Archive

John Ronald Reuel Tolkien Teil 5

Das 2. Zeitalter

Über dieses Zeitalter wird am wenigsten berichtet, doch das Wenige bestimmt den Verlauf der folgenden Zeitalter.

Das 2. Zeitalter ist eine dunkle Zeit. Mittelerde ist nach dem Krieg des Zorns verwüstet.

Die Edain, die Menschen, die mit den Elben das Bündnis eingegangen sind, werden damit belohnt, dass sie weit im Westen, auf der Insel Numenor, leben dürfen. Und sie erhalten eine längere Lebensspanne. Die Sterblichkeit kann Eru ihnen nicht mehr nehmen, denn was er geschaffen hat, das ist.

Numenor liegt zwischen Mittelerde und Valinor, doch Valinor bleibt auch für die Numenorer unerreichbar. Dafür sorgt ein Bann, mit dem die Numenorer belegt sind, der besagt, dass sie in alle Richtungen reisen dürfen, aber nicht nach Westen.

Die Insel Numenor ist ein fruchtbares, üppiges Land, sodass es den Menschen an nichts zum Leben mangelt. Sie entwickeln sich im Lauf der Zeit zu einem Seefahrervolk und erkunden die ganze Welt – außer Valinor.

In Mittelerde kehren die verbliebenen Hochelben in den Westen zurück, doch viele zögern noch, da in den Grauen Anfurten jetzt immer Schiffe zu ihrer letzten Ausfahrt bereitliegen.

Orks und anderes Gezücht Melkors wurden im Krieg des Zorns nicht vollständig vernichtet, auch sie streifen noch immer durch Mittelerde. Sauron, der oberste Diener Morgoths ist ebenfalls entkommen und taucht wieder in Mittelerde auf. Er blendet seine Gegner mit einer schönen Gestalt und guten Worten und macht sich so die Elben aus Eregion zu seinen Anhängern. (Eregion ist das Noldorische Reich in Eriador zwischen den Flüssen Glanduin und Bruinen, einstmals gegründet von Galadriel und Celeborn.)

Der Anführer dieser Elben, Celebrimbor, ist es dann auch, der mit Saurons Hilfe die Ringe der Macht erschafft.

Die Macht der Ringe liegt darin, dass sie unsichtbar machen und Dinge der unsichtbaren Welt sichtbar. Aber sie wecken im Besitzer auch eine regelrechte Machtgier.

Die Elben schaffen ohne Saurons Hilfe aber auch noch drei schöne Ringe: Nenya, der Ring des Wassers, Vilya, der Ring der Luft, und Narya, der Ring des Feuers.

(Narya wurde ursprünglich von Cirdan, dem Herrn der Grauen Anfurten, getragen, er gab ihn an Gandalf weiter, als dieser nach Mittelerde kam, Vilya wurde ursprünglich von Gil-galad getragen, er gab ihn bei seinem Tod an Elrond weiter, und Galadriel war die Hüterin des Ringes Nenya.)
[nggallery id=7]
Sauron schmiedet aber in Mordor noch den einen Ring, der die Macht der anderen Ringe in sich schließt. Damit kann Sauron die anderen Ringträger lenken und versklaven.

Die Elben merken dies und verstecken ihre drei reinen Ringe.

Nun beginnen die großen Feldzüge Saurons, da er alle Ringe der Macht in seinem Besitz haben will. Und bis auf die drei Elbenringe gelingt ihm das auch. Nur Gil-galad, Galadriel und Elrond halten ihm stand und lassen sich nicht von ihm täuschen.

Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht

 Das sind die, an die Sauron nicht gelangen kann,

 Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein

 doch die Zwerge lassen sich nur schwer untertan machen,

Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun.

 Die Menschen lassen sich verführen und durch die Macht der Ringe werden sie zu Knechten des Einen Ringes und gehen als Nazgul ins Reich der Schatten.

Einer dem Dunklen Herrn auf dunklem Thron.
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.

Doch der Eine Ring ist nicht vollkommen, denn Sauron musste einen Großteil seiner Macht in den Ring übertragen und nur beide zusammen, Sauron und der Ring, können die ganze Macht und Stärke entfalten. Und daraus ergibt sich die größte Schwäche: Nimmt ein anderer den Ring, kann Sauron seine Macht nicht nutzen, und eine Vernichtung des Ringes kommt einer Vernichtung Saurons gleich.

Doch zunächst sind Sauron und der Ring vereint und haben die Macht zur Herrschaft über Mittelerde. Sauron entwickelt sich zum Abbild des Bösen und er strebt nach unumschränkter Macht. Mit seinem Aufstieg zum Dunklen Herrn weitet er seine Macht auch über die Menschen aus. Doch anfangs bleiben die Menschen von den Konflikten zwischen den Elben und Sauron noch unberührt.

Dennoch, gerade in Numenor kündigt sich der Einfluss der Dunklen Macht vielleicht doch schon an.

