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Frederick Marryat – Die Sendung – Kapitel 3

Kapitän Frederick Marryat
Die Sendung
Umschlagzeichnung nach Originalentwürfen von Professor Honegger
Neue deutsche Ausgabe. Magdeburger Verlagsanstalt. 1915
Kapitel 3

Am anderen Tag erreichte unser Schiff Rio und schickte sofort Boote aus, um frischen Proviant zu holen. Die Passagiere stiegen nicht an Land, weil den Kapitän erklärt hatte, sich keine Stunde länger als nötig aufzuhalten, und am zweiten Abend bereits ging es wieder dem Kap zu.

Die Möwen flogen hinten unserem Schiff her, stürzten nieder und fingen alles Essbare, das über Bord geworfen war, auf. Das Gespräch lenkte sich deshalb bald auf diese Wasservögel.

»Wie unterscheiden sich wohl die Federn der Wasservögel von denen der übrigere?«, fragte Alexander. »Fallen Hühner oder andere Landvögel ins Wasser, so müssen sie ertrinken, sobald ihre Federn durch und durch nass geworden sind.«

»Ich glaube nicht, dass in den Federn der Vögel ein großer Unterschied besteht«, sagte Mr. Swinton, »aber alle Wasservögel sind mit einem kleinen Behälter versehen, in welchem sich Öl befindet, mit diesem salben sie täglich ihr Gefieder und machen es wasserdicht. Wenn Sie darauf achten wollen, wie sich eine Ente putzt, so werden Sie finden, dass sie mit dem Schnabel stets nach dem Ende ihres Rückens langt, unmittelbar über der Stelle, wo sich der Schwanz anschließt. Dies geschieht nur, um das Öl zu holen, mit welchem sie ihr Gefieder, während sie es glatt streicht, beschmiert, sodass das Wasser nicht durchdringen kann.«

»Wie lange kann wohl ein Wasservogel auf dem Meer bleiben?«

»Ich glaube, nicht sehr lange, obschon andere Ansichten aufgestellt sind. Wir wissen von der Lebensweise dieser Tiere nicht so viel, als uns von anderen bekannt ist.«

»Können sie lange unter dem Wasser aushalten?«

»Ein großer Teil wenigstens nicht – zum Beispiel die Gattung der Enten. Die Taucher halten schon länger aus. Am Längsten vermögen aber die Halbwasservögel, deren Füße nur mit Halbschwimmhäuten versehen sind, unter dem Wasser zu bleiben. Ich habe selbst gesehen, wie das Wasserhuhn mehrere Minuten auf dem Boden eines Stromes fortlief und dabei pickte und fraß, als sei es auf dem Land.«

»Sie sagen, die Wasservögel können nicht lange auf dem Meer bleiben, wo bleiben sie dann?«

»Sie nehmen ihre Zuflucht zu den unbewohnteren Inseln und Riffen, die stets über dem Wasser stehen, da sammeln sie sich, brüten und ätzen ihre Jungen. Ich habe gesehen, wie zwanzig oder dreißig Morgen Land vollständig von diesen Vögeln oder ihren Nestern bedeckt waren, sie saßen dicht aneinander gekeilt. Jedes Jahr kommen sie zu derselben Stelle, die wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten ihr Brutplatz war. Sie bauen keine Nester, sondern kratzen ein kleines Loch in die Erde und legen ihre Eier hinein. Da sie stets dieselbe Stelle aufsuchen, bilden die Ausleerungen und die Fischreste eine ganze Schicht über die Erdoberfläche. Obgleich sie nur jährlich einen Bruchteil eines Zolls ausmacht, so verdickt sich diese Schicht allmählich bis zu zwanzig oder dreißig Fuß und der untere Teil wird dann so hart wie Felsgestein. Diese Ablagerung heißt Guano und wird seit undenklichen Zeiten von Peru und Chile als Düngemittel exportiert. Er ist vorzüglich, da er wesentliche Substanzen für den Ackerbau wie Ammonium, Phosphor, Salze und dergleichen enthält. In den letzten Jahren sind Proben nach England gebracht worden, und da die Massen unerschöpflich sind, so wird der Guano im Laufe der Zeit einen bedeutenden Exportartikel für die Schifffahrt bilden. Doch da kommt Mr. Fairburn, welcher uns hoffentlich die Geschichte der Kapkolonie weiter erzählen wird.«

»Er scheint mit den Verhältnissen der Kapniederlassungen sehr vertraut zu sein.«

»Wie sich nach längerem Aufenthalt nicht anders erwarten lässt, und ich bin überzeugt, er weiß mehr, als er sagen wird.«

Als Mr. Fairburn sich ihnen angeschlossen hatte, bat Alexander, seine Geschichte fortzusetzen, was er auch tat.

»Sie müssen nun nicht glauben, meine Herren, dass alles so glatt vonstattenging, weil die Engländer von der Kolonie Besitz genommen hatten. Die Gouverneure, welche mit der Leitung einer Niederlassung betraut werden, müssen längere Zeit an Ort und Stelle sein, bevor sie mit eigenen Augen urteilen können und ehe sie es nun so weit bringen, geraten sie manchmal in die Hände einer oder der anderen Partei, welche im Rat die Oberhand behauptet. So ging es auf dem Kap auch zu, allerdings war durch die Aufhebung der Sklaverei und die Erklärung, dass die Khoikhoi freie Bürger seien, schon viel geschehen. Die Vorurteile gegen die Khoikhoi und namentlich auch gegen die Xhosa bestanden aber fort und gingen auch auf die Kolonialbehörden über. Man schickte noch immer Kommandos, oder wie ich sie passender nennen will, Rotten von Plünderern aus. Die Xhosa lebten deshalb unter fortwährendem Druck, und trotz der Regierungsbefehle konnten die Khoikhoi nur wenig Gerechtigkeit erhalten, sodass sich ihre Lage nur wenig gebessert hatte. An einem Beispiel möchte ich zeigen, wie im Jahre 1810 die Rechte der Khoikhoi bei den Kapbehörden geachtet wurden. Die Begebenheit fiel allerdings vor die Freiheitserklärung der Khoikhoi, aber in eine Zeit, in welcher das englische Ministerium darauf drang, dass die Kolonialbehörden kräftigere Maßregeln einschlagen sollten, um die Lage der Khoikhoi zu verbessern.

Zu der Zeit, als das brutale Benehmen der Buren die Xhosa und Khoikhoi zum Krieg drang, waren die drei Brüder Stuurman Anführer der Khoikhoi. Der Friede wurde endlich wieder hergestellt, und man hatte hauptsächlich diesen glücklichen Ausgang den Bestrebungen dieser drei Brüder zu verdanken, welche sich mit ihren Leuten ruhig zu der Algoa Bay zurückzogen, wo ein Stuurman von der damaligen holländischen Regierung zum Häuptling des Kraals ernannt wurde. Diese unabhängigen Khoikhoistämme waren den Buren ein Dorn im Auge, um so mehr als die drei Brüder bei dem früheren Aufstand Anführer der Khoikhoi gewesen waren. Sieben Jahre lang ließ sich nichts Nachteiliges hören, bis endlich zwei Khoikhoi, welche sich bei einem Buren für eine bestimmte Zeit verdungen hatten, gegen den Willen ihres Dienstherrn, vor Ablauf der Dienstfrist, zu ihrem Kraal zurückkehrten. Der Bure verfolgte sie und forderte sie zurück aber Stuurman weigerte sich, sie herauszugeben. Die Gerechtigkeit lag klar aufseiten der Khoikhoi, aber dennoch schickte man eine bewaffnete Abteilung zum Kraal ab. Stuurman weigerte sich wiederum, die Leute auszuliefern und die Bewaffneten zogen wieder ab, da sie die Wut der Khoikhoi kannten und deshalb Bedenken trugen, den Angriff zu wagen. Durch Verrat gelang es ihnen aber, sich Stuurmans und eines seiner Brüder – der andere war bei einer Büffeljagd verunglückt – zu bemächtigen. Sie schickten beide nach Kapstadt, von wo aus man sie gegen alles Recht zu der Robbeninsel, einer Verbrecherkolonie, sandte. Sie wussten aber bald ihre Flucht zu bewerkstelligen und kehrten nach Xhosaland zurück. Drei Jahre später wagte Stuurman, der sich nach seiner Familie sehnte, ohne Erlaubnis die Kolonie zu besuchen. Er wurde aufgegriffen und als Verbrecher nach Neu-Süd-Wales geschickt, denn die Regierung war damals schon englisch.

Dies war das Schicksal des ersten Khoikhoi, der sich für das Recht seiner Landsleute erhob, und so kläglich benahm sich die englische Regierung. Man sah allerdings ein, dass man dem Mann Unrecht getan hatte, und das englische Ministerium fertigte den Befehl zu seiner Befreiung aus, aber es war bereits zu spät – Stuurmans Leiden hatten bereits in der Botany Bay ein Ende gefunden.

