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Fritz Wildaus Abenteuer zu Wasser und zu Lande 6

Friedrich Gerstäcker
Fritz Wildaus Abenteuer zu Wasser und zu Lande
Kapitel 6

Auf welche Art Cäsar seine schwarzen Brüder überredet und die Turteltaube mit voller Ladung in See geht

Der Leser muss mir einmal auf die nächste Plantage, und zwar in die eine der Hütten folgen, die unweit vom Herrenhaus in einem dichten Gebüsch von Bananen und Orangen, von einem kleinen Gemüsegärtchen umgeben, lag und wo eine ungewöhnliche Anzahl von Schwarzen bei dem matten ungewissen Schein einer einzigen Kokosnussölampe versammelt war. Cäsar, der Koch der Turteltaube, befand sich mitten zwischen ihnen und schien überhaupt eine keineswegs unbedeutende Rolle hier zu spielen, da alle in größter Spannung und Aufmerksamkeit um ihn herumdrängten und mit atemlosem Schweigen dem zu lauschen schienen, was er ihnen erzählte. Dies war aber in der Tat nichts Geringeres, als eine Aufforderung ihren Herren zu entfliehen und nach einem freien Land zu entkommen, wo sie wohl auch arbeiten müssten für ihren Lebensunterhalt, aber dann auch freie Menschen wären in Gottes freier Luft und nicht mehr verkauft und gepeitscht werden dürften.

Er brauchte ihnen nicht viel Derartiges zu sagen, jeder Einzelne hatte genug des Leides im eigenen Herzen zu tragen und wäre imstande gewesen, das nur flüchtig entworfene Bild mit glühenden, blutigen Farben auszufüllen.

An Ursache fehlte es ihnen wahrlich nicht, ihrer Qual, ihren Peinigern zu entgehen, aber – war die Flucht auch gewiss – waren sie sicher, dass sie nicht wieder zurückgebracht und dann ach wie so weit entsetzlicher noch behandelt werden würden? Und wohin wollte der weiße Kapitän sie überhaupt führen? Sie hatten das alles schon seit drei Abenden mit demselben Mann verhandelt. Die Ausführung des Planes war auf diesen Abend beschlossen worden. Da es aber zum Handeln kam, schraken die einen wieder vor dem entscheidenden Schritt zurück und andere fühlten sich durch Familienbande hier gehalten. Alle konnte das kleine Fahrzeug ja doch nicht aus Sklaverei und Elend retten, und wenn es seinen Raum ausgefüllt hätte mit ihnen bis unten zum Kiel hinab.

»Cäsar«, sagte da ein alter Neger mit grauer krauser Wolle auf dem dicken runden Schädel. »Ich habe mir die Sache hin und her überlegt und sie gefällt mir nicht. Ich bin nun schon so lange auf der Welt und habe entsetzlich viel Elend, manchmal von meines Gleichen.« Er sah dabei dem Koch fest ins Auge. »Am häufigsten aber von den weißen Männern ausgehalten und ertragen, selten aber Liebes und Gutes erfahren. Da will mir nicht in den Kopf, dass sich dieser weiße Mann da plötzlich aus reiner Menschenliebe einer so großen Gefahr aussetzen sollte, eine Partie armer Neger in Freiheit zu setzen. Dass wir für ihn arbeiten sollen, wenn wir nach Amerika kommen, bis wir unsere Passage abverdient haben, ist recht schön und gut, aber ich weiß nicht, mir kommt die Sache nun einmal verdächtig vor.«

Cäsar wollte etwas darauf erwidern, aber ein anderer junger Mann von der Pflanzung trat dagegen auf, beschuldigte den Alten, dass er alles immer so schwarz und traurig sähe, und erklärte unter jeder Bedingung diese Gelegenheit, und zwar mit Freuden benutzen zu wollen, der entsetzlichen Sklaverei zu entgehen.