Die Numenorer haben unter König Elros (Elronds Bruder, der sich für das Menschsein entschieden hat im Gegensatz zu Elrond) immer mehr Reichtum und Wissen erlangt. Nun wollen sie mehr Zeit, um diese Errungenschaften genießen zu können. Ihre Lebensspanne ist schon auf das Dreifache verlängert worden, doch sie wollen den Elben gleichgestellt werden und fordern Unsterblichkeit.

Die Götter haben das schon frühzeitig geahnt und die Numenorer mit dem Bann belegt, dass sie nie nach Valinor, in die Unsterblichen Lande, fahren dürfen.

Nun beginnen die Numenorer über diesen Bann zu murren. Sie streben weiter nach noch mehr Reichtum und suchen dabei einen Weg, dem Tod zu entgehen.

Sie gründen einen Totenkult, bauen Grabstätten und gründen Siedlungen an der Westküste Mittelerdes. Dort entpuppen sie sich als Steuereintreiber und bringen immer mehr Reichtümer nach Numenor. Dann beginnen sie mit dem Schmieden von Waffen und dem Bau von Maschinen. Diese Entwicklung erreicht ihren Höhepunkt, als König Tar-Calion oder Ar-Pharazon, wie er genannt wird, den Thron besteigt.

Um seine Macht zu vervollkommnen, beschließt Ar-Pharazon, nach Mittelerde zu reisen und Sauron Einhalt zu gebieten. Doch Sauron nutzt die Gelegenheit für seine eigenen Ziele. Er lässt sich gefangen nehmen, geht als Geisel mit nach Numenor und schafft es mit List und Tücke, das Vertrauen des Königs zu gewinnen. Binnen kurzer Zeit steigt Sauron zum obersten Berater auf und sein Wort hat großes Gewicht beim König.

Sauron beginnt nun, die Existenz Gottes zu leugnen und sät erste Zweifel bei den Numenorern. Der Eine sei nur eine Erfindung der Valar und deshalb sei auch der Bann nur eine Lüge.

Auch Ar-Pharazon beginnt zu zweifeln, und als er das Alter spürt, vertraut er auf Saurons Worte und segelt mit einer riesigen Flotte nach Westen, nach Valinor.

Die Valar rufen Eru zu Hilfe, der öffnet einen Abgrund im Meer, der die ganze Flotte verschlingt.

Die Insel Numenor kippt um und verschwindet ebenfalls in der Tiefe.

Valinor wird durch Eru entrückt, sodass man es nicht mehr erreichen kann. Nur die Elben finden noch den geraden Weg dorthin, für alle anderen sind die Wege jetzt krumm. Valinor verblasst allmählich zu einer Erinnerung bei den Menschen.

Den Untergang Numenors lässt Eru nur drei Menschen überleben, da diese den Valar immer die Treue gehalten haben. Das sind Elendil, der Elbenfreund und seine Söhne Isildur und Anarion. Sie werden als Heimatlose an die Küsten Mittelerdes gespült und gründen die Numenorischen Königreiche. Im Norden ist das Arnor, von Elendil gegründet, nahe Gil-galads Reich und im Süden ist es Gondor, nahe der Mündung des Anduin, von seinen Söhnen gegründet.

Sauron kehrt ebenfalls nach Mittelerde zurück, seine Stärke und Macht sind wieder im Wachsen. Er rüstet bald zum Kampf gegen die neu gegründeten Reiche und gegen die ihm so verhassten Elben.

So kommt es zum Letzten Bund zwischen Elben und Menschen, begründet durch den Hochkönig der Noldor Gil-galad und dem ersten Hochkönig von Arnor und Gondor, Träger des berühmten Schwertes Narsil, Elendil.

Es beginnt die große Belagerung Mordors, bei der viele Elben und Menschen den Tod finden. So auch Gil-galad und Elendil. Sie werden erschlagen, während sie gleichzeitig Sauron erschlagen. Der letzte Schlag kommt dann von Isildur, der mit den Resten von Narsil, welches zerbrochen ist, den Einen Ring von Saurons Hand abtrennt.

Isildur nimmt den Ring an sich und erliegt fast sofort seiner Macht. Er bekommt die Möglichkeit, den Ring und damit das Böse in Mittelerde ein für alle Mal zu vernichten, doch er gibt den Ring nicht her. Er weigert sich, den Ring dem Feuer zu übergeben und legt damit den Grundstein für alle großen Ereignisse der folgenden Zeitalter.

Damit endet das 2. Zeitalter.

Im nächsten Beitrag geht es weiter mit den Geschehnissen im 3. Zeitalter.


Bilder: Archiv der Autorin, Quellen nicht mehr bekannt

Quellen und weiterführende Literatur:

  • Robert Foster, Das Grosse Mittelerde Lexikon
  • J.R.R. Tolkien, Nachrichten aus Mittelerde
  • J.R.R. Tolkien, Das Silmarillion

Copyright © 2007 by Anke Brandt


Der vollständige Artikel steht als PDF-Download zur Verfügung.

Bisherige Downloads: