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John Ronald Reuel Tolkien Teil 4

Die Zeit vor der Zeit und das 1. Zeitalter

Es begann mit der Musik der Ainur, der Ainulindale.

Der Eine Gott, Eru oder Iluvatar genannt, ließ die Sprösslinge seiner Gedanken, die Ainur, die ersten von ihm geschaffenen Wesen, Musik erlernen. Zunächst singt jeder Ainu für sich, doch dann im Zusammenklang, in Harmonie.

Die Musik birgt die Vision einer Welt, wie Eru sie dann erschafft. Diese Welt heißt Arda, die Welt, die ist.

Einige Ainur gehen als Valar und Maiar auf diese Welt und formen sie, bereiten sie vor auf die Ankunft der Kinder Iluvatars – die Elben und Menschen.

Einer jedoch bringt die Musik mit Disharmonie in Missklang – Melkor. Er will selbst Dinge ins Sein rufen und über sie gebieten. Melkor beansprucht Arda für sich und behält zunächst die Oberhand. Er wendet sich dem Dunkel zu und seine Macht veranlasst viele Maiar, in seine Dienste zu treten. Aber Melkor macht sich einige auch mit List und Tücke untertan.

Aus ihnen züchtet Melkor die Balrogs.

Während die Valar Arda formen, beginnend mit der Errichtung von Valinor, ihrer Heimstatt, die sie mit hohen Bergen umgeben, gibt es immer wieder Kriege und Kämpfe mit Melkor, bis er von Tulkas vertrieben wird, der als letzter Ainu nach Arda kam und der Stärkste und Kühnste unter den Valar ist.

Doch Melkor kehrt zurück und beginnt mit dem Bau seiner feste Utumno. Dort verbirgt er sich, nachdem er die Leuchten der Valar, Illuin und Ormal, zerstört hat.

Die Valar erschaffen daraufhin die Zwei Bäume Telperion, der Silberne und Laurelin, der Goldene. Die Bäume erstrahlen von innen heraus in einem reinen Licht.

Mit dem Erblühen der Bäume beginnt zunächst eine segensreiche Zeit für die Valar.


Quelle: www.wikipedia.org

Melkor jedoch beginnt mit dem Bau der Feste Angband, schmiedet Waffen und züchtet Ungeheuer wie Orks.

Doch dann spüren die Valar, dass die Zeit des Erwachens der Elben naht. (Ihre Erschaffung bleibt ein Geheimnis.) Und die Valar beginnen einen großen Krieg gegen Melkor. Der wird besiegt und kommt in Mandros Hallen in Gefangenschaft.

Die Elben erwachen in Cuivienen, einem See im Osten Mittelerdes. Die Valar wollen sie nach Valinor bringen, und so beginnt der lange Weg der Elben nach Westen. Dabei bilden sich drei Gruppen, die Vanyar (die Hellen, benannt nach ihrer Liebe zum Licht der zwei Bäume, begannen die Große Wanderung als Erste), die Noldor (die Wissenden, gingen als Zweites auf die Große Wanderung, wurden unruhig und rebellisch unter Melkors Einfluss) und die Teleri (die Letzten, entwickeln eine große Liebe zum Meer). Die Vanyar und Noldor gehen den Weg bis zum Ende nach Valinor, wohingegen die Teleri zögern und nur in der Nähe des Lichtes verweilen.

Die Elben, die Valinor erreichen, werden Calaquendi, die Elben des Lichts genannt. Die anderen Moriquendi, die Dunkelelben. Dieser Name entsteht, weil diese Elben nie das reine Licht der zwei Bäume gesehen haben.

Für die Calaquendi beginnt zunächst eine Zeit des Friedens und der Freude. Freude haben sie vor allem an der Erschaffung schöner und kunstvoller Dinge.

Feanor, der mächtigste der Noldor, erschafft unter anderem die Silmarilli, die Juwelen, die das Licht der zwei Bäume in sich tragen, welches Feanor in den Juwelen eingefangen hat. Die Palantiri, die sehenden Steine wurden ebenfalls von den Noldor geschaffen, wahrscheinlich auch von Feanor.

Doch der Frieden ist nicht von Dauer. Melkor wirft sich Manwe, dem irdischen Herrn von Arda zu Füßen und täuscht Läuterung vor. Manwe lässt sich beeindrucken, und Melkor darf sich daraufhin wieder frei bewegen. Allerdings hat Melkor andere Pläne, als er Manwe glauben gemacht hat. Melkor geht nach Süden und verbündet sich dort mit der Riesenspinne Ungolianth. In ihrem Unlicht, einem Mantel aus Dunkelheit, gehen sie nach Valinor und vergiften dort die zwei Bäume Telperion und Laurelin, sodass das Licht von Valinor erlischt. Dann stehlen sie die Silmarilli von Feanor, töten seinen Vater Finwe – woraufhin Melkor den Namen Morgoth von Feanor bekommt, Morgoth, der Schwarze / Dunkle  Feind der Welt – und fliehen.

