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Fritz Wildaus Abenteuer zu Wasser und zu Lande 10

Friedrich Gerstäcker
Fritz Wildaus Abenteuer zu Wasser und zu Lande
Kapitel 10
Wie Fritz ein Seeräuber werden sollte
Die erste Beute

Kaum hatte Fritz die feste Überzeugung an der ganzen Bewegung des Schiffes gewonnen, dass sie wirklich wieder in See gegangen seien, als sich die Tür des Gefängnisses öffnete und der Portugiese zu ihm trat, um seine Ketten aufzuschließen.

»Nun halt still, mein Bursche«, sagte er dabei, »und sei von jetzt an vernünftig – der Kapitän will ein Auge zudrücken und dich freigeben. Aber ich möchte nicht in deiner Haut stecken, wenn er dich zum zweiten Mal in fremdem Fahrwasser ertappt. Deshalb halt’ ein Auge offen, mein Junge, sei klug – du wirst am besten wissen, was deiner Haut gut ist.«

Unter solcher wohlmeinender Warnung hatte der Portugiese den jungen Burschen losgeschlossen, als dieser langsam aufstand und sich streckte. Die Glieder erst wieder an die freie ungehinderte Bewegung zu gewöhnen, öffnete jener die Tür und sagte lachend: »Komm an, Kamerad und sieh zu, dass du den Alten erst wieder zu Lee kriegst. Musst aber tüchtig aufkreuzen, wenn du’s dahin bringen willst.«

Fritz verstand recht gut, was der Matrose damit meinte, war aber auch fest entschlossen. Es mochte daraus entstehen, was da wolle, dem Mann, der ihn unter falschen Vorspiegelungen zu einem solchen Leben verlockt hatte, nicht ein Haarbreit zu weichen. Seines Lebens ohnedies überdrüssig, schien es ihm vollkommen gleichgültig, was der Bösewicht mit ihm machen konnte. Und doch hatte er noch lange nicht alle Schrecknisse dieses furchtbaren Schiffes gesehen, sollte noch Zeuge weit schlimmerer Szenen werden, als selbst die erlebten gewesen waren. Fritz glaubte doch, das sei das Schrecklichste, was nur auf der Welt unter Menschen geschehen könne.

»Hallo, mein Bursche!«, rief ihm der Kapitän entgegen, als er die Kajüte betrat. »Haben wir dir die Mucken ein wenig ausgetrieben? Eigentlich solltest du auch mit der Katze Bekanntschaft machen. Gelobt hatt’ ich dir’s auch, ich will aber erst noch einmal versuchen, was Güte imstande ist, bei dir auszurichten. Ich hoffe, du wirst dann deine Undankbarkeit bereuen und dich bessern. Pfui über dich, seine Wohltäter an eine Bande Sklaven zu verraten.«

»Ich bin Euch keine Dankbarkeit schuldig!«, rief da aber der Knabe trotzig und im vollen Bewusstsein seines Rechts. »Als ich zu euch an Bord kam, hielt ich euch für ein ehrliches wackeres Schiff und nicht für das, was Ihr seid«, setzte er finster hinzu. »Hättet Ihr mich meine Wege damals ungehindert ziehen lassen, so arbeitete ich jetzt bei ehrlichen Leuten und wäre glücklich und zufrieden. Aber lasst mich jetzt frei und ich will’s Euch noch nicht nachtragen für spätere Zeiten. Es soll mir eine Warnung gewesen sein für mein künftiges Leben. Doch Dank habt Ihr wahrlich nicht zu fordern.«