»Schlimmer kann es nicht mit uns werden«, fuhr er in seiner Verteidigung fort, »und wenn wir auch wirklich in dem fremden Land noch einmal so viel arbeiten müssten wie hier, was gar nicht möglich ist. Böses kann aber der weiße Mann auch nicht mit uns im Sinn haben, denn wir sind unserer nachher viel mehr Schwarze an Bord als Weiße, sodass er also gar nicht imstande wäre, etwas gegen uns zu unternehmen, selbst wenn das in seiner Absicht läge. Cäsar hier ist ja selbst ein Neger, und Jim, der andere Schwarze, hat mir auch schon erzählt, was für ein wackerer Mann ihr Kapitän sei und wie viel Gutes er schon an armen schwarzen Menschen getan hat. Also ich versuche es und meine Frau und mein Kind gehen auch mit.«

Dem stimmten die meisten der Übrigen bei. Mit ihrem Willen konnte ihnen nichts Schlimmes begegnen und gegen ihren Willen vermochte der Kapitän, selbst wenn er es gewollt hätte, nichts auszurichten. Cäsar redete ihnen dabei nach besten Kräften zu. Der Alte zog sich endlich in eine Ecke zurück und erklärte, keinen Teil an dem Ganzen haben, aber auch nichts verraten zu wollen. Sie sollten tun, was sie nicht lassen könnten und er wollte ihnen nur wünschen, dass sie es nachher nicht zu bereuen hätten.

Soweit war die Verhandlung gediehen und man stand im Begriff, die noch nötigen Vorbereitungen zu treffen, als plötzlich jemand von außen an die Türklinke griff und diese zu öffnen versuchte. Im Augenblick herrschte Totenstille in dem engen Raum und die Unglücklichen sahen einander erschrocken an. Sie wussten sich auf einer, wenn auch nicht vor Gott, doch vor ihrem Herrn sehr strafbaren Tat. Die Angst, entdeckt zu werden und ihre Flucht jetzt noch im letzten Augenblick vereitelt zu sehen, griff ihnen mit eisiger Kälte an die Herzen. Sie hatten aber auch alle Ursache zu erschrecken, denn der späte Besuch, der ihren ausgestellten Wachtposten überrascht und zu Boden geschlagen hatte, war niemand Geringeres als ihr Aufseher selber, ebenfalls ein Mulatte wie Cäsar, aber ein furchtbar strenger und grausamer Mann, der sie oft schon der geringsten Kleinigkeiten wegen bis aufs Blut gepeitscht hatte.

»Holla da drinnen!«, rief er, als er die Tür verschlossen fand, »aufgemacht oder ich trete das Schloss ein!«

»Der Aufseher«, stöhnten einzelne.

»Nun, wird’s bald!«, schrie der Mulatte in wildem Grimm.

Der alte Neger trat endlich mit langsam zögerndem Schritt auf die Tür zu, dem Befehl zu gehorchen. Cäsar aber, der kaum vernahm, wer der unwillkommene Besuch sei, sprang, ohne von einem der Übrigen bemerkt oder wenigstens beachtet zu werden, aus dem kleinen hinteren Fenster hinaus ins Freie.

»Verdammte Bande!«, tobte der höchst gereizte Aufseher, dem das Öffnen der Pforte zu lange dauerte. Ein kräftiger Tritt gegen das schwache Schloss riss dieses aus seinen Schrauben, sodass die Tür weit aufflog. Im nächsten Augenblick stand der gefürchtete Mann, mit seiner schweren Peitsche in der Hand, allein zwischen ihnen. Sein unheildrohender Blick schweifte von einem zum anderen der bestürzt und niedergedonnert vor ihm Zitternden.

»Sooooh …«, sagte er endlich gedehnt, mit langsamer, boshafter und höhnisch klingender Stimme, »so, da finde ich ja ein ganz hübsches Nest von Verrätern beisammen. Fort wollt Ihr, he? Mit dem Schoner draußen auf See? Aber wartet, Kanaillen!«, fuhr er dann sich aufrichtend und mit wild blitzenden Augen fort. »Wartet, euch soll die Suppe versalzen werden. Sip, he, Sip!«, rief er sich umdrehend zur Tür, fuhr aber erschrocken zurück, denn im selben Moment sprang von dort her eine dunkle Gestalt mit blankem Messer auf ihn ein.

»Hilfe!«, wollte er rufen, aber eine sehnige Faust lag an seiner Kehle und Cäsars breites Messer saß ihm zur selben Zeit tief in der Brust, dass er laut aufstöhnend tot zusammenbrach.