Auf der Flucht kommt es zum Streit und Kampf um die Beute, Melkor stößt einen gewaltigen Schrei aus, der die Balrogs herbeiruft und mit deren Hilfe kann er entkommen.

Morgoth zieht sich daraufhin in seine Feste Angband zurück und fasst die Silmarilli in eine Eisenkrone ein.

Der Verrat Morgoths an Feanor und Finwe bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Viele Noldor unter Anführung Feanors rebellieren gegen die Valar, weil diese sie nicht vor Melkor geschützt haben.

Und so kommt es zum ersten Sündenfall, dem Auszug der Noldor aus Valinor. Die Elben verlassen eine Art Paradies, die Heimstatt der Götter, und kehren heim nach Mittelerde.

Feanor will nicht mehr unter den Valar leben. Er schwört mit seinen Söhnen einen Eid, dass er Rache nimmt an jedem, der Anspruch auf die Silmarilli erhebt und dass er jeden verfolgt, der unrechtmäßig im Besitz derer ist.


Feanors Söhne

Die Noldor wollen sich mit den Teleri zusammenschließen, doch die weigern sich. Und so kommt es in Alqualonde zum Sippenmord. Die Noldor erschlagen viele Teleri und entwenden deren Schiffe, um nach Mittelerde zu gelangen.

Daraufhin verbannt Mandos, der Schicksalsrichter der Valar, die Noldor aus Valinor und verflucht sie (insbesondere Feanor und seine Söhne) zu Qual, Vernichtung und Verlust der Ehre. Eid und Fluch führen dazu, dass das Leben der Noldor von Selbstzweifel und Verrat geprägt wird. Sie finden keinen Frieden, bereuen und sind der Welt müde.

Die Valinor versuchen unterdessen zu retten, was von den durch Ungolianth vergifteten Bäumen noch übrig ist und erschaffen aus den Resten Sonne und Mond.

Nach Abzug der Noldor hüllen sie Valinor ein, verschleiern es, damit es nicht mehr zu erreichen ist.

Mit dem Aufgang der Sonne beginnt:

Das 1. Zeitalter

Doch zunächst gibt es nur Sterne, als Nächstes wird der Mond auf seine Himmelsreise geschickt und der erste Sonnenaufgang steht noch bevor.

Morgoth hält sich, von Orks umgeben, in Angband auf.

Die Sindar, ein Stamm der Dunkelelben, errichten in Beleriand das Königreich Doriath, und leben dort unter König Thingol. Seine Frau Melian webt nach der ersten Schlacht einen Schutzgürtel um Doriath, um das Reich zu schützen. Dieser Gürtel macht es Feanor und den Menschen unmöglich, das Land zu betreten, und doch wird Thingol auch von Feanors Fluch eingeholt. Er verlangt für seine Tochter Luthien einen Silmaril als Brautpreis. Und wegen dieses Juwels wird er später erschlagen.

Feanor und seine Söhne erreichen Mittelerde und werden sofort von Orks angegriffen. Es kommt zur Dagor-nuin-Giliath, der Schlacht unter den Sternen. Dabei findet Feanor den Tod durch Balrogs.

Die anderen Noldor kommen unter König Fingolfin nach Mittelerde, und es gibt wieder eine Schlacht mit dem Dunklen Feind, die Dagor Aglarab, die ruhmreiche Schlacht, denn die Noldor besiegen Morgoth. Die Noldor bilden einen Belagerungsring um Angband, Morgoth wird in seiner Feste gefangen und damit herrscht fast 400 Jahre Frieden.

Mit dem Aufgehen der Sonne erwachen die ersten Menschen. Einige besiedeln Beleriand, und die Elben verbünden sich mit ihnen. Dieser Bund reicht bis in spätere Kämpfe, wenn Elben und Menschen Seite an Seite gegen den Feind ziehen.

Das Ende des Friedens kommt mit der Dagor Bragollach, der Schlacht des jähen Feuers.

Morgoth gelingt der Ausbruch aus seiner Feste mit einer großen Feuerbrunst. Dabei erhält er Hilfe von Drachen und Balrogs. Es beginnt die Belagerung Beleriands.

Während dieser Zeit verliert Morgoth einen Silmaril an Beren, dem es gelingt, einen der Juwelen zu stehlen, denn er ist Luthiens Auserwählter, der nun den Brautpreis darbringen muss. Beren gewinnt Luthiens Hand und es kommt zur ersten Ehe zwischen einem Sterblichen, dem Menschen Beren, und einer Unsterblichen, der Elbin Luthien.

Der Raub des Silmaril führt aber unweigerlich in eine Katastrophe, denn Feanors Söhne stehen noch immer unter dem Eid und der Gier nach den Silmarilli. Und so sind die Schlachten um die Juwelen noch nicht geschlagen, und das Verderben aller Königreiche der Elben steht bevor.


Beren mit dem Silmaril

Die Freien Völker Mittelerdes kämpfen wieder gegen Morgoth in der Nirnaeth Arnoediad, der Schlacht der ungezählten Tränen. Diesmal siegt Morgoth und er beginnt damit, die Welt nach und nach zu zerstören. Und bereitet damit die letzte große Schlacht vor, die zu einem schrecklichen Krieg ausartet.

In dieser Zeit wird Earendil geboren, der Sohn von der Elbin Idril und dem Menschen Tour. Idril und Tuor verkörpern die zweite und letzte Ehe zwischen Mensch und Elb in diesem Zeitalter.

Earendil wird der Retter der Elben und Menschen. Seine Frau Elwing stammt von Luthien ab und besitzt daher noch den einen Silmaril. Und obliegt damit dem immer noch wirkenden Eid und Fluch von Feanors Söhnen. Earendils Haus wird von ihnen vernichtet, doch der Silmaril gelangt nicht in ihre Hände. Elwing stürzt sich mit dem Silmaril ins Meer, um den Juwel zu retten. Mit Ulmos (zweitgrößter Fürst der Valar, Herr der Wasser) Hilfe gelangt sie zu Earendil, dem Seefahrer, und mithilfe des Silmaril finden sie den Weg nach Valinor. Durch Earendil erfahren die Götter von Morgoths Zerstörungswerk und entsenden ein Heer nach Mittelerde, um Morgoth anzugreifen.

Earendils Preis für die Fahrt nach Valinor ist hoch, er muss dort bleiben und darf nie wieder unter Elben und Menschen leben.

(Die Söhne Earendils sind Elrond und Elros. Elrond wird ab dem 2. Zeitalter sehr bedeutsam sein für Mittelerde.)

Es kommt zum Krieg des Zorns. Valar, Elben und Menschen besiegen Morgoth und schließen ihn durch das Tor der Nacht in die Leere außerhalb von Arda aus dem Kreis der Welt aus.

Morgoths Feste wird zerstört und die zwei verbliebenen Silmarilli werden aus der Eisenkrone entfernt.

Die letzten zwei Söhne Feanors stehlen die Steine und werden letztendlich von ihnen vernichtet. Einer stürzt ins Meer und einer verschwindet in den Tiefen der Erde.

Der Krieg des Zorns wütet so schlimm, dass Beleriand zerstört wird und dem Untergang geweiht ist.

Die Elben gehen zum Teil mit nach Valinor, die anderen und die Menschen gründen Reiche im Osten.

Der dritte Silmaril befindet sich an Earendils Schiff. Er wird als hellster Stern mit Earendil als Zeichen der Hoffnung an den Himmel gesetzt.

So endet das 1. Zeitalter.

Dieser Beitrag soll einen kleinen Überblick über große Ereignisse verschaffen, kann jedoch nicht alle Ereignisse eines ganzen Zeitalters wiedergeben.

Wer sich über diese Zeit eingehender informieren möchte, kann alle Schlachten und Kriege, aber auch viel über Liebe und Freundschaft nachlesen in »Das Silmarillion«, »Nachrichten aus Mittelerde« und »Das Buch der verschollenen Geschichten«. Darin erfährt man alles über die Silmarilli, über Luthien und Beren, den Fall von Gondolin (der verborgenen Stadt der Elben, erbaut aus weißem Stein), über die Kinder Hurins und natürlich auch die ganze Geschichte über Earendil.

Gerade »Das Silmarillion« beantwortet alle Fragen, die sich dem Leser bei »Der Herr der Ringe« stellen, z.B. wo die Ents oder die Istari herkommen oder warum Elrond ein Halbelb ist.

Im nächsten Beitrag geht es weiter mit dem 2. Zeitalter, unter anderem mit dem Aufstieg und Fall der Numenorer und mit Morgoths oberstem Diener Sauron.


Quellen und weiterführende Literatur:

  • Robert Foster, Das große Mittelerde Lexikon
  • Tolkiens Brief an Milton Waldman
  • J.R.R. Tolkien, Das Silmarillion

Bildquellen: www.edoras-art.de mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin Anke Eissmann

Copyright © 2007 by Anke Brandt


Der vollständige Artikel steht als PDF-Download zur Verfügung.

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