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Der Meister und Margarita

Der-Meister-und-MargaritaDer Meister und Margarita
Regie: Aleksandar Petrovic, Drehbuch: Barbara Alberti, Darsteller: Ugo Tognazzi, Mimsy Farmer, Alain Cuny, Italien/Jugoslawien 1972, Laufzeit: 95 Minuten

Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow gilt als einer der wichtigsten Romane der Moderne. In der Sowjetunion verboten, entwickelte sich die Mischung aus Schauerroman, Liebesgeschichte, Satire und Groteske zum Kultbuch der Hippiebewegung. Sogar die Rolling Stones kamen an dem Buch nicht vorbei und verarbeiteten die Geschichte in ihrem Song Sympathy for the Devil.

1972 verfilmte der bekannte Regisseur Aleksandar Petrovic Bulgakows Meisterwerk mit Ugo Tognazzi und Mimsy Farmer in den Hauptrollen. Es geht um den Schriftsteller Nikolai, dessen Theaterstück über Pontius Pilatus bei den verantwortlichen Beamten zu großer Aufregung führt, da darin brisante politische Themen angesprochen werden. Kurzerhand soll das Stück verboten werden. Nikolai aber lässt nicht locker und möchte das Stück dennoch durchbringen. Als Konsequenz seiner Bemühungen wird er ins Irrenhaus gesteckt. Zugleich aber hält der Teufel persönlich mit zwei seiner Gehilfen Einzug in Moskau. Als Prof. Woland mischt er die Beamten und die Gesellschaft gehörig durcheinander.

Aleksandar Petrovic hält sich in seiner Adaption sehr genau an Bulgakows Roman. So werden die wichtigen Szenen beinahe eins zu eins wiedergegeben. Dies betrifft nicht nur die Dramaturgie, sondern auch die Kulissen, die wie aus dem Roman entsprungen zu sein scheinen. Zwar gibt es hier und da ein paar Veränderungen (aus Nikolais Kellerwohnung wird eine Wohnung im ersten Stock, aus Margarita seine Assistentin), doch stören diese weiter nicht. Zuschauer, die den Roman jedoch nicht kennen, werden beim Anschauen des Films so ihre Schwierigkeiten haben. Manche der Szenen erschließen sich einem nur, wenn man Bulgakows Roman bereits gelesen hat. Diesen wird die Adaption wahrscheinlich eher wie eine reine Groteske vorkommen. Für genauere Erklärungen war in der Produktion anscheinend kein Platz, um den Film nicht länger als die gewohnten eineinhalb Stunden werden zu lassen. Dies macht sich besonders in der Liebesgeschichte zwischen Nikolai und Margarita bemerkbar, die durch ihre Skizzenhaftigkeit im Vergleich zum Roman an Spannung verliert. Petrovic macht dieses Manko aber durch wunderbare Zwischenaufnahmen wieder wett. Untermalt von der Musik Ennio Morricones ergibt sich dadurch ein teils surreales Kunstmärchen.

Insgesamt ist es erstaunlich, dass es Aleksandar Petrovic überhaupt gelungen ist, Bulgakows vielschichtiges Werk filmisch umzusetzen. Dass seine Verfilmung überhaupt funktioniert, dazu tragen vor allem die hervorragenden Schauspieler bei, allen voran Alain Cuny, der als Prof. Woland absolut überzeugend wirkt. Der DVD-Release wird dadurch zu einer netten Wiederentdeckung.

(mp)