»Das ist Mord!«, rief da zuerst der alte Neger schaudernd, »großer Gott, was soll nun aus uns werden?«

»Freie Menschen!«, rief aber Cäsar lachend, das Messer erst an den Kleidern des Ermordeten abwischend und dann in die Scheide zurückstoßend, »freie, fröhliche Menschen. Sein Helfershelfer Sip liegt schon draußen, ebenfalls von meinem Stahl getroffen und nun fort, meine Burschen!«, sagte er in keckem Übermut, »jetzt bleibt euch doch keine Wahl weiter als meinem Rat zu folgen, oder«, fuhr er langsam und höhnisch im Kreis umherschauend fort, »möchtet ihr den morgigen Tag hier abwarten?«

Die Männer standen eine Zeit lang in düsterem, peinlichen Schweigen um den Ermordeten herum, aber der Fremde hatte recht. Es blieb ihnen jetzt weiter keine Wahl, als einer furchtbaren Strafe, die hier Schuldige und Unschuldige treffen würde, zu entfliehen. Selbst die Unschlüssigen schienen dadurch plötzlich von ihrer Ratlosigkeit geheilt zu sein.

»Wir müssen!«, sagten sie, »wir können nicht anders.« Jeder eilte nun fort, die wenigen Sachen, die er notwendigerweise mitnehmen musste, zusammenzupacken und Frauen und Kinder an den Ort der Einschiffung zu führen. Der weiße Kapitän hatte erklärt, dass er spätestens bis Mitternacht seinen Anker lichten und mit der Ebbe in See hinaustreiben würde. Bis dahin war gerade keine Zeit zu verlieren.

Aber auch der Alte, Sambo genannt, erklärte sich nun bereit mitzugehen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, ausgenommen er wäre gleich zu seinem Herrn gegangen und hätte den ganzen Plan verraten. Und das wollte er nicht. Lief er aber nicht und fand man morgen die Leichen und die Übrigen entflohen, so wusste er recht gut, dass sie ihn peitschen würden, solange er noch ein Stück Haut auf dem Rücken hatte.

Das war alles, was Cäsar wollte.

Es mochte um die elfte Stunde der Nacht sein, als Fritz, der gewissenhaft seine Wache gehalten hatte und nicht wenig von unzähligen Schwärmen von Moskitos dabei unterstützt worden war, doch anfing, schläfrig zu werden. Er setzte sich auf die Back, den Rücken dem Schiff zugedreht und begann einzunicken. Manchmal fuhr er dabei auf und horchte, aber er fiel unwillkürlich in eine Art von Halbschlaf und wäre beinahe von seinem Sitz hinunter auf Deck gefallen. Da sprang er auf und ging einige Male über den schmalen Raum hin und her.

Eben wollte er zu dem Kompasslicht zurückgehen, neben dem eine kleine Taschenuhr hing, um zu sehen, wie spät es sei, als er deutlich das Fahrzeug durch irgendetwas erschüttert fühlte. Als er aufmerksam lauschend, stehen blieb, dem Geräusch zu horchen, hörte er deutlich, dass jemand draußen am Klüverbaum war und wahrscheinlich von dort hereinkommen wollte.

Seiner erhaltenen Order nach lief er rasch zurück in die Kajüte, den Steuermann zu wecken. Dieser aber befahl ihm, unten zu bleiben und auf den Kapitän zu warten, da er selber die Wache an Deck übernehmen wolle.

Fritz verließ nun zwar die Kajüte nicht, horchte doch aber dann und wann hinaus und merkte wohl, wie eine Menge Menschen nach und nach an Bord kam und hinunter in das Zwischendeck gelassen wurde. Der Kapitän war ebenfalls gekommen, blieb aber auch an Deck. Ein reges, geschäftiges, aber doch heimlich verstecktes Leben herrschte an Bord.

Fritz’s Herz klopfte fast hörbar. Er wusste, dass sein Kapitän im Begriff war, ein gutes Werk zu tun und einer Menge armer, unglücklicher Menschen die Freiheit wiederzugeben. Und doch kam es ihm vor, als ob sie unrecht täten, als ob das ebenfalls eine Art Diebstahl wäre und er eigentlich mit darum wisse und eben so gut schuldig daran sei wie die anderen. Und dass sie das alles so heimlich tun mussten, gefiel ihm jedoch nicht. Er tröstete sich mit dem Gedanken, wie glücklich die armen Menschen nun bald werden würden, und ließ alle anderen Gedanken nicht weiter in sich aufkommen.