Der Kapitän schien über die kecke Rede des jungen Burschen keineswegs böse zu werden, er lachte im Gegenteil still vor sich hin und sagte schmunzelnd: »Es ist mir lieb, mein Junge, dass du dich nicht so leicht einschüchtern lässt. Ich mag wohl keckes und mutiges Blut haben, nur darf sich’s nicht nach der falschen Richtung hin einstemmen«, fuhr er drohend fort. Sein Blick gewann etwas Kaltes, Furchtbares. »Der Weg über Bord ist kurz, und bedenke Fritz, es kostet mich nur ein Wort. Wenn ich einmal wieder Ursache hätte, unzufrieden mit dir zu sein. Aber«, setzte er freundlicher hinzu, »du wirst schon vernünftiger werden. Tausende vor dir sind es geworden. Eine alte Seemannsregel ist die, nie höher in den Wind zu halten, als man liegen kann. Wenn man’s tut, straft sich die Sache gewöhnlich gleich selber. Also jetzt wieder an deine Arbeit, mein Bursche. Porto hat seine Sache, was Geschirraufwaschen betrifft, nur höchst mittelmäßig gemacht, seit du außer Dienst warst. Es ist Zeit, dass wieder alles in Ordnung kommt – keine Rede weiter«, fiel er dem Knaben finster ins Wort, als dieser noch etwas sagen wollte. »Versprich du mir, gut zu tun, so glaubt ich’s dir nicht eher, als bis ich’s selber sehe. Alles andere hilft dir doch nicht weiter und kann nur deine Lage verschlimmern. Also rechts umgekehrt, wie sie an Land sagen und fort mit dir.«

Der Alte wandte sich ab und Fritz, der recht gut wusste, dass in diesem Augenblick weitere Vorstellungen doch nichts helfen würden, verließ die Kajüte und ging vor allen Dingen an Deck, sich umzusehen, wo sie sich eigentlich befänden.

Die Turteltaube stand übrigens vor einer frischen Brise, mit allen Segeln wieder gesetzt, zwar in einem Nordkurs, nach See zu. Das kleine Fahrzeug sah so blank und rein aus, als ob es eben erst, frisch aufgetakelt und gestrichen, vom Stapel gelaufen wäre. Von Sklaven konnte Fritz aber keine Spur mehr erkennen, selbst die beiden, früher zur Bemannung gehörigen Schwarzen, Cäsar der Mulatte und Jim waren verschwunden. Das Zwischendeck unten lag mit den Luken offen frei und leer da. Fritz schauderte, wenn er daran dachte, was aus all den Unglücklichen geworden sein musste. Aber er wagte es nicht, nach ihnen zu fragen. Die wilden mürrischen, oft von noch nicht vernarbten Wunden entstellten Gesichter, die von allen Seiten finster und drohend auf ihn blickten, dienten wahrlich nicht dazu, ihn die vergangenen Schreckensszenen vergessen zu machen.

Am Schlimmsten empfing ihn der Steuermann selber, dem eine mächtige, fast noch frische Wunde quer über die Stirn und Nase lief, die seinem ohnehin schon hässlichen Gesicht einen noch fürchterlichen Ausdruck gab.

»Hinunter mit dir, wohin du gehörst!«, fuhr er den Knaben an. »Kröte, vermaledeite! Was hast du hier oben herumzuspionieren. Suchst du deine schwarzen Schufte von Kameraden? Wär’s nach mir gegangen, so brauchtest du dich jetzt nicht lange nach ihnen umzusehen. Fort mit dir und keine Widerrede, oder ich schlage dir den Schädel zusammen, und wenn auch tausend Alte dazwischen ständen. Bestie, verräterische!« Er stampfte vor innerem Grimm und Zorn mit dem Fuß auf.

In Fritzes Herz drängte und trieb es, das Blut schoss ihm in die Schläfe und die Tränen traten ihm ins Auge vor Schmerz und Unmut. Aber was konnte er, ein Kind, gegen den zu allem fähigen Verbrecher tun? Er hätte ihm höchstens willkommenen Grund zu neuen Misshandlungen gegeben. Im Innern jedoch schwor er sich’s die Schmach zu rächen, wenn sich ihm einst Gelegenheit dazu böte. Das erste bittere Gefühl der Rache keimte und sprosste in dem jungen, bis jetzt noch reinen unverdorbenen Herzen.

Von dem Tag an trug er ein Messer im Gürtel, unter der Jacke. Er wollte geschützt sein gegen Misshandlung dieser Menschen, wenn sie ihn zum Äußersten trieben, so sollten sie wenigstens den Stachel des Wurmes fühlen, den ihr rauer Fuß erbarmungslos zertrat.

