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Die rätselhaften Fälle des Pater Brown – Das blaue Kreuz

Pater-Brown-Das-blaue-KreuzGilbert Keith Chesterton, Markus Winter
Die rätselhaften Fälle des Pater Brown 01
Das blaue Kreuz
Originaltitel: The blue cross

Cosy Crime, inszenierte Lesung Winterzeit Verlag und Studio, Remscheid, September 2014, Audio-CD im Jewelcase, ca. 50 Minuten, 3,99 Euro, ISBN: 9783943732702, Covermotiv und -gestaltung von Mark Freier, Altersempfehlung: ab 10 Jahre!, Regie & Produktion: Markus Winter, Sprecher: Erich Räuker, Tobias Kluckert, Brigitte Carlsen
Nach der Kurzgeschichte The blue cross von Gilbert Keith Chesterton
winterzeitstudios

Der kleine Pfarrer hatte ein Gesicht, so rund und nichtssagend wie ein Pudding, seine Augen wirkten so leer, wie die Nordsee. Er trug mehrere, in braunes Packpapier eingeschlagene Pakete bei sich, denen er kaum Herr wurde.
Der eucharistische Kongress hatte zweifellos viele solcher Geschöpfe, weltfremd und blind wie ausgegrabene Maulwürfe aus ihrer örtlichen Trägheit aufgescheucht.

Aristide Valentin, der Chef der Pariser Polizei höchstpersönlich, befindet sich auf der Spur des Meisterverbrechers Hercule Flambeau auf dem Weg nach London. Dort, so vermutet Valentin, wird Flambeau das Durcheinander eines eucharistischen Kongresses nutzen, um erneut einen Raubzug zu begehen. Schon im Zug hält der Polizist Ausschau nach dem Verbrecher, der zwar ein Meister der Verkleidung, doch auch sehr hochgewachsen ist. Auffällig ist allerdings nur ein untersetzter Pfarrer, der eine unschätzbar wertvolle Reliquie mit sich führt, ein blaues Kreuz, und dies lautstark im Zug kundtut. Der Geistliche, nach Valentins Einschätzung ein ungeschickter Einfaltspinsel, stellt sich ihm als Jeremiah Brown aus Edenbridge vor.

Die Wege von Brown und Valentin trennen sich wieder, und schon bald stößt der Polizist auf einen ersten Hinweis zu Flambeau. Offensichtlich befand sich der Verbrecher ausgerechnet in Browns Begleitung, der eine auffällige Spur skurriler Ereignisse hinterlässt.

Als er [Valentin] die Viertel jenseits Victoria durchwanderte, hielt er plötzlich inne und blieb stehen. Er stoppte vor einem Restaurant, das aussah, als ob es sich von Soho hierher verirrt hätte. Das Gebäude übte eine geradezu unanständige Anziehung auf ihn aus. […] Er sagte sich: Wenn dem Verfolger ein bestimmter Ort ins Auge fällt, warum sollte er dann nicht auch dem Verfolgten aufgefallen sein?

Auffällig an dieser ersten Folge ist zunächst, dass nicht der Titelheld die zentrale Person darstellt, sondern das Geschehen aus der Perspektive von Aristide Valentin geschildert wird, der sich auf Flambeaus und Browns Spur durch London bewegt. So ist es weit wirkungsvoller möglich, das abnorme, ja verrückt scheinende Verhalten von Pater Brown derart bizarr darzustellen, dass man mitunter am Verstand des Pfarrers zweifelt. Eine Meinung, die der intelligente Valentin allerdings schon im Lauf seiner Verfolgung revidiert.

Alles in allem bildet Das Blaue Kreuz einen sehr guter Einstand in die Serie klassischer Pater-Brown-Fälle, der einen harmlosen Kriminalfall mit bizarrer Komik verbindet und Pater Brown als scharfsinnigen Beobachter und schnellen Denker vorstellt, der von seiner Umgebung meist sträflich unterschätzt wird. Die Quittung für dieses Versäumnis folgt auf dem Fuß. Dass die Geschichte jedoch für das Hörbuch in die Gegenwart verlegt und entsprechend modernisiert wurde (z. B. hat Pater Brown seine Zugfahrkarten im Internet gekauft), wäre nicht notwendig gewesen und sorgt für einige Abstriche, was das Flair der Geschichte angeht.

Die einzige Erklärung, die dafür Sinn macht ist, dass man mit den »Neuen Fällen des Pater Brown«, die im gleichen Reihenlayout im Blitz Verlag erscheinen und die ebenfalls in der Gegenwart spielen, eine einheitliche Zeitlinie präsentieren will.

Das von Mark Freier gestaltete Covermotiv ist ohne Frage gut gelungen, hat jedoch keinerlei Bezug zur Geschichte und sieht eher wie ein nicht verwendetes Titelbild für Dorian Hunter aus, zumal es sich bei dem titelgebenden Kreuz um ein Schmuckstück handelt.

Wie eigentlich alle aktuellen Winterzeit-Produktionen erhält man auch hier wieder rundum perfekte Qualität. Die Sprecher sind Profis und sehr gut ausgewählt – unter anderem Erich Räuker als Pater Brown, Tobias Kluckert als Hercule Flambeau. Die Musik wurde eigens für die Serie produziert, die Geräusche ziehen den Hörer förmlich in die Handlung hinein. Außergewöhnlich und sehr angenehm ist es, dass mit Brigitte Carlsen zur Abwechslung einmal eine Erzählerin zum Einsatz kommt, die zuerst stimmungsvoll in die Handlung einführt und sich auch zwischenzeitlich immer wieder zu Wort meldet.

Ausgewiesen wie die Serie als inszenierte Lesungen, doch wie schon bei den Sherlock Holmes Chronicles und Larry Brent handelt es sich eher um Hörspiele. Die Länge ist mit knapp 50 Minuten absolut ausreichend bemessen. Positiv, dass die Geschichte nicht künstlich verlängert wurde.

Fazit:
Toller Serienstart in gewohnt guter Winterzeit-Qualität. Alle Fans der Sherlock Holmes Chronicles können Die rätselhaften Fälle des Pater Brown uneingeschränkt empfohlen werden.

(eh)

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