Jetzt schien alles in Ordnung zu sein, denn einer der Leute wurde hinten an das Steuerruder beschieden. Fritz konnte bemerken, wie sie vorn den Anker in die Höhe nahmen, denn er hörte dann und wann das vorsichtig gedämpfte Klirren der Kette. Etwa eine halbe Stunde später war der Schoner flott und trieb mit der Strömung und ausgehenden Ebbe langsam den Fluss hinunter der offenen See zu.

Es war so dunkel, dass man seine Hand kaum vor Augen erkennen konnte. Das ferne Rollen eines aufsteigenden Gewitters begünstigte ebenfalls die geheime Entfernung des Fahrzeuges. Am Ufer selbst fanden sie sich mithilfe der Schwarzen zurecht, die hier jeden im Wasser liegenden Baumstamm kannten und mit langen Stangen dort einstemmten, wo sie die Bank niedrig fanden. Sie wussten recht gut, welcher Gefahr sie ausgesetzt wären, wenn sie mit dem ebbenden Wasser irgendwo aufliefen und dann bis Tagesanbruch, wo die Flut wieder stieg, hätten sitzen bleiben müssen. Kaum übrigens aus dem Bereich der gefährlichsten Bänke, so kam der Wind hohl und rauschend über die Wipfel der Bäume dahergebraust. Gerade vom Land stand er ab, und als das Wetter vorübergegangen war, die Luft wieder klar und der Wind schwächer wurde, hatte die Turteltaube ihre Zeit so gut benutzt, dass sie das Land schon viele Meilen hinter sich ließ und wie es schien, außer aller Gefahr war. Die Behörden des kleinen Hafens konnten ihnen nämlich mit ihren Booten nicht nachsetzen, wenn sie am anderen Morgen die Flucht der Sklaven bemerken sollten. Ein Kriegsschiff lag glücklicherweise nicht dort, das sie ihnen hätten nachschicken können.

Die Schwarzen tanzten und jubelten denn auch an Deck umher, als sie sich nur erst einmal weit genug vom Land wussten, nicht mehr gehört zu werden. Nur der alte Sambo saß traurig und schweigend in einen Winkel gedrückt, von niemand gesehen, von niemand gesucht und hing seinen trüben Gedanken nach, was wohl die Folgen dieses raschen und so gewaltsam herbeigeführten Schrittes sein würden.

So brach endlich der Morgen an. Als der erste graue Dämmerschein im Osten emporstieg und sich mehr und mehr ausbreitete, am Horizont und lichter und lichter wurde, da stand das Deck gedrängt voll von den schwarzen Gestalten. Sie alle schauten mit freudestrahlenden Augen um sich her auf das freie wogende Meer und zurück zu der fernen Küste, die so weit hinter ihnen lag, dass sie kaum noch die Umrisse der bewaldeten Schluchten unterscheiden konnten. Der alte Tom Brendall ging vergnügt auf seinem schmalen Quarterdeck auf und ab und rieb sich die Hände. Der Steuermann lehnte schmunzelnd über der niedrigen Schanzkleidung und flüsterte dann und wann einzelne Worte mit ihm, wenn er in seine Nähe kam.

»Wetter noch einmal, Kapitän!«, sagte er da plötzlich und griff, sich aufrichtend, nach dem Fernrohr, das neben ihm an der Reling lehnte. »Was zum Teufel ist das für ein Segel da drüben, dicht unter der Küste, ich habe doch gestern Abend nirgends eines am Horizont erkennen können.«

»Wo?«, rief der alte Brendall und schaute überrascht zu der Gegend hin, auf welche sein Steuermann das Fernrohr scharf gerichtet hielt, es wieder abnahm, sich das rechte Auge auswischte und nochmals durchschaute. Endlich schien er mit seiner Observation fertig, aber keineswegs zufrieden zu sein, denn das Glas dem Kapitän hinüberreichend sagte er kopfschüttelnd und mit dem Daumen der rechten Hand nach der Küste hinüber zeigend: »Ich glaube, wir befänden uns besser, wenn wir ein wenig weiter fort wären von hier. Der Bursche da drüben gefällt mir nicht und es sollte mich gar nicht wundern, wenn er in allernächster Zeit sich genau soviel Mühe gäbe, hinter uns herzuhalten, wie wir anwenden werden, von ihm fortzukommen.«