An Bord gab es aber bald andere Dinge zu tun, als einen Knaben zu misshandeln. Die Ausgucker vom Mast oben signalisierten schon am zweiten Tag nach den erst beschriebenen Vorfällen ein Segel in Lee. Die Turteltaube, die trotz ihres jetzt ziemlich offenen Charakters den friedlichen Namen noch immer beibehalten hatte, hielt vor dem Wind fast, nur in etwa der erhofften Beute die Bahn abschneidend, gerade darauf zu. Es dauerte auch gar nicht lange, bis sie es weit genug angelaufen hatte, um die Flagge zu erkennen. Es wies sich bald als eine schwedische Brigg aus, die wahrscheinlich nach einer der in Mittelamerika gelegenen holländischen oder französischen Besitzungen hinüber wollte, die Produkte des heißen Südens für ihre kalte Heimat einzuhandeln und hinüber zu schaffen.

Jetzt zeigte sich übrigens der Charakter des Schoners, der von der Furcht des Feindes vielleicht gerade einen leichteren Erfolg für sich erwartete, offen und frei. Die Drehbasse, wie solche Art Kanonen genannt werden, stand, von jeder Hülle befreit, an Deck mit Munition dabei. Die Leute gingen bis an die Zähne mit Cutlass oder kurzen Schwertern und Pistolen bewaffnet, schon in Schussnähe des bedrohten Schiffes. Als von dessen Gaffel die schwedische Flagge wehte, stieg bei ihnen das blutrote Zeichen des Mordes empor und flatterte in der frischen Brise.

An Bord des Schweden entstand plötzlich wilde Verwirrung, die Leute liefen hin und her und es war augenscheinlich, dass sie das furchtbare Symbol des Piraten überraschte. Der Hai, denn selbst der falsche Name, der nur auf einem schmalen bemalten Leinwandstreifen über den rechten bis jetzt gezogen war, wurde hinweggenommen, glitt indessen, aber ohne noch einen Schuss zu tun, so nahe an die Brigg heran, dass sie die wildverworrenen Befehle an Bord hören konnten, als Tom Brendall das erste Signal zum Feuern gab und gleich darauf auch die sicher gezielte Kugel in das Heck des Schiffes durch die Kajüte einschlug.

Der am Steuer stehende Matrose verlor dabei den Kopf so vollkommen, dass er das arme Fahrzeug gerade vor dem Wind weghielt und dem Piraten die günstige Gelegenheit bot, mit seiner zweiten Kugel sein ganzes Deck von hinten nach vorn zu bestreichen.

Der Steuermann der Hai stand selber an der Drehbasse. Ein wirklich teuflisches Lächeln flog über seine Züge, als er den Vorteil erkannte, der ihnen dadurch geboten wurde. Er zögerte auch keinen Moment, ihn zu benutzen. Der nächste Schuss tat furchtbare Wirkung an Bord der ihrem Geschick verfallenen Brigg. Durch eine Gruppe von Leuten schlagend, die auf dem Quarterdeck versammelt standen, traf sie, an dem Hauptmast dicht vorbei streichend, den vorderen Mast. Die umherschlagenden Splitter desselben, während das gewaltige Holz mit seiner Wucht von Segeln und Tauen schwerfällig über Bord schlug, verwundeten die Matrosen nach allen Richtungen hin.

Die Brigg war ein Wrack. Der Schoner, vollkommen sicher, keinen weiteren Widerstand zu finden, lief wenige Minuten später längsseits desselben, während aus dem Takelwerk heraus, in das sie hineingeklettert waren, um leichter an Bord der Prise zu kommen, die Piraten an Deck des Schweden sprangen und sich dort auf die wenigen, keinen Widerstand leistenden Matrosen warfen, die sie ohne Weiteres banden und unter der Obhut ihrer Gruppe ließen.

Der Steuermann der Brigg war durch die zweite Kugel getötet, der Kapitän durch einen Splitter der Schanzkleidung verwundet worden. Während der wilde beutelustige Haufen nach unten strömte, an Deck zu holen, was der Mühe lohnte, forderte Tom Brendall den schwedischen Kapitän auf, ihm sein Bargeld oder was er sonst an wertvollen Sachen mit sich führte, zu übergeben. Dieser aber, so schon durch seine Wunde gepeinigt, biss die Zähne zusammen und erklärte dem Piraten, er möge sein Schlimmstes tun, aber das Geld bekäme er nicht. Das sei gut versteckt und solle mit dem Schiff schwimmen oder versinken.

