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Schwäbische Sagen 5

Schwäbische-Sagen

Der Schlossbuckel bei Schlat
Mündliche Überlieferung aus Schlat

Zwischen Schlat und Eschenbach auf dem sogenannten »Schlossbuckel« stand ehedem ein Schloss, das den Edlen von Zillenhardt gehörte und das mit großen Schätzen versunken sein soll. Nächtlicher Weile aber steigt es zu Zeiten wieder herauf und ist dann schon von verschiedenen Menschen gesehen worden.


Das versunkene Schloss bei Waldhausen
Mündliche Überlieferung aus dem katholischen Neuhausen

Zwischen Denkendorf und Unterensingen ist ein Platz, der Waldhausen heißt. Hier soll ein Schloss mit unendlichen Schätzen versunken sein. Die Schätze liegen in einer Truhe und werden von einem schwarzen Pudel gehütet. Auch zwei weiße Fräulein gehen dabei um und haben sich schon öfters sehen lassen.

Die Wolfschluger, unter denen es mehrere »Teufelsbanner« gibt, hatten einmal im Sinn, die Fräulein zu erlösen und den Schatz zu heben. Es gelang ihnen auch bereits, die Truhe mit dem Geld heraufzubeschwören. Da entstand aber plötzlich ein so fürchterliches Getös und Gebraus, als ob alle Teufel los wären, worauf die Wolfschluger eilig davon sprangen. Nur ein Einziger, der harthörig war, blieb am Platz und erzählte nachher den Übrigen, wie die Geldtruhe wieder in die Erde gesunken sei.


Die versunkene Stadt
Mündliche Überlieferung aus Owen

Auf der Höhe der schwäbischen Alb, in der Nähe des Heimensteins, da wo jetzt die Torfgrube sich befindet, soll in alten Zeiten eine Stadt oder ein Dorf, »Oberkirchheim« genannt, gestanden und mit Mann und Maus in die Erde gesunken sein. Dies geschah also: Es lebten in dem Ort drei reiche Nonnen, die teilten einst ihr Geld und maßen es einander mit einem Simri zu. Die eine Nonne war aber blind. Wenn nun die beiden anderen sich ein Simri zugemessen hatten und die Reihe an die Blinde kam, so kehrten sie das Simri um und füllten den flachen Boden mit Geld, ließen dann die Blinde mit der Hand darüber fahren und gaben ihr das.

Indes schöpfte die Blinde endlich Verdacht und sagte: »Wenn ihr mich betrügt, so soll die Stadt mit euch untergehen!«

Und kaum war die Teilung beendet, so versank der Ort. Noch drei Tage später hörte man in der Tiefe den Hahn krähen.


Die Jungfrau im Oselberg
Erusius, schwäb. Chron., Deutsche Ausgabe von Moser, Band II, Seite 441

Zwischen Dinkelsbühl und Hahnkamm liegt der sogenannte Oselberg, über den man nicht leicht zu Fuß oder zu Wagen kommen kann, weil er sehr hoch ist. Unten am Fuß des Berges liegt das Dorf Aufkirchen. Will man nun von einem Ort zum anderen reisen, so muss man um diesen Berg herumgehen. Und daher kommt das Sprichwort, das man zu einem seltsamen Menschen sagt: »Ich mein’, es irre dich der Oselberg.«

Auf diesem Berg stand ehemals ein Schloss, das entweder von den Hunnen oder von den Reichsstädten zerstört worden ist. In dem Schloss lebte eine Jungfrau, von der sagt man, dass sie mit den Mauern zugrunde gegangen und umkommen sei, zuvor aber mit ihrem Vater in seinem Witwenstand den Haushalt geführt und die Schlüssel zu allen Gemächern gehabt habe. Nach diesem kam ein Geschrei aus: Ihre Seele schwebe um die Schlossmauer herum und lasse sich alle Quartal, am Sonntag, nachts mit einem Schlüsselbund am Gürtel in jungfräulichem Anzug sehen. Dagegen sagen alte Bauern aus der Gegend, sie hätten von ihren Vätern gehört, dass diese Jungfrau eines heidnischen Mannes Tochter gewesen und in eine große schreckliche Schlange mit jungfräulichem Haupt und Brust verwandelt worden sei und gewöhnlich an den vier Quartalen des Jahres in dieser Gestalt mit einem Schlüsselbund am Hals sich habe sehen lassen.


Die Bettelküche
Mündliche Überlieferung aus Owen

Zwischen Owen und Beuren am Fuß der Alb ist ein Loch, das man die »Bettelküche« nennt, weil hier früher oft Bettler und Zigeuner unter einer großen Eiche, die man vor Jahren umgehauen hatte, ihr Essen gekocht haben. In dem Loch aber sollen zehn Jungfrauen sitzen und neben ihnen ein Pudel, der einen Schatz hütet. Einst hatte sich ein Bettler aus dem »siebten Buch Moses« unterrichtet und wollte den Pudel vertreiben und den Schatz heben, hatte auch sogleich einen Begleiter mitgenommen, der das Geld tragen sollte. Wie dieser aber während der Beschwörung den ungeheuren Schatz erblickte, so rief er aus: »Gotts Blitz, dees kann i net trage!« Da war augenblicklich alles verschwunden.


Die goldene Krott
Mündliche Überlieferung aus Deizisau

Zwischen Esslingen und Deizisau, eine Viertelstunde vor dem letzteren Ort, befindet sich am Weg ein Hügel, der sogenannte »Burgstall«, wo früher ein Schloss gestanden haben soll. Hier geht ein großer, riesenhafter Mann um.

In dem Hügel sind ungeheure Schätze verborgen. Sie liegen in einer Truhe, auf der ein weißer Pudel sitzt und ein Bund Schlüssel im Maul hält. Daneben befindet sich die »goldene Krott« (Kröte), die sehr groß sein soll.

Einige haben gesagt, diese Schätze könnten nicht eher gehoben werden, als bis die Krott ganz übergoldet sei. Daran fehle aber noch immer etwas, weshalb auch alle Nachgrabungen und Erlösungsversuche ohne Erfolg gewesen sind. Der verstorbene Lammwirt aus Deizisau hat viel Geld darauf verwendet.


Die weiße Frau in Stuttgart
Mündliche Überlieferung

So oft jemand aus der königlichen Familie stirbt, zeigt sich vorher die weiße Frau. Sie kommt aus dem alten Schloss, geht in das neue und verschwindet dort im Ahnensaal.

Die Soldaten auf dem Posten haben sie oft vorbeigehen sehn und fürchten sie.

Von mehreren, die beisammen sind, erblickt sie aber immer nur einer.

Einem beherzten Soldaten, der sie einmal anzurufen wagte, hat sie den Tschako vom Kopf geschlagen.


Das weiße Fräulein bei Bietigheim
Mündliche Überlieferung aus Bietigheim

Zwischen Bietigheim und Besigheim geht seit alter Zeit ein weißes Fräulein um. Einst traf sie mittags um 12 Uhr ein Mann aus Bietigheim, Namens Pochterle, indem sie im dortigen Wald auf einem Felsen, auf dem sogenannten »Kahlenstein« saß. Von diesem Felsen führt der Sage nach anderthalb Stunden weit bis auf den Asberg ein unterirdischer Gang, den man im Dreißigjährigen Krieg gemacht haben soll, um Habseligkeiten dorthin zu retten. Über der Tür dieses Eingangs saß die Jungfrau und winkte dem Pochterle, der ein frommer Mann war. Darauf ging er nach Bietigheim zurück, weil er über die Brücke musste, wenn er zu ihr wollte. Und wie er hinkam, sagte sie ihm, sie habe bei der Tür des Eingangs ihre Aussteuer vergraben, sei darüber verstorben und müsse deshalb nun schon Jahrhunderte lang »schweben.« Er aber könne sie erlösen. Er möge den Schatz hervorsuchen und nehmen und sich nur nicht fürchten vor den Erscheinungen, die er wahrnehmen werde. Der Mann versprach ihr das. Als nun aber eine Menge schrecklichen Getiers, schwarze Pudel und der Böse selbst hervortraten, wurde es dem Mann angst und bang ums Herz. Er stand alsbald vom Suchen ab und lief eilig fort, war aber nach drei Tagen eine Leiche.


Die drei Fräulein im Erlenbach
Mündliche Überlieferung aus Bieringen

Im Erlenbach, der bei Bieringen in die Jagst fließt, halten sich seit alter Zeit drei weiße Fräulein auf, die ziehen zu gewissen Zeiten eine schwere Kiste aus dem Erlenbach hervor. Allein die Kiste, die wahrscheinlich einen Schatz enthält, sinkt immer wieder ins Wasser zurück.


Vergiss das Beste nicht!
Mündliche Überlieferung aus Brackenheim

Ein armer Kuhhirt aus Eibensbach hütete einst im Spätherbst in der Nähe der Ruine Blankenhorn und sah, als er mit seiner Herde »heimfahren« wollte, eine große schöne Schlüsselblume (primula veris) am Heuchelberg stehen. Die hatte er sonst nie in dieser Jahrszeit noch blühen sehen, brach sie sich deshalb ab und steckte sie an den Hut. Alsbald wurde ihm der Hut so auffallend schwer, dass er ihn abnahm. Da steckte statt der Blume ein silberner Schlüssel daran, und zugleich sah er eine schneeweiße Jungfrau vor sich stehen, die sagte ihm, mit dem Schlüssel möge er die Tür aufschließen, die er plötzlich am Berg erblickte, und möge von den goldenen und silbernen Schätzen, die er finden werde, so viel mitnehmen, wie er wolle.

Dann fügte sie hinzu: »Vergiss aber das Beste nicht!« Und das wiederholte sie ihm dreimal.

Darauf öffnete der Mann mit dem silbernen Schlüssel die Tür und füllte seine Taschen und Ärmel mit Gold und Silber, wurde aber alsbald von solcher Angst befallen, dass er mit seinen Schätzen forteilte und in der Eile nicht daran dachte, auch den Schlüssel mitzunehmen. Hätte er den nicht vergessen, so wäre ihm auch später der Zugang zu den Schätzen geöffnet geblieben, und zugleich würde er das weiße Fräulein erlöst haben. So aber konnte er die Tür später nicht wiederfinden, obwohl er mehrmals danach suchte. Für sich freilich bedurfte er keiner weiteren Schätze, denn er hatte gleich das erste Mal sich reichlich versehen.

Indes besorgte er, dass seine Mitbürger nicht glauben würden, er habe auf ehrliche Weise so viel Geld erworben, und wanderte deshalb aus nach Amerika. Bevor er aber fortzog, hat er die vorstehende Geschichte in Eibensbach erzählt.

Später hat er noch einmal aus Amerika geschrieben und soll unter anderem geäußert haben:

Eibensbach und Blankenhorn
tut mir und meinen Kindern wohl.

Das ist aber schon lange her, dass dies geschehen ist. Danach hat schon mancher bei Blankenhorn nach Schätzen gesucht und gegraben, aber keiner hat etwas gefunden.