»Alle Wetter!«, rief auch der Alte, als er eine Zeit lang durch das Fernrohr geschaut und das fremde Fahrzeug aufmerksam betrachtet hatte. »Das ist beim Teufel ein Kriegsschiff. Wo das nur auf einmal hergeschneit kommt? Aber es ist auch vielleicht ein Engländer oder Amerikaner. Und die werden sich hüten, weggelaufene Sklaven für brasilianische Pflanzer einzufangen.«

»Nein, nein«, sagte der Steuermann finster mit dem Kopf schüttelnd, »weder englische noch amerikanische Kreuzer haben da so dicht unter der Küste viel verloren. Aber«, setzte er dann plötzlich rasch hinzu, »wundern soll’s mich gar nicht, wenn einer der schwarzen Burschen vielleicht das Segel kennt. Ist es ein portugiesisches oder brasilianisches Kriegsschiff, das vielleicht öfter den Platz besucht, dann muss es auch ihnen bekannt sein. Ist es das nicht, haben wir nichts zu fürchten.«

Der Steuermann ging, ohne etwas darauf zu erwidern, nach vorn und zwischen den Schwarzen durch, die sich jetzt nur einer wilden ausgelassenen Fröhlichkeit hingaben und an gar keine Gefahr dachten. Sich die verschiedenen Gruppen scharf betrachtend, kam er auch zu dem Alten, der still und allein vorn auf der Back stand und ebenfalls nach dem Land und dem weißen Segel, das sich recht gut mit bloßen Augen erkennen ließ, hinüberschaute.

»Hallo, Alter«, redete er diesen an, »irgendetwas im Wind? Gefällt Euch das Segel nicht?«

Der Alte schüttelte mit dem Kopf, erwiderte aber kein Wort.

»So kommt einmal mit nach hinten zum Kapitän und schaut durch das Fernglas, vielleicht könnt Ihr ausmachen, was es ist.«

Der Alte sah ihn einen Augenblick forschend an und folgte dann schweigend der Einladung, hatte aber, auf dem Quarterdeck angelangt, kaum wenige Minuten aufmerksam durch das Glas, das er recht gut zu handhaben wusste, gesehen, als er es mit sehr bestürztem Ausdruck in den Zügen zurückgab und nur einfach sagte: »Dom Pedro.«

»Dom Pedro, wer?«, fragte der Kapitän schnell. »Euer Dom Pedro de … wie heißt er gleich? «

»Nicht der Dom Pedro«, erwiderte kopfschüttelnd der Alte. »Dom Pedro Kriegsschiff … läuft wie der Wind und hat viel Kanonen.«

»Hm, wäre nicht übel«, brummte der Kapitän. »Aber wo zum Teufel ist das schurkische Fahrzeug da auf einmal hergekommen? Gestern Abend war auch noch nicht die Spur von ihm zu sehen, weder am Land herum noch zur See zu.«

»Hat hinter der nördlichen Spitze gelegen«, sagte der Alte und zog sich langsam und vorsichtig wieder von Deck zurück. Der weiße Mann wurde ärgerlich und ging mit schnellen Schritten auf seinem Verdeck auf und ab. Der alte Sambo wusste aus Erfahrung, was seine Rasse von der weißen in solchem Fall oft auszustehen hatte.

Kapitän Brendall konnte aber gar nichts weiter in der Sache tun. Was sein kleines Fahrzeug an Segeln zu tragen vermochte, das war schon auf und sie ließen das Land so rasch hinter sich, als sie die schwache Brise führen wollte. Aufmerksam betrachteten sie aber währenddessen das fremde Segel, das jetzt augenscheinlich unter Land lag und vielleicht mit dem Fort telegrafierte, und sollten auch nicht lange über dessen Bestimmung in Ungewissheit bleiben. Plötzlich konnten sie deutlich erkennen, wie es die Stellung seiner Segel veränderte. Ehe zehn Minuten vergangen waren, blieb es keinem Zweifel mehr unterworfen, dass es in vollster Verfolgung hinter ihnen her war.