Ich habe diese Schilderung nur gegeben, um auf einen ähnlichen Fall der Ungerechtigkeit gegen die Khoikhoi vorzubereiten. Solange die Kolonie noch in Händen der Holländer war, lag ein Raum von ungefähr zwölfhundert Quadratmeilen zwischen der Koloniegrenze und dem großen Fischfluss. Dieses Reich gehörte den Khoikhoi und war der Tummelplatz der unaufhörlichen Gefechte und Raubzüge, die zwischen den Buren und Khoikhoi stattfanden.

Im Jahre 1811 beschloss deshalb die Kolonialregierung, die Khoikhoi vom Gebiet zu verdrängen und auf die andere Seite des großen Fischflusses zu verweisen. Dies war grobe Ungerechtigkeit, umsomehr, als man ihn mit der größten Grausamkeit vollzog. Die Khoikhoi mussten ihre ganze Ernte in Stich lassen und wurden ohne Grund scharenweise niedergemetzelt.

Ich möchte hierauf gleich die Ursache angeben, welche den Krieg der Khoikhoi gegen die Engländer bedingte. Der Kolonialgouverneur hatte sich damals mit einem Khoikhoihäuptling namens Gaika in Unterhandlungen eingelassen. Gaika war nur der Anführer eines Khoikhoi-Trupps, keineswegs aber der erste Häuptling. Und wenn auch die Engländer ihn in letzterer Eigenschaft behandelten, so wollten doch die Khoikhoi seine Autorität nicht anerkennen. Dies ist ein Fehler, der in unserem Verkehr mit Wilden häufig begangen wird, und doch beharren Letztere ebenso nachdrücklich auf ihr Recht, wie die Monarchen Europas. Das von unserer Seite begangene Versehen wurde bald entdeckt, aber die Regierung war zu stolz, es zuzugestehen.

So kam es, dass die anderen Khoikhoihäuptlinge eine mächtige Verbindung gegen Gaika bildeten, welcher nunmehr diese, auf die Unterstützung Englands bauend, mit großer Anmaßung behandelte. Sie bekämpften und überwanden ihn, worauf sie wie üblich sein Vieh wegführten. Da es sich um eine Fehde lediglich zwischen Khoikhoi handelte, die auf ihr eigenes Land beschränkt blieb, so hatten wir absolut keinen Grund, uns einzumischen. Aber die Kolonialregierung war anderer Ansicht und rüstete sich. Auf die Erklärung der Khoikhoi, dass sie nichts Feindliches gegen die Engländer im Sinn hätten, sondern sich nur Gaika nicht unterwerfen wollten, wurde keine Rücksicht genommen, und unsere englischen Truppen rückten aus und griffen die Khoikhoi an. Ihre Dörfer wurden eingeäschert, alles niedergemetzelt und in die Wälder getrieben. 23.000 Stück Vieh führten die Truppen mit sich fort und übergaben davon 9.000 Gaika. Den Rest bekamen die Buren oder wurde zur Bestreitung der Kriegskosten verkauft. Durch die Wegnahme ihres Viehs ihrer Existenz beraubt, wurden die Khoikhoi wütend und begannen die Feindseligkeiten von Neuem. Sie fielen in die Grenzbezirke ein, nahmen einzelne Forts, vertrieben die Holländer und metzelten eine große Anzahl Soldaten und Pflanzer nieder. Sie überschwemmten das ganze Gebiet bis zur Alboa Bay und nichts konnte ihrem Ansturm Einhalt bieten.«

»Das englische Gouvernement benahm sich also nicht verständiger als das holländische«, bemerkte Alexander.

»Jedenfalls nicht viel«, bemerkte Mr. Fairburn. »Im Kriegsrat der Khoikhoihäuptlinge übte damals ein gewisser Mokanna einen nicht unbedeutenden Einfluss. Man kannte ihn in der ganzen Kolonie nur unter dem Namen »Links« oder der »Linkshändige«, der durch seinen scharfen Verstand und große Tapferkeit Gewalt hatte. Obgleich er kein Häuptling war, gab er sich als Prophet aus und zeigte ohne Frage ebenso viel Geschick wie Mohamed. Da er in Kapstadt gewesen war, hatte er sich viele europäische Kenntnisse verschafft. Zu diesem Mann nun, der durch überaus große Beredsamkeit und durch seine angeblichen himmlischen Offenbarungen großes Ansehen genoss, blickte jetzt die ganze Khoikhoination auf. Er versprach, sie zum Sieg zu führen und die Engländer ins Meer zu jagen. Er ließ eine Armee von 40.000 Mann dann zu den Wäldern marschieren, welche an den großen Fischfluss angrenzten. Da es den Khoikhoi widerstrebte, vom Hinterhalt Gebrauch zu machen, schickten sie einen Boten an den Kommandanten von Grahamstadt mit der Nachricht, dass sie am nächsten Morgen bei ihm frühstücken wollten. Der Kommandant, der diese Ankündigung nur für Prahlerei gehalten hatte, befand sich mit seinem Truppenteil in schlechter Verfassung, als er am anderen Morgen die ganze Streitmacht der Khoikhoi auf den Höhen der Stadt bemerkte.

»Wären die Khoikhoi in der Nacht vorgerückt, so hätten sie sich mit Leichtigkeit der Stadt bemächtigen können, da nur 350 Mann Besatzung und ein kleiner Trupp Khoikhoi in derselben lag. Die Khoikhoi stürmten gegen die Stadt und fanden wenig Widerstand, bis sie an die Mündung der Feldkanonen herankamen, die ein verheerendes Kartätschenfeuer gegen sie eröffneten und sie wie Gras niedermähten. Sie sammelten sich unter Mokanna, gaben aber zuletzt die Hoffnung auf und ergriffen die Flucht. Als Mokanna sah, dass alle Anstrengung vergeblich war, floh er seinem Heer nach.

Die Kolonialregierung geriet jetzt in größten Schrecken und bot ihre ganze Streitmacht auf. Die Gebiete der Khoikhoi wurden abermals überschwemmt und die Eingeborenen ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht niedergemetzelt, ihre Dörfer in Brand gesteckt und das Vieh fortgetrieben und alles, was sich ins Dickicht flüchtete, mit Bomben und Raketen beschossen. Mokanna und die ersten Häuptlinge traf die Acht, und die Eingeborenen wurden mit gänzlicher Vertilgung bedroht, wenn sie dieselben nicht lebendig oder tot auslieferten. Obschon zur Verzweiflung getrieben und vor Mangel fast zugrunde gehend, war doch kein einziger Khoikhoi zu finden, der die große Belohnung verdienen wollte, welche man für den Verrat an den Häuptlingen ausgeboten hatte.«

»Je mehr ich von den Khoikhoi höre, desto mehr muss ich sie bewundern«, sagte Alexander Wilmot. »Bitte fahren Sie fort.«

»Mokanna wird noch weit höher in Ihrer Achtung steigen, denn als er sah, dass das Blutbad unter seinen Landsleuten fortdauern sollte, beschloss er, sich für sein Vaterland zu opfern. Er erschien ruhig und unbegleitet im englischen Lager, lieferte sich unter der Bedingung aus, dass seinem Land der Frieden zurückgegeben würde.

Der kommandierende Offizier nahm ihn sofort gefangen und schickte ihn zur Kolonie.«

»Was ist denn aus ihm geworden?«

»Davon nachher, ich möchte Ihnen jetzt den Inhalt einer Rede mitteilen, die einer von Mokannas Häuptlingen hielt, welcher nach dessen Überlieferung ins englische Lager kam. Die Notizen sind unvollkommen aufgezeichnet und geben daher nur einen dürftigen Begriff von der Beredsamkeit des Mannes, dagegen erhält man ein so genaueres Bild von der Behandlung, welche die Khoikhoi durch uns erlitten hatten.

›Ihr britischen Häuptlinge, dieser Krieg ist ungerecht, denn Ihr seid bemüht, ein Volk auszurotten, dem Ihr die Waffen aufgezwungen habt. Als die Väter der Buren sich neben unseren Vätern auf dem Zurweld niederließen, wohnten sie in Frieden beisammen. Ihre Herden weideten sie in denselben Bergen, ihre Hirten rauchten aus gleichen Pfeifen, sie waren Brüder, bis die Herden der Khoikhoi sich so vergrößerten, dass sie dem Herzen der holländischen Bauern wehtaten. Was diese habgierigen Menschen von unseren Vätern nicht für alte Knöpfe kriegen konnten, nahmen sie ihnen mit Gewalt. Unsere Väter waren Männer, sie liebten ihr Vieh, ihre Frauen und Kinder nährten sich von Milch, sie kämpften für ihr Eigentum und hassten die Kolonisten, weil diese nach ihrer Habe gierten und auf ihre Vernichtung sannen. Nun waren ihre Kraals und die unserer Väter getrennt. Die Buren boten Kommandos auf gegen unsere Väter, unsere Väter trieben sie aber aus dem Zurweld und wir wohnten dort, weil wir es erobert hatten. Hier heirateten wir und hier wurden auch unsere Kinder geboren. Die weißen Männer hassten uns, konnten uns aber nicht vertreiben. Wenn Krieg war, plünderten wir Euch, und im Frieden stahlen einige von unseren schlimmen Leuten, aber unsere Häuptlinge verboten es ihnen. Das Volk war ruhig, Gaika stahl, seine Häuptlinge stahlen, ihr schicktet ihm Kupfer, schicktet ihm Leute und schicktet ihm Pferde, auf welchen er ritt, um noch mehr zu stehlen. Uns habt Ihr nur Kommandos geschickt. Wir hatten Streit mit Gaika wegen Gras, das ging Euch nichts an, aber Ihr schicktet ein Kommando.

Ohne Milch, mit einer zerstörten Maisernte sahen wir unsere Weiber und Kinder umkommen. Wir folgten daher der Spur unseres Viehs in die Kolonie, machten Beute und kämpften für unser Leben. Wir fanden Euch schwach und töteten Eure Soldaten, wir sahen, dass wir stark waren, und griffen Euer Hauptquartier an. Hätten wir gesiegt, so wäre es der Sieg des guten Rechtes gewesen, denn Ihr habt den Krieg begonnen, aber wir erlagen und Ihr seid hier.

Wir sehnen uns nach Frieden und mochten in unseren Hütten Ruhe haben. Wir wünschen Milch zu erhalten für unsere Kinder und unsere Frauen verlangen danach, das Land zu pflügen, aber Eure Truppen bedecken die Ebenen, schwärmen durch die Dickichte, wo sie die Männer nicht von den Weibern unterscheiden können, und schießen alles nieder. Ihr wollt, dass wir uns Gaika unterwerfen, das Gesicht des Mannes tat Euch schön, aber sein Herz ist falsch. Steht von ihm ab und macht Frieden mit uns. Er soll für sich selbst kämpfen und wir werden Euch nicht um Hilfe angehen. Setzt Mokanna in Freiheit und alle unsere Häuptlinge werden Frieden mit Euch machen, sobald Ihr es haben wollt, zieht Ihr übrigens den Krieg vor, so könnt Ihr zwar den letzten Mann von uns umbringen, aber Gaika soll nicht herrschen über die Anhänger derjenigen, die ihn für ein Weib halten.‹

Leider änderte diese Rede am Geschick Mokannas nichts und brachte den Eingeborenen keine Erleichterung. Der Versuch, sich der übrigen, geächteten Häuptlinge zu bemächtigen, war vergeblich. Nachdem alles, was zu finden war, geraubt war, Elend und Verheerung jeden Schritt unserer Truppen begleitet hatte, kehrte das Kommando zurück, und ließ durch die weitere Wegnahme von 30.000 Stück Vieh Tausende von Frauen und Kindern zurück, die dem Hungertod preisgegeben waren. Ich möchte jetzt abbrechen. Die Ergebnisse des Krieges und das Schicksal Mokannas sollen den Gegenstand einer späteren Unterhaltung bilden.«

»Wir danken Ihnen sehr für die interessante Erzählung und hoffen, dass keine traurigen Verirrungen und Ungerechtigkeiten mehr zu berichten sind.«

»Es ist Zeit nötig, Mr. Wilmot, um Vorurteil und Lüge umzustürzen. Ehe dies nicht geschehen ist, ist keine Gerechtigkeit zu erwarten. Die Kolonialregierung hatte mit der ganzen weißen Bevölkerung zu kämpfen, die in Waffen trat, weil sie sich längst daran gewöhnt hatten, jede Einbuße, die man ihrem angemaßten Despotismus über die Eingeborenen tat, als eine Beeinträchtigung ihrer Rechte zu betrachten.«

»Auch dürfen Sie nicht vergessen, wie schwach die Regierung damals war und wie unmöglich es ihr wurde, ihre Macht über ein so ausgedehntes Land aus zu üben. Um Ihnen hiervon eine Vorstellung zu geben, will ich nur die Antwort erwähnen, welche einige Buren dem bekannten Reisenden Le Vaillant gaben, als dieser keine Ansicht dahin gehend ausdrückte, dass die Regierung ihrer Grausamkeit und ihrem Vernichtungssystem ein Ende machen solle.

Wir wären im Nu versammelt, um die Hälfte der Soldaten niederzumetzeln, ihr Fleisch einzusalzen und es durch die Überlebenden mit der Drohung zurückzuschicken, dass ein gleiches Los allen denen bevorstehe, welche sich in Zukunft erdreisten sollten, unter uns zu erscheinen.

Es ist also keine leichte Aufgabe für eine Regierung, mit einer solchen Menschenrotte verkehren zu müssen, Mr. Wilmot.«

»Ich gebe dies zu«, erwiderte Alexander, »umso mehr bin ich aber begierig zu erfahren, was seitdem geschehen ist.«