»Dafür gibt’s Mittel, mein alter Bursche«, lachte aber der Seeräuber, »derlei spröde Gesellen kommen uns oft in unserem Geschäft vor. Wir wissen, wie wir sie zu behandeln haben. Wenn dir das Geld lieber ist als das Leben deiner Leute, so können wir uns nachher auch noch immer einen Spaß mit dir selber machen. Also an Deck da drüben!«, schrie er einigen seiner Mannschaft zu. »Schiebt die Planke über und lasst die Burschen da vorn einen nach dem andern spazieren gehen, bis ich euch sage, dass es genug ist.«

»Aye, aye, Sir!«, tönte der bereitwillige Ruf der Henkersknechte.

Eine Planke war in wenigen Sekunden etwa sechs Fuß hinaus über Bord geschoben. Während sich ein Teil der Banditen auf das hintere Ende stellte, um es dort niederzuhalten. Den Erstbesten aus der Mannschaft des unglücklichen Schiffes griffen sie auf, banden ihn los und hießen ihn hinausgehen.

Der Arme kannte sein Schicksal. Es ist das die gewöhnliche Art der Seeräuber, sich ihrer Gefangenen zu entledigen. Ohne ein Wort zu sagen, nur mit einem grimmigen Blick von Hass und Wut in den Zügen, schritt er gegen die Planke vor, dem Befehl zu gehorchen. Es war ein baumstarker junger Bursche, eine wahre athletische Gestalt. Einer der Piraten, der den Posten eines Bootsmannes zu haben schien und an der Schanzkleidung lehnte, um den Sprung des ersten Opfers mitanzusehen, sagte höhnisch lachend: »Wird einen tüchtigen Plumps ins Wasser tun und ein delikater Bissen für die Fische werden, bei Gott.«

»Sie dürfen die Leute nicht in der Art morden!«, rief aber jetzt der schwedische Kapitän und blickte in Todesangst zu dem furchtbaren Schauspiel.

»Dürfen?«, höhnte aber der alte Tom Brendall. »Was dürfen wir nicht und wer sollte uns hindern? Hinüber mit ihm.«

»Also komm, mein Püppchen, mach schnell!«, rief der Bootsmann.

»Ich gehe schon!«, rief der Schwede, »aber nicht allein!«

Ehe der Pirat auch nur einen Schrei der Überraschung ausstoßen oder sich gegen den Anfall verteidigen oder schützen konnte, sprang der also zum Tod verdammte und zur Verzweiflung Getriebene auf ihn zu, fasste ihn mit Riesenstärke, hob ihn auf wie ein Kind und riss ihn nach außen auf die Planke.

»Hilfe!«, schrie in dem Augenblick der entsetzte Räuber, »Hilfe!«

Seine Kameraden wollten zu seinem Beistand zuspringen, dabei aber vergessend, dass sie gerade auf demselben Brett standen, um es im Gleichgewicht zu halten, verließen sie kaum ihren Platz, als das vordere Ende der Planke, noch ehe sie den Schweden und sein Opfer erreichen konnten, niederschlug und beide Männer in der hoch über ihnen zusammenschlagenden Flut versanken.

Der Bootsmann tat sein Bestes, wieder nach oben zu kommen. Die wirklich erschreckten Räuber konnten selbst tief in dem klaren Wasser den Todeskampf der Männer schaudernd erkennen. Aber eben so gut hätte er versuchen mögen, seine Glieder den eisernen Fängen eines Schraubstocks zu entziehen. Für den Schweden gab es keine Hoffnung mehr, das wusste er recht gut. Erbarmungslos nahm er einen seiner Henker mit in die Tiefe.

Der alte Brendall aber stampfte böse über das Deck. Der Bootsmann war einer seiner besten Leute gewesen. Der Trotz des Schweden diente nicht dazu ihn zu besänftigen. Diesen also unter der Obhut zweier seiner Leute lassend, stieg er selbst in die Kajüte hinunter, nach irgendeinem versteckten Schatz zu suchen. Nur unbedeutend war aber die Summe baren Geldes, die sie fanden, und auch aus der Ladung, die meist in Mehl und einigen Kurzwaren bestand, ließ sich wenig Vorteil ziehen.

Wieder an Deck zurückkehrend versuchte er noch einmal die frühere Drohung auszuführen, aber umsonst, der Schwede beharrte auf seinem Schweigen.

»Tut mit uns, was ihr wollt, Hunde, die Ihr seid«, rief er im grimmigen Trotz, »denn verriete ich dir auch unser Gold, unser Schicksal bliebe immer dasselbe. Ihr mordet uns doch, um vor Verrat sicher zu sein.«

»Gut, dann sollt ihr wenigstens in Gesellschaft die Reise machen«, zischte der Pirat zwischen den Zähnen durch. Sein Ruf brachte die Gehilfen an Deck, die Mannschaft mit dem Kapitän in ihrer Mitte fest um den noch stehenden Hauptmast zu fesseln. Das geschah, sie durchstöberten noch einmal das Schiff nach allen Ecken und Enden, hoben selbst die Pumpstöcke heraus, um dort unten zu untersuchen, ob nicht der schlaue Schwede diesen Platz einstweilen zu seiner Schatzkammer gemacht habe. Aber umsonst, sie fanden nichts weiter, als was oben offen in den Schränken lag. Die Wut der solcher Art getäuschten Piraten kannte keine Grenzen.

»Sail ho! Segel in Sicht!«, rief da plötzlich einer der Leute. Als sich aller Blicke nach ihm wandten und der von ihm angezeigten Richtung mit den Augen folgten, sahen sie deutlich von Deck aus zwei Segel gerade zu windwärts, die, von der frischen Brise begünstigt, rasch näher zu kommen schienen.

Der alte Brendall nahm das Glas des Schweden, das über der Kajüttreppe lag und schaute, auf das Scheilicht tretend, lange und aufmerksam nach der neu auftauchenden Gesellschaft hinüber. Aber sie schien ihm nicht zu gefallen, denn er rief seinen Steuermann und ließ sich auch diesen erst überzeugen. Was die beiden Schiffe sein mochten, wurde sowohl bald seinen Leuten als auch der Mannschaft des eroberten Fahrzeugs klar, denn der Befehl zum Segeln rief augenblicklich sämtliche Piraten an Deck des fremden Schiffes.

»Und nun Feuer in das Nest hier und dann an Bord«, tönte des Kapitäns Stimme kalt und furchtbar an das Ohr der Gefesselten. »Die Burschen hier haben uns warm gemacht, wir wollen ihnen Gleiches mit Gleichem vergelten.«

»Hallo da, Bill, James, Redshirt!«, überschrie der Steuermann das wilde Hurra der Banditen. »Bringt die Kohlen aus der Kombüse. Hier das Sparrenwerk im Zwischendeck wird bald nachhelfen, rasch meine Jungen, wir haben nicht viel Zeit mehr zu verlieren.«

Er brauchte den Befehl nicht zu wiederholen. Die rohe Horde, ohnedies zur Wut getrieben über alle ihre getäuschten Erwartungen wie den Tod des Kameraden, kehrte nach wenigen Minuten mit der, dem Feuerherd entnommenen Glut zurück. Im Zwischendeck aufgeschüttet und mit allem, was an Holzwerk lose an Deck lag, überworfen, stieg gleich darauf schon dichter Qualm empor. Als die Piraten unter den Verwünschungen und Flüchen der Gefesselten mit wildem Jubel ihr kleines Fahrzeug abstießen, schlug die Flamme lichterloh empor und fraß, von der frischen Brise genährt, gewaltig um sich.

Aber auch der Hai hatte keine Zeit mehr zu verlieren, denn die näher und näher kommenden Segler ließen sich schon nicht mehr als Kriegsschiffe verkennen, denen der kühne symmetrische Bau der Masten und das ganze Eigentümliche der Takellage und Segel den nur zu deutlichen Ausdruck ihrer Bestimmung gaben. Es war ein volles Schiff und eine Korvette, von denen die Letztere bei Weitem das schnellere Fahrzeug zu sein schien. Dort an Bord konnten sie denn auch, was den Charakter der beiden also betroffenen Schiffe betraf, nicht lange im Zweifel bleiben. Die Korvette nahm nach einigen rasch gewechselten Signalen die Verfolgung auf, während die Fregatte auf das brennende Schiff zuhielt, dort vielleicht noch zu retten, was zu retten wäre.