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Der Rithmatist

Der-RithmatistBrandon Sanderson
Der Rithmatist
Originaltitel: the rithmatist (2013)

Fantasy, Hardcover mit Schutzumschlag, Heyne, München, Juli 2015, 432 Seiten, 14,99 Euro, ISBN: 9783453269866, Übersetzung: Jürgen Langowski, Titelbild: Nele Schütz Design, Karte und Zeichnungen: Ben McSweeney
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»Wie wird man Magier, wenn man nicht zaubern kann? Mit diesem Problem kämpft Joel tagtäglich, denn nichts wünscht er sich sehnlicher, als ein Rithmatist, ein berühmter Kreidemagier, zu werden. Doch so sehr er sich auch bemüht, seine Kreidefiguren bleiben leblos – bis zu dem Tag, an dem plötzlich das Schicksal aller Rithmatisten auf Joels Schultern ruht. Einem Tag, an dem eine lange verborgene Gabe in ihm erwacht …«
Der sechzehnjährige Joel ist magisch untalentiert und darf dennoch als der Sohn eines Angestellten die Armedius-Akademie besuchen. Die Akademie ist der Ort, an dem Kreidemagier, die sogenannten Rithmatisten, ausgebildet werden. Kreidemagier sind solche, die mittels Kreide Figuren malen können. Diese werden lebendig, um die Wünsche ihrer Erschaffer zu erfüllen. An der Armedius-Akademie lehren viele berühmte Kreidemagier, die dort auch zum Teil wohnen. Joel hat einen Traum, er möchte ebenfalls ein Rithmatist werden. Jeder, der bei der Weihe zum Rithmatisten ernannt wird, besitzt die Fähigkeit, mit Kreide lebendige zweidimensionale Wesen zu erschaffen. Aus geometrischen Formen und Linien werden ganz Verteidigungsanlagen. Da ist es schon eine schöne Sache, wenn er bei Professor Fitch in den Vorlesungen geduldet wird. Bei anderen Lehrern ist er nicht gern gesehen, will man sich doch nicht mit einem Stümper umgeben. Auch seine Mitschüler zeigen ihm oft die kalte Schulter. Dennoch, Joel ist ehrgeizig und will nicht aufgeben. Ihm würde es ja genügen, wenn er zumindest als Assistent arbeiten könnte. Er verdoppelt seine Anstrengungen, trotz seiner Talentlosigkeit, alles zu lernen, zu hinterfragen, zu ergründen. Seine Willenskraft und seine rationalen Überlegungen bringen ihn dazu, andere Wege zu beschreiten, um mit gleichen Mitteln zum Erfolg zu gelangen. Seine Talentlosigkeit steht ihm erheblich im Weg, dennoch wird er mit seinem Lerneifer zu einem der besten Theoretiker über die Rithmatik. Und trotz seiner »Nicht-Magie« ist er durchaus in der Lage, helfend einzugreifen. Etwa in der Situation, als eine der Mitschülerinnen verschwindet und sich unbekannte Kreidezeichnungen an den Wänden finden, die sich erst einmal niemand erklären kann. Es bleibt aber nicht bei dem einen Mädchen, auch andere Schüler verschwinden. Zurück bleiben nur Kreidezeichnungen. Bei seinen Ermittlungen hilft ihm die Mitschülerin Melody, mit der er sich angefreundet hat. Eine der wenigen, die nicht von oben auf ihn herabblicken. Eine wichtige Rolle spielt auch Professor Fitch, der in einem Duell verheerend geschlagen und in der Rangfolge vom Dozenten zu einem normalen Nachhilfelehrer zurückgestuft wurde. Auf der Suche nach den Mitschülern und Antworten gerät er immer mehr in Gefahr. Er ist geschockt, als er feststellt, dass ein anderer Rithmatist hinter den Entführungen steckt.

Joel ist ein unglaublich liebenswürdiger Handlungsträger, der dem Leser sofort sympathisch ist. Zu Beginn widmet sich Joel der Kreidemagie und erklärt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Ursache und Wirkung. Damit wird die Welt, bildlich durch eine schöne Karte (eindeutig ein zerlegtes Nordamerika) dargestellt, für den Leser schnell vertraut, wenngleich nicht alle Rätsel erklärt werden und somit vieles offenbleibt. Hinzu kommen die Kreidekreiserklärungen und die Vignetten von den Kreidelingen, die nicht nur gut aussehen, sondern vertraut wirken und für die Handlung wichtig sind. Der Handlungshintergrund erinnert ein wenig an Mathe-Magie Lyon Sprague DeCamp. Brandon Sanderson präsentiert eine komplexe Fantasywelt, arbeitet mit seinem perfekten Schreibstil in recht kurzen Sätzen, die aber nicht abgehakt wirken, sondern eine angenehme Spannung aufbauen. Branderson, dessen Steelheart vor Kurzem bereits besprochen wurde, tendiert dazu, die »kleinen« Personen in den Vordergrund zu stellen. Hier werden keine Heldenkrieger in heroische Schlachten geschickt, eher junge Menschen mit einem Fantasy-Krimi beschäftigt. Gerade diese Art zu schreiben, wird den jugendlichen Lesern gefallen. Manch einem Erwachsenen wird die Geschichte zu klischeehaft erscheinen. Es gab Zeiten, da konnten Hunderte (Halb)-Waisen die Welt retten und zum Helden aufsteigen. Bei Brandon sind die Jugendlichen weiterhin Jugendliche. Ihnen geht nichts verloren, sondern gewinnen an Erfahrung. Was dabei herauskommt?

(es)