Du und dein Compañero lieber leben«, radebrechte der Mexikaner. »Besser leben, nixe mehr Stiefel, als Stiefel an Fuß, aber tottt, haha.«

Sie lachten wie Teufel! Wie Teufel, denen es gelungen war, eine bildhüb­sche Nonne in den Wald zu locken.

»Wer bist denn du?«, fragte Finnewacker.

»Icke, wer icke sein?« Sie lachten wieder, und der Kerl drohte vor Lachen vom Pferd zu fallen. So lustig fanden sie alle diese Frage.

Doch plötzlich wurde dieser Kerl ernst, und auch seine Spießgesellen verstummten.

»Ick Mandolino!«, sagte der Kerl und zerquetschte diesen Namen förm­lich zwischen den Zähnen, die braun und faul waren. Er reckte sich, und seine Augen funkelten plötzlich böse und gefährlich. »El Tigre Mandolino!«, stieß er knirschend hervor. »Der Tiger Mandolino!«

»Da bin ich vielleicht beeindruckt«, erwiderte Finnewacker trocken. »Und jetzt will ich dir sagen, wer ich bin, du Kesselflicker! Ich bin Master Sergeant Finnewacker, und ich bin es gewohnt, dass man mich mit meinem Rang an­spricht. Vor allem, wenn ich im Dienst bin. Und ich bin hier im Dienst. Zieht also Leine, denn ich muss weiter! Oder greift mich an.«

»Finnewacker!«, stöhnte Rinaldo Ricco erschrocken.

»Wir gehen links durch«, raunte Finnewacker, ohne dabei die Lippen zu bewegen. »Bleib an meiner Seite!«

»Du willst mit mir kämpfen?«, fragte der Mexikaner wütend und drohend und auch amüsiert zugleich. »Du willst mit El Tigre Mandolino kämpfen?«

Finnewacker reckte sich im Sattel und wies mit der Fahnenlanze in die Runde.

»Quatsch! Ich kämpfe mit euch al­len!«, brüllte er, spornte das Pferd hart vorwärts, zückte den Revolver und schoss sofort.

Auch Rinaldo Ricco peitschte den Braunen nach vorn und feuerte mit dem Karabiner.

Noch ehe die beiden Kavalleristen heran waren, stürzten vier der Ban­doleros aus den Sätteln. Der Corporal holte noch den linken Flügelmann vom Pferd, und dann waren sie schon durch. Finnewacker schleuderte El Tigre die Lanze in die Brust und riss sie ihm im Vorbeijagen wieder heraus.

Die dunklen Augen starr vor Ent­setzen, kippte El Tigre Mandolino vom Pferd und krachte in den Sand.

Seite an Seite jagten Finnewacker und Rinaldo Ricco weiter und feuerten nach hinten.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 1. Bastei Verlag. Köln. 17